Durchgeknallt (Susanna Kaysen)

  • 221 Seiten, btb Verlag
    Originaltitel: Girl, interrupted (glaub ich zumindest)



    Inhalt nach Amazon.de


    Was war an mir so gestört, dass ein Arzt mich in weniger als einer halben Stunde in die Klapsmühle steckte?" -- Eine berechtigte Frage für Susanna Kaysen, entpuppte sich doch ihre auf wenige Wochen anvisierte Einweisung in die Psychiatrie als fast 2-jähriger Aufenthalt. Zugegeben, die junge Susanna hatte Probleme mit dem Einpassen in gesellschaftliche Regeln (aber die hatten in den späten 60er-Jahren einige). Ob sie jedoch wirklich ein Fall für eine Nervenheilanstalt war, sei dahingestellt. Kaysen selbst wurde jedenfalls, das beschreibt sie in einer der interessantesten Passagen des Buches, "nicht einfach bekloppt", sondern war sich ihrer Fehlwahrnehmungen der Realität durchaus bewusst.
    Den Alltag in jener Heilanstalt beschreibt Kaysen in ihrem Buch ohne Wut auf das System, aber mit viel Gespür für Details und lakonischen Blick auf eine Einrichtung, die für viele ihrer Mitpatientinnen "ebensosehr Zufluchtsort wie Gefängnis war". Ganz anders als Einer flog über das Kuckucksnest, mit dem Kaysens Buch und der daraus entstandene Film oft verglichen werden, ist Durchgeknallt nicht die Beschreibung einer düsteren Verwahranstalt für Außenseiter, sondern liefert episodenhafte Aufnahmen aus einer zwar oft seltsam anmutenden, aber für Kaysen letztlich hilfreichen Institution. Trotzdem hinterlassen zwei Jahre in dieser Umgebung Spuren auf der zur Heilung vorgesehenen Seele und Susanna Kaysen hat ihre Erlebnisse im psychiatrischen Krankenhaus denn auch als eine Art Therapie von der Therapie niedergeschrieben. Der Bericht von der Suche dieses unsicheren Mädchens nach sich selbst und ihr Schicksal dabei hinterlässt eines jedenfalls mit Gewissheit: Den Zweifel, wer denn nun eigentlich verrückt ist, die drinnen in der Klinik oder wir hier draußen.


    Meine Meinung:


    Hab das Buch eben fertig gelesen und muss sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat, wobei sich aber über das "sehr" etwas streiten lässt.
    Vor allem der Anfang und die Mitte hatten es mir angetan - als sie die verschiedenen Mitpatientinnen beschrieb und was sie alles erlebte; den Schluss fand ich dann nicht mehr so gut - da, wo es nur noch um ihre Diagnose ging und eigentlich nur noch um sie selbst.


    "Durchgeknallt" ist kein Roman, zumindest steht das vorne drinnen. Was es stattdessen ist, weiß ich nicht. - Es ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen und "Geschichten" aber es ist kein Tagebuch, es ist eine Ausernandersetzung mit ihrer Diagnose, ein Eindruck von zwei Jahren ihres Lebens.


    Sehr gut gefallen hat mir der Witz. Vielleicht war es gar nicht witzig und ich bin einfach nur verrückt genug, um es so zu sehen :grin


    Wer die Geschichte genauer sehen will und vielleicht auch einige Änderungen in Kauf nimmt, der soll sich den Film anschauen (kenn doch bestimmt einige?), denn das Buch ist eher nur eine kurze Abhandlung.
    Aber es hat mir gefallen! :kiss

  • Danke Prombär... :anbet



    Ich hab es nun nach Jahren auf dem SUB endlich auch gelesen.
    Ich bin also offenbar auch verrückt genug, um den Witz hinter der Schreibe zu sehen und habe mich köstlich amüsiert. Das Buch wäre ein heißer Anwärter auf das Jahres Highlight geworden, würde es nicht so unvermittelt enden.
    Knapp 20 Seiten vor Schluß dreht sich der Stil komplett, der Witz verschwindet, es wird nur noch in "Ärztesprache" berichtet und so wirklich erfahren, wie sie es aus dem "Ort" heraus geschafft hat, tun wir auch nicht. Sehr schade. Ein wirklich gutes Buch, daß durch den Schluß leider einfach nur noch belanglos wird.
    Da hatte ich mir auch nach dem wirklich grandiosen Film viel mehr erwartet.
    Trotzdem gibt es ordentlich Sternchen, denn die ersten Seiten haben mich wirklich grandios unterhalten...