Elternblamage leicht gemacht

  • Eine gibts noch, dann mach ich erst mal Pause, ich will euch ja nicht zuschütten mit den kleinen Dramen meines Alltags:


    Kinder blamieren ihre Eltern so gut sie können. Darin sind sie wahre Meister und unschlagbar. Sie setzten ihre Auftritte meisterhaft und mit der Präzision eines Hollywoodregisseurs in Szene. Und das ganz spielerisch.


    Die Eltern trifft es immer unvorbereitet und mit voller Wucht. So auch mich. Hab ich eigentlich so ein Opferschild auf der Stirn? Es gibt Tage, da sollte man besser gar nicht aufstehen, und wenn ich morgens schon wüsste, was mich erwartet, würde ich mir oft genug die Decke über den Kopf ziehen und tote Frau spielen. Dummerweise bin ich aber nicht im geringsten visionär veranlagt und so kam es, dass ich mal wieder im Meer der Ahnungslosigkeit badete, als meine Tochter erneut zu Hochformen in dieser Sportart auflief.


    Die Familie saß komplett am Kaffeetisch – irgendein Geburtstag – als meine Tochter mit sicherem Gespür die Gunst der Stunde nutzte und ihrem Bruder in die gefräßige Stille hinein zurief: „Kommst du mit f….?“ Das darf doch nicht wahr sein! Woher kennt meine Tochter dieses F-Wort und wieso zur Hölle überrascht sich mich damit vor der versammelten Mannschaft? Die Kuchengabeln ringsum sanken und es folgte betretenes Schweigen gepaart mit ein paar wirklich vorwurfsvollen Blicken in meine Richtung. Wieso nur in meine? Eltern bestehen doch nicht nur aus dem Mutterpart? Meine bessere Hälfte verdrückt sich feige in die Küche und täuscht Aktivität vor. Na toll, und wie komme ich jetzt aus der Nummer raus? Ich wähle nach alter Steinzeitmentalität die Flucht nach vorn und checke erst mal mutig den Wissensstand des Kindes. Äußerlich völlig cool frage ich meine Tochter: „Julia, was meinst du damit?“ Sie betrachtet mich mitleidig und erklärt leicht genervt: „Mensch Mama, küssen selbstverständlich. Du weißt aber auch gar nichts!“ Boah, das war knapp. *SchweizvonderStirnwischt* Grad noch mal Schwein gehabt! Mein Adrenalinspiegel sinkt langsam wieder auf Normalniveau und ich lenke die immer noch irritiert aussehenden Gäste mit einer lustigen aber jugendfreien Anekdote aus meinem reichhaltigen Repertoire ab.

  • Idgie kenne ich, so etwas hat mein kleiner beim Mittagessen auch einmal fertig gebracht.


    Als Antwort auf die Frage, woher er das denn hat, erhielt ich dann:


    "Papa na aus der Schule", so etwa wie in die Richtung, das ist doch selbstverständlich. Weist du das nicht.


    Lächeln, Kopf einziehen, nichts gehört haben und durch.



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews