Buddeln 1-3 von Arne Nielsen

  • Larry hat Fieber und kann heute nicht zur Arbeit gehen. Zuhause geblieben erinnert er sich an seinen Heißhunger auf Eier, Huhn oder Riegel, oder an das gescheiterte Familienleben. Wenn es klingelt, macht er die Tür nicht auf und hofft, dass es niemanden gibt, der ihn vom Sofa holt. Larrys Freund Earl hat ein Problem mit seiner heimlich rauchenden Frau Macy. Schließlich hält er Macy so lange unter die Dusche, bis sie und ihre verdammte Zigarette richtig nass sind. Welche Krankheit Larry hat, erfahren wir nicht, nur, dass sie etwas mit seiner Lebenserwartung zu tun hat. Im Betrieb trägt Stan gerne mal die Höschen seiner Frau, die schon vor einiger Zeit eine Auszeit von ihm genommen hat. Seitdem stört er sich daran, daß sein Nachbar Pilot ist und sich einen richtigen Mädchenhaushalt leistet. George hält den Zeitpunkt für gekommen, für sich und seine Jenny einen leckeren Schinken zu besorgen. Was nicht davon ablenken kann, daß Jenny ein Problem mit George hat, denn der läuft den kleinen Jungs aus der Nachbarschaft hinterher. Nach der Explosion eines Gasofens überbringen Jim und Les die Beileidsbekundung der Herstellerfirma und lernen dabei eine Lektion fürs Leben: Du hast eine Wand, und eines Tages hast du keine mehr ... Mit skurrilem Humor beschreibt Arne Nielsen, wie verborgene Laster und Geheimnisse an die Oberfläche treten und sichtbar werden. Seine Storys sind schnell, pointiert und schöpfen ihre beunruhigende Spannung aus dem, was sie andeuten oder verschweigen. ¯Buddeln, 1-3® ist ein Panoptikum des alltäglichen Wahnsinns, voller grotesker Begebenheiten und untergründiger Gewalt.
    Arne Nielsen präsentiert in seinem neuen Buch "Buddeln, 1 - 3" Momentaufnahmen aus verschiedenen Milieus, die schnell und kommentarlos mit dem alltäglichen Wahnsinn umgehen; lakonisch und brutal zugleich.


    Arne Nielsen, geboren 1971 in Dänemark, lernte Herrenschneider, studierte dann Wirtschaftswissenschaften und jobbte als Tankwart, Friedhofsgärtner und Konsularbeamter. Heute lebt er mit Frau und Tochter in Hamburg und schreibt in einer Sprache, die er noch nicht allzu lange beherrscht.


    Meine Meinung:
    Ein Lilli-Buch. Ganz klare Sache.
    Sehr stranger Erzählstil und unheimlich skurrile Geschichten, die eigentlich mehr von dem leben, was er eben ungesagt läßt.
    Immer dann wenn ich dachte, och, jetzt wirds aber langweilig, kam wieder so ein kleiner feiner seltsamer Satz und die Gedanken gehen auf Erkundungsreise.
    Die Geschichten sind teilweise wirklich heftig, ob es nun um das Kind, geht, das beim Jagdausflug vom eigenen Vater und dessen Freund aus Versehen erschossen wird, oder um den Knasti, der sich an den Grund zurück erinnert, warum er sitzt.
    (Beide Geschichten werden übrigens auch oben in der Inhaltsbeschreibung genannt, interessant, wie unterscheidlich man sie interpretieren kann.)


    Einziges Manko meiner Meinung nach, ist der Preis, 14,90 € für ein zwar gebundenes Buch, das aber weniger als 200 Seiten hat, finde ich doch sehr sehr happig. :-(


    Fazit: Nichts für jedermann, aber für Freunde der skurrilen Schreibe ein absolutes MUSS.


    Ach ja, ich bin auf Arne Nielsen durch eine Lesung im Einslive Klubbing (Radio) gestoßen, wer die Möglichkeit hat ihn lesen zu hören/sehen, sollte das unbedingt wahrnehmen, ich fand ihn sehr genial und ich glaube er hat Tom gerächt, in dem er den Moderator mit seinen Antworten so aus der Fassung gebracht hat.... Genial. :lache :anbet

  • Hach, das klingt ja wieder richtig nett, :-(


    ich glaube, das werde ich mir selber zu Weihnachten
    schenken!!
    Danke, für diese verdammt überzeugende Rezension :fetch :lache



    Seufzer Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Aufgrund der tollen und sehr neugierig machenden Rezi habe ich mir das Buch gleich mal bestellt. Danke BJ für diesen prima Lesetipp! :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • @ Voltaire
    Dank mir erst, wenn du es gut fandest :grin
    Meine Freundin hat es angelesen und meinte, was ein Schundquatschmist.... wie gesagt, liegt nicht jedem, aber ich fand es toll...
    *immer noch begeistert ist*

  • Der Autor Arne Nielsen wurde 1971 in Dänemark geboren. Nach seiner Ausbildung zum Herrenschneider studierte er Wirtschaftswissenschaften. Arne Nielsen lebt mit seiner Familie in Hamburg.


    Sieben Erzählungen legt Arne Nielsen mit diesem Buch vor. „Arne Nielsen hat in Raymond Carvers Schule gelernt“ meint die ZEIT sich äußern zu müssen. Da wird die Zeitredakteurin oder der Zeitredakteur wohl noch nichts von Carver gelesen haben, denn ansonsten könnte man nicht zu einem solchen Urteil kommen.


    Arne Nielsen ist in keiner „Schreibschule“ in die Lehre gegangen, er hat seinen eigenen, seinen ganz besonderen Stil gefunden. Er schreibt mit manchmal mit einer ernsten und staunenden Lässigkeit, die man bei Carver vergeblich suchen würde. Nielsens Blick schweift durchaus auch mal ab, aber nie entgeht im das Wesentliche. Manche Sätze offenbaren ihren Sinn erst nach mehrmaligem Lesen, werden dann aber fast zu kleinen Satzkunstwerken.


    Sicher kein Erzählungsband der die Bestsellerlisten raufklettern wird, dazu schreibt Nielsen wohl zu sehr am Mainstream vorbei, und es wird sicher auch den einen oder anderen Leser geben, der dieses Buch am besten in die Tonne treten würde, für den aber, der auch mal was Neues lesen möchte, der etwas lesen möchte, was nicht in den endlos ausgelatschten Fußtapfen so manchen Erzählungsbandes passt, der wird sicher mit Arne Nielsen gut klar kommen. Entweder wird Arne Nielsen ein Freund der Familie oder man verpasst ihm Hausverbot, ein Dazwischen vermag ich nicht zu erkennen.


    Ein wirklich lesenswerter Erzählungsband.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.