Stephen Donaldson/Der Fluch des Verächters

  • Band 1 der "Chroniken von Thomas Covenant", hier in einem Dreiersammelband.


    Inhalt:
    Als der erfolgreiche Schriftsteller Thomas Covenant entdeckt, daß er an Lepra leidet, geht sein Leben gemeinsam mit seiner Ehe schnell bergab. Durch einen Autounfall wird er mysteriöserweise in eine andere Welt, schlicht "das Land" genannt, geschleudert. Doch ist es wirklich eine andere Welt? Oder nur ein sehr plastischer Traum, den er träumt, während er im Koma liegt? Für die Bewohner dieser Welt spielt dies keine Rolle, sie sehen in Covenant ihren Retter, da ihnen die vollkommene Vernichtung durch Lord Foul, genannt der "Verächter" droht. Covenant ist ihre einzige Hoffnung. Nur dumm, daß der nicht nur nicht weiß, wie er helfen kann, sondern auch noch daran zweifelt, ob das wirklich sinnvoll ist. Der "Zweifler" ist geboren.


    Über den Autor:
    Habe ich auf die schnelle nichts gefunden.


    Meinung:
    Schon beim Beginn dieses Buchs war mir klar, daß ich hier etwas außergewöhnliches entdeckt habe. (Küßchen an Delphin!) Normalerweise bin ich die erste, die dafür ist, Englisch zu lesen, besonders, wenn ein Buch nicht nur gut, sondern auch schön geschrieben ist. Und doch bereue ich nicht, daß ich bei der deutschen Neuauflage zugegriffen habe, denn die Übersetzung scheint mir eine sehr gelungene zu sein.


    Die Geschichte liest sich interessanterweise teils ähnlich dem "Herrn der Ringe", und doch grundverschieden. Fast, als wären die Herren Tolkien und Donaldson von den gleichen Rahmenbedingungen ausgegangen, aber an vollkommen unterschiedlichen Orten angelangt.
    Die Handlung, Kampf Gut gegen Böse, ist nicht unbedingt innovativ, aber der Weg, welcher wohl als Ziel betrachtet werden kann, ist es. Und wer ist hier überhaupt gut und wer ist böse? Ist es richtig, den abscheulichen Gegner einfach so abzuschlachten, nur weil er ein abscheulicher Gegner ist?


    Ist Covenant ein Guter? Bei ihm habe ich ehrlich gesagt ein wenig an meinem Geisteszustand gezweifelt, denn in praktisch jeder Rezension über dieses Buch heißt es, er wäre so unsympathisch und nervig in seinen Zweifeln und seinem Selbstmitleid, daß es kaum auszuhalten wäre. Tatsächlich? Ich mag ihn. Er ist kein Held, er ist kein Guter, er tut Böses, aber er ist ein Mensch. Wie würde sich ein Mensch (ob mit oder ohne Lepra) verhalten, wenn er sich plötzlich in einer solchen Welt wiederfinden würde? Wie Covenant oder wie die anderen Weltenreisenden, die sich sehr schnell anpassen und selten an ihrem Geisteszustand und der Realität zweifeln?
    Er ist sicher einer der düstersten Romanhelden, die ich bisher getroffen habe. Aber auch einer der menschlichsten. Ein Widerspruch?
    Auch die Nebenfiguren brauchen sich nicht zu verstecken, denn auch bei ihnen mußte Donaldson nicht in die Klischeekiste der Könige und sonstigen feudalen Titelträger greifen. Hier hat jemand mal etwas innovatives erschaffen.


    Ich brauche vor dem zweiten Band auf jeden Fall eine Pause, denn das Buch überwältigt einen (nicht nur wegen seines Gewichts ...). Aber ich freue mich schon darauf.

  • Ich schliesse mich Grisels Meinung an.


    Zur Zeit sind drei dicke Klötze im Handel. Der erste, den Grisel verlinkt hat ("Die Macht des Ringes"), umfasst die ersten Chroniken von Thomas Covenant.


    Der Fluch des Verächters (Lord Foul's Bane)
    Der Siebte Kreis des Wissens (The Illearth War)
    Die letzte Wallstatt (The Power that Preserves)


    Dann gibt es noch die zweiten Chroniken von Thomas Covenant, die in dem grünen Klotz "Der Bogen der Zeit" zu finden sind


    Das verwundete Land (The Wounded Land)
    Der einsame Baum (The One Tree)
    Der Ring der Kraft (White Gold Wielder)


    Und dann gibt es noch einen bräunlichen Klotz "Die Runen der Erde" (The runes of the Earth), der den ersten Band der dritten Chroniken beinhaltet, die aus vier Bänden bestehen soll, von denen der Autor aber erst einen geschrieben hat.


    Homepage des Autors


    Ich hab erst "Der Fluch des Verächters" gelesen und "Der Siebte Kreis des Wissens" fast (musste mich erstmal erholen, weil das Buch so schwer ist). Grisel sagt ja 1 Kg, aber es sind bestimmt gefühlte 2 Kg. :wow


    Thomas Covenant ist mir eigentlich sympathisch, weil ich nachvollziehen kann, warum er sich so verhält. Er hat ja Lepra und wird von der Gesellschaft ziemlich ausgeschlossen und als Aussätziger behandelt. Er hat seine Macken und das gefällt mir, aber sein Verhalten ist aufgrund seiner Erfahrungen auch nachvollziehbar. Ausserdem finde ich Mhoram und Bannor einfach ganz toll. :anbet


    Die Sprache der deutschen Übersetzung finde ich einfach wunderschön. Sie ist ein bisschen altertümlich. Da werden solche Begriffe wie "Übel", "Schändung" und "Seelenpein" verwendet und die Figuren drücken sich einfach elegant aus.


    Allerdings musst man bei Covenant sehr tolerant sein, was seitenweise Monologe von Figuren angeht. Er kommt da hin, er blickt nichts, der Leser auch nicht, dann stellt er eine simple Frage, zum Beispiel "Warum?" und dann geben sie ihm Erklärungen, die über mehrere Seiten hinweg gehen und die Covenant und dem Leser im Vorlesungsstil das nötige Wissen vermitteln. :lache Also in jedem anderen Buch würde ich das kritisieren. Aber die reden einfach so schön. *seufz*


    Mehr fällt mir grad nicht ein, ausser, dass ich das Buch empfehlen kann.


    Ach so doch: Die einzelnen Chroniken sind in sich abgeschlossen. Man kann also nur den ersten Klotz kaufen und danach aufhören.
    .

  • Was hat das Buch denn für einen Einband? Ich hoff mal, dass ist nicht so ein schwabbliges Ding bei der mächtigen Seitenanzahl... Werd mir wohl auch mal überlegen das zu holen, wenn ihr das hier alle so lobt - mich hatte nur der Preis ein wenig abgeschreckt.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Grisel + Delphin


    Wer ist den der Übersetzer des Wälzers?


    Denn es gab ja schon einmal zwei Ausgaben, einmal bei Heyne und einmal bei Knaur - für alle die erst einmal einen band "Gebraucht" ausprobieren wollen.


    Ich habe schon vor Jahren die 6-bändige Heyne-Ausgabe gelesen 8und letuztes Jahr nochmal die Knaur-Ausgabe zusammengesucht) auf grund eine Besprechung in einem schon lange wieder eingestellten SF-Fanzine und kann mich Grisel und Delphin nur anschließen - Fantasy vom Allerfeinsten in jeder Hinsicht.
    Wenn man von Klassikern der Fantasy spricht darf man die Thomas Covenant-Saga nie vergessen, denn hier hat ein Autor gezeigt zu was Fanatsy fähig sein kann.


    Statt dem neusten Zwerge-, Elfen-, Drachen-, Trolle- oder Orks-Buch die Euronen in Thomas den Zweifler investieren


    empfiehlt Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • @ saz


    Die Bücher sind vom Einband und Format her vergleichbar mit "Die Elfen", "Die Zwerge" und wie die ganzen Heyne-Klötze alle heissen. Das Papier ist aber superdünn, so wie in manchen Insel-Klassikern, fühlt sich sehr hochwertig an und ist sehr gut gedruckt. Das Buch lässt sich lesen, ohne den Rücken zu knicken.


    @ Dyke


    Bei "Die Macht des Ringes" schreiben sie "Deutsche Übersetzung von Horst Pukallus, neu durchgesehen und vollständig überarbeitet von Friedrich Sommersberg".


    "Der Bogen der Zeit" ist von René Nibose-Mistral übersetzt worden. Ich hoffe, der Stil bleibt der gleiche. :wow

  • Zitat

    Original von Delphin
    "Der Bogen der Zeit" ist von René Nibose-Mistral übersetzt worden. Ich hoffe, der Stil bleibt der gleiche. :wow


    Dann lasse ich Dich vortesten und wenn es arg anders ist, steige ich auf Englisch um und lasse Dich sitzen mit Deinem zweiten Türstopper. Ja, ein guter Plan. :-]

  • Zitat

    Original von Delphin
    "Der Bogen der Zeit" ist von René Nibose-Mistral übersetzt worden. Ich hoffe, der Stil bleibt der gleiche. :wow


    Die Knaur-Ausgabe ist komplett von Horst Pukallus übersetzt.
    Da bin jetzt aber neugierig.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Wie hat sich denn die Knaur-Ausgabe gelesen? Wir haben nämlich überlegt, ob es eine komplette Neubearbeitung der Übersetzung ist, oder ob nur ein paar Kleinigkeiten verändert wurden.
    Klar, sowas ist subjektiv und schwer zu sagen, aber anderswo hat jemand gemeint, die Knaurbücher hätten sich mühsam gelesen, was ich bei Heyne jetzt nicht feststellen konnte. Ganz im Gegenteil, das ging runter wie guter Wein.


  • Hallöchen...na, da habt Ihr (Grisel, Delphin und Dyke) ja mir Fantasy-Freak im wahrsten Sinne des Wortes wieder ein dickes Ei ins Nest gelegt...Mein Mann hat schon in gespieltem Entsetzen die Augen verdreht :lache


    Aber sei`s drum. Er ist ja Kummer gewohnt mit mir ;-)


    Hm...also ich hab mir gestern das hier geleistet: "The Runes of the Earth"...und, wenn ich Euch recht verstehe, ist das zwar der erste Teil, aber da kommt dann noch etwas dazu?


    Und die anderen Klötze kann man ruhig unabhängig davon lesen?


    @Delphin...besser im Original oder der deutschen Übersetzung?


    Danke für die interessanten Empfehlungen :-)


    :wave

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Hm...also ich hab mir gestern das hier geleistet: "The Runes of the Earth"...und, wenn ich Euch recht verstehe, ist das zwar der erste Teil, aber da kommt dann noch etwas dazu?


    Das war das Falsche. Das ist der erste Teil der dritten Chroniken. Ich glaub nicht, dass es Sinn macht, damit anzufangen.


    Die einzelnen Chroniken sind in sich abgeschlossen. Nach der ersten wollte der Autor eigentlich gar keine Fortsetzung schreiben und ist dann ewig von seinem Verleger belatschert worden, bis er sich breitschlagen lassen hat. Die dritten Chroniken schreibt er jetzt irgendwie 25 Jahre später. Ich weiss gar nicht, ob ich die noch kaufe.


    Zitat

    Und die anderen Klötze kann man ruhig unabhängig davon lesen?


    Man kann nur den ersten Klotz lesen, aber meiner Meinung nach nicht nur den zweiten oder nur den dritten, weil einem dann das Vorwissen fehlt. Aber dazu kann Dyke mehr sagen. Ich bin ja noch im ersten Klotz.


    Der Autor selbst


    Zitat

    Actually, I've had the story for "The Last Chronicles" in mind for at least 25 years. When I first began to imagine "The Second Chronicles of Thomas Covenant," the ideas for this final project struck me at the same time. As a result, while I was writing "The Second Chronicles" I was able to prepare the way for "The Last Chronicles" by creating all of the loose ends and back doors I would need. When I wrote the original "Covenant" trilogy, I had no intention of pursuing either the characters or the setting further. The story seemed complete to me as it stood. But my editor at that time was Lester del Rey, and he was the King of Sequels. As soon as I finished working on The Power that Preserves, he began to push for more "Covenant." Ignoring my protests, he tried to prod me by sending me ideas for a second trilogy. Well, these ideas were all bad (I thought they were inherently bad, but they may simply have been bad because they weren't mine). And they got worse as Lester pushed harder. Finally he succeeded at sending me an idea so bad that before I could stop myself I thought, "No, that's terrible, what I really ought to do is--" And there, almost involuntarily, I conceived the stories for both "The Second Chronicles" and "The Last Chronicles." As I imagined it at the time, "The Second Chronicles" was a logical extension of the first "Covenant" trilogy. In the same way, "The Last Chronicles" is a logical extension of the second.


    Quelle: Homepage des Autors

    Zitat

    @Delphin...besser im Original oder der deutschen Übersetzung?


    Keine Ahnung, ich hab nur die deutsche Übersetzung gelesen. Ich kaufe ja sonst nahezu alles auf Englisch, ich weiss auch grad nicht mehr, wie es dazu kam, dass ich dieses auf Deutsch gekauft habe, ich hab es aber auch nicht bereut.

  • Nu ja...dann subt`s halt bei mir erstmal, bis ich alle Teile zusammen hab.


    Und wir warten dann auf Dyke, damit er ein bissl Licht ins Dunkel bringt :-)


    Auf jeden Fall danke ich Dir erstmal herzlich, Delphin :wave

  • Ich gestehe, ich habe die Knaur-Ausgabe noch gar nicht gelesen, sondern Ende der70er/Anfang der 80er die Heyne-Ausgabe. bei Erscheinen.


    Die hab ich aber 1989. als ich meine SF-Sammlung an eine Würzburger SF-Buchhandlung verkaufte , mit abgegeben.


    Da der Fantasy-Markt für mich kaum etwas bessers hervorgebracht hat, habe ich wieder mit der Knaur-Ausgabe angefangen, einfach um den Zyklus nochmals lesen zu können und ihn letztes Jahr dank buchticket vervollständigt.


    Bin aber der Meinung, dass Knaur die Heyne-Ausgabe 1:1 übernommen hat.
    Dazu muss ich aber noch ein bisschen recherchieren.


    Genaueres am WE


    Die "Runen" sind in dem aktuellen Band das erste Mal auf Deutsch übersetzt.
    Wie bei allen Serien kann man alle Bände auch einzeln lesen (ich meine damit die 6-bändige Ausgabe, die derzeit in 2 Bänden wieder aufgelegt ist), aber richtig Spaß macht es nur von Anfang an.


    Und was ich bisher über die "Runen" gehört habe, war nicht sehr positiv.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Und was ich bisher über die "Runen" gehört habe, war nicht sehr positiv.


    Ja, ich hab auch nicht viel Positives über die "Runen" gehört. Manchmal ist es vielleicht besser, wenn Autoren 25 Jahre später nicht noch eine Fortsetzung dranhängen...

  • Zitat

    Original von Delphin



    Keine Ahnung, ich hab nur die deutsche Übersetzung gelesen. Ich kaufe ja sonst nahezu alles auf Englisch, ich weiss auch grad nicht mehr, wie es dazu kam, dass ich dieses auf Deutsch gekauft habe, ich hab es aber auch nicht bereut.


    Ist doch klar.


    1. Der erste Klotz ist ganz schön blau.


    2. Er ist zwar nicht ganz billig, aber dafür gibt's wirklich arg viel bedrucktes Papier.

  • ...also, ich hab mir jetzt gestern noch dies hier geleistet und die zweiten englischsprachigen Klötze wünsch ich mir zum Geburtstag :-)


    Die deutschsprachigen Bücher müssen erstmal noch hintan stehen.


    Pelican : blau ist ja auch eine schöne Farbe :grin


    Aber mal ehrlich: wer solche Bücher als TB herausbringt, gehört doch erschossen, oder?! :fetch

  • Hab es heute nun fertig gelesen und es ist zugegebenermaßen wirklich ein schönes Buch ... eins der besten Fantasy-Bücher, die mir so in letzter Zeit in die Hände gefallen sind. Abgehoben wird es wirklich vor allem dadurch, dass der Protagonist ausnahmsweise kein Held ist. Werde mir mal überlegen noch den 2. Band zu lesen, vorerst brauche ich wohl doch erstmal eine Pause zum Verdauen...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • um das buch schleich ich jetzt schon auch länger rum ...
    ich kann mich echt nicht entscheiden, ob ich das auf meine wunschliste setzen soll oder nicht ... hab nämlich sowohl viel gutes als auch einiges negatives gehört ... hmmm
    gibt es irgendwo einzelne kapitel die man online lesen kann zum schnuppern?