Band 1 der "Chroniken von Thomas Covenant", hier in einem Dreiersammelband.
Inhalt:
Als der erfolgreiche Schriftsteller Thomas Covenant entdeckt, daß er an Lepra leidet, geht sein Leben gemeinsam mit seiner Ehe schnell bergab. Durch einen Autounfall wird er mysteriöserweise in eine andere Welt, schlicht "das Land" genannt, geschleudert. Doch ist es wirklich eine andere Welt? Oder nur ein sehr plastischer Traum, den er träumt, während er im Koma liegt? Für die Bewohner dieser Welt spielt dies keine Rolle, sie sehen in Covenant ihren Retter, da ihnen die vollkommene Vernichtung durch Lord Foul, genannt der "Verächter" droht. Covenant ist ihre einzige Hoffnung. Nur dumm, daß der nicht nur nicht weiß, wie er helfen kann, sondern auch noch daran zweifelt, ob das wirklich sinnvoll ist. Der "Zweifler" ist geboren.
Über den Autor:
Habe ich auf die schnelle nichts gefunden.
Meinung:
Schon beim Beginn dieses Buchs war mir klar, daß ich hier etwas außergewöhnliches entdeckt habe. (Küßchen an Delphin!) Normalerweise bin ich die erste, die dafür ist, Englisch zu lesen, besonders, wenn ein Buch nicht nur gut, sondern auch schön geschrieben ist. Und doch bereue ich nicht, daß ich bei der deutschen Neuauflage zugegriffen habe, denn die Übersetzung scheint mir eine sehr gelungene zu sein.
Die Geschichte liest sich interessanterweise teils ähnlich dem "Herrn der Ringe", und doch grundverschieden. Fast, als wären die Herren Tolkien und Donaldson von den gleichen Rahmenbedingungen ausgegangen, aber an vollkommen unterschiedlichen Orten angelangt.
Die Handlung, Kampf Gut gegen Böse, ist nicht unbedingt innovativ, aber der Weg, welcher wohl als Ziel betrachtet werden kann, ist es. Und wer ist hier überhaupt gut und wer ist böse? Ist es richtig, den abscheulichen Gegner einfach so abzuschlachten, nur weil er ein abscheulicher Gegner ist?
Ist Covenant ein Guter? Bei ihm habe ich ehrlich gesagt ein wenig an meinem Geisteszustand gezweifelt, denn in praktisch jeder Rezension über dieses Buch heißt es, er wäre so unsympathisch und nervig in seinen Zweifeln und seinem Selbstmitleid, daß es kaum auszuhalten wäre. Tatsächlich? Ich mag ihn. Er ist kein Held, er ist kein Guter, er tut Böses, aber er ist ein Mensch. Wie würde sich ein Mensch (ob mit oder ohne Lepra) verhalten, wenn er sich plötzlich in einer solchen Welt wiederfinden würde? Wie Covenant oder wie die anderen Weltenreisenden, die sich sehr schnell anpassen und selten an ihrem Geisteszustand und der Realität zweifeln?
Er ist sicher einer der düstersten Romanhelden, die ich bisher getroffen habe. Aber auch einer der menschlichsten. Ein Widerspruch?
Auch die Nebenfiguren brauchen sich nicht zu verstecken, denn auch bei ihnen mußte Donaldson nicht in die Klischeekiste der Könige und sonstigen feudalen Titelträger greifen. Hier hat jemand mal etwas innovatives erschaffen.
Ich brauche vor dem zweiten Band auf jeden Fall eine Pause, denn das Buch überwältigt einen (nicht nur wegen seines Gewichts ...). Aber ich freue mich schon darauf.