Spione im Vatikan - Kaltefleiter/Oschwald

  • Kurzbeschreibung


    Das Attentat, das der gedungene Killer Ali Agca im Jahr 1981 auf Johannes Paul II. verübte, rückte den Vatikan mit einem Paukenschlag als zentrales strategisches Operationsfeld östlicher und westlicher Geheimdienste in den Blick. Wer hat den Papst im Visier?
    Nach dem Fall des eisernen Vorhangs können wir heute die dramatischen Spionageaktivitäten rund um den Vatikan neu lesen. Aus den Stasiakten des Ministeriums für Staatssicherheit erfährt man nicht nur von den frommen IM »Antonius« und »Lichtblick«, einem gekauften Benediktinermönch. Das Buch, das sich streckenweise wie ein Thriller liest, schildert alle wesentlichen Aktivitäten westlicher und östlicher Geheimdienste und deren Folgen zwischen 1939 bis heute. Schon Hitler und Stalin hatten das gleiche Ziel: die Ausrottung des Christentums. Es gab Pläne zur Unterwanderung der vatikanischen Behörden, ja sogar zur Entführung und Tötung des Papstes. Bis heute ungeklärt blieben das Attentat auf Johannes Paul II. und mindestens drei mysteriöse Todesfälle: Zwei Päpste und ein Kommandant der Schweizergarde starben unter bislang ungeklärten Umständen. Agenten wurden und werden heute immer noch in unmittelbarer Umgebung des Papstes platziert. Denn das Oberhaupt der Katholischen Kirche mit über 1 Milliarde Gläubigen, einem Sechstel der Weltbevölkerung, gilt als der bestinformierte Mann der Welt.



    Über die Autoren (vom Umschlag übernommen und gekürzt)


    Werner Kaltefleiter war von 1962 bis 2003 Redakteur des ZDF. Seine Schwerpunkte sind Papsttum, vatikanische Diplomatie, Zeitgeschichte.


    Hanspeter Oschwald ist Buchautor und Redakteur (dpa, Die Welt und Focus). Als Korrespondent mit Zweitwohnsitz in Rom verfügt der „Vatikanista“ über beste Kontakte und intime Kenntnisse des Heiligen Stuhls. Oschwald war erst Auslandschef des Focus, für den er heute noch schreibt, und leitet derzeit die Journalistenschule von Hubert Burda Media, Offenburg.


    Eigene Meinung:


    Der Titel dieses Buches ist eigentlich ein wenig verfehlt. Zwar spielen auch Nachrichtendienstliche Tätigkeiten diverser Staaten eine bedeutende Rolle in diesem Buch, vielmehr steht aber die vatikanische Diplomatie seit ungefähr 1930 bis in die heutige Zeit im Mittelpunkt der Betrachtung.


    Zuerst führen die Autoren in einem allgemein gehaltenen Teil in die Thematik ein. Dabei versuchen die dem Leser die politische Bedeutung des Vatikan für Geheimdienste und Spione näher zu bringen und wie man im Vatikan darauf reagiert. Behandelt wird auch wie Spione in den Vatikan gelangen und dort arbeiten können. Dieser Teil, der sich über die ersten hundert Seiten erstreckt ist dem Autorenduo nicht besonders gelungen. Viele Abkürzungen machen das Lesen des Textes sehr schwer, vor allem da ein Abkürzungsverzeichnis fehlt und die meisten Abkürzungen nur nach der ersten Nennung einmal in Klammer ausgeschrieben werden. Auch wenn sich die Autoren hier darum bemühen einen allgemeinen Teil zu schreiben, gelingt ihnen das nicht wirklich gut. Sie verlieren sich zu sehr in Einzelfällen, wobei sie zwischen den Zeiten springen und oftmals Querverweise auf spätere Kapitel legen. Eine wirklich allgemeine Erkenntnis daraus muss man sich als Leser wenn schon selber zurecht schustern.


    Danach folgt ein ausführlicher Teil über die diplomatischen Tätigkeiten des Heiligen Stuhls ab ca 1930 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, wobei auch das allgemeine Bild von Pius XII. eine starke Gewichtung findet. Dieser Teil ist wohl das Herzstück des Buches und erscheint auch als das am ausführlichsten bearbeiteste.
    Meines Erachtens nach zeichnen die beiden Autoren dabei ein ausgewogenes Bild der päpstlichen Bemühungen rund seine Verwicklungen mit den totalitären Systemen der Mitte des 20. Jhs. Inwieweit sie sich dabei auf Fakten stützen ist schwer zu beurteilen. Zu dieser Frage werde ich aber später noch was schreiben. An dieser Stelle soll ausreichen, dass mir erschien, dass sie sich um ein möglichst objektives Bild in dieser Frage bemüht haben.


    Danach wird die Zeit des Kalten Krieges genauer beleuchtet, wobei hier vor allem diplomatisches Geschehen in Zusammenhang mit der DDR und Schaffung von Bistümern in der DDR besprochen wird.


    Noch als letztes ausführlicher behandeltes Thema findet das Attentat auf Papst Johannes Paul II. und sein Engagement gegen den Kommunismus Raum in diesem Buch.


    Danach scheinen die Autoren bemüht noch möglichst viel an Themen in dieses Buch hineinzupacken. Dies wäre mMn nicht notwendig gewesen, erscheint mir vielmehr als der Versuch mit Gewalt noch ein paar Themen ohne wirkliches thematisches Gehalt hineinzupressen um vielleicht auch noch den einen oder anderen Leser aufzugabeln. Dabei werden kurz Gerüchte um einen möglichen Mord an Pius XI., Johannes Paul I. und Gerüchte über die Hintergründe am Mord an einem Gardekommandanten 1998 hineingepflanzt. Natürlich auch nicht fehlen darf Papst Benedikt XVI und mögliche Gefahren islamischen Terrors auf den Vatikan, was aber jeweils nur sehr kurz behandelt wird.


    Die Sachlichkeit des Romans ist schwer zu beurteilen, berufen sich die Autoren oftmals auf Aussagen von Personen, die nicht genannt werden wollen. Als die Bildzeitung das eine oder andere mal zitiert wurde, erschien mir diese auch nicht als die seriöseste aller Quellen. Viele Informationen stützen sie auf Stasiakten.
    Im Großen und Ganzen erscheint mir vor allem der Teil bis zu Johannes Paul II. sehr sachlich. Auf wilde Ausritte ins Reich der Spekulationen wird verzichtet.


    Für die Themen danach erscheint mir die Faktenlage äußerst dünn, weshalb mir auch nicht wirklich einleuchtend erscheint, warum diese Themen überhaupt in das Buch aufgenommen wurden. Dabei werden aber weitestgehend nur bestehende Theorien kurz zusammengefasst. Mögliche Beweise oder dergleichen werden nicht präsentiert. Trotzdem hat es bei mir die Glaubwürdigkeit des Buches in seiner Gesamtheit getrübt.



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