Einladung zur Weihnachtsfeier

Der ist sehr gut, Sisi, fast so ging es mir viele Jahre, wenn ich diese wunderschönen Weihnachtsfeiern arrangieren musste. (Gehört zu meinem Job :-() --- Bis mein Chef mir einmal bei einer Weihnachtsfeier eine Flasche Rum überreichte, mit der Bemerkung: Damit du dich nicht mehr über alle ärgerst. Seit dem habe ich meine Ruhe, die Kollegen und Kolleginnen machen alles was Weihnachtsfeier anbelangt mit. Sogar die Vegetarier sind zufrieden

Also, wir hatten ja gestern Weihnachtsfeier kombiniert mit einem kleinen Dienstunterricht.
Ich berichte mal:

09:00 h
Ich steige die Treppe hinab, in meinen kuscheligen Mantel gehüllt und lächel selig. Ich bin pünktlich!

09:01
Ich stehe auf der Treppe, vor mir das plärrende Nachbarskind. Presley-Ann, Gott wie ich den Namen hasse, kam in dem Moment aus der Haustüre gespurtet, als ich gerade auf ihrem Absatz der Treppe stand. Leider kam das Blag nicht alleine sondern hielt in den Händen so ein eklig grünes Slime-Glibber-Ding, welches sich leider nicht mehr in ihren Händen befindet, sondern mit meinem Kashmirmantel eine Symbiose eingegangen ist.

09:07 h
Presley-Anns Mutti hat das Kind wieder in die Wohnung gezerrt, etwas von kinderfeindlichen Nachbarn gemurmelt und mir direkt mitgeteilt, daß ich bloß nicht auf die Idee kommen sollte, ihr die Rechnung meines Mantels zu präsentieren, wenn ich so teure Sachen kaufe, sei ich das selbst schuld und das geht mit Gallseife und kaltem Wasser bestimmt raus.
Ich stehe in meiner Wohnung, verfluche das Rotzgör und versuche eine passende warme Jacke zu finden.

09:13 h
Ich sitze im Auto. Passende WARME Jacke war leider negativ, also hab ich jetzt einen Flecktarnblazer an und friere mir schon im beheizten Auto den Hintern ab.

09:20 h
An der Autobahnauffahrt staut es sich. Ich komme zu spät, fingere das Handy aus der Tasche und schicke an den einzigen neuen Kollegen dessen Handynummer ich besitze eine SMS, daß sie auf mich warten sollen.

09:40 h
Ich rolle gestreßt, verschwitzt (trotz kalter Jacke) und genervt auf den Parkplatz vor dem RWE Kraftwerk Weisweiler.
Am Haupttor veranstalten 20 Kollegen eine Laolawelle... meine Entschuldigungsversuche gehen im Gelächter unter.
Meine SMS ging unter, weil der Kollege um die Uhrzeit sein Handy noch nicht anhatte.

09:45 h
Wir besteigen einen zum Bus umgebauten Unimog, beim Anblick des dreckigen Bodens beginne ich zu erahnen, daß Stilettos die falsche Wahl waren.

09:50 h
Wir rollen los. Die Besichtigung des Tagebaus Inden beginnt. Von weitem sehe ich schon, die weltgrößten Schaufelradbagger.
Unser Führer macht einen auf wichtig und berichtet und erläutert und erklärt. Speziell die älteren Kollegen haben tausend Fragen.
Meine Kollegin und ich beschäftigen uns mehr damit, wie wir das Fenster über uns schließen können und wie wir auf den Sitzen bleiben ohne bei jedem Erdhügel herumzuhopsen.

09:55 h
Ich habe einem der Kollegen ein hinreißendes Lächeln geschenkt und er hat das Fenster geschlossen.
Wir rumpeln weiter durch Erd und Sandhügel.

10:00 h
Der Bus hält unter einem der riesigen Bagger. Es wird erläutert und gefragt.
Wir steigen aus und stehen mitten in der Braunkohle.
Meine beigen Wildlederstilettos sehen aus, als hätte ich sie mit Edding angemalt.
Ich schleiche mich wieder zum Bus und entscheide, dort zu warten. Im Bus entwende ich ein RWE-Info-Flyer-Ding und reinige damit meine Schuhe.

12:00 h
Wir haben die Führung, die eigentlich sogar ziemlich interessant war hinter uns gebracht. Meine Kollegin und ich liegen gackernd unter den Bussitzen und sterben vor Lachen, wegen eines recht albernen Witzes über Peilstäbe und männliche Geschlechtsorgane.

12:15 h
Die junge Riege unserer Dienststelle hat sich bei MCDonalds eingefunden.
Ich futtere Bacon-Cheese-Stars, meine Kollegen jeder einen Burger und die Kollegin packt ihr Butterbrot aus, ich versinke vor Scham im Erdboden.

12:45 h
Wir fahren zur Dienststelle dort findet eine Besprechung statt.
Bei den Themen Urlaubsplanung, Behördenzusammenlegung, Personalratswahlen, Betriebsausflug, droht die Stimmung kurz in Krawall umzuschlagen. Ich halte mich still im Hintergrund und lächel unverbindlich, während man sich streitet, ob 2 € monatlich eine zu hohe Gebühr für die Dienstgruppenkasse ist.

14:20 h
Mein Magen knurrt und ich überlege mich raus zu schleichen und noch mal zu MCDonalds zu fahren.

15:10 h
Mein Magen knurrt so laut, daß alle dachten der Kollege neben mir hätte gefurzt.

15:15 h
Die Raucher verlangen eine Pause und gehen auf den Flur, um dort weiter zu diskutieren.

16:00 h
Besprechung beendet. Wir bilden Fahrgemeinschaften und fahren gen Weihnachtsmarkt.

16:30 h
Ich stehe selig lächelnd mit zwei Tassen Lumumba auf dem Weihnachtsmarkt und wir lästern und tratschen wie die Marktweiber.

16:40 h
Mein Fuß friert ab und ich rechne bereits mit einer Blasenentzündung, mehr Lumumba muß her.

16:45 h
Ich stehe neben meinem 2,10 m großen Lieblingskollegen und er hat seinen Mantelzipfel über mich gehängt. Mir wird warm.

17:00 h
Ich bin fast über eine Treppe gefallen und merke, daß ich leicht lalle. Mein Kollege stellt mir noch einen Lumumba hin.

17:10 h
Meine Zähne klappern und die Versuche meines Kollegen mich in seine Manteltasche zu stecken, schlagen fehl.

17:15 h
Ich überlege ernsthaft die Mülltonne neben mir anzuzünden. Der Lumumba wärmt auch nicht mehr.

17:15 h
Ich trabe allen voran ins Restaurant. Und feuere die Truppe mit Rufen an. "Voran, ich erfriere."
Bemerkungen der Kollegen, daß wir 15 Grad Celsius haben ignoriere ich und zittere weiter.

17:30 h
Alle haben Platz gefunden, ich sitze ungünstigerweise direkt am geöffneten Fenster und friere, will aber auch nirgendwo anders sitzen, weil ich nicht sicher bin, ob ich den Weg von Tisch a zu Tisch b noch gemeistert bekomme.

17:30 h
Es werden Runden geschmissen, ich trinke Malzbier und meine Kollegin Apfelschorle, wir tauschen verständnisinnige Blicke, in meinem Bauch tanzt mein Magen Lumumba.

17:40 h
Essensbestellung.
Ich diskutiere kurz, ob der Sauerbraten vom Rind oder Pferd ist und bestelle, als der Maitre sagt, er sei vom Pferd.
Die Kollegen gucken mich entsetzt an und bestellen ebenfalls Sauerbraten.

18:00 h
Ich kämpfe mit dem Sauerbraten. Entweder ist mein Magen zu klein oder der Braten zu groß.
Ich spüre belustigte Blicke auf mir und setze mir als Ziel wenigstens das Fleisch zu schaffen.

18:10 h
Auf meinem Teller liegt ein Kloß und eine Rotkohlpfütze.
Ich versuche beides an den Mann zu bringen, aber alle sind genauso satt wie ich.
Der Magen hat aufgehört zu tanzen und droht zu platzen.

18:15 h
Mein Blick fällt auf die Nachtischkarte.
Ich will unbedingt Printenparfait, kann aber keinen überzeugen, sich das Zeug zu bestellen, damit ich probieren kann und ein ganzes schaff ich nicht.

18:40 h
Die Gespräche werden ausgelassener.
Kollege A tauscht innige Blicke mit Kollegin B. Ich kichere albern, als ich bemerke, daß Kollege C schielt, wenn er an seinem Wein trinkt.

19:00 h
Wir wollen gehen.

19:15 h
Wir wollen jetzt aber wirklich gehen

19:30 h
Ne ehrlich jetzt, laß uns mal langsam....

19:45 h
Ich stehe mit einem Kollegen vor einem Drugstore, in dem die noch fahrtüchtige Kollegen zwecks Nikolausgeschenksbesorgung für ihren Freund verschwunden ist.
Wir führen seltsame Gespräche über Traummänner, Prinzen, Ehefrauen und weiße Rösser und ich will noch einen Lumumba.

20:10 h
Wir sind auf der Dienststelle. Mein Schlüssel ist weg.

20:15 h
Ich habe überall gesucht. Er bleibt weg.

20:20 h
Ich rufe im Restaurant an.
Kein Schlüssel.

20:25 h
Sämtliche im Dienst befindliche Kollegen suchen meinen Schlüssel.

20:30 h
Ich gehe aufs Klo während alle suchen.

20:31 h
Ich habe meinen Schlüssel im Klo gefunden und schleiche mich aus der Wache, wenn das wer erfährt, werde ich gesteinigt.

@ Sisi...
Na wir waren ja schon seit 09:30 h unterwegs.... ich kannte das so auch nicht... sonst war ich bei den Weihnachtsfeiern auch erst in den Morgenstunden zu Hause... aber so war auch mal nett.

Gar nicht...

@ Idgie
Natürlich hab ich nichts weggelassen, man wird ja älter.

Naja, ein bißchen älter.