Das Blau der Träume – Gabriele Droste

  • St. Tropez, Mittelmeer, der August 2005 ist ein heißer Monat. Elaine steht vor ihrem achtzigsten Geburtstag. Claire, die Freundin ihrer verstorbenen Tochter Virginie, malt ein Porträt zu Ehren Elaines. Olivia, die Enkelin, plant eine große Geburtstagfeier. Elaine möchte nichts davon. Trotz eines nach außen hin erfüllten Lebens als Ärztin, angesehene Ehefrau und gut situierte Witwe wird sie unverändert von dem tragischen Verlust ihrer großen Liebe Jean-Olivier beherrscht, der 1944 von Nazis ermordet wurde. Und vor allem von einem bösen Geheimnis, das damit zusammenhängt. Doch Freunde und Familie, ihre ungeliebte ältere Tochter Jeanne und besonders die Enkelin treiben die Vorbereitungen für das Fest unbekümmert voran.


    Leonhard, Kriminalkommissar in München, verbringt regelmäßig seinen Urlaub in St. Tropez. Seine große Liebe war Virginie, er lebt so sehr in der Erinnerung an sie, daß er nie bemerkt hat, daß Claire ihn seit ihren gemeinsamen Jugendtagen unverändert liebt.
    Die Enkelin Olivia trifft während der Vorbereitungen zum Fest den jungen Deutschen Michael Berger. Er hat seinerseits ein übles Familiengeheimnis zu verbergen. Ganz besonders gegenüber Olivias Familie. Dann passiert auch ein noch ein Mord.


    Über drei Generationen und zwei Nationen sind das Gestern und Heute in diesem Roman scheinbar unentwirrbar ineinander verstrickt. Das spürt vor allem Elaine, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte der Vergangenheit stellen muß.
    Ihr ist der mittlere Teil des Buchs gewidmet. Während der Besetzung Frankreichs schließt sich die gerade 18jährige Eliane 1944 der Widerstandsbewegung an. Was zuerst vor allem ein Abenteuer zu sein scheint für die unternehmungslustige Schulabgängerin, mit Versteckspielen, angeblich harmlosen Kurierdiensten und eher theoretischem Patriotismus wird unter der zunehmend brutaler werdenden Nazi-Herrschaft bald bitterernst. Ein echtes Bedrohungsgefühl lernt Elaine kennen, als sie sich in einen jungen französischen Offizier verliebt, Jean Olivier. Er soll die Gruppe der abenteuerlustigen jungen Leute organisieren, was er auch erfolgreich tut. Ihre Unternehmungen werden gezielter und gefährlicher. Die Nazis werden auf sie aufmerksam, vor allem der Gestapo-Leiter Otto Berger. Elaines Schönheit hat es ihm angetan. Und in ihrer Widerstandgruppe gibt es einen Verräter.
    Als Jean-Olivier durch Verrat von den Nazis verhaftet wird, gibt es für Elaine nur einen Weg, sie muß persönlich mit dem Gestapo-Mann verhandeln. Doch ihr Opfer ist umsonst, Jean-Olivier wird hingerichtet. Elaine handelt noch einmal, muß aber mit dem Gedanken an eine verlorene Liebe und an eine Schuld weiterleben.


    Die Autorin verknüpft die beiden Erzählstränge nicht ungeschickt und durchaus spannungsreich. Im Vordergrund aber stehen Liebe und Schuld, die historischen Ereignisse sind eher Garnierung oder dienen im besten Fall zur Spannungssteigerung in Sachen Liebe. Wer Genaueres über die Zeit der Résistance im Süden Frankreichs wissen möchte, ist mit dem Buch nicht so gut bedient.
    Zuweilen gerät vor allem das heutige Frankreich zu Life-Style-artig, es wird immer das Richtige gegessen und getrunken, von den Meeresfrüchten bis zur Champagnermarke, die Ausstattung insgesamt scheint einschlägigen Hochglanzmagazinen zu entstammen.
    Das gilt auch für die Darstellung, alles ist ein wenig brav erzählt.
    Auch vor klassischen Schnulzen-Klischees ist man nicht sicher, die Heldin des Romans, Elaine, ist natürlich rothaarig und grünäugig und ebenso ist es ihre Enkelin Olivia. Die Sommerkleider umschmeicheln folgerichtig die anmutigen Gestalten und die schlicht geschnittenen Badeanzüge betonen die weiblichen Formen, aber im sittsamen Rahmen.
    Das ‚Blau der Träume’ ist in erster Linie das Blau romantischer Liebesträume.


    Dennoch bemüht sich die Autorin, der Problematik der verschiedenen Liebesbeziehungen Raum zu geben, man findet nicht nur süß-tragische Paarbeziehungen, sondern auch nicht uninteressante Eltern-Kinder-Konflikte. Es gelingt Droste auch, daß man die Personen aus immerhin drei Generationen unterschiedlich wahrnimmt. Der eher offene Schluß tut gut.


    Ein Liebesroman, also, historisch angereichert, nette, gefühlsreiche und recht gut gearbeitete Unterhaltung fürs Herz.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Mary


    da weht Dir aber eher der Duft des Südens entgegen als Weihnachtliches.


    z.B. Lammbraten mit Rosmarinkruste, Sardinen und Ratatouille. Es gibt Pastis im kleinen Bistro am Hafen mit Meeresbrise, Lavendelduft und Rosen und kuspriges Mandelgebäck zum Champagner.
    Also, wenn Du Zimt und Kardamom mitsamt Glühwein für ein Weilchen vergessen willst, ist der Roman einfach perfekt.
    :grin



    PS.: im Kriegsjahr gibt's natürlich nur Kartoffeln, schließlich ist das der dramatische Teil!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Der Inhalt des Buches klingt ganz interessant, doch jetzt schon beim Lesen, hatte ich schon einige Schwierigkeiten mit den Namen. Wer mir wem, wo und warum.... Ist das ist Buch etwas überschaubarer??


    Hab nämlich mal ein Buch gelesen, da wurden auf den ersten 20 Seiten bestimmt 30 verschiedene Personen vorgestellt, alle mit komplizierten Namen etc. Das Buch ist gleich in die Nächste Ecke gepfeffert worden, ich weiß noch nicht mal mehr wie es hieß?!?

  • Ach, das kriegst Du auf die Reihe.


    Es kommen wirklich viele Personen vor, aber die wichtigsten kennt man sofort, Elaine und ihr Jean Olivier, ihre Tochter Jeanne, die Freunde Leon, Claire und Enkelin Olivia.
    Ob man da jetzt jeden Alfred oder Antoine und jede Lisette von 1944 aufzählen kann oder nicht, was soll's.
    Es gibt Gute und Böse und welche zwischendrin. Das beschreibt sie wirklich gut. es geht um die Gefühle und die Atmosphäre.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • ich habe das buch ebenfalls gelesen, kann mich magalis empfehlung anschließen und vergab soeben 8 punkte.
    ja, die vielen personen haben mich anfangs auch verwirrt, aber magali hat auch da recht, das ist auf die reihe zu bekommen bzw vernachlässigbar.
    die erkenntnis, die dem geburtstags"kind" kurz vor schluss zuteilwird, schockierte mich ein wenig, eigentlich ein wenig für die betroffene mit, denn sie hat das für meinen geschmack wirklich sehr schnell verkraftet.
    das buch erinnerte mich, vom örtlichen flair mal abgesehen, an eines der in letzter zeit recht verpönten utta danella

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)