Klappentext:
"Fortun de France" - Schicksal Frankreichs - ist der erste Band einer Romanfolge über das dramatische halbe Jahrhundert der Religionskriege. In
der "kleinen Geschichte einer französischen Adelsfamlilie aus dem Perigord, die Robert Merle mit sehr viel Witz, Ironie und Gespür für das pikante Detail
erzählt, läßt er die "große" Geschichte seines Landes in dieser aufgewühlten Zeit lebendig werden, die bald in der blutigen Tragödie Tragödie der Bartholomäusnacht gipfeln wird. Im Mittelpunkt steht der Arzt und Abenteuerheld Pierre de Siorac, tolerant im Glauben, schlagfertig, listig, intelligent im Leben, und natürlich absolut unwiderstehlich.
"Und wenn ich mir die geschichtlichen Hintergrundinformationen allein zusammensuchte, dann nicht aus hugenottischer Sparsamkeit, sondern weil es mir großes Vergnügen bereitete und ich mir keine der vielen amüsanten, bunten, schrecklichen Einzelheiten entgehen lassen wollte, von denen die
Memoiren jeder Zeit übervoll sind." Robert Merle
Autor:
Eigene, subjektive und damit nicht maßgebliche Meinung
Robert Merle läßt in diesem ersten Band seiner wirklich stattlichen Romanreihe (Link) Pierre de Siorac, den Sohn des Barons Jean de Siorac, in der Ich-Form von seiner Kindheit auf der Burg Mespech erzählen.
Pierre des Siorac beginnt mit seinen Schilderungen vor seiner Geburt und beschreibt in einer sehr angenehm klingenden Weise, welche der damaligen Zeit gerecht zu werden scheint das Leben bis zu seinem 15. Lebensjahr auf der Burg Mespech, welche sein Vater und dessen "Bruder" Jean de Sauveterre erworben haben und mit weitsichtiger Planung zu blühendem Dasein verhalfen.
Der Leser bekommt einen tiefen Einblick in die Geschehnisse der damaligen Zeit und ein gutes Gefühl, wie eine Burg von ihrer wirtschaftlichen Seite her funktionierte. Die Charaktere, welche dazu beitragen tauchen nach dem Kauf der Burg nach und nach auf und werden auf Mespech in Lohn und Brot gestellt. Sehr schön auch einmal die Gehaltsverhandlungen der damaligen Zeit lesen zu können. (Seiten 43/44, Seiten 55-57)
Mittelpunkt dieses Romans (und auch der folgenden) ist immer wieder der Kampf zwischen dem Katholiken und den Hugenotten, welcher ganz Frankreich ständig zwischen Krieg und Frieden pendeln läßt. Pikanterweise, und immer wieder Gegenstand großer Reibereien auf Mespech, fühlt sich Isabell de Siorac, die Mutter Pierres, dem katholischen Glauben zugneigt, während sein Vater durch und durch Hugenotte ist.
In einer Schlüsselszene des Buches versucht Jean de Siorac mit erheblichem Druck, daß sich alle Bewohner Mespechs zum reformierten Glauben bekennen.
Der Streit ist vorprogrammiert ... (Seiten 163 ff)
Trotz dieses schwierigen Themas versteht Robert Merle es sehr gut, seinen Leser auch mit wunderbaren Anekdoten zu amüsieren. Auf Mespech lebt die Köchin Maligou, die mit ihrem haarsträubendem Aberglauben immer wieder für Erheiterung sorgt. Von Jean de Siorac zur Rede gestellt, ob etwas dran sei an den Gerüchten, sie triebe es mit dem Pfarrer Feuerzange des Nachts im Stroh entgegnet sie im Laufe dieses Dialogs: "Aber gerade mit einem Pfarrer ist es doch nur eine halbe Sünde, Herr Baron! Und außerdem war er so gütig, mir hinterher immer gleich die Absolution zu erteilen."
Pierre verläßt den Leser und Mespech am Ende des Buches im Alter von 15 Jahren mit gebrochenem Herzen, einer Marienmedaille um den Hals (welche ihm seine Mutter schenkte und eine bedeutende Rolle spielte und spielen wird), sowie in Begleitung seines Halbbruders Samson und seines Dieners Miroul um in Montpellier Medizin zu studieren.
Wie es zu alldem kommt, solltet ihr selbst nachlesen in diesem wunderbaren ersten Buch einer großartigen Romanreihe von einem Autor, welcher leider in Vergessenheit geraten zu sein scheint.
Gruß
Steffen