Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, wenn ich hier einen Text reinstelle, den ich an die Axel Andersson Akademie senden muss. Ich möchte aber Eure ehrliche Meinung dazu hören. Vielen Dank.
Reise ins Ungewisse
Anfang dieses Jahres entschloss ich mich, eine dritte Katze in mein Heim zu holen. Dieser Entschluss viel mir nicht leicht, aber es blieb mir nicht viel anderes übrig. Durch eine Bekannte erfuhr ich von Sandy, einer jungen Katze, die in Spanien auf ein Zuhause wartete. Dies ist ihre Geschichte.
„Es ist erst wenige Wochen her, als ich noch auf den Strassen von Cordoba umherirrte, immer auf der Suche nach Futter. Nachdem mich ein Auto angefahren hatte, nahm mich eine liebe Frau bei sich auf und kümmerte sich liebevoll um mich. Hätte ich jedoch gewusst, was da noch alles auf mich zukommt, ich wäre abgehauen. Erst waren es nur Besuche beim Tierarzt. Der fasste mich überall an und piekste mich. Einmal, nach so einem Pieksen schlief ich ein und erwachte erst wieder, als wir wieder zuhause waren. Ich fühlte mich seltsam, konnte nicht recht auf meinen Hinterbeinen stehen. Später wurde mir klar, dass ich sterilisiert worden bin. Nun endlich konnte ich es geniessen, ich musste nicht mehr nach Futter suchen und hatte einige Kameraden die genauso gerne wie ich spielten und einfach das Leben genossen.
Bis zu jenem einen Tag, als meine bisherige Welt völlig auf den Kopf gestellt wurde. Zuerst wurde ich in das Auto, das ich nun gut kannte, eingeladen und wir fuhren los. Schon sehr bald merkte ich, dass es nicht zum Tierarzt ging, wir fuhren eine ganz andere Strasse entlang. Die Fahrt dauerte auch viel länger als sonst. Wir waren ungefähr zwei Stunden unterwegs. Als wir ankamen, hörte ich laute Geräusche und fremde Zweibeiner kamen um mich mitzunehmen. Ich konnte im Transportkorb nichts sehen, aber ich roch fremde Gerüche und hörte so viel Neues. Was geschah hier mit mir?
Zum Glück war ich nicht alleine, eine meiner Freundinnen begleitete mich auf meiner Reise, jedoch waren wir beide mittlerweile so erschrocken, dass wir uns nicht mehr aus unseren Kisten trauten, nicht mal, als man uns Futter anbot. Ich hatte zwar Durst, sehr grossen Durst, aber die Angst vor all dem Fremden hielt mich davon ab, nach draussen zu gehen und mich umzuschauen. Auch meine Freundin blieb in ihrer Kiste, für sie war das alles genauso schrecklich wie für mich.
Während wir in diesem Raum warten mussten, gesellte sich noch eine dritte Katze zu uns, die wir nicht kannten. Wir erfuhren dann später, dass sie aus einem Tierheim kam, aber das selbe Ziel hatte wie wir. Nur wohin die Reise für uns gehen sollte, wussten wir alle drei nicht.
Nach ein paar Stunden kamen die fremden Leute zurück, verschlossen unsere Transportkisten und trugen uns durch ein riesiges Gebäude, in dem sich unzählige Menschen aufhielten. Sehen konnte ich sie freilich nicht, aber ich hörte all die verschiedenen Stimmen. Dann plötzlich hörte ich wieder dieses laute Geräusch und wir bewegten uns genau darauf zu. Mir taten die Ohren weh!
Als es wieder etwas ruhiger wurde, merkten wir, dass wir uns in einem winzigen Raum befanden, unsere Transportkisten waren aufeinander gestellt worden. Dann kamen viele Leute, die freundlich von den uns nun etwas vertrauteren Fremden begrüsst wurden. Und dann, oh weh, setzte sich das Ganze in Bewegung. Erst nur langsam, es ging um einige Kurven, dann wurde es immer schneller und lauter und dann plötzlich spürte ich etwas ganz Seltsames. Ich weiss bis heute nicht, was geschehen ist, aberr ich möchte das nicht noch mal erleben. Später, nachdem ich mich in meinem neuen Zuhause eingelebt hatte, erfuhr ich, dass man das fliegen nennt, aber wie gesagt, mit mir nie mehr.
Der Flug, so nennt man das, glaube ich, dauerte ungefähr eine Stunde, nach der Landung fühlte ich mich wieder sicherer. Allerdings war ich völlig geschockt. Wieder ging es um ein paar Kurven und dann standen wir still. All die Menschen verliessen das Flugzeug, dieses Wort hatte ich mittlerweile aufgeschnappt. Wir mussten warten, bis die Stewardessen noch etwas aufgeräumt hatten. Nach einer Weile wurden wir dann auf einen Trolley verfrachtet und wir wurden wieder durch ein riesiges Gebäude gefahren. Etwas hatte sich wesentlich verändert, hier roch es ganz anders als noch im letzten grossen Gebäude. Es war auch viel kälter!
Ich spürte instinktiv, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo ich meine neue Mami kennen lernen würde. Nur, welche der vielen Personen wird es sein? Ich war auch immer noch sehr geschockt und als man mich aus meiner Transportkiste herausnehmen wollte, mit der Absicht mich in die nächste reinzustopfen, musste ich mich dann doch wehren. Ich glaube, meine neue Mami hat einen ziemlichen Kratzer abbekommen. Sie ist mir aber nicht böse, sie weiss, dass ich es nicht so gemeint habe. Im neuen Transportkorb lag ein weiches Tuch und sie wollte mir auch etwas Wasser geben. Nachdem ich aber einen Fluchtversuch unternommen hatte, beschloss sie zu warten, bis wir zu Hause waren.
Endlich geschah etwas, das ich bereits kannte: Wir fuhren in einem Auto. Meine Mami macht extra einen Umweg, damit sie nicht zu viele Kurven fahren musste. Als wir endlich in meinem neuen Zuhause ankamen, war es schon finstere Nacht und ich verspürte absolut kein Verlangen, die Wohnung zu besichtigen. Genauer gesagt brauchte ich anderthalb Tage ,bis ich es wagte, mich etwas umzusehen. Aus Rücksicht mir gegenüber schloss sie mich im Badezimmer ein, damit ich mich erholen konnte und nicht von Nero, dem Kater im Hause, belästigt wurde. Ich verbrachte die Nacht in der Katzentoilette, zum Glück war sie frisch gereinigt!“
Sandy lebt nun seit fast drei Monaten hier in der Schweiz und hat sich wunderbar eingelebt. Sie geniesst es, nicht mehr nach Futter suchen zu müssen und lässt sich auch von Nero nichts gefallen. Davon zeugt auch ihr linkes Ohr, welches nicht mehr ganz komplett ist nach einem Kampf mit einer anderen Katze, mit welcher weiss nur sie.