Ja, ich hab es auf Deutsch gelesen. Ich lese leider kaum in englischer Sprache, obwohl ich es mir ständig vornehme. Ich habe diesem Thread entnommen, dass es im Original besser sein soll, aber das nützt eben der deutschen Auflage wenig - leider!
Alles was wir geben mussten - Kazuo Ishiguro
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das stimmt, es ist wirklich schade, dass die Übersetzungen oft nicht so gut sind.
ich bin genau aus dem Grund dazu übergegangen, hauptsächlichlich die englischen Originale zu lesen. Aber das ist natürlich nicht für jeden eine Option.
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Eine Utopie, die so lebensnah wirkt, dass sie Gänsehaut erzeugt.
Mich hat in erster Linie traurig gemacht, wie ergeben alle betroffenen Personen in ihr Schicksal waren. Das und der kindliche Stil der Erzählerin stehen in scharfem Kontrast zur eigentlichen Geschichte.
Dieses Buch hat mich eingesaugt, gefesselt und verstört. Ich werde sicher noch länger immer wieder daran denken. -
Die deutsche Übersetzung hat mir sprachlich gar nicht gefallen.
Zum Inhalt: Ich fand es spannend, wie man am Anfang überlegt hat, was das nun für Spender und Betreuer sind, was das für eine besondere Zukunft ist. Wie man nach und nach ahnt, um was es wirklich gehen könnte, es aber noch nicht glauben will.
Aber was ich mich während dem Lesen durchgehend gefragt habe:
Warum hat keiner der Klone darüber nachgedacht, sich zu erheben und etwas gegen sein Schicksal zu tun, wenn sie wie ganz normale Menschen sind, sie haben ja nichts zu verlieren, eigentlich nicht einmal ihr Leben, weil ihnen das durch die Spenden ja eh genommen wird. Dreht niemand durch, wenn er weiß, er bekommt nach und nach alles Organe herausgenommen und wird am Ende "ausgeschaltet"? Das zu wissen kann doch niemand einfach so ertragen. Oder?Ich finde Ishiguro hat das Thema wahnsinnig gut in seinem Roman behandelt und den Leser wirklich zum Nachdenken gebracht. Dadurch, dass er alles andere gleich gelassen hat und es in unserer Zeit, in unserer Welt spielt, wirkt es auch nicht wie ein abgedrehter Science-Fiction-Roman, sondern als durch aus möglich für die Zukunft, wenn auch schrecklich.
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mich hat an der ganzen sache irgendwie irritiert, daß da keiner rebelliert hat, die waren wie freilaufendes schlachtvieh
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BelleMorte : Genau das, hab ich in meinem Beitrag auch gemeint. Ich hab dich ganze Zeit nur gedacht: TUT DOCH WAS DAGEGEN!!!
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Ich habe das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen und bin auch tief berührt.
Ich frage mich, ob ausser der Sterilisation noch etwas geändert wurde, damit die Kollegiaten so ruhig waren oder ob man tatsächlich so wird, wenn man mit dem Gedanken von klein auf aufwächst.
Sehr nahe gegangen ist mir die Beschreibung der verhaltenen Träume der Personen, mit der Gewissheit, das alles von aussen bestimmt wird und über einen verfügt werden wird, alle Träume also Gegenstandslos sind.
Ich denke auch, das sich die Ich-Person nicht weiter mit dem wie und was des Spendens auseinander setzten wollte. Sie wußten, was sie waren und was auf sie zukam, aber weiter wollten sie nicht denken. Es gibt Dinge, die sind zu furchtbar, um sie auszusprechen.Allerdings
frage ich mich, ob dieses letztendliche Ausschlachten nach der letzten Spende wirklich so stattfand, oder ob das nur eine Horrorvison war, weil sie nichts genaues wußten. Schließlich kam nie einer zurück nach dem Abschließen. Wer sollte es erzählt haben. War es nur ein Ausdruck der Furcht, die sie empfanden? Schließlich ist man nach Entnahme von mehrerenOrganen irgendwann tot. Und narkotisiert wurden sie doch bestimmt auch.Ich wußte auch, worum es geht in dem Buch, was das Spenden bedeutet. Aber ich fand es völlig unwichtig, denn das Buch behandelt ja nicht davon, das Geheimnis, was sie sind, aufzudecken, sondern wie es ist, so jemand zu sein.
Die einfache schlichte Sprache hat mir sehr gefallen, sie passte zu dem Bericht, den Kathy lieferte. Ich habe wie immer in Deutsch gelesen.
Ein sehr intensives und beeindruckendes Buch. -
im übrigen frag ich mich da allerdings manchmal auch, ob man bei asiatischen autoren nicht auch den blickwinkel ändern muß. die sind ja oft doch anders drauf als wir.
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Es ist schon ein bischen länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich habe das Buch angeborchen, da ich absolut nicht durchblicken konnte, um was das Buch ging. Ich hatte die ganze Zeit ein großes Fragezeichen über meinem Kopf gahabt
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kann ich nichts zu sagen, meine kollegin hatte mir vorher davon erzählt, da wusste ich was kommen würde.
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Zitat
im übrigen frag ich mich da allerdings manchmal auch, ob man bei asiatischen autoren nicht auch den blickwinkel ändern muß. die sind ja oft doch anders drauf als wir.
Ishiguro hat zwar japanische Wurzeln ist aber Brite durch und durch, man sollte sich also nicht vom Namen täuschen lassen... Aber ändert ja nichts, denn Briten sind ja auch anders drauf als wir
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Zitat
Original von lesterschwein
Es ist schon ein bischen länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich habe das Buch angeborchen, da ich absolut nicht durchblicken konnte, um was das Buch ging. Ich hatte die ganze Zeit ein großes Fragezeichen über meinem Kopf gahabt
Was ein Beispiel dafür wäre, das es dem Leser bei diesem Buch sogar hilfreich sein kann, wenn er weiss, worum es geht.
Ich denke, das ich ohne das Wissen um die Handlung auf den ersten Seiten auch ratlos gewesen wäre. -
tja Festus, da sieht man mal wieder, daß mir Autorenbackground meistens relativ schnurz ist
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Ich bin übrigens gern ratlos, wenn ein Buch merkwürden ist, find ich faszinierend... sonst hätte ich nie Tad Williams Otherland lesen können - 1000 Seiten Ratlosigkeit am Stück.
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Eigentlich mache ich um alle Bücher, die nur annähernd mit Science-Fiction zu tun haben, einen großen Bogen – Kazuo Ishiguro hat mich aber eines Besseren belehrt.
In nüchterner, distanzierter Sprache erzählt er von einer Zukunftsvision, als wäre sie heute schon alltäglich. Die Protagonistinnen Kathy, Tommy und Ruth sind wie Menschen von nebenan, ich hoffte, bangte und litt mit ihnen und schüttelte fassungslos den Kopf über die dahinterstehende Idee.
Eine Warnung, wohin uns die Wissenschaft führen kann und dass die Setzung einer ethischen Grenze in Bezug auf Gentechnik verdammt schwierig ist. Ebenso ein Zeugnis dafür, wie gruppendynamische Merkmale entstehen, ein Buch über Loyalität, Freundschaft, Ausgrenzung und passive Anpassung an ein System.Nicht ganz nachvollziehbar für mich war die Passivität der drei Freunde. Wieso war keiner von ihnen in keinster Weise auf die Idee gekommen, einfach wegzugehen, "unterzutauchen"? Tommy war ein Rebell, er nahm nichts einfach hin, ihm hätte ich einen Fluchtversuch schon zugetraut.Am Schluss bleiben einige Fragen offen, was mich aber nicht weiter störte. Ishiguro lässt Platz für eigene Gedanken, Schlüsse und Szenarien.
Ich persönlich finde den Originaltitel passender und treffender!
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Ich habe den Roman am Sonntag ausgelesen.
Mich hat die Lektüre sehr angerührt. Dadurch, dass Kathy den Leser mit ihrem Lebensbericht direkt anredet, entsteht ein besonderes Vertrauensverhältnis und man hat das Gefühl, ihr nahe zu sein. Zudem entsteht eine geheimnisvolle und vertraute Atmosphäre zwischen Leser und Erzählerin, weil sie annimmt, man sei Betreuerin wie sie.
Vieles wird nur angedeutet, und der Leser hinterfragt die Strukturen der vorgestellten Gesellschaft.
Die Vermischung von moralischen Überlegungen zu den Themen Wissenschaft und Ethik, und dann das Aufzeigen der Auswirkungen von Entscheidungen auf Individuen ist für mich sehr gut gelungen! Insbesondere die Auflösung bestimmter Geheimnisse, die nach und nach erfolgt, erhöht das Grauen.Wie Jersey schon sagte,
ZitatKathy, Tommy und Ruth sind wie Menschen von nebenan
und man baut eine enge Verbindung zu ihnen auf. Ruth war sicher nicht mein Liebling, aber sie hat Dynamik in die Beziehung zwischen ihr, Kathy und Tommy gebracht.
Ihr habt ihr ja schon sehr ausführlich diskutiert, was soll ich noch groß ergänzen?! Deshalb nur noch mein Fazit:
Wer auch immer das Buch als "langweilig" oder "nichtssagend" bezeichnet, hat meiner Meinung nach den Sinn des Buches nicht erfasst!
Ein tolles Buch! Sehr empfehlenswert!
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Ich muss noch mal tief durchatmen, bevor ich überlege, was ich hier schreibe.
Es ist nicht die erste Geschichte dieser Thematik, die ich gelesen habe. Bücher über
Klone, und auch solche über das "Heranzüchten" von Organen und Blut,
gibt es viele. Ich frage mich nur, warum mich keines davon so berührt hat wie dieses.In vielen vorhergehenden Posts kam die Frage auf,
warum die Klone sich nicht wehren, fliehen, oder zumindest solche Gedanken hegen.
Im ersten Augenblick schien mir das auch ziemlich unrealistisch. Andererseits wurden Kathy, Tommy und Ruth seit ihrer Geburt darauf vorbereitet, eines Tages zu spenden. Natürlich nicht offen, und auch durch die Sonderbehandlung in Hailsham sehr human, aber sie sind damit aufgewachsen. In gewisser Weise müssen sie es ja als Naturgesetz angesehen haben, dass Klone wie sie irgendwann spenden und dann abschließen.
Wir lehnen uns auch nicht dagegen auf, dass wir irgendwann an Altersschwäche oder Krankheit sterben.Genau das ist es, was mich so bewegt hat. Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, ist eine völlig andere als die bekannte.
Es gab keinen großen Schreckensmoment, in dem die ganze Wahrheit herauskommt, denn das geschieht langsam und fast nebenbei. Es gibt auch keine Frage der Protagonisten nach Gerechtigkeit und dem Warum. Das bleibt dem Leser überlassen.
Mich hat nicht die Tat an sich, das Spenden, am meisten geschockt, sondern die stoische Ruhe, mit der Kathy und die anderen es erst wissen, dann ertragen.Die Spannung der Geschichte entsteht nicht durch den Inhalt, sondern durch die ruhige Art, wie er beschrieben ist. Das macht das Buch grausamer als jeden Sci-Fi-Thriller.
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Ich hab das Buch gestern "abgeschlossen".
Wie viele andere wusste auch ich schon vorab, worum es eigentlich ging (da die große Schlußerklärung bei der Corine-Verleihung ja Schauspielerisch dargestellt wurde) und war deshalb am Anfang auch erst mal verwirrt, dass da so ruhig von mehr oder weniger normalem Internats-Alltag berichtet wird und den ganz normalen Problemen die Jugendliche haben. Irgendwann fragt man sich dann, wo kommen all die Kinder eigentlich her? Warum hört man nichts über Eltern oder Ursprung?
Die Art und Weise wie Kathy die Geschichte erzählt, hat auf mich den Eindruck gemacht als würde sie es entweder einem ihrer Spender erzählen (immer wieder die Anmerkungen: "Ich weiß nicht wie es bei ihnen war, aber in Hailsham...") oder vielleicht eine Art Tagebuch schreiben die sie einem Nachfolger oder sogar eines Tages ihrem eigenen Betreuer gibt? Jemand der vielleicht den Mut hat, sich gegen ein vorbestimmtes Schicksal wie dieses aufzulehnen.
Die völlige Ergebenheit der Spender hat mich ebenfalls geschockt. Warum lehnt sich keiner auf? Warum unternimmt niemand einen Fluchtversuch? Natürlich könnte man sagen, sie sind von Anfang an so erzogen worden, aber trotzdem haben sie doch mitbekommen wie das Leben von normalen Menschen läuft. Sie haben Bücher gelesen und ferngesehen. Kann man den wirklich eine so komplette Gehirnwäsche durchziehen? Andererseits sieht man die Geschichte nur aus Kathys Augen. Vielleicht gab es ja Leute die geflohen sind und sich aufgelehnt haben, nur werden die Organisatoren des ganzen das mit Sicherheit nicht groß breit treten. Zumindest ist das meine Hoffnung. Zum Schluß hin, als jegliche Hoffnung für Kathy und Tommy verschwindet, musste ich plötzlich an "1984" denken und wie Winston dort schließlich seinen Widerstand aufgibt.Wer mir in dem Buch tierisch auf die Nerven ging war Ruth. Ich kann Leute die sich so krankhaft in den Mittelpunkt stellen müssen absolut nicht leiden. Kathy schreibt zwar immer wieder, dass Ruth auch für sie da war, wenn es ihr mal schlecht ging, aber auf eine Freundin die sich gegen mich stellt sobald eine dritte Person anwesend ist die sie beindrucken möchte, könnte ich gerne verzichten. Als Ruth noch klein ist schäumt sie über vor Phantasie, benutzt aber auch das schon um sich zur Anführerin der Geheimwache zu machen. Vermutlich ist es eben ihre Art mit der ganzen Situation umzugehen, aber das macht sie mir auch nicht sympathischer.
Die Einstellung zu den Spenden hat mich wirklich tief erschüttert. Wenn man sich Tommys Erklärungen so anhört, könnte man fast meinen es wäre die wohlverdiente Erholung nach dem Streß als Betreuer. Zumindest bekommt man den Eindruck, als er versucht Kathy zu überreden, sie solle sich doch die ganze Arbeit nicht mehr antun auch auch endlich Spenderin werden. Vielleicht wollte er ihr auch einfach nur näher sein. Die Tatsache, dass sie keine Spenderin ist scheint sich zum Schluß hin immer mehr zwischen die beiden zu stellen. Tommy wirft es ihr einmal sogar vor, sie könnte nicht mitreden, sie wäre ja noch keine Spenderin. Und er ist stolz darauf, es bis zur vierten Spende geschafft zu haben, einmal bemerkt er ja sogar, es sei eine "Schande" schon mit der zweiten Spende abzuschliessen (jedesmal wenn dieses Wort fiel hab ich ne Gänsehaut gekriegt, das klingt so furchtbar kalt und nüchern). Und ich hatte das Gefühl er meinte damit nicht, es sei Schade um den Spender, sondern es sei eine Schande für den Spender nicht mehr geschafft zu haben. Als hätte dieser seine Pflicht nicht erfüllt.Ein gruseliger Roman, vor allem auch deshalb weil die ganzen Eröffnungen, die für den Leser (zumindest für den, der den Inhalt noch nicht kennt) ein Schock sind, ganz ruhig und fast nebenbei erwähnt werden. Die Kollegiaten wissen das ja alles schon, für sie ist es nichts neues. Und da der Leser ja ebenfalls als ein Kollegiat gesehen wird, werden diese Dinge auch nicht weiter ausführlich erklärt.
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Ich habe den Roman ebenfalls gerade beendet und meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Die Geschichte an sich fand ich zwar sehr gelungen und lesenswert, aber wenn ich solche Utopien lese, müßen sie schon sehr nah an der Realität bleiben um mich nachhaltig beeindrucken zu können.
Mir ging es wie den meisten hier, daß ich mir während und nach dem Lesen folgende Fragen stellte:
Wieviele und welche Organe kann ein Lebendspender eigentlich spenden? Mir fielen da spontan eigentlich auch nur die Nieren und Teile der Leber ein. Warum durften sie sich frei bewegen, womit ihnen doch die Möglichkeit zur Flucht oder zum Unterauchen relativ einfach gemacht wurde? Ohne Zweifel war dies ein Buch, bei dem man sich nach dem Lesen Gedanken zum Klonen und Organspenden macht, aber leider war es mir eben anhand einiger ungeklärter Fragen zu unrealistisch um mich total begeistern zu können. -
Ein Buch das einen berührt und gleichzeitig schockiert. Was wäre wenn... es beschäftigt mich immer noch. Sehr lesenswert.