Der Schattenesser - K. Meyer

  • Kurzbeschreibung


    Prag im Dreißigjährigen Krieg: Ein geisterhafter Mörder geht um. Er tötet
    nicht Menschen, sondern ihre Schatten. Als er das Mädchen Sarai zu
    seinem Opfer erwählt, beginnt ein mystisches Verwirrspiel. Gefallene Engel
    und weise Alchimisten, der sagenhafte Golem und eine lebende
    Kanonenkugel kreuzen Sarais Weg. Ein Schauerroman, ein Abenteuerepos
    und ein tragisches Märchen.



    Fazit:


    Bei Kai Meyers „Der Schattenesser“ handelt es sich laut Buchdeckel um
    einen historischen Roman. In Prag geht zur Zeit des Dreißigjährigen
    Krieges ein Mörder um, der seinen Opfern ihre Schatten raubt. Als der
    Vater der jungen Sarai dieser Bestie zum Opfer wird, gibt es für das
    Mädchen nur noch ein Ziel: den Schattenesser zu stellen.


    Was folgt ist allerdings kein rein historischer Roman, sondern meiner
    Meinung nach ein historischer Fantasy-Roman.


    Kai Meyer weiß mit treffenden Beschreibungen Figuren, Umgebung und Zeit
    zum Leben zu erwecken. Ohne viel drum herum reden zu müssen schafft
    er eine eigentümliche Atmosphäre, in der sich Realität und Mythen
    miteinander vermischen. Auch er kann es nicht lassen, den Golem des
    Rabbi Löw zu benutzen und ihn mit anderen Märchengestalten zu
    konfrontieren. Das ist sehr faszinierend, allerdings bewegt sich die
    Handlung sehr behäbig und kommt manchmal ins Stocken, wenn der Autor
    den Leser gerne auf einen kleinen Irrweg locken möchte. Das ist aber
    noch recht erträglich, enttäuschender ist aber eher das kryptische Ende,
    das den Leser mit einer Menge Fragen zurücklässt.


    So ist "Der Schattenesser" zwar stimmungsvolle Lektüre für Fans von
    Geschichte oder gepflegter Fantasy, kommt aber durch seine Schwächen
    nicht über ein gutes Mittelmaß hinaus.

  • Der Klappentext täuscht. Als ich das Buch zur Hand nahm, hab ich mir einen historischen Roman (steht so auch am Cover) erwartet, der vielleicht ein paar Schauerelemente enthält oder leicht mystisch erscheint. Der Inhalt ist aber vielmehr mit zahlreichen Fabelwesen aus der - hauptsächlich jüdischen- Mythologie bevölkert und erinnert teilweise sogar leicht an ein Märchen. Klar, der Roman spielt in Prag zur Zeit des 30-jährigen Krieges, und das merkt man auch an den Beschreibungen. Im Vordergrund steht das aber nicht.


    In der Geschichte tauchen auf: ein Hexenhaus, die Hexe Baba Jaga, Hühnerfrauen, der Golem des Rabbi Löw, der ohne Angst-Mann, ein Menschenfresser, gefallene Engel,.. also ein Haufen fantastischer Gestalten.


    Kai Meyers Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte liest sich schnell weg, es gibt viele Cliffhänger und keine langwierigen Stellen. Die Hauptperson war gut, wenngleich auch nicht immer sympathisch geschildert, die Nebenpersonen konnte ich mir manchmal nicht wirklich gut vorstellen bzw. ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen (speziell Michal).


    Es ist mir beim Lesen öfters passiert, dass ich mich über absturse (meist mit Fabelwesen bevölkerte) Szenen geärgert habe, weil sie mir zu dick aufgetragen erschienen sind, die meisten dieser Szenen stellten sich dann im weiteren Verlauf des Buches als wichtig heraus. Auch wurde Gewalt nicht um der Gewalt willen geschildert, sondern nur, wenn es für die Story notwendig war. Trotzdem haben die Kannibalismusszenen in mir großen Widerwillen geweckt und mir gar nicht zugesagt.


    Alles in allem hat die Geschichte mich oft überrascht und die Handlung mich nur selten genervt . Man braucht aber trotzdem recht viel Fantasie, um in diese Geschichte wirklich reinkippen zu können, finde ich.