Andreas Altmann: Getrieben HC, 201 Seiten, Solibro Verlag, 2005, 14,90 €
Offizieller Text über das Buch:
Andreas Altmann ist getrieben von Reiselust. In diesem Buch mit größtenteils bislang unveröffentlichten Abenteuer- und Liebesgeschichten unternimmt der Autor mit seinen Reisen in die Ferne immer auch eine Reise zu sich selbst, auf der Suche nach dem wilden Leben. Denn allen Stories gemein ist Altmanns unbezwingbares Verlangen nach jener Unmittelbarkeit der Erfahrungen, um derer willen er auch Schmerz und Leid nicht scheut, wenn sie ihm nur Augenblicke größtmöglicher Intensität versprechen.Schön für den Leser, kann er doch teils voyeuristisch, teils schaudernd, teils gerührt an Erfahrungen teilhaben, die von Diebstählen bis Drogenexzessen, von romantischer Verführung bis hin zu ganz speziellen sexuellen Erfahrungen reichen.
Reflexionen über den Sprachverfall, über seine literarische Initiation oder seine prämierte Reportage über ein Aidskloster komplettieren das Buch des Kisch-Preisträgers.
Gemeinsam ist allen Geschichten, dass Altmann nicht in Ordnung und Bestätigung, sondern im Widerständigen und überraschenden Moment, im Fremden das Lebendige als das ausschließlich Lebenswerte sucht. Seine nicht selten aufblitzende antibürgerliche Amoralität relativiert sich dadurch als ein besonderer Weg der Sinnsuche.
Quelle: Solibro Verlag
Über den Autor:
Nach dem Abitur ein Jahr durch Europa getrampt. Psychologiestudium, Jurastudium abgebrochen. Nebenbei Spüler, Privatchauffeur, Anlageberater, Strassenbauarbeiter, Buchclubvertreter, Nachtportier, Dressman, Postsortierer, Parkwächter, Fabrikarbeiter.
Dreijähriges Studium mit Abschluss am Mozarteum in Salzburg.
Verträge als Schauspieler am Bayerischen Staatsschauspiel in München und am Schauspielhaus in Wien.
Aufenthalt in einem indischen Ashram.
Nochmals am Schauspielhaus in Wien. Kündigt vorzeitig den Vertrag, kündigt den Beruf.
Bemühungen des Arbeitsamts, ihn zum Maschinenbauschlosser umzuschulen, scheitern.
Leben in einem buddhistischen Zenkloster in Kioto.
Lange Reisen durch Asien, Afrika und Südamerika.
Umzug nach Paris.
Umzug nach New York. Arbeitetet dort, wie in Paris, als Ghostwriter.
Zurück nach Deutschland, erste Reportagen unter eigenem Namen, für: ZEIT-Magazin, GEO, Tempo, FAZ-Magazin, Stern, Playboy, Merian, Hustler, SZ-Magazin, Sports, Focus, Mare, Europäische Magazine.
Umzug nach Mexico City.
Erhält 1992 den Egon Erwin Kisch-Preis.
Erhält 2003 eine Auszeichnung durch die Deutsche Aids-Stiftung für die Reportage "Prabat Nampu“.
Erhält 2005 den Weltentdecker-Preis.
Erhält 2005 den Seume-Literatur-Preis.
Lebt in Paris.
Quelle: andreas-altmann.com
Meine Meinung:
Auf Andreas Altmann bin ich aufmerksam geworden, als ich meine (nie angetretene) Weltreise plante und auf sein Buch "Notbremse nicht zu früh ziehen! - mit dem Zug durch Indien" stieß. Ich verschlang das Buch, und erst etwas später bemerkte ich ein Foto von Andreas Altmann, mit iBook. Ein Interview folgte, und einige Zeit später hielt ich sein neues Buch in den Händen: "Getrieben". Mit einer Warnung von ihm, dass es erst ab 30 geeignet sei.
Nun ja, ich war über 30, einem Lesevergnügen stand also nichts im Weg. Ich befreite das Buch aus der Verpackung, und begann sofort zu lesen. Ich lief die nächsten Stunden lesend durch die Wohnung, ging mit dem Buch ins Bett, lebte mit dem Buch, wie man mit einem Buch überhaupt nur leben kann.
"Getrieben" ist fast wie eine Lebensbeichte. Ob es um die große Liebe, Impotenz, eine zu rettende Katze, die pflegliche Behandlung von Büchern und ihr teilweise illegaler Erwerb geht - viele kleine Geschichten fügen sich zusammen, man wird durch die Sprache, die teilweise an Henry Miller in seinen besten Zeiten erinnert, fort- und mitgerissen, leidet, lacht, erschrickt mit. Mit Henry Miller teilt Andreas Altmann auch ein tiefes, warmes Verständnis dafür, was Leben tatsächlich bedeutet: sich ganz hineinzubegeben, Risiken einzugehen, zu tricksen, sich zu verlieben, sich aber dabei immer treu zu bleiben.
Ein großes Buch, das viel zu schnell verschlungen ist. Ein Buch, das es schafft, die Welt zu entkleiden, damit man erkennt, wie schön sie nackt ist.
Eine Leserunde mit Autor findet bei den Eulen am 20. Februar 2007 statt.