Ich, Mireille – Fadela Sebti

  • Der Roman ist im Original in französischer Sprache geschrieben und vom Donata Kinzelbach Verlag übersetzt von Kirsten Kleine in einer schönen Hardcover-Form in Deutsch veröffentlich.
    2004 ist eine neue Ausgabe von Suhrkamp erschienen. Der Titel wurde gemäß Originaltitel erweitert um „Ich, Mireille, als ich Yasmina war“. Neuübersetzt von Nicolaus Bornhorn.
    Originaltitel: Moi, Mireille, lorsque j'etails Yasmina


    Backcover der Donata Kinzelbach-Ausgabe:
    Ich, Mirelle... Ich, die nach der feierlichen Kommunion nie mehr einen Fuß in eine Kirche gesetzt hatte, ich, die ich mich seitdem für atheistisch hielt, da ich Gott nie angerufen hatte außer bei einem 'Oh, mein Gott!', wenn ich mich sehr erschreckt hatte oder bei einer Dummheit von Mehdi oder Sophia. Ich spürte plötzlich eine ungeheuere Leere in mir, wie angesichts des Verlustes eines geliebten Wesens. Gerade hatte ich meinem christlichen Gott abgeschworen, an den ich nicht mehr zu glaubten meinte, um mich an einen unbekannten und so eigenartigen Gott zu binden, der die Männer ermächtigte, vier Frauen zu heiraten und sie zu verstoßen, wenn es ihnen passte. Ich hatte das tiefe warnende Gefühl, etwas nicht Wiedergutzumachendes zu begehen..."


    Fadela Sebti arbeitet als Anwältin in Casablanca. Ich, Mireille, ihr erstes literarisches Werk, ist in Marokko ein Bestseller.


    Meine Meinung:
    Mir gefällt der typisch französische Stil, er erinnert mich an Francoise Sagan oder noch mehr an frühe Romane von Assia Djebar.


    In diesem Roman von 1995 heiratet die französische Erzählerin einen Araber in Casablanca und nimmt später sogar den muslimischen Glauben an. Sie wird von da an Yasmina genannt.


    Detailliert und absolut glaubwürdig schildert die Autorin die Hoffnung (gemixt mit etwas Naivität) der Protagonistin Land und Religion aus Liebe problemlos wechseln zu können.
    Doch der Übertritt in den Islamischen Glauben ist alles andere als leicht.


    Es tauchen Erinnerungen an Kindheit und wie Mireille ihren zukünftigen Ehemann Nadir in Frankreich an einer Universität kennen lernte, auf. Die Abneigung gegen die Vorurteile ihrer Kommilitonen gegenüber Araber und die Zuneigung zum Land Marokko tragen dazu bei, dass Mireille sich in Nadir verliebt. 10 Jahre später sieht der Alltag anders aus.


    Die Zweifel des abendländischen Geist zu fremden Sitten wie Ramadan oder Moscheebesuche thematisiert die Autorin eindringlich.


    Auch Nadir hat sich verändert. Immer mehr kehrt er den Pascha raus und auch von der Familie und Gesellschaft wird Druck auf Mireille ausgeübt. Schockierend, wie Nadir seine Frau dann offiziell verstößt.


    Der Roman besitzt deshalb so große Glaubwürdigkeit, da auch Innenansichten und innere Monologe Nadirs in einigen Kapiteln dargestellt werden. Darin wird geschildert, wie sich seine Gefühle zu Mireille änderten, auch abhängig vom Land in dem sie lebten, sein Ärger über die vermeintliche Hochnäsigkeit Mireilles in seinem Heimatland und ähnliches.
    Letztlich macht es sich Nadir aber zu einfach, indem er denkt: Hier unten bin ich der Meister. So lautet das göttliche Gesetz.


    Aber neben diesen interessanten Themen ist es vor allem die Sprache, die den Roman lesenswert macht.


    Mireille setzt sich gegen ihre Verstoßung zu Wehr, aber wie es endet, will ich nicht verraten, um die Spannung nicht zu nehmen.

  • Bott, das ist auf jeden Fall ein Roman. Es wird mit Sprache gearbeitet, aber das Thema baisert bestimmt auf realen Erfahrungen vieler Frauen.


    Folgende Widmung ist dem Buch vorangestellt:

    Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist nicht unbedingt zufällig. Dieses Buch ist all den Mireilles gewidmet, die Yasmina gewordem sind.