Und plötzlich war es anders...

  • Ein Schrei durchzog das Zimmer. Unaufhaltsam, unüberhörbar. Die roten Ziffern der Uhr zeigten 1 Uhr in der Nacht. Wie jedes Mal. Quälend erhob sich ein zierliches, blondes Mädchen. Wie jedes Mal. Sie seufzte und schlurfte ans andere Ende des Zimmers. Die kleinen Lippen des Babys zitterten. Die kurzen Arme streckten sich dem Mädchen entgegen. Sie hob das schreiende Baby aus dem Bettchen. Langsam beruhigte es sich. Das Mädchen trug die Kleine auf ihrem Arm mit zum Bett und gab ihr das Fläschchen. Das Kleine nuckelte mit großen Augen an dem Sauger und spielte mit ihren winzigen Fingern in den blonden, zerzausten Haaren ihrer Mutter. Sie hatte große Mühe ihre Augen offen zu halten. In drei Stunden musste sie ein weiteres Mal aufstehen. Wie jede Nacht. Sie kämpfte mit der Müdigkeit. Morgen verlangte man von ihre höchste Konzentration in der Schule. Wie jeden Tag. Als das kleine Mädchen satt war, schlief es rasch in seinem Bettchen wieder ein.


    Der Wecker klingelte. Es war halb sechs. Das Mädchen war sofort wach. Durch ihren Kopf rauschte der Ablauf des Morgens. Erst jetzt merkte sie, dass kein Schrei aus dem Bettchen kam. Sie stand hektisch auf und lief ans Bett ihrer Tochter. Sie nahm die Kleine auf den Arm. Sie atmete nicht mehr. Die Lampe mit dem Namen des Babys, die über dem Bett hing und in der Nacht immer brannte, war erloschen. „Linnea“, flüsterte das Mädchen und Tränen rollten über ihre Wangen.

    Nicht die Schönheit entscheidet
    wen wir lieben,
    sondern die Liebe entscheidet
    wen wir schön finden.


  • ...das ist eine tragische Situation, diese wenigen Worte sind "schlimm", weil das Erzählte shclimm ist. Könntest Du Dir vorstellen, hier nun weiterzumachen? Weiter zu erzählen, was die junge Mutter erlebt und vor allem, wie sich die Protagonistin weiter entwickelt, wie sie mit der Trauer umgeht und stärker wird oder daran zerbricht?
    :wave Silke

  • Zitat

    Original von Ikarus
    ...nur mal so gefragt: ist diese Geschichte Fiktion oder auch selbst erlebt?


    Hallo, Ikarus


    Das sollte – meiner Meinung nach – nicht Einfluss haben auf die "literarische" Beschäftigung mit einem Text. Mit anderen Worten: Gut ist, wenn man es nicht weiß. Eine gute Geschichte wirkt sowieso authentisch.


    Schön Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Diese ist nicht selbsterlebt..aber das hat keinen einfluss auf meine geschichten. Ich kann mich gut in solche Situationen reinversetzen.


    keinkomma : Nein, ich denke nicht. Mir war von Beginn an klar..Das wird eine Kurzgeschichte, wo es mit dem Tod endet..

    Nicht die Schönheit entscheidet
    wen wir lieben,
    sondern die Liebe entscheidet
    wen wir schön finden.

  • KleineTraene: akzeptiert!!!
    Falls Du doch mal wieder dieses oder ein ähnliches Thema angehen solltest, habe ich eine persönliche Bitte - kannst Du solcherlei Texte, in denen schlimme Dinge stehen, die anderen tatsächlich auch passiert sind (mir dieses GOTT SEI DANK nicht!!!) vielleicht nur öffentlich ankündigen, nicht aber einstellen - sondern so, dass man das bei Dir per PN anfordern kann?
    Das wäre lieb. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine!!!
    :knuddel1 Silke

  • da hab ich auch eine persönliche bitte!


    geht es bei so einer 10-zeiler-geschichte nicht auch ein wenig kleiner? ich mein, vom thema her. sowas heftiges in so wenigen worten abzuhandeln, wird der sache einfach nicht gerecht. und ich finde es dann schade, wenn solch eine sensible thematik derart für eine anfängerübung verheizt wird.


    bo

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bogart ()

  • Zitat

    Original von bogart
    geht es bei so einer 10-zeiler-geschichte nicht auch ein wenig kleiner? ich mein, vom thema her. sowas heftiges in so wenigen worten abzuhandeln, wird der sache einfach nicht gerecht. und ich finde es dann schade, wenn solch eine sensible thematik derart für eine anfängerübung verheizt wird.
    bo


    Kann ich nur unterschreiben. Ich halte das Thema auch für zu "schwer" für einen strammen 10-Zeiler. Je kompakter man so ein Thema in wenige Worte presst, umso distanzierter kommt es zumindest bei mir an. Es hat fast etwas analytisch steriles an sich.

  • Zitat

    Original von KleineTraene
    Ich kann mich gut in solche Situationen reinversetzen.


    In Bezug auf das von Dir gewählte "Thema", halte ich diese Aussage für ziemlich gewagt.



    Und jetzt setze ich mich besser auch auf meine Finger.


    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Es war schön, tragisch(vielleicht bin ich nen bissel zu müde), aber nen paar mehr Zeilen hätten dem Thema gut getan:)


    deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

  • oh mein gott.... wie traurig...


    Ich kann mich so gut in das Mädchen hineinversetzten und das Ende ist wirklich ganz schön heftig... ich bin den Tränen nahe..


    Ich hätte mich gefreut, wenn es länger gewesen wäre!
    Das ist es nämlich auch was an kurzgeschichten eigentlich nicht mag! Ich hasse offene Enden und liebe lange Bücher... es fällt mir immer so schwer mich von schönen Geschichten zu trennen!
    Aber daran sieht man auch, dass man mit wenigen Wort viele Emotionen wecken kann... :wow

    Lesen gefährdet die Dummheit!!!


    :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Bella ()