Frühling des Widders - Dorothy Dunnett

  • Nach einem so guten Buch - wie es Niccolos Aufstieg ist - ist die Fortsetzung immer ein gewisses Wagnis, welches auch den guten Eindruck und das Gefallen, welches der erste Band hervorgerufen hat, zerstören könnte. Die Möglichkeit einer sehr tiefen Fallhöhe wäre gegeben gewesen, aber Dorothy Dunnett hat diese zum Glück ungenützt gelassen und hat das Niveau mindestens gehalten, wenn nicht sogar noch gesteigert, falls dies überhaupt möglich ist.


    Diese Bücher rund um den Färberlehrling Claes - der mit Verstand, Geschick und einigen Tricks - sein Glück in die Hand nimmt, sind eine gelungene Kombination aus den verschiedesten Genres: einerseits ein historischer Roman, in welchem die Welt der Renaissance ihre Wiedergeburt erlebt, andererseits eine Familiensaga und eine "vom Tellerwäscher zum Millionär" Geschichte. Gekonnt wird diese Handlung noch mit Thrillerelementen an den passenden Stellen gespickt und fertig ist das Meisterwerk.


    Diese Beschreibung könnte den Eindruck eines Fleckerlteppichs, eines Romans nach Kochrezept hervorrufen, dem ist aber keineswegs so. Die Handlung fließt. Ist ein harmonisches, homogenes Ganzes. Der Spannungsbogen verläuft über den gesamten Bereich des Buches sehr hoch.


    Aber nicht genug, dies sind nur einige wenige Vorzüge dieser Romane. Dorothy Dunnett erzählt diese Geschichte auch noch in einem grenzgenialen Schreibstil. Nicht nur schön zu lesen, sondern auch faszinierend zum Interpretieren. Hier kann man wirklich jedes Wort auf die goldene Waage legen und sich den schönsten Verschwörungstheorien hingeben.


    Wirklich eine Reihe der Sonderklasse von einer Ausnahmeautorin. Umso bedauerlicher ist es, dass diese Autorin am Buchmarkt fast untergeht. In kaum einer Buchhandlung finden sich die neu aufgelegten Bücher von Klett Cotta. DD hätte sich mehr Leser verdient, und mehr Leser hätten sich DD verdient.

  • Ihr habt mich mit dem Dunnett-Virus infiziert :-)


    Ich muss ehrlich sagen, der erste Band hat sich in der ersten Hälfte für meinen Geschmack ziemlich gezogen. In der zweiten Hälfte, als sich der "echte" Niccolo dann so langsam aus seiner etwas einfältigen Hülle geschält hat, hat es mich dann richtig gepackt.


    Frühling des Widders habe ich Samstag Abend angefangen und konnte es kaum aus der Hand legen. Habe gestern jede freie Minute gelesen. Lesetempo ist bei den Dunnettes etwas langsamer. Ich habe die ersten 150 Seiten hinter mir und freue mich, heute Abend auf meinem Balkon gemütlich weiterlesen zu können.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ihr habt mich mit dem Dunnett-Virus infiziert :-)


    :freude


    Wie schön, ist immer noch genug Platz für eine/n mehr!


    Was Band 1 betrifft, obwohl ich ihn mittlerweile auch zu schätzen gelernt habe, kommt er mir immer noch ein bißchen vor wie ein sehr langer Prolog. Den Sogeffekt hatte ich damals auch erst bei Band 2.


    Dann weiterhin viel Spaß!


  • Und ich erst bei Band 4. :wow Aber aufgrund meine Vorerfahrung mit den Lymond Chronicles habe ich trotzdem damit gerechnet, dass er sich einstellt.

  • Hilfe ich bin süchtig!


    Bin gestern fertig geworden und restlos begeistert. Der erste Band war dagegen wirklich so etwas wie ein langer Prolog.


    Was mach ich denn jetzt? Mir den dritten Band aufsparen oder gleich weiterlesen? Aber dann muss ich so lange auf den nächsten Band warten.
    Können die nicht drei pro Jahr veröffentlichen?

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Hilfe ich bin süchtig!


    Ich auch, hehe.
    Aber sollten mir die deutschen Ausgaben ausgehen, mache ich halt auf englisch weiter...obwohl ich da ein bisschen Bedenken habe, da ich schon auf deutsch manchmal das Gefühl habe, dass wichtige Dinge an mir vorbeigegangen sind...und im Englischen dürften die sprachlich bedingten Verständnisprobleme noch dazu kommen. :gruebel


    Übrigens habe ich keine Bedenken, dass ich nach Dunnett andere hist. Romane nicht mehr so genießen kann/gut finde. An McCullough zB kommt sie lange nicht ran ;-) Aber jetzt verschwinde ich lieber schnell.... :schnellweg

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Aber sollten mir die deutschen Ausgaben ausgehen, mache ich halt auf englisch weiter...obwohl ich da ein bisschen Bedenken habe, da ich schon auf deutsch manchmal das Gefühl habe, dass wichtige Dinge an mir vorbeigegangen sind...und im Englischen dürften die sprachlich bedingten Verständnisprobleme noch dazu kommen. :gruebel


    Das hat mit der Sprache nichts zu tun. Das ist normal. Das ist der Dunnett-Effekt. :-]

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Oh, es wird noch schlimmer? :-( Find ich doof.


    Aber, beste Jeanne, das ist Dunnett in Reinkultur. Alles hat Hand und Fuß, aber halt nicht zwangsläufig im gleichen Buch, wie ich das gern beschreibe. Das ist ja einer der ganz vielen Hauptreize dieser Autorin.
    Das ist nichts, was "schlimmer" wird, denn es ist nicht schlimm, es ist ihre Art zu erzählen.
    Wart nur ab, wirst schon noch auf den Geschmack kommen. :-]

  • Zitat

    Original von Grisel
    Wart nur ab, wirst schon noch auf den Geschmack kommen. :-]


    ;-) Das bin ich doch schon. ;-) Ich bin nur von Natur aus ein sehr ungeduldiger Mensch. Ich habe aber trotzdem großen Spass mit den Büchern und genieße sie...:-) Keine Angst also. ;-)