Nach einem so guten Buch - wie es Niccolos Aufstieg ist - ist die Fortsetzung immer ein gewisses Wagnis, welches auch den guten Eindruck und das Gefallen, welches der erste Band hervorgerufen hat, zerstören könnte. Die Möglichkeit einer sehr tiefen Fallhöhe wäre gegeben gewesen, aber Dorothy Dunnett hat diese zum Glück ungenützt gelassen und hat das Niveau mindestens gehalten, wenn nicht sogar noch gesteigert, falls dies überhaupt möglich ist.
Diese Bücher rund um den Färberlehrling Claes - der mit Verstand, Geschick und einigen Tricks - sein Glück in die Hand nimmt, sind eine gelungene Kombination aus den verschiedesten Genres: einerseits ein historischer Roman, in welchem die Welt der Renaissance ihre Wiedergeburt erlebt, andererseits eine Familiensaga und eine "vom Tellerwäscher zum Millionär" Geschichte. Gekonnt wird diese Handlung noch mit Thrillerelementen an den passenden Stellen gespickt und fertig ist das Meisterwerk.
Diese Beschreibung könnte den Eindruck eines Fleckerlteppichs, eines Romans nach Kochrezept hervorrufen, dem ist aber keineswegs so. Die Handlung fließt. Ist ein harmonisches, homogenes Ganzes. Der Spannungsbogen verläuft über den gesamten Bereich des Buches sehr hoch.
Aber nicht genug, dies sind nur einige wenige Vorzüge dieser Romane. Dorothy Dunnett erzählt diese Geschichte auch noch in einem grenzgenialen Schreibstil. Nicht nur schön zu lesen, sondern auch faszinierend zum Interpretieren. Hier kann man wirklich jedes Wort auf die goldene Waage legen und sich den schönsten Verschwörungstheorien hingeben.
Wirklich eine Reihe der Sonderklasse von einer Ausnahmeautorin. Umso bedauerlicher ist es, dass diese Autorin am Buchmarkt fast untergeht. In kaum einer Buchhandlung finden sich die neu aufgelegten Bücher von Klett Cotta. DD hätte sich mehr Leser verdient, und mehr Leser hätten sich DD verdient.