Maren Winter - Der Stundensammler

  • Über die Autorin:
    Maren Winter, 1961 in Lübeck geboren, begann am dortigen Marionettentheater eine Ausbildung zur Puppenspielerin und gründete gemeinsam mit ihrem Mann das Figurentheater Winter. Nach „Das Erbe des Puppenspielers“ liegt mit „Der Stundensammler“ Maren Winters zweiter Roman bei Heyne vor.


    Klappentext:
    Als die Stadt Nürnberg im Jahre 1492 vom mächtigen Heer des Markgräflichen Erbprinzen angegriffen wird, sucht der Bastard Severin in einem Kirchturm Schutz. Das gleichmäßige Klacken beruhigt ihn, bald horcht er nur noch auf das metallische Geräusch. Schreie und Schüsse verschwimmen in weiter Ferne und betreffen ihn nicht mehr. Doch dann erstirbt das Klacken – die Uhr bleibt stehen. Als Severin aus seinem Dämmerschlaf erwacht, ist das Gefecht vorbei. Er kommt zu spät, um seiner Familie zu helfen und findet nur noch Leichen auf dem Feld. Diese Erfahrung prägt ihn für sein Leben: Nie mehr wird er zulassen, dass die Zeit ohne ihn verrinnt. Bei einem Nürnberger Astronomen lernt er, die Stunden aus den Sternen zu pflücken, und er überzeugt den Schlosser Peter Henlein, ihn als Lehrling anzunehmen. Denn der verfügt über geheime Pläne, in denen eine winzige Uhr beschrieben ist, die man jederzeit bei sich tragen kann. Severin könnte glücklich sein. Doch im Henleinhaus wächst eine weitere Leidenschaft in Severin heran: die Liebe zu Kunigunde, Peters junge Ehefrau...


    Meine Meinung:
    Eigentlich ist die Geschichte im Klappentext schon ziemlich ausführlich beschrieben, vielleicht wäre etwas Zurückhaltung in diesem Falle gut gewesen. Die Personen im Buch empfand ich recht bildlich beschrieben. Ich kenne Nürnberg nun sehr gut und hätte mir die Ortsbeschreibungen vielleicht etwas detaillierter gewünscht. Ich fand das Buch lange Zeit ganz nett geschrieben, aber so dahin plätschernd bis ich etwa beim 2. Drittel angekommen bin. Erst dann kam wirklich Spannung auf. Die interessanten Handlungen halten bis zum Ende an. Ab da (3/3) war das Buch dann richtig schön.


    Ganz am Ende gibt es dann noch einen ausführlichen Anhang.
    Es wäre gut gewesen, wenn man die Worte, die später im Glossar beschrieben werden, im Romantext gekennzeichnet hätte. Da wäre ich bestimmt öfter mal auf die Idee gekommen, nachzuschlagen.


    Die Stadtkarte war nicht sonderlich gut erkennbar, allerdings wurden wichtige Punkte gut hervorgehoben.


    Der geschichtliche Überblick war sehr interessant und ich war überrascht, wie viel im Roman der Realität entsprach. Wirklich tolle Recherche. Danke!


    Jetzt hoffe ich, dass noch ein paar Leute dieses Buch lesen und ihre Meinung hierzu kundtun.

  • Mich hat "Der Stundensammler" nicht wirklich befriedigt. Die Autorin hat nicht wirklich einen schlechten Schreibstil, eigentlich gefiel er mir sogar recht gut, sie legt keinen Wert auf schnörkelige Beschreibungen und Liebesschmelz sucht man bei ihr vergeblich. Allerdings ist sie auch nicht wirklich sehr genau in ihren Beschreibungen. Manchmal war mir alles ein bißchen zu verhuscht.


    Wirklich gut beschrieben ist Severins Wunsch, die Zeit messen zu können. Ich mag es, wenn das Augenmerk auf eine für uns so selbstverständliche Sache wie hier die Zeitmessung, gelenkt wird. Wir können uns ein Leben, das nicht von einem Zeitplan geregelt ist, wohl nicht mehr vorstellen. Wie mag es wohl gewesen sein, als man sich auf das Tageslicht, die Sterne und das Schlagen des Kirchturm verlassen musste. Severin ist ohne jedes Zeitgefühl, er sehnt sich danach, seinem Leben eine Ordnung durch das Messen der Zeit zu geben.
    Leider zieht sich der Roman in der Mitte etwas, da habe ich z.T. nur noch quergelesen. Insgesamt tröpfelt er ein wenig träge vor sich hin.
    Wirklich interessant ist das Glossar, das fast das Lesen des Buches ersparen könnte ;-)

  • Dieses Buch hab ich mal als Mängelexemplar erstanden. Gut so, wenn ich den vollen Preis gezahlt hätte, wäre der Ärger sicherlich groß gewesen.


    Maren Winter schreibt ein schönes Buch über das Nürnberg der frühen Renaissance, über Peter Hehnlein, der eine Taschenuhr bauen will und seinen Neffen Severin, der unter ungeklärten Umständen in der richtigen Familie gelandet ist. Severin will unbedingt die Zeit messen, das ist etwas, was ihn umtreibt.


    Die Geschichte an sich ist sehr schön, erscheint auch sehr gut recherchiert, viele Fakten sind historisch belegt und die Autorin versucht, den Figuren Leben einzuhauchen. Leider gelingt ihr das nur begrenzt, denn zum einen hat mich ein enormer Zeitsprung gestört, ab dem auf einmal klar war, daß Severin in die Familie Hehnlein gehört (wie das herausgefunden wurde, darüber bleibt der Leser im Unklaren), zum anderen ist der Schluß sehr unbefriedigend und hinterläßt den Geschmack von “schnell hingeschustert”.


    Schade, die Geschichte um die Erfindung der Taschenuhr hätte sicher mehr hergegeben.


    Mein Prädikat: Ein Buch, daß man nicht unbedingt gelesen haben muß.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein