Das blaue Kleid - Doris Dörrie

  • Hörbuch, 4 Cassetten
    gelesen von der Autorin


    Über die Autorin: http://de.wikipedia.org/wiki/Doris_D%C3%B6rrie


    Meine Meinung:
    Zu der Romanfassung gab es schon einmal eine (positive) Rezension hier, aber durch das hören habe ich es vielleicht etwas anders erlebt.


    Das blaue Kleid beginnt episodenhaft, um den Blick auf die verschiedenen Protagonisten sowohl von innen als auch von außen zu zeigen. Das wirkt, wie bei Doris Dörrie nicht überraschend, etwas filmhaft gestaltet und gefällt mir in dieser etwas plakativen Art nicht so sehr. Aber zum Glück werden schnell die verschiedenen Handlungsebenen zusammengeführt und die Erzählung wird spannender.


    Doris Dörrie liest ihr Buch ganz gut, ruhig und nicht zu emotional, aber bestimmt nicht einschläfernd. Ich habe das Hörbuch sehr verteilt gehört, konnte aber immer wieder schnell in die Handlung hineinfinden.


    Die Themen Verlust des Lebensparners, Trauer und Schwieriglkeiten in den Beziehungen zu neuen Partnern werden in einer beachtlichen Tiefe gezeigt. Die Protagonisten sind Allerweltstypen, die erst im Verlauf der Handlung dem Leser etwas näher gebracht werden.


    Die Protagonisten sind öfters auf Reisen, in Bali oder Mexiko. Das gibt dem Buch die Farbe, die das eigentliche Thema nicht bietet. z.B. tanzt dieHeldin in Mexiko mit dem Tod, während eine Mariachi-Band dazu spielt. Das wirkt dann doch übertrieben. Überhaupt sind mir zu viele Reisen zu ausführlich beschrieben, auch wenn die Protagonisten dann mal ihren Anschlußflug verpassen, das kosmopolistische wirkt aufgesetzt.


    Einige kleinere, eingeschobene Passagen, sind ganz witzig, z.B. wenn nach dem Flug die Koffer vertauscht wurden und die Heldin obskure Kleidung tragen muss.


    Ich fand das Buch dann stark, wenn das innere Aufgewühltsein der Figuren und ihre Selbstzweifel beschrieben wird. Deren emotionelle Magenschmerzen kann man nachempfinden.


    Das Hörbuch ist nicht schlecht, aber es hat seine eigene Sichtweise, die wenigstens bei mir leider dazu führen, dass mir ihre Protagonisten etwas fern und gleichgültig bleiben. Das liegt aber sicher auch nur daran, dass ich die autobiographischen Bezüge nicht erkennen kann.


    Ich habe das Hörbuch mit Interesse gehört, aber die literarischen Grenzen, insbesondere in der Sprache und Stil , deren Einfachkeit wiederum den Realismus (passend zum Thema) förderte, waren auf die Dauer nicht nach meinem persönlichen Geschmack.


    Ganz gelungen waren aber viele Dialoge, die auch sehr gut in einem Film zur Geltung kommen würden.


    Ich bin froh, dass es eine vollständige Lesung des Buches ist, da ich Kürzungen hasse. Die Länge des Hörbuches ist dem Stoff angemessen und durch Doris Dörries Stimme wird es aufgewertet.
    Daher gebe ich 6 von 10 Punkten.