'Der Papaya-Palast' - Seiten 001 - 086 Mitte

  • Uppps, eigentlich wollte ich nicht die erste sein, denn ich habe keinerlei Leserundenerfahrung und hätte gerne etwas zu "spicken" gehabt. Da ich aber heute Abend nicht da bin, springe ich halt ins kalte Wasser und lege mal los......


    Bin bis jetzt zur Seite 46 gekommen und mein erster Eindruck ist gut.
    Südsee-Erfahrungen habe ich leider keine und so wurde erstmal der Atlas herausgekramt, wo denn die Insel bzw. Inselgruppe überhaupt liegt :help


    Zu Beginn des Romans wird ja die Papaya beschrieben und auch da mußte ich passen.......noch nie gegessen! O.K. vielleicht schon mal gesehen, aber im Moment hatte ich kein Bild vor Augen. Habe mir vorgenommen, im nächsten Grünladen meine Bildungslücke zu schließen..... :lache


    Ili war mir gleich sympatisch.......mir gefällt der Einstieg des Romans, wie Ili auf ihr bisheriges Leben zurückblickt, wie mir scheint eine weise Frau.


    Doch dann taucht das Geheimnis um Moanna auf, die Ili angeblich seid 80 Jahren hasst......und trotzdem mit ihr im selben Haus wohnt.....was ist zwischen den beiden Frauen geschehen?


    Und da ist Ane, die Enkeltochter von Moanna.......von der sogar die Vögel spüren, dass Unruhe und Unfrieden ausgeht.



    Mit Evelyn kommt im zweiten Kapitel ein weitere Frau in den Roman, die ebenfalls ein Schicksal durchlebt hat bzw. davor flieht. Es wird natürlich nur angedeutet, aber dass sie sich sogar von ihrem Handy befreit, unterstreicht ihren festen Willen mit einem gewissen Lebensabschnitt abzuschließen. Schade dass sie trinkt, aber ich glaube, dass sie den festen Vorsatz hat, davon wegzukommen.


    Die Begegnung mit Ray Kettner lässt die wahren Beweggründe von Ane und ihrer Reise nach Apia erkennen und macht sie mir dadurch noch unsympatischer.......wobei mir Ray (noch) eher sympatisch, nett und hilfsbereit erscheint.
    Das Schicksal möchte, dass Evelyn und Ili zusammenkommen.....was ja durch die Zimmervermittlung passiert - und irgendwie glaube ich dass die beiden Frauen viel verbindet bzw. dass sie sich gegenseitig zur Hilfe kommen werden, wie auch immer, wohl auch durch den Umstand, dass Deutschland sie verbindet?


    Das Buch macht mich neugierig.......was trägt jede der Frauen mit sich herum? Bis jetzt finde ich diese Spannung gut aufgebaut.
    Außerdem gefällt mir, dass man durch kleine Einwürfe, z.B. als Evelyn den Faltplan von der Rezeptionistin erhält, interessante Infos über Samoa und deren Einwohner erhält.


    Freue mich auf Euere Gedanken und auf die nächsten Seiten!!! :-)

  • So, das ist meine erste Leserunde! :-]


    Da werde ich mal meine ersten Eindrücke wiedergeben:


    Ein sehr schöner Einstieg in das Buch. Die Landschaft ist schön beschrieben und man fühlt sich irgendwie gleich heimisch.


    Ili ist mir von Beginn an sympathisch. Die alte Frau scheint, trotz der Feindschaft mit Ihrer Cousine Moana, ihr Leben zufrieden zu leben. Wer kann das von sich in solch einer ausgeprägten Form behaupten?


    Die zentrale Frage in dem Buch ist, was ist zwischen Ili und Moana vorgefallen, dass sie seit über 50 Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen haben?


    Aber auch: welche Ziele und Beweggründe leiten Moanas Enkelin Ane? Welche Rolle spielt Ray Kettner? Was bewegte Evelyn dazu ihren Mann, ihre Ehe bzw. ihr ganzes bisheriges Leben hinter sich zu lassen?


    Sehr schön finde ich den Zeitsprung von 2005 zu 1914. Ich mag solche Zeitsprünge in der Regel sehr. Auch in 1914 ergeben sich bereits einige Fragen: Wird die Liebe zwischen Tuila und Tristan eine Chance haben? Wird Tristan zu ihr stehen oder wird er „standesgemäß“ heiraten? Sind Tuila und Tristan die Eltern von Ili?


    Wie gefällt Euch das Buch bislang?


    Ich freue mich darauf weiter zu lesen. :P

  • Hallo Leserunde! :wave


    Den Roman habe ich heute während einer längeren Zugfahrt begonnen und bin sogleich tief abgetaucht, nur unterbrochen von Schaffner, dem ich verärgert über die Störung die Fahrkarte zeigte ohne den Blick von der Seite zu nehmen.


    Gleich auf den ersten Seiten wird man fast erschlagen von den Naturbeschreibungen Samoas. Loris, Geckos, Papayas, rauschende Passatwinde und singende (?) Zikaden sorgen für eine dichte Atmosphäre.
    Einiges (Flamboyantstrauch oder Myrtazeen) ist mir auch unbekannt und bleibt meiner Vorstellungskraft vorbehalten. Das hat auch seinen Reiz. ;-)


    Das dem ersten Kapitel vorangestellte Zitat von Robert Louis Stevenson erinnerte mich an eine Buchvorstellung von Alex Capus, bei der er seine Biographie über Stevenson mit Schwerpunkt Samoa inklusive Fotos aus der Zeit präsentierte. Das hat einen guten Eindruck hinterlassen und mir die Vorstellung von ein paar örtlichen Szenen des Romans Der Papaya-Palast unterstützt.


    Das die vergangenen Geschehnisse von Ili an Evelyn erzählt werden, ist ein geglückter Erzählkniff, da einerseits Samoa 1914 sehr schön präsentiert wird andererseits aber auch eine Verbindung zwischen Ili und Evelyn aufgebaut wird.


    Ili ist so ein starker Charakter, dass es Evelyn noch etwas schwer hat, sich bei mir durchzusetzen.
    Auch Tristan in seinem Zwiespalt zwischen alten Verpflichtungen und seiner Liebe zu Samoa ist ein sehr gelungener Charakter. Ich hoffe, er schafft es noch sich vom militärischen Druck und familiären Zwängen zu lösen.

  • Zitat

    Original von sill
    Außerdem gefällt mir, dass man durch kleine Einwürfe, z.B. als Evelyn den Faltplan von der Rezeptionistin erhält, interessante Infos über Samoa und deren Einwohner erhält.


    Darin steht ja auch, dass Samoa touristisch kaum erschlossen ist. Also kaum Hotels.
    Ist da wirklich so, oder nur ein literarischer Kniff um Evelyn zu Ili zu führen?


    Zitat

    Original von buchbaerchen
    Sehr schön finde ich den Zeitsprung von 2005 zu 1914. Ich mag solche Zeitsprünge in der Regel sehr.


    Das finde ich auch sehr gelungen.


    Mir gefallen zur Zeit noch beide Handlungsebenen gleich gut.


    Bei anderen Büchern mit dieser Erzähltechnik habe ich sonst oft eine Zeitebene bevorzugt, was dazu führte, dass das halbe Buch langweilig war.
    Hier nicht so, da es mit Ili und mit Tristan in jeder Zeitebene eine sehr starke Figur gibt.


    Wie geht es euch dabei? Bevorzugt ihr eine Zeitebene?

  • Ich hatte heute ja nur wenig Zeit zum Lesen, aber ratzfatz waren die ersten hundert Seiten weggeschmökert. Ein gutes Zeichen.


    Der Einstieg mit dem Zitat von Robert Louis Stevenson hat mir schon mal gut gefallen, auch die Beschreibungen der Insel und des Besitzes, des Papaya-Palastes finde ich schön.


    Ili - eine sympathische Frau mit einem Geheimnis: Was ist damals passiert? Warum hassen Moana und sie sich so sehr?


    Moana - scheint eine schrullige und verquere Alte zu sein. Auf den ersten Blick hat sie eher die Rolle der "Bösen".


    Ich bin gespannt, was damals passiert ist und wer von den beiden nun eher den Part der Bösen hat. Was ich im Moment noch nicht verstehe ist, warum die beiden dennoch seit Jahrzehnten Tür an Tür wohnen, obwohl sie sich so spinnefeind sind. Aber ich bin mir sicher, das erfahren wir noch ;-).


    Ane - Moanas Enkeltochter. Sie erscheint jung, durchtrieben, raffiniert. Nur auf ihren Vorteil bedacht, würde sie ihre verfeindeten Verwandten gegeneinander ausspielen, um selbst Nutzen daraus zu ziehen. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch. Mal sehen, wie sie sich weiterentwickelt.


    Evelyn - wovor flieht sie? Und warum trinkt sie? Allerdings denke ich, dieses Laster wird sie bald aufgeben.


    Ray Kettner - der reiche, undurchsichtige Kerl. Noch nicht sympathisch, aber auch noch nicht wirklich unsympathisch. Ich bin gespannt, in welche Richtung er sich weiterentwickelt.


    Die Einschübe finde ich in Ordnung, es ist sehr interessant, von Ilis und Moanas Geschichte zu hören und zu erfahren, was damals auf Samoa passiert ist. Da die Rückblenden entsprechend betitelt sind bzw. mit Jahreszahl versehen sind, fällt es auch nicht schwer, sich darin zurechtzufinden.


    Meine erste Meinung: prima Schmöker, genau das richtige für meine momentan recht stressige Zeit. Ich hoffe, das schmökert sich auch weiterhin so süffig ;-).

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Wunderschöne Südseebeschreibung bei der ich sofort die Koffer packen will!!! :hop Da fragt sich doch die geneigte Leserin:"Hat der Autor etwa vorort Recherche betrieben? ......und ist er auch wieder nach Hause gekommen? :lache


    Ili ist sehr sympatisch. Sie ist mit ihrem Leben zufrieden(siehe Seite 21) Aber der alte Ben und Ane versuchen Ilis Paradies schlecht zureden. Ane erscheint mir recht "modern", sie hat keine Skrupel von, der doch recht durch-den-Wind zusein, Evelyn Geld "als Vermittlungsgebühr des Zimmers" zunehmen. Ili erzählt sie es ja dann ganz anders..... Und Ili hat nun Angst sich einen Alkoholiker ins Haus geholt zuhaben..
    Evelyns Probleme sind nicht nur Alkohl- sondern auch und vorallem- Eheprobleme. Wie kommt sie ausgerechnet auf Südsee/Samoa? Gibt es da irgendwelche Verbindungen zu Ili? :gruebel


    1914: Tristan mag seinen Job, Frl. Hanssen, seine Vorgesetzten und die ganze Situation nicht. Er hat aus lauter Pflichtgefühl eine Rolle übernommen, die er nie wollte und die ihm auch gar nicht liegt. Er ist ziemlich gefangen darin und kann wohl auch keine persönlichen Entscheidungen treffen(?). Er liebt Tuila. Aber wird er auch zu ihr stehen?
    Tupus Jungmannzeremonie wird abruppt durch Oberst Rassnitz unterbrochen........sehr unsensibel(aus heutiger Sicht). Ich denke, hier wurde der Grundstein für Hass und Unruhen gelegt (Seite 72/73)....


    Bin noch nicht weiter...


    Ich find die Beschreibung Samoaswunderbar und auch die Zeremonien der Einwohner :-)

  • Hallo zusammen!


    Einige haben gefragt, ob ich schon auf Samoa war. Auch wenn ich damit allgemeine Enttäuschung auslöse: Nein, ich war nicht dort. Es gibt allerdings hervorragende Reiseliteratur, nicht zuletzt dank Robert Louis Stevenson, der ein ganzes Buch über die Südsee geschrieben hat (keinen Roman, sondern Reisebeschreibungen). Auch Melville ist eine dankbare Quelle. Dazu habe ich Fachliteratur über die soziale Lage im heutigen Samoa studiert, ferner deutsche Kolonialgeschichte etc. Und Videos! Und Reiseführer! Und Pflanzenkunde! Da kam ganz schön was zusammen, aber ich wollte ja authentisch schreiben.


    Samoa ist im Vergleich zu anderen pazifischen Inselgruppen wie Fiji und Tonga (von Hawaii gar nicht zu reden) wenig erschlossen. Natürlich gibt es Hotels (das Aggie Greys gibt es wirklich), aber besonders auf Savaii sind die meisten "Hotels" sehr einfach und eher klein. Langsam ändert sich das jedoch. Auch die Mentalität der Menschen verändert sich schrittweise. Westliche Ansichten halten Einzug, Geld wird immer wichtiger (Ane steht stellvertretend dafür).


    Wer plant, sich Samoa anzusehen, der prüfe vorher bitte seinen Kontostand. Allein die Flüge sind irre teuer (erst nach Australien oder Neuseeland, dann noch einmal über den halben Pazifik hinweg). Und sooo billig sind die Preise dort auch nicht.


    Weiter viel Freude wünscht
    Eric (Sarah)

  • Bin nun auch bei dem Zeitsprung 2005/1914 angekommen und habe im ersten Moment gedacht: Oh nein, Rumkramen im der Vergangenheit.....
    eigentlich mag ich verschiedene Zeitebenen nicht, aber diesmal hat es mich gleich gepackt!
    Ehrlich gesagt wußte ich nicht, dass Samoa einstmal eine deutsche Kolonie war, Asche über mein Haupt!!!
    Und wie es da zu jener Zeit zuging, kann man recht fesselnd lesen......diese Strenge, die Etikette, die Ehre, kein Platz für Individualität .....schrecklich! Irgendwie ist das ja auch noch nicht sooooooo lange her und trotzdem dachte ich mir, ich lese von uralten Zeiten!
    Tristan ist mir sehr sympatisch, und es tut mir leid für ihn, dass er seinen eigenen Weg als Weinbauer nicht weitergehen konnte......ich frage mich, ob er seinen Widerstand gegen seine Vorgesetzten durchhalten kann?
    Und auch ich frage mich, sind er und Tuila Ilis Eltern?


    Und dann dieser Rassnitz, dieser Inbegriff von Arroganz und Selbstverherrlichung.....mir schaudert!
    Leider mußte ich mitten in der Szene aufhören, in der von Rassnitz die Jungmannzeremonie verbieten will und Tupu niederschlägt......
    ach, ich sehne eine längere Zugfahrt herbei!!! :lache


    Übrigens, die Frage ist wirklich interessant warum Evelyn genau nach Samoa flieht..... :gruebel


    @EricII
    Glaube, mich würde schon die lange Flugzeit von einem Besuch Samoas abhalten...

  • Hmpf, warum muss ich krank sein, wenn ein so schönes Buch besprochen wird? Ihr habt schon alles gesagt, was ich mir auch notiert habe.
    Also, das Buch ist schön geschrieben und es gibt garantiert nichts besseres bei diesem tristen Novemberwetter als in warmes, sonniges Wetter zu lesen! Der Zeitpunkt für diese Leserunde ist also wirklich optimal gewählt! :grin

  • Das was Tupu auf Seite83 sagt, befürchte ich auch: Das Tristan sich eines Tages gegen die Einwohner wenden wird......das er eine Weiße heiraten wird, und das es auf Samoaner schießen wird, wenn er den Behehl dazu bekommt! Mit seinen Worten hat Tupu Zweifel an Tristan bei Tuila aufkommen lassen. Da bin ich mal gespannt wie es weiter geht!!! :-]


    @EricII: SChade, ich dachte doch wirklich du hättest Vorortrecherchen betrieben :-(

  • Zitat

    Original von Bumkin
    @EricII: SChade, ich dachte doch wirklich du hättest Vorortrecherchen betrieben :-(


    Oh, ich bin mir sicher, daß er das liebend gerne auch tatsächlich getan hätte. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Tatsächlich war ich anfangs - vor allem nach der Lektüre von Stevensons Reisebeschreibung - dicht davor, Samoa einen Besuch abzustatten. Allerdings lohnt sich die weite Reise nur, wenn man gleich drei Wochen da bleibt, sonst haut einen der Jetlag glatt aus den Pantinen. Es war weniger eine Geldfrage als eine Zeitfrage.


    Übrigens ist es mir bisher nie gelungen, Urlaub und Recherche mireinander zu verbinden, nicht weil sich dazu keine Gelegenheit ergeben hätte, sondern weil ich auf Recherche-Tour nicht abschalten kann. Die Figuren fangen bereits zu "leben" an. Gut fürs Buch. Schlecht für die bessere Hälfte, die dann drei Wochen lang einen in sich versunkenen Partner ertragen muss.

  • Schön fand ich auf Seite 80 auch die Beschreibung über Tuilas Worte an ihren Bruder, welche sie sogleich bereute....."bevölkerten sie,Kreaturen oder Geistern gleich, die Insel."........das habe ich mir auch schon oft über unüberlegte oder scharfe Wörter gedacht, welche man in Wut zu einem nahestehenden Menschen sagt. Irgendwie stehen sie zwischen einem bzw. kommen immer wieder hoch......


    Irgendwie glaube ich auch, dass Tristan nicht ganz so stark zu Tuila stehen wird, wie er es im Moment noch von sich selber glaubt...... :gruebel, ob die Verpflichtung gegenüber seinem Land nicht doch stärker ist?

  • Ich hinke etwas hinterher. Dafür bin ich mit diesem Part schon durch.


    Kurzfassung: Ich bin schlichtweg begeistert. Ein sehr farbiges Buch.


    Langfassung:


    Der Einstieg ist klasse gewählt, die Beschreibungen von Gerüchen, Farben, Landschaften etc. sind einfach herrlich. Da kann man sich regelrecht zurücklehnen und träumen.


    Ili ist mir von Anfang sympatisch, der Wechsel zwischen den Zeiten gelungen und gleitend. Nicht abrupt wie bei manch anderen. Gelangt man wieder ins Jahr 2005 klingt die Vergangenheitserzählung langsam aus...


    Die Fehde zwischen den beiden Frauen ist natürlich der rote Faden und hält damit die Spannung hoch.



    Die ersten 100 Seiten habe ich sehr genosse und ich freue mich schon auf die weiteren :-)