Darwinia - R. C. Wilson

  • Es ist der 14. Geburtstag von Guilford, als ihn eine Lichterscheinung am
    Himmel faziniert. Das Ergebnis dieser Lichterscheinung: Der Kontinent
    Europa ist verschwunden und wurde durch einen neuen Kontinent ersetzt,
    den man „Darwinia“ nennt.


    Nun teilt sich das Buch in verschiedene Handlungsstränge, die
    nacheinander „abgearbeitet“ werden und erst gegen Schluss des Buches
    zusammenlaufen.


    Im ersten Handlungsstrang wird eine Expedition zur Erkundung
    des „neuen“ Kontinents gestartet. Guilford, inzwischen 8 Jahre älter,
    verheiratet und 1 Kind, begleitet diese Expedition, während Frau und Kind
    in „Neu London“ bleiben.


    Im zweiten Handlungsstrang erfolgt zumindest der Anfang einer Erklärung
    der Vorgänge, auf die nicht weiter eingehen will um nicht zu viel zu
    verraten.


    Im dritten Handlungsstrang geht um alle Personen (Frauen, Kinder), die im
    Leben des Hauptprotagonisten eine Rolle spielen, sowie um seine Gegner.


    Die Handlungen wirken etwas konstruiert aber durchaus nachvollziehbar.
    Es ist der ewige Kampf von Gut gegen Böse, indem das Gute gewinnt. Im
    Großen und Ganzen gestaltet sich das Buch trotz einiger Längen recht
    spannend und das Ende verspricht eigentlich eine Fortsetzung.

  • Zäh und undurchsichtig


    Im Jahr 1912 verändert sich plötzlich der gesamte europäische Kontinent über Nacht. Die Bevölkerung ist verschwunden, und wo vorher urbanisierte Flächen waren, ist nur noch Urwald zu finden - allerdings ganz anderer Urwald als sonst auf dem Planeten. Es gibt merkwürdige Wassertiere, seltsame Landviecher wie "Wollschlangen", neue Flora wie "Moscheenbäume" und mutierte Insekten wie die allgegenwärtigen "Billyfliegen". Rasch wird die Übernachtveränderung von religiösen Gruppen als Wunder okkupiert, aber eine Expedition macht sich rheinaufwärts auf den Weg, um auf wissenschaftliche Art Hintergründe zu erfahren und zu erforschen. Mittendrin der Fotograf Guilford Law, der seine Familie im dörflichen neuen London zurücklässt. Doch die Expedition endet in einer Katastrophe. Mitten im Nichts stößt sie auf eine skurrile, offenbar uralte, verlassene Stadt, die extrem symmetrisch geformt ist. Im Zentrum der Stadt lauert das Grauen ...


    Es wundert nicht, dass dieser frühe Roman von Robert Charles Wilson erst jetzt auf deutsch erschienen ist. Er fußt auf einer recht guten Idee, die er dann rechtschaffen zerbröselt. Frei von Spannung und nachvollziehbarer Dramaturgie wird über einen langen Zeitraum (der Roman endet im Jahr 1999) davon erzählt, wie augenscheinlich irgendwo im All ein Archiv gebaut wurde, das die Geschichte dadurch dokumentiert, dass es sie schlicht vollständig enthält. Dieses Archiv wird viralen Angriffen ausgesetzt, die zu jenen Veränderungen führen, die die Menschen auf der (archivierten) Erde erleben.


    Ich habe lange nicht mehr so viel Mühe gehabt, bei einem sprachlich durchaus ansprechenden Science-Fiction-Roman durchzuhalten. Wilson schleift nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch ihr Thema, nämlich Grundfragen des Glaubens und der Evolution. Im Ergebnis liest man sich durch Stückwerk, das aus vielen bedeutungslosen Elementen zu bestehen scheint, das keine Linie verfolgt und kaum Identifikationspotential bietet. Die möglicherweise gute Idee rettet das zähe und undurchsichtige Buch dann auch nicht mehr. Nur etwas für die Sammlung.

  • Hallo, MA1.


    Zitat

    Immerhin ist das Buch erstmals 2002 auf deutsch erschienen.


    Stimmt, der Roman ist schon einmal veröffentlicht worden und war dann vergriffen; Heyne hat ihn Anfang diesen Jahres neu aufgelegt.

  • Zitat

    Original von Tom
    Es wundert nicht, dass dieser frühe Roman von Robert Charles Wilson erst jetzt auf deutsch erschienen ist.


    Nix für ungut, Tom, aber "Darwinia" als frühen Roman Wilsons zu bezeichnen, halte ich für ein bisschen merkwürdig. Immerhin war es der achte Roman, den Wilson veröffentlicht hat - 12 Jahre, nachdem seine Karriere als Romanautor mit der Veröffentlichung von "A Hidden Place" im Jahre 1986 begonnen hatte.


    (Nebenbei bemerkt ist ein deutlich "früherer" Roman Wilsons auch schon bereits deutlich früher auf Deutsch erschienen - und vor zwei Jahren von Heyne unter einem neuen Titel wiederveröffentlicht worden. ;-))

  • Hallo, Gero.


    Ich schrieb "früher" Roman, nicht "frühester" oder "erster". "Darwinia" hat 14 Jahre auf dem Buckel, und Wilsons internationaler Erfolg begann erst mit "Spin" (2005). Das erste von ihm auf deutsch erhältliche Buch war "Chronos" (damals noch unter dem Titel "Bis ans Ende aller Zeit" bei Goldmann veröffentlicht - und in Deutschland gefloppt). Auf deutsch sind nur "Spin", "Axis", "Chronos", "Die Chronolithen", "Quarantäne" und "Julian Comstock" erhältlich, und eben "Darwinia", das bezogen auf diese Reihe ein früher Wilson ist. Es gibt noch sechs weitere, teilweise frühere Romane von RCW, das weiß ich auch, aber wenn ich hätte Korinthen kacken wollen, wäre die Rezension zwanzig Meter lang geworden. ;-) "Darwinia" ist ein früher RCW, fertig.

  • Ist doc h ganz einfach:


    Bibliographie von RCW


    1986 A Hidden Place
    1987 Memory Wire
    1989 Gypsies
    1990 The Divide
    1991 A Bridge of Years - D: 1991 Bis ans Ende aller Zeit / 2008 Chronos
    1992 The Harvest
    1994 Mysterium
    1998 Darwinia - D: 2001 Darwinia
    1999 Bios - D: 2003 Bios
    2000 The Perseids and Other Stories
    2001 The Chronoliths - D: 2004 Die Chronolithen
    2003 Blind Lake - D: 2007 Quarantäne
    2004 Magic Time 3: Ghostlands mit Marc Scott Zicree
    2004 Ghostlands Band 3 mit Marc Scott Zicree
    2005 Spin - D. 2006 Spin
    2006 Tesseracts 10 mit Edo van Belkom
    2006 Julian Novelle nur digital
    2007 Axis - D: 2007 Axis
    2009 Julian Comstock - D: 2009 Julian Comstock

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Wie schon gesagt wurde, eine super Idee, nur leider nicht sehr gut umgesetzt. Ich hätte mehr über den "neuen" Kontinent erfahren wollen. Wie es man eben von einer Expedition gewohnt ist ;-) Die Spannung fehlte einfach.
    Dies war das erste Buch wo ich ernsthaft überlegte ob ich weiterlesen soll, aber gegen Mitte hin wurde es dann doch interessanter.