Originaltitel: The Iron Council
übersetzt von Eva Bauche- Eppers
Zum Buch:
Der Eiserne Rat!
Er ist nur Geflüster im Bauch der Metropole New Crobuzon - die geheime Hoffnung der Unterdrückten, derjenigen, die unter den Folgen des schlecht geführten Kriegs gegen die Teshi am meisten zu leiden haben.
Und er verkörpert die heimliche Furcht der Oberschicht, dieser korrupten Mischung von Militär und Ausbeutern, die die Stadt seit jeher im Griff haben. Denn der Eiserne Rat, die große, fahrende Zugfabrik, die sich selbst ihre Gleise legte, um den gewaltigen, geheimnisvollen Kontinent zu erschließen, der Eiserne Rat wurde von den aufständischen Arbeitern übernommen. Die schlugen die gefürchtete Miliz zurück und verschwanden unauffindbar - und sorgten damit für den Bankrott der Eisenbahngesellschaft TRT ... ein Doppelschlag gegen die Herrscher New Crobuzons, den sie bis heute nicht vergessen haben.
Und nun? Auf einmal kommt das Gerücht auf, der Eiserne Rat wäre entdeckt worden - und die Miliz hätte eine Eliteeinheit aufgestellt, um ihn zu vernichten! Sofort brechen Menschen auf, um den Eisernen Rat zu finden, ihn zu warnen - und ihn nach New Crobuzon zurück zu führen! Denn der Eiserne Rat könnte der Funken sein für das Pulverfass der Crobuzoner Elendsviertel ...
Zum Autor:
Nach Abschlüssen in Sozialanthropologie und Wirtschaft unterrichtete Miéville in Ägypten und bezog aus dieser Tätigkeit sein Interesse an arabischer Kultur und der Geschichte und Politik des Mittleren Ostens. Sein erster Roman, King Rat, wurde für mehrere Auszeichnungen nominiert, sein zweiter, Perdido Street Station, schließlich mit mehreren Auszeichnungen bedacht.
Seine Geschichten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie extrem schwer in ein Genre einzuordnen sind; eine seiner Inspirationsquellen war wohl Mervin Peake.
Neben Romanen schreibt er auch Kurzgeschichten und Essays, oft auch zum Thema phantastische Literatur. (*1972)
Meine Meinung:
Die Integration des Wilden Westens in die Welt von Bas-Lag ist ein fantastischer Wurf, allerdings fehlt es dem Roman irgendwie an der Faszinationskraft, die die beiden Vorgänger auszeichnete.
Das hat ein paar Ursachen:
- es tritt ein gewisser Gewöhnungseffekt bzgl. der überbordenden Sprache Mievilles ein,
- es gibt bereits so viele Wunder in dieser Welt, dass Du Dir verzweifelt wünschst, das ein oder andere besser kennen zu lernen (z.B. High Cromlech - Grab-am-Berg, die Stadt der Untoten, in der die Vampire eine erbärmliche Bettlerkaste sind, die von Blutspenden der lebenden Bewohner abhängig ist, dieweil die lebenden Toten das Reich beherrschen - was ein Entwurf!). Statt dessen kommen immer neue Wunder hinzu: die Tesh, das Tausendplagenland, die Mönche des Augenblicks usw.
- die offen politische Dimension der Geschichte ist nicht jedermanns Fall.
Dieser letzte Aspekt ist es auch, der das Buch in einem insgesamt kälteren Glanz erstrahlen lässt als seine Vorgänger: hier haben die Hauptpersonen eine (politische) Mission - und nicht, wie Bellis Schneewein oder Isaac Dan dar Grimnebulin, persönliche Interessen, die man leichter verstehen und miterleben kann. Und wenn man - wie ich - eine deutlich andere Lebens-und politische Philosophie als Herr Miéville hat, behindert das natürlich auch den Buchgenuss.
Insgesamt das schwächste Buch von Bas-Lag, aber immer noch absolut lesenswert, schon wegen dem völlig unerwarteten Clou am Ende.
GleichSamm