Das Perlenmedaillon - Sabine Weigand

  • Klappentext:
    Gegen ihren Willen muss Helena den Patrizier Konrad Heller heiraten. Doch eine verbotene Liebe verbindet sie mit dem Goldschmied Niklas. Nur die Briefe, die Niklas ihr über den jungen Maler Albrecht Dürer aus Venedig schickt, geben ihr noch Hoffnung - und das Perlenmedaillon, das sie zu Anna, der "Hübschlerin", führt. Mit Annas Hilfe wagt Helena das Unerhörte: sie begehrt gegen ihren Mann auf, ruft den Nürnberger Rat an. Und Niklas, der in Venedig das Geheimnis des Diamantschleifens entdeckt hat, macht sich auf den Weg zu ihr. Kann sie ihr Schicksal besiegen? Ein großer historischer Roman zwischen venezianischen Edelsteinschmugglern, Badstuben, Frauenwirten und prachtvollen Ratsfesten des späten Mittelalters.


    Über die Autorin:
    Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin im Museum von Schwabach. Dokumente aus der Stadtgeschichte von Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans »Das Perlenmedaillon«. Schon bei ihrem ersten Erfolgsroman »Die Markgräfin«(Fischer Taschenbuch, Bd. 15935) lieferte die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach, einer der größten Festungsanlagen Nordeuropas, die historische Vorlage.


    Zur Ausgabe:
    Ich habe die schön gestaltete Weltbild-Ausgabe als biegsames Softcover gelesen.
    Diese hat ein farblich ansprechendes Frontcover mit einem Corbis-Motiv sowie im Vorsatz eine Abbildung der Ansicht der Stadt Nürnberg 1493.
    Da hierfür aber keine ISBN bei Amazon vorliegt, gebe ich unten die Taschenbuchausgabe an, die im Februar 2007 erscheint.


    Meine Meinung:
    Diesem historischen Roman ist eine Episode in Schwabach 2004 und Auszüge aus dem Kirchenbuch der Pfarrei Schwabach vorgestellt. Nach diesem Vorgeplänkel gelangt man endlich im Jahr 1490 Nahe Nürnberg und ist beinahe sofort tief abgetaucht in das Schicksal der jungen Anne, die sich gegen einen Vergewaltiger zur Wehr setzt, flieht und dann Karriere als Hübschlerin macht.


    Ein zweiter Handlungsstrang in Nürnberg 1494 dreht sich um Helena, Tochter des Unternehmers Heinrich Brandauer, die Schwanger wird und dann gegen ihren Willen mit einem ungeliebten und brutalen Mann verheiratet wird.


    Mit dem Goldschmiedgesellen Niklas, dem Geliebten von Helena, wird dieser Handlungsstrang nochmals gesplittet. Niklas wird von Helenas Vater heraus geworfen und reist nach Venedig. Unterwegs lernt er Albrecht Dürer kennen, der eine bedeutende Rolle im Roman spielt Venedig-Fans werden von den Venedigszenen und der Intrige um Edelsteinfälschung und Schmuggel begeistert sein.


    Und dann gibt es noch Phillip, Helenas Bruder, der aufgrund einer alten Schuld Mönch geworden ist.


    Wie die verschiedenen Handlungsfäden zusammen gehalten werden, obwohl sich die Hauptfiguren nur selten begegnen, ist eine der großen Stärken des Romans.


    Die Beschreibungen sind detailliert, aber nicht überfrachtet. So ist es möglich, den Roman aufgrund der Spannung sehr schnell zu lesen. Es ist aber auch möglich in den Details zu verweilen und man hat lange etwas von diesen 620 Seiten langen Buch.


    Eine weitere Stärke ist, wie die Verbundenheit des Lesers mit den Figuren aufgebaut wird, die zu dem noch annähernd gleichwertig behandelt werden.
    Literarisch wird es auch interessant, wenn man die Briefe liest, die in einer alten Schrift gehalten sind, was dem Buch zusammen mit den Beschreibungen der Sitten und Sprache der Leute sowie der Städte, eine gute Authenzität verleiht, die nicht jeder historischer Roman besitzt.
    Allerdings sind die vielen Briefe deswegen auch schwer und mühsam zu lesen, was den Handlungsfluss manchmal etwas aufhält. Geschickt sind aber die komplexeren Handlungssprünge gestaltet, da diese häufig durch Dialoge auch dem Leser zeitsparend vermittelt werden.


    Das Finale ist sehr spannend gestaltet. Es ist lange unklar, ob es gut oder schlecht endet wird.
    Das Buch schließt mit einem informativen Nachwort der Autorin.




    .

  • Ein wunderbares Buch! Ich habe Das Perlenmedaillon sehr genossen.


    In der Zeit um 1500 werden verschiedene Schicksale erzählt, die alle geschickt miteinander verwoben sind. Da ist in Nürnberg die unglücklich verheiratete Helena, die versucht ihre Ehe mit dem brutalen Konrad auszuhalten. Gleichzeitig versucht ihr Bruder Phillip als Mönch im Kloster seinen Frieden zu finden. Und dann gibt es noch die Hübschlerin Anna mit den verschiedenfarbenen Augen. Parallel dazu wird die Geschichte von Helenas Jugendliebe Niklas erzählt, der in Venedig seinen Weg als Goldschmied macht.

    Jede Geschichte für sich ist spannend und interessant, aber wie alle miteinander verknüpft werden, macht einen besonderen Reiz aus.
    Ich bin in der Geschichte versunken und habe die Personen und Orte direkt vor mir gesehen und mit ihnen mitgefiebert. Die vielen eingeflochtenen Briefe in alter Sprache lesen sich zwar ein wenig mühsamer, machen den Roman aber umso "echter".


    Von mir erhält das Buch volle 10 Punkte!


    Für alle, die nicht auf das Taschenbuch warten wollen, ist die Softcoverausgabe von Weltbild für etwa 10 Euro zu empfehlen.

  • ich habe das Buch schon länger in Regal stehen, doch bis jetzt hat mich das Buch nicht unbedingt gereizt.


    Aber nach den sehr positieven Bewertungen kommt es auf jedenfall zu meine top ten der nächst zu lesenden Bücher.
    Vielen Vielen Dank! :knuddel

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • [quote]Original von lesterschwein
    ich habe das Buch schon länger in Regal stehen, doch bis jetzt hat mich das Buch nicht unbedingt gereizt.


    Ich habe das Buch aus der Bücherei geholt (bei mir die Ausnahme, da die Bücherei nicht sehr umfangreich ist) und verschlungen. Also unbedingt nach oben holen


    ciao Richie

  • Ein absolut geniales Buch!!! Vielen Dank Frau Sabine Weigand für die schönen Stunden, die ich dadurch hatte.


    Klasse fand ich es, wie die Autorin es schaffte, die vielen einzelnen Schicksale zusammenspielen zu lassen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Buch durch die Einzelgeschichten abgehakt wirkt. Ich empfand das Buch durch und durch spannend, unterhaltsam, etwas informativ und brutal (bei manchen Szenen war ich echt fertig). Die Handlungsorte fand ich superschön. Dass der gute alte Dürer mit dabei war, fand ich klasse. Außerdem haben mir die Informationen über die Edelsteinkunde sehr gut gefallen.


    Etwas schwieriger zu lesen, waren die Briefe in der damaligen Sprache. Auf der anderen Seite gab dies dem Buch auch wieder eine Besonderheit. Das Nachwort hat ergeben, was alles von der Geschichte Realität war. Tolle Recherche.


    Ich war bei diesem Buch genauso traurig als es zu Ende war wie bei der Glasbläserin.


    Die Markgräfin muss ich mir unbedingt besorgen.


    Ich vergebe 10 Punkte.

  • Zitat

    Original von Richie
    [quote]Original von lesterschwein
    ich habe das Buch schon länger in Regal stehen, doch bis jetzt hat mich das Buch nicht unbedingt gereizt.


    Ich habe das Buch aus der Bücherei geholt (bei mir die Ausnahme, da die Bücherei nicht sehr umfangreich ist) und verschlungen. Also unbedingt nach oben holen


    ciao Richie


    Meine Freundin hat sich das Buch bei mir ausgeliehen und war auch begeistert. Doch ich habe deswegen auch viel Ärger von ihr bekommen, da sie ein ganzen Tag und eine Nacht durchghelesen hat und anschließend auf der Arbeit eingeschlafen war.
    :lache

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • :wave Habt Ihr schon die neue Bücher?


    Da ist ein großer Artikel über Sabine Weigand. Den werde ich jetzt mal eingehend lesen. Habe die Zeitschrift vorhin in der Bahn nur überflogen.


    Gruß Lesebiene

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Habt Ihr schon die neue Bücher?


    Da ist ein großer Artikel über Sabine Weigand.


    Ja, es handelt sich in erster Linie um eine Leseprobe aus ihren neuen Roman "Die Königsdame".


    Vielversprechend, aber leider ist die Leseprobe so kurz, dass ich keinen richtigen Eindruck gewinnen konnte.

  • Das Buch ist für mich der beste historische Roman, den ich bisher gelesen habe. Besser noch als "Die Markgräfin". Ich vergebe volle 10 Punkte!!


    Das Leben in Nürnberg und in Venedig konnte ich mir sehr gut vorstellen und ich fand es auch gut, dass Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten im Mittelpunkt standen (Hure, Mönch, Patrizier...) Etwas abenteuerlich fand ich die Figur des Yussuf.


  • Was für ein tolles, bewegendes Buch! :anbet
    Ich bin schwer begeistert, vor allem, da ich zu Anfang dachte, ich würde nicht eintauchen können in die Geschichte. Aber plötzlich war ich drin.


    Hier wird keine austauschbare Geschichte erzählt, keine modern anmutende Superfrau ist ihrer Zeit voraus, die Heldin profiliert sich nicht und kein Supermann errettet sie. Es wird einfach die Geschichte der Helena erzählt, die ein durchaus für damalige Verhältnisse normales, wenn auch trauriges, Leben führt. Sie bewegt sich im Rahmen des damals schicklichen und üblichen. Es ist eine sehr reale Erzählung, und deswegen umso fesselnder für mich gewesen. Auch Anna, Phillip und Niklas werden gleichberechtig behandelt und werden als Person plastisch. Einzig der Erzählstrang von Niklas erinnert an die Struktur anderer historischer Romane. Dafür ist er aber sehr unterhaltsam und informativ.


    Ich bin jedenfalls in einen richtigen Leserausch geraten, und war zum Schluß ziemlich bewegt.


    "Das Perlenmedaillon" hat mir besser gefallen als "Die Markgräfin", die ich allerdings auch gut fand. Nur hat sie mich nicht so sehr berührt wie das Medaillon.
    Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Roman und hoffe, das das TB nicht allzulange auf sich warten läßt. Da die Romane optisch ähnlich gehalten wurden, hätte ich "Die Königsdame" gerne passend :grin

  • Heute Nacht um 3:30 (!) habe ich das Buch beendent und bin begeistert. Habe sogar von der story geträumt.
    Sehr schön fand ich die verschiedenen Hauptpersonen und dass alle Handlungsstränge zusammengefügt wurden. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass das Buch zum Teil auch in Venedig gespielt hat, was die Geschichte aufgelockert hat.
    Ich fand es auch schön, dass das Perlenmedallion ein roter Faden ist, der durch die Geschichte führt.


    Bevor ich das Buch angefangenhabe zu lesen, habe ich gelesen, die Geschichte sei ziemlich vorhersehbar. Da stimme ich absolut nicht zu. ICh habe schon historische Romane gelesen, bei denen man sofort wusste, was auf der letzten Seite passiert. Doch bei diesem Buch war es auf keinen Fall so.



    Vorhersehbar war auch nicht der Tod Helenas. Bis zur letzten Seite habe ich gehofft, dass sie nicht wirklich tot ist. Schließlich hatte sie ein schönes Happy-End verdient. Schade, ich hätte gerne alle glücklich erlebt..



    Von mir gibt es 9 von 10 Punkte.

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von lesterschwein ()

  • Zitat

    Original von lesterschwein
    Bevor ich das Buch angefangenhabe zu lesen, habe ich gelesen, die Geschichte sei ziemlich vorhersehbar. Da stimme ich absolut nicht zu.


    Ich kann dir nur zustimmen. Ich habe schon viele total vorhersehbare Romane gelesen, dieses gehört mit Sicherheit nicht dazu.

  • Zitat

    Original von lesterschwein



    Das hätte nicht zu ihm gepasst, nach allem was sie für ihn getan hat bzw. was sie für ihn in Kauf genommen hat. Das wär schon ziemlich schäbig gewesen und hätte seine Figur ins Negative gekippt.


  • Meine Meinung


    „Das Perlenmedaillon“ ist der erste Roman von Sabine Weigand, den ich gelesen habe und wird keinesfalls der letzte gewesen sein. Zwar hatte ich ein wenig andere Vorstellung davon, was mich erwarten würde, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, bekam aber dennoch einen sehr stimmigen, spannenden und vor allem sehr gut recherchierten Roman.


    Sabine Weigand erzählt ihre Geschichte in drei großen Handlungssträngen, die uns durch Nürnberg und Venedig des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts führen.
    Anschaulich beschreibt die Autorin das alltägliche Leben dieser Zeit, die Sorgen, Nöte und Rechte der Männer und Frauen. Durch ihren Schreibstil zaubert Sabine Weigand detaillierte und klare Bilder vor das innere Auge und so konnte ich ganz in die Geschichte um Niklas, Helena und Anna eintauchen.
    Besonders gelungen finde ich die eingefügten Briefe der Figuren, die durch alten Sprachgebrauch und Schreibweise das Buch authentischer gemacht haben, auch wenn das Lesen vielleicht ein wenig mehr Konzentration gefordert hat.


    Leider hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass Helenas Leben ein wenig zu sehr in den Hintergrund geraten ist und dadurch zu kurz kam. Niklas’ Werdegang und Annas Leben als Hübschlerin mögen vielleicht aufregender und spannender gewesen sein und haben deshalb mehr Beachtung erhalten, aber ich persönlich hätte sehr gerne intensiver über Helenas Hausfrauendasein und ihre unglückliche Ehe gelesen.


    Die Figuren sind überwiegend sehr facettenreich und sehr genau gezeichnet, dennoch konnte ich mir nicht jede „glasklar“ vorstellen. Die Hauptfiguren sind mir alle sehr ans Herz gewachsen, von daher viel es mir äußerst schwer, mich am Ende von ihnen zu verabschieden.


    Gefehlt hat mir vor allem ein Glossar, da es doch den ein oder anderen Begriff gab, den ich nicht kannte, obwohl ich überwiegend historische Romane lese. Für Genre-Einsteiger könnten sich daher unzählige Verständnisfragen ergeben.


    Insgesamt ist „Das Perlenmedaillon“ ein wunderbarer historischer Roman, der mir viele schöne Stunden geschenkt und mich nachhaltig beschäftigt hat.


    Meine Bewertung


    9 von 10