'Frühling des Widders' - Seiten 603 - Ende

  • Gründe für ein Pflichtgefühl gäbe es mMn genug: Da wäre einerseits, dass er bei den Charettys nach der Folter von Fleury aufwachsen durfte und dort sehr gut behandelt wurde. Er war nicht nur Lehrling, sondern Teil der Familie. War bester Freund von Felix und kam so in den Genuß von Bildung und konnte so auch am Wohlstand in einem gewissen Rahmen teilhaben.


    Dann hat Marian ihm erst die Möglichkeit eröffnet dieses neue Leben zu beginnen. Ohne sie hätte er es nicht so weit gebracht. Er hat zwar viel aus eigenem Antrieb geschafft ( siehe Kurierdienst), aber er wäre ohne die Billigung von Marian sehr schnell an Grenzen gestoßen.


    Dazu kommt, dass Marian ihm immer vertraut hat und ihn nie Vorwürfe gemacht hat. Und nach all den Ereignissen rund um den Tod von Felix und vielen anderen, hätte sie durchaus auch Grund gehabt, dass sie versucht hätte, ihn an eine kürzere Leine zu nehmen, hat sie aber nicht.


    Im Gegenteil, sie hat ihm sogar mehr Freiraum gegeben, als er ohnehin schon durch die Heirat mit ihr hatte.


    Am ehesten dürfte es eine Mischung aus allen Gründen gewesen sein. Wobei ich die Liebe zwischen den beiden auch nicht einfach definieren könnte. Es ist keine wirkliche klassische Liebe zwischen Eheleuten, aber auch viel mehr als eine normale verwandtschaftliche Liebe.


    Aber Nicholas zu völlig zu durchschauen ist wohl unmöglich. Ich bin schon gespannt, wie das später (2010 :rofl) bei Lymond sein wird. Adriana hat ja geschrieben, dass sie Nicholas durchschaubarer findet. :yikes


    Zitat

    Original von Grisel
    Fein! Und, wenn ich mich recht erinnere, halten sich die Schiffsreisen in Grenzen. Interessant, daß Du damit so ein Problem hast. Warum eigentlich? So eine Schiffsreise ist für mich auch insofern interessant, weil sie wegen des beengten Raums eine ganz eigene Dynamik unter den anwesenden Personen erzeugt. Aber, gut, ich habe ja auch eine Schwäche für marinehistorische Literatur, was für Dich dann wohl das ultimtativ Abschreckende sein müßte. :grin


    Die Handlung ist bei Schiffsreisen oft zu eingeengt. Der Schauplatz ist doch relativ eingeschränkt und oft wird es dadurch eher langatmig und anstrengend, diese Szenen zu lesen. Vielleicht hatte ich bisher auch nur Pech mit jenen Büchern?
    DD hat es recht gut geschafft den Spannungsbogen auch während der Schiffsfahrten hoch zu halten, wobei hier aber auch weniger das Leben auf hoher See Thema war.


    Band 3 lockt mich bereits gewaltig. Allein das Personenverzeichniss läßt mir keine Ruhe.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Im Gegenteil, sie hat ihm sogar mehr Freiraum gegeben, als er ohnehin schon durch die Heirat mit ihr hatte.


    Natürlich, das sind alles hervorragende Gründe für die Loyalität, die er ihr entgegenbringt. Doch, banal ausgedrückt, was würde er ihr wegnehmen, wenn er das tut, was ohnehin jeder von ihm erwartet, und sich anderweitig austobt. Stattdessen aber beherrscht er sich und bleibt ihr Treu, so, als wolle er ihr dieses unerwartete Geschenk zu Füßen legen.


    Zitat

    Am ehesten dürfte es eine Mischung aus allen Gründen gewesen sein. Wobei ich die Liebe zwischen den beiden auch nicht einfach definieren könnte. Es ist keine wirkliche klassische Liebe zwischen Eheleuten, aber auch viel mehr als eine normale verwandtschaftliche Liebe.


    Das kann ich unterschreiben. In eine Schublade läßt sich diese Beziehung nicht stecken.


    Zitat

    Aber Nicholas zu völlig zu durchschauen ist wohl unmöglich. Ich bin schon gespannt, wie das später (2010 :rofl) bei Lymond sein wird. Adriana hat ja geschrieben, dass sie Nicholas durchschaubarer findet. :yikes


    Falls es Dich tröstet, ich halte Nicholas für noch weniger durchschaubar als Lymond, der aber auch nicht ohne ist.


    Zitat

    Die Handlung ist bei Schiffsreisen oft zu eingeengt. Der Schauplatz ist doch relativ eingeschränkt und oft wird es dadurch eher langatmig und anstrengend, diese Szenen zu lesen. Vielleicht hatte ich bisher auch nur Pech mit jenen Büchern?


    Ist wohl auch Geschmackssache, denn ich mag sowas ja gerade wegen dem eingeengten.


    Zitat

    DD hat es recht gut geschafft den Spannungsbogen auch während der Schiffsfahrten hoch zu halten, wobei hier aber auch weniger das Leben auf hoher See Thema war.


    Wäre hier ja auch irgendwie fehl am Platz. Was wichtig ist, ist die Dynamik zwischen ihm und seinen Männern und daß er selbst seine Begeisterung für Seefahrt entdeckt.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Natürlich, das sind alles hervorragende Gründe für die Loyalität, die er ihr entgegenbringt. Doch, banal ausgedrückt, was würde er ihr wegnehmen, wenn er das tut, was ohnehin jeder von ihm erwartet, und sich anderweitig austobt. Stattdessen aber beherrscht er sich und bleibt ihr Treu, so, als wolle er ihr dieses unerwartete Geschenk zu Füßen legen.


    Vertrauen. Das Vertrauen zwischen den beiden könnte er damit zerstören. Ich will ihm dabei aber nicht unterstellen, dass er sich nur deswegen in keine Affairen einläßt, weil er dadurch fürchtet einen materiellen Nachteil bei seinen Geschäften zu erleiden. Außerdem war er ohnehin zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg wirtschaftlich unabhängiger zu werden, da sich seine Konten in Venedig immer mehr gefüllt haben.


    Im Rahmen von einem Gespräch mit Tobias zu seiner Keuschheit erfahren wir, dass es für Nicholas deshalb kein Problem war, da für ihn Sex immer mit Liebe verbunden ist und da Marian von ihm entfernt ist er daher auch keine Begierde empfindet. Vielleicht wurde er durch Erlebnisse im Badehaus auch einfach für eine Weile abgeschreckt und der Wettstreit mit Doria und die politische Situation rund um Trapezunt waren auch Ablenkung genug für ihn. Was schließlich ein deutlicher Unterschied zu seiner Junggesellenzeit in Brügge und Löwen ist.


    Wie passt das nun zum "Austoben" mit Violante? Hat sich seine Haltung geändert oder steckt doch mehr dahinter?



    Noch ein Aspekt ist mir gerade eingefallen. Gottschalk und Tobie waren es glaub ich, die am Ende wieder die moralische Angelegenheit der gesamten Mission ein wenig in Frage gestellt haben.
    Ein wenig eigenartig finde ich den Gedanken, dass Nicholas für den Profit Trapezunt geopfert haben soll schon.


    Weiß jemand ob zu der damaligen Zeit wirklich ein Kreuzzug im Raum stand?

  • Gestern habe ich es leider nicht mehr geschafft, meine Gedanken über die letzten Kapitel des Buches hier zu äußern.
    Das hole ich jetzt nach und lese danach gleich "Spiel der Skorpione" weiter.


    Mir hat Band II auf jeden Fall sehr gut gefallen, auch die Schiffsszenen, weil sie doch mehr auf die Interaktion und Erlebnisse der Protagonisten ausgelegt waren und keine Fachsimpelei drin vorkam.
    Es wurde einfach nie langweilig und Trapezunt als Handlungsort fand ich auch sehr interessant und spannend.
    Gerade diese eher exotischen Gefilde, wenn sie so schön beschrieben werden wie hier, gefallen mir sehr gut.
    Es ist einfach mal was anderes.


    Nicco gefällt mir immer besser. Er ist mir schon richtig ans Herz gewachsen, weil er eine sehr sympathische Seite hat.
    Dabei ist er dann auch noch genial und ziemlich gefährlich, wenn man Ihm zum Feind hat. Solche Charaktere sind absolut interessant, weil sie nicht in das normale Gut/Böse Schema passen. Solche Helden liebe ich. Mit reinen Gutmenschen oder Bösewichten kann ich irendwie nichts anfangen.


    Seine Kameraden sind aber auch auf Ihre Art und Weise alle sehr sympathisch, auch wenn mich in diesem Band Julius ein paar mal etwas genervt hat :-). Sehr gut finde ich dabei auch das sie alle Ihre Eigenheiten haben und dadurch nicht eintönig wirken. Sie sind nicht nur Staffage an der Seite von Nicco sondern richtig Persönlichkeiten.


    Die Rangeleien zwischen Doria und Nicco waren sehr Unterhaltsam.
    Als Dorias Unterlegenheit eindeutig klar wurde, habe ich irgendwie schon geahnt das er noch in diesem Teil der Chronik sterben wird.
    Jetzt hoffe ich auf einen neuen interessanten Gegner.

    Mit meiner Vermutung das Doria und Catherina vielleicht noch was aushecken lag ich dann auch falsch.
    Eher ist Doria noch einmal reingefallen, weil Catherina Ihn verraten hat.


    Die Vorbereitungen die Nicco und seine Leute für das eintreffen der feindlichen Truppen getroffen haben fand ich äußerst Erfindungsreich.
    Da waren ja ein paar nette kleine Überraschungen dabei :-).
    Ich denke mal das Nicco von seinen Eindrücken her klar war, daß das trapezuntische Reich einfach schon wegen seiner Dekadenz dem Untergang geweiht war.
    Auch wenn man diesen nochmal durch einen Kreuzzug hätte aufschieben können, wäre es früher oder später vorbei gewesen.


    Sehr spannend waren in dem Zusammenhang auch die Szenen als Tobie und Nicco im Lager des Sultans sind und wo dann auch noch Doria auftaucht und sie fast verraten kann.
    In dem Moment hatte ich richtig ein wenig Angst um die Beiden.
    Zum Glück ging ja alles nochmal gut und Doria wurde rechtzeitig endgültig ausgeschaltet.
    Ich glaube das Noah aus verschmähter Liebe so gehandelt hat.
    Er war ja, glaube ich verstanden zu haben, vor Catherina Dorias Favorit und sah nun den richtigen Augenblick sich zu rächen.


    Genial finde ich Niccos Plan, der ja auch wieder mal über lange Hand vorbereitet war (siehe die vorher schon besorgten und gut versteckten Gewänder), die Galeere und die Kogge zu erreichen und sicher nach Venedig zu bringen.
    Sehr Schade fand ich es das der arme kleine Hund dabei dran glauben mußte.
    Es war natürlich notwendig, aber ich war trotzdem total über Catherinas Kaltblütigkeit in diesem Moment erstaunt.


    Und dann die Kapitel die in Venedig spielen.
    Zuerst Niccos und Catherinas Entführung.
    Warum hat Catherina eigentlich Nicco den Dolch abgenommen?
    Zum Glück konnten seine Kameraden rechtzeitig dazwischengehen, ansonsten wäre der Kampf sicher böse ausgegangen.


    Traurig ist es dann von Marians Tod zu erfahren. Das hat mich schon ein wenig umgehauen und Nicco wirkt auch total aus der Fassung gebracht und ist es wahrscheinlich auch.
    Ich denke schon das sich ein starkes emotionales Band zwischen den Beiden entwickelt hat und er nun den Verlust sehr stark empfindet.
    Er ist Ihr ja sogar über die ganze Zeit hin treu geblieben, was Ihm sicher nicht leicht gefallen ist.


    Warum die Erbschaftsangelegenheiten unbedingt vor Simon erläutert werden müssen, habe ich dabei nicht so ganz verstanden.
    Gibt das Simon nicht wieder Wasser auf die Mühlen, um weitere intrigen gegen Nicco zu spinnen?
    Sie hätten doch das Haus dazu verlassen können, der Weg war doch dafür frei.


    Sehr gespannt bin ich wie sich die Beziehung zwischen Catherina und Tilde weiter entwickelt, die ja im Moment recht angespannt ist.
    Durch die Erbangelegenheit müssen sie sich ja irgendwie wieder zusammenraufen und Nicco hat da ja jetzt auch einiges mit zu reden.


    Und dann gibt es ja auch noch das Angebot was Ihm seine Kameraden machen wollen.
    Mal schauen ob er darauf angeht, aber ich denke mal schon, daß alle wieder im nächsten Band zusammen aktiv werden.


    Am Ende gibt es dann die Szene mit Violante.
    Ich denke das Nicco das unbedingt braucht, weil er emotional total aufgebracht ist und sich irgendwie wieder auspowern muß.
    Auch wenn das kurz nach dem Tod von Marian sehr eigenartig ausschaut.
    Von Violante aus denke ich, daß sie die ganze Zeit über schon mal gerne mit Ihm schlafen wollte und nie an Ihn rangekommen ist und nun die Gunst der Stunde nutzt.
    In gewissermaßen scheinen sich die Beiden ja auch irgendwie zueinander hin gezogen zu fühlen, auch wenn dies Aktion für Nicco wohl erstmal wirklich nur ein Ventil ist, um wieder zu klareren Gedanken zu finden.
    Zwischen den Beiden könnte sich aber mE sicher ein sehr spannendes Verhältnis entwickeln :-).
    Bin schon gespannt ob daraus was wird.


    Wie oben erwähnt freue ich mich jetzt schon sehr darauf was als nächstes kommt und mache heute gleich mit Band III weiter.

  • Zitat

    Original von Adriana
    Ich glaube das Noah aus verschmähter Liebe so gehandelt hat.
    Er war ja, glaube ich verstanden zu haben, vor Catherina Dorias Favorit und sah nun den richtigen Augenblick sich zu rächen.


    Nicht nur das, Doria hat ihn ja auch eiskalt einfach "verschenkt".
    Aber ich glaube trotzdem immer noch, daß es gleichermaßen ein Liebesdienst war, denn er hat ihm zweifellos einen langsameren und qualvolleren Tod erspart.

  • Da hast Du recht.
    Die beschriebenen Todesarten, die sonst auf Ihn gewartet hätten, wünscht man sich ja nicht einmal seinem ärgsten Feind.
    In diesem Fall sehe ich es als eine Mischung aus doch noch vorhandenen Gefühlen und Rache.
    Doria war zwar auch nicht sofort Tod, aber ich denke auch mal, daß er auf jeden Fall nicht so qualvoll gestorben ist, als wenn er dem Sultan in die Hände gefallen wäre.

  • Er bleibt ja bis zum Schluß bei Doria.
    Das finde ich auch sehr interessant, weil er ja eigentlich einen ziemlichen Haß auf Ihn haben müßte, nachdem was alles zwischen Ihnen passiert ist.
    Die Szene wirkt aber garnicht so, sondern eher sogar als ob er indem er bei Ihm bleibt Ihn in seinem Todeskampf beisteht. Also Ihn nicht ganz alleine vor die Hunde gehen lassen will.

  • So, ich habe bin eben fertig geworden und habe mir gerade alles hier durchgelesen. Ein paar mich sehr unzufrieden zurücklassende Fragezeichen konnten dabei geklärt werden, aber nicht alle.
    Eine Frage, die zwar gestellt, aber nicht beantwortet wurde: Warum sind Niccolas und Tobi denn nun verkleidet ins Lager des Sultans? Und: wie hat Doria sie denn nun gefunden? Mit Noahs Hilfe? Aber warum verrät Noah denn die beiden, wenn er so einen Hass auf Doria hat?


    Die Szene, als Nicolas bei Doria bleibt, als dieser stirbt, war vielleicht die beste im ganzen Buch. Ich fand das sehr bewegend... :-(


    Dass Marian am Ende nicht mehr lebt und die beiden sich nicht mehr sehen, war auch sehr traurig :-( Hach ja.


    Nicolas ist für mich übrigens DER Held schlechthin, von wegen er passt nicht in das Gut/Böse-Schema. :-)


    Ich werde jetzt gleich mit Band 3 anfangen...