Organspendeausweis

  • Zitat

    Der mutmaßliche Wille des Verstorbenen ist aber eben schlecht in einem solchen meist ja Unglücksfall herauszufinden.


    Und es kostet wertvolle Zeit, die im Zweifesfall dazu führt, dass zwei Leute sterben - der Verunglückte und ein potentieller Spendenempfänger.


    Zitat

    Was also spricht dagegen, wenn man energisch dagegen ist, dies auch in einem negativ beschrifteten Organspendeausweis kundzutun und damit die Entscheidung zu erleichtern?


    Nicht sonderlich viel. Da aber die Ängste in diesem Bereich sehr diffus und zumeist nur emotional begründbar sind (sie reichen von noch immer kursierenden Gerüchten über vorzeitige Hirntoderklärungen - Stichwort "Organmafia" - bis hin zu Glaubenskrisen), ist vorstellbar, dass manch einer meint, alleine die Existenz des Ausweises, wenn auch negativ ausgefüllt, würde schon dazu führen, dass man stantepede ausgeweidet wird. Wahrscheinlicher aber ist, dass viele einfach nicht wissen, wie die aktuelle Gesetzeslage aussieht.


    @Edit: Davon abgesehen entsteht hier auch eine Situation, die fürchterlicher kaum sein könnte: Man ist als Angehöriger blind vor Trauer um den Verlust einer geliebten Person, und dann muss jemand daherkommen und fragen, ob man Organe entnehmen dürfe. Die österreichische Regelung ist in dieser Hinsicht sehr viel humaner.

  • Ich kram jetzt einfach mal in meinem profunden Halbwissen. Gibt es nicht sogar Staaten, wo jedem Toten auch ohne Zustimmung durch Spenderausweis oder der Angehörigen Organe entnommen werden können? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Voltaire : Ja, Österreich zum Beispiel. Einfach mal den ganzen Thread durchlesen, bevor Du Beiträge postest. :grin


    In Anbetracht meines Alters wusste ich nicht ob ich noch so viel Zeit hatte...... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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  • Zitat

    Original von Babyjane
    So viel Zeit, bis... wir dir deine Organe entnehmen? :lache



    .....machst du das dann, das Skalpell schwingen? :grin :gruebel

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  • Ich hab das hier erst jetzt gesehen und muss noch was loswerden :lache


    Zitat

    Original von Vulkan
    Gummibärchen, ich verbürge mich jetzt nicht dafür, dass alles absolut richtig ist, was ich schreibe. Aber das Problem mit der Organspende für die Angehörigen ist, dass man eben nicht richtig Abschied nehmen kann, weil man den Körper sozusagen erst auf dem OP-Tisch von Herzlungenmaschine etc. entfernt. Die Angehörigen verlassen also ihren Angehörigen, wenn er zwar tot ist (keine Hirnströme, "toter" kann man nicht sein), aber Herz und Lunge werden wohl durch Maschinen weiter am Funktionieren gehalten. Der Körper ist also warm und wirkt "lebendig". Und das ist m. E. das große psychische Problem der Organspende - nicht für den Spender, sondern für seine Hinterbliebenen.


    Das versteh ich nicht...man kann sich doch auch dann von einem Menschen verabschiede, wenn sein Herz/Lunge/... rausgenommen wurden.
    Abgesehen davon, dass auch nicht jeder die Chance hat, sich von einem verlorenen Menschen zu verabschieden, aus unterschiedlichsten Gründen.


    Mir ist es sowas von piepegal, was man mir alles rausnimmt, wenn ich tot bin. Solange ich damit jemanden helfen kann, gern.

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  • Gummibärchen, da ist jeder anders. Viele Menschen haben Angst, einen Sterbenden zu begleiten und wirklich daneben zu sitzen wenn er seine letzten Atemzüge macht. Ich dagegen empfinde es als Selbstverständlichkeit, die man seinen Angehörigen schuldig ist. Ich habe Verwandte so verabschiedet und noch Stunden danach bei ihnen gesessen. Für mich war sowohl diese Sterbebegleitung wie die Zeit danach wichtig, um das zu verarbeiten und zu begreifen. Daher weiß ich, dass ich mit so einer Situation wie bei der Organspende Probleme hätte, weil man eben den physischen Prozess des Sterbens nicht miterlebt und ich das Gefühl hätte, den Menschen zu früh "allein" gelassen zu haben. Auch wenn ich rational weiß, dass mit dem Hirntod der Mensch tot ist. Aber wenn man daneben sitzt und merkt, dass die Haut noch warm ist und Sauerstoff und Blut durch die Venen fließen, ist es eben irgendwie komisch.
    Aber daher haben sämtliche Familienmitglieder bei mir ihre Entscheidungen getroffen, so dass ich im Falle des Falles (der ja auch sehr, sehr unwahrscheinlich ist) über so etwas nicht nachdenken muss, sondern einfach ihren Willen ausführen müsste. Ich bei mir selbst habe mit Organspende auch keine Probleme - da ich das ja dann nicht mehr mitbekomme und ich hinsichtlich der Verabschiedung von mir selbst - nun ja - irgendwie unemotionaler bin.

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Daher weiß ich, dass ich mit so einer Situation wie bei der Organspende Probleme hätte, weil man eben den physischen Prozess des Sterbens nicht miterlebt und ich das Gefühl hätte, den Menschen zu früh "allein" gelassen zu haben.


    Das ist es, was manche Angehörige auch beschreiben und was ihnen später zu schaffen macht.


    Zitat

    Original von Vulkan
    Auch wenn ich rational weiß, dass mit dem Hirntod der Mensch tot ist.


    Darüber wird aber tatsächlich noch gestritten. Es gibt auch Ärzte, die den Hirntod als Teil des Prozess des Sterbens bezeichnen und nicht als das endgültige Ende.


    Ich möchte nicht, dass mein Körper mit Apparaten am "Leben" gehalten wird. Weder möchte ich das für mein Leben, noch für meinen Tod.
    Ich möchte sterben dürfen - und zwar zu Ende sterben.
    Es geht mir dabei nicht um die Tatsache, dass ich versehentlich als hirntot erklärt werden und mir nicht geholfen wird (in einer Patientenverfügung habe ich die Hilfe eingeschränkt auf ein für mich menschenwürdiges Mass - ich möchte eben nicht - weils eben technisch möglich ist - nur weil es eben möglich ist, mit Maschinen am Leben gehalten werden.
    Und das ist für mich genau der Grund.


    Ich habe eine Patientenverfügung, von der meine Familie Kenntnis hat, wo sie zu finden ist. Ich habe immer Informationen bei mir, wer im Notfall benachrichtigt werden muß.
    Ich habe mit meiner Familie über meinen Willen und über die Verfügung gesprochen.


    Es ist hart, im Alter von gerade mal 40 das Thema anzusprechen - aber ein Erlebnis in letzter Zeit in meinem persönlichen Umfeld hat mir gezeigt, dass es verdammt schnell gehen kann, dass man auf so etwas angewiesen ist.


    Ich finde es wichtig, sich damit zu beschäftigen, Informationen einzuholen, sich mit dem eigenen Tod und Sterben auseinander zu setzen und mit den engsten Freunden und Verwandten darüber zu reden.


    Darum würde ich mir wünschen, dass jeder einen Ausweis mit dem eigenen Wunsch (sei es nun dafür oder dagegen) mit sich herumtragen würde.

    :lesend
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  • Nein ich habe keinen Ausweis. aber ich würde schon spenden wenn´s wirklich so wäre...
    ich brauch die dann ja nicht mehr, aber ein anderer vl. schon


    :lesend Frau Meier - Bis(s) einer weint :rofl :rofl



    Emily: It's a complete disaster!
    Lorelai: My existence?
    Emily: Not everything is about you Lorelai.


  • Zitat

    Original von Vulkan
    Gummibärchen, da ist jeder anders. Viele Menschen haben Angst, einen Sterbenden zu begleiten und wirklich daneben zu sitzen wenn er seine letzten Atemzüge macht. Ich dagegen empfinde es als Selbstverständlichkeit, die man seinen Angehörigen schuldig ist. Ich habe Verwandte so verabschiedet und noch Stunden danach bei ihnen gesessen. Für mich war sowohl diese Sterbebegleitung wie die Zeit danach wichtig, um das zu verarbeiten und zu begreifen. Daher weiß ich, dass ich mit so einer Situation wie bei der Organspende Probleme hätte, weil man eben den physischen Prozess des Sterbens nicht miterlebt und ich das Gefühl hätte, den Menschen zu früh "allein" gelassen zu haben.


    Ich meinte einfach nur, dass es auch Menschen gibt, die sich eh nicht von ihren Angehörigen auf diese "langsame" Art und Weise verabschieden können (und das hat jetzt nichts mit Organspende zu tun).
    Wenn dir ein Angehöriger durch nen tragischen Unfall "entrissen" wird, hast du doch auch keine Zeit, dich zu verabschieden (die Hand zu halten und sagen, dass du ihn immer lieben wirst und Ähnliches).
    Und zu sagen: "Es ist mir lieber, wenn z.B. mein Kind nicht spendet, weil ich sonst den Sterbeprozess nicht begleiten kann" find ich persönlich als Begründung für Ablehnung von Organspenden sehr seltsam. Denn ob ich mich durch einen längeren Abschied verabschieden kann, ist doch eh nicht sicher, das hängt doch vom Art des Todes ab (zumal ich nicht sagen würde, dass "langsames Sterben" besser für die Angehörigen ist).


    Keine Ahnung, kann auch sein, dass wir einander vorbeireden. Aber deine Begründung für Ablehnung einer Organspende (ich sag nicht, dass du selbst eine ablehnst, das weiß ich gerade gar nicht) find ich eben unzureichend.


    Wie auch immer...

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  • @ Gummibärchen
    Ja, ich glaube ein wenig reden wir aneinander vorbei :-). Dass ich für mich unter allen Umständen für Organspende bin und einen entsprechenden Ausweis ohne Einschränkungen habe, hab ich ja ein paar mal erwähnt. Das heißt aber nicht, dass ich mir bestimmter emotionaler Probleme für Angehörige von Organspendern nicht bewusst bin, gerade weil ich Sterbende (die in der Phase oft schon nicht mehr ansprechbar sind, um gutes Zureden geht es da also weniger, eher noch um Erleichterung von Schmerzen, u. ä.) begleitet habe. Und gerade weil das Thema Organspende so ein hochemotional belastetes Thema ist, darf man diesen Aspekt, wie Angehörigen ihren Mitmenschen verlassen müssen, eben nicht außen vor lassen. Viele sind pauschal für Organspende und merken erst im Ernstfall, was vom Ablauf her dahinter steckt und sind hoch verwirrt und überrumpelt. Deshalb finde ich es besser, auch darüber in der Öffentlichkeit zu reden, damit man darauf vorbereitet ist, dass man seinen Angehörigen im scheinbaren Zustand der Lebendigkeit verlassen muss.


    Inwiefern nun welche Art des Sterbens leichter zu verarbeiten ist, hängt von Tausenden Umständen ab - Alter, Vorerkrankungen, Persönlichkeitsstruktur des Angehörigen etc. Aber ich glaube, dieses Thema wollen wir hier nicht auch noch aufmachen?! ;-)

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Inwiefern nun welche Art des Sterbens leichter zu verarbeiten ist, hängt von Tausenden Umständen ab - Alter, Vorerkrankungen, Persönlichkeitsstruktur des Angehörigen etc. Aber ich glaube, dieses Thema wollen wir hier nicht auch noch aufmachen?! ;-)


    Das hatte ich nicht vor ;-)
    Und ich sag ja nicht, dass Organspende für Angehörige einfach "zu verarbeiten" ist. Aber wenn man schon wenigstens jemandem helfen kann, ist der Tod des geliebten Menschen nicht so sinnlos wie er ohnehin schon erscheint.


    Und sicher, ich kann auch nachvollziehen, dass den Angehörigen nicht immer dabei wohl ist - aber soll jemand anderer sterben, "nur" weil ich so egoistisch bin und den toten Angehörigen "ganz für mich" möchte? (das klingt drastisch und hart, aber nichts anderes bedeutet es für mich).


    Aber gut, ich kann niemanden zwingen, seine Organe zu spenden. Dennoch fänd ich das österreichische System besser.

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  • Was soll denn das mit der Niere im letzten Absatz heißen? Dass man seine Nieren wie Blut spenden und dafür Geld bekommen soll? Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe: :pille.


    Das macht vermutlich sowieso so gut wie niemand. Unter Verwandten sind Lebendspenden ja ohnehin schon erlaubt und das ist auch die einzige Situation, in der ich mir vorstellen könnte, eine Niere zu spenden. Aber wenn das so anonym wie eine Knochenmarkspende ablaufen würde, würde ich es wohl eher nicht machen. In der DKMS bin ich auch nicht drin, eben weil ich wirklich Angst hätte, dass tatsächlich so ein Brief kommt. Mit Nadeln bin ich zwar nicht so zimperlich (wenn ich nicht so gut wie dauergesperrt wäre, würde ich Blut spenden), aber bei Vollnarkosen (bisher hatte ich noch keine) und Operationen mit mehrtägigem Krankenhausaufenthalt sehe ich meine persönliche Grenze.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • Ich spende Blut, also ist eine Knochenmarkspende für mich auch kein Problem. Es gibt inzwischen verschiedene Methoden an die Stammzellen zu kommen - es ist keine Rückenmarksoperation. Ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt ist nicht unbedingt nötig.


    So unterschiedlich ist das: ich würde lebend spenden, was ich spenden kann.
    Aber im Tod möchte ich nicht gestört werden.

    :lesend
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