Nicht alle waren Mörder - Eine Kindheit in Berlin

  • Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Als Anna Degen beobachtet, wie ihre jüdischen Nachbarn von der SS abtransportiert werden, handelt sie schnell. Sie flüchtet mit ihrem 11-jährigen Sohn Michael in den Berliner Untergrund. Es folgt ein Leben in permanenter Angst aufgespürt und deportiert zu werden. Hoffnung und Verzweiflung bestimmen die Tage, aus denen Wochen und Jahre werden. Aber es gibt Menschen, die helfen, die sie verstecken und versorgen. Freunde und Fremde. Menschen, die nicht fragen, sondern beherzt handeln.


    Die ISBN des gleichnamigen Buches von Michael Degen lautet 3548600514.


    Meine Meinung:
    Ich habe den Film erst heute gesehen und fand den Film bemerkenswert, der auf den veröffentlichten Erinnerungen von Schauspieler Michael Degen (z.B. in Donna Leon Verfilmungen der Chef von Commisario Brunetti) basiert.


    Besonders die kurzen Auftritte bekannter Schauspieler wie Katherina Thalbach, Axel Prahl, Hannelore Elsner gefielen, aber auch die Hauptdarsteller, der Junge Aaron Altaras, der Michael Degen als 10jähriger spielt und Nadja Uhl als seine Mutter.


    Obwohl einige episodenhafte Abschnitte zu lapidar gestaltet waren, als dass die allgegenwärtige Bedrohung der Protagonisten wirklich spürbar wurde, ist die filmische Arbeit wirkungsvoller als bei einigen vergleichbaren deutschen Filmen. Regiesseur und Drehbuchautor Jo Baier hat gute Arbeit geleistet. Aber ohne dass Staraufgebot wäre es schwerer für den Film geworden.

  • Habe den Film leider nur im allerletzten Abschnitt sehen können, habe aber eine grds. Kritik (leider öfter bei diesem Genre)


    Die Darsteller werden viel zu "sauber" dargestellt. Die Entbehrungen, die sie, bzw die Rolle, die sie verkörpern, durchgemacht haben, läßt sich weder am Gesichtsausdruck noch an der Kleidung ablesen. Der russische Soldat in der Schlußszene sah nun wirklich nicht aus, wie nach tagelangem frontkampf.


    Dann die Szene im Luftschutzkeller: Ist es glaubwürdig, das im April 1945 jemand in diesen Verhältnissen noch heile Vorratsgläser im Keller stehen hat?


    Gut ist jedoch, daß diese Themen überhaupt in dieser Form aufgegriffen werden und zur Erklärung der unrühmlichen deutschen Vergangenheit beitragen.


    Auch wenn ich (jahrgang 41) mich nicht für die Taten der Nazis verantwortlich fühle, es ist unsere Geschichte und davor werden wir uns immer verantworten müssen


    andermann

  • Zitat

    Original von andermann
    habe aber eine grds. Kritik (leider öfter bei diesem Genre)


    Die Darsteller werden viel zu "sauber" dargestellt. Die Entbehrungen, die sie, bzw die Rolle, die sie verkörpern, durchgemacht haben, läßt sich weder am Gesichtsausdruck noch an der Kleidung ablesen.


    Das ist mir auch speziell in diesem Film aufgefallen.


    Aber ich bin auch kein Freund davon, dass sich die Schauspieler unbedingt alle Pfunde abhungern müssen um der Rolle im Aussehen gerecht zu werden. Das ist meiner Meinung nach auch nicht den damaligen Geschehnissen angemessen. Gute Schauspieler solllten es schaffen, die Verzweiflung der Charaktere durch Mimik und Gesten ausdrücken.

  • Einverstanden Her Palomar


    abhungern wäre das falsche Signal!


    Aber mit entsprechender Maske, Kostümen und Kulissen wäre doch demThema eher gerecht zu werden.


    Aber Michael Degen wird es ja abgesegnet haben, war ja autobiographisch


    andermann

  • Nun bin ich jünger als Jahrgang 1941, aber aus Erzählungen kenne ich Schwarzmarktgeschäfte mit Friedensware, also 1936-1938 Ernte im Jahre 1948 mit Marmelade und Obst- also muß da auch einiges überlebt haben.


    Das Problem Erschöpfung empfand ich eigentlich nicht so, plündernde Soldaten sehen adrelaninangefüllt aus, weniger erschöpft, das Kämpfen ist schliesslich vorbei.


    Sauberkeit allerdings ist mir auch aufgefallen, dass war bei meiner Verwandtschaft- nicht Berlin sondern Ruhrgebiet aber auch gegeben- auch als Ausfluß der Einstellung- man war schliesslich deutscher Kulturmensch und hielt sich darauf etwas- gerade um sich auch mit dem Nazigesocks nicht gemein zu machen.

  • Ich fand den Film ziemlich rührend. Immer auf der Flucht, nachts immer aus den Betten raus und laufen ... das muß alles furchtbar gewesen sein. Ich bin eigentlich kein Freund von deutschen Filmen, aber " Nicht alle waren Mörder " hat mir gut gefallen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Meine Meinung:
    Besonders die kurzen Auftritte bekannter Schauspieler wie Katherina Thalbach, Axel Prahl, Hannelore Elsner gefielen, aber auch die Hauptdarsteller, der Junge Aaron Altaras, der Michael Degen als 10jähriger spielt und Nadja Uhl als seine Mutter.


    Obwohl einige episodenhafte Abschnitte zu lapidar gestaltet waren, als dass die allgegenwärtige Bedrohung der Protagonisten wirklich spürbar wurde, ist die filmische Arbeit wirkungsvoller als bei einigen vergleichbaren deutschen Filmen. Regiesseur und Drehbuchautor Jo Baier hat gute Arbeit geleistet. Aber ohne dass Staraufgebot wäre es schwerer für den Film geworden.


    Hallo Herr Palomar,


    gerade die prägnanten Auftritte von Thalbach, Prahl oder Elsner waren wie frisch gemahlener Pfeffer und haben dem Film eine satte Dosis Würze gegeben. Allein Prahls Mimik, sehr überzeugend, gerade in der Reduzierung. K. Thalbach hätte ich einen kleinen Moment lang nicht erkannt, aber als dann ihre Kodderschnauze loslegte. Wunderbar. Gerade diese drei hatten auch das richtige Alter für die Figuren, die sie darstellten. Nadja Uhl war mir für die Zeiten der Flucht, des Versteckens zu chic. Irgendwann wird eine Jacke oder Mantel, wenn die teile ständig getragen werden, man darin schläft, auch usselig und verziehen sich. Bemerkenswert fand ich auch die "Gesichtssprache" des neuen Freundes nach dem Umzug, auch im Typ ein guter Gegensatz zu dem hübschen gesicht des Aaron.
    Ja, manche Abschnitte verliefen zu glatt, so wird es nicht gewesen sein- trotzdem allemal: Der Film hat mir sehr gut gefallen.



    Grüße von monde :write

  • Wir haben uns die Ausleih-DVD vorgestern angeschaut...bin sehr beeindruckt, zumal Michael Degen ein Schauspieler und Mensch ist, den ich sehr bemerkenswert finde :-)