Conan: Der einzig wahre Barbar

  • Der Sammelband enthält 2 längere Erzählungen und den einzigen Roman, den
    Howard über Conan geschrieben hat. Offenbar gibt Heyne in drei Bänden
    Howards gesammelte Conan-Werke heraus.


    Conan ist ein Klassiker, er hat ein ganzes Genre gegründet (Sword and
    Sourcery). Die Geschichten stehen in der Tradition der
    Adventure-Geschichten, die in den Dreissigern in Amerika in
    Magazinform erschienen sind. Es gab damals eine Reihe beliebter
    Kurzgeschichten-Magazine (Pulp-Magazine), von denen man auch heute
    immer noch gelegentlich liest: "Weird Tales", "Action Stories",
    "Adventure".


    Im Rückblick kann man feststellen, dass es die Zeit der Supermänner
    gewesen ist. Der blaurote Kerl in Strumphosen (Superman) hatte seine
    Geburtstunde in dem, was wir in Deutschland unpassendweise "Comics"
    nennen. In Deutschland dämmerte eine Zeit, in der jemand versuchte,
    ganz Deutschland einzureden, es bestände nur aus Supermännern. Und irgendwo
    in Texas hat ein junger Schriftsteller in seinen späten Zwanzigern den
    Conan erfunden.


    Der Charakter steht für Barbarentum, rohe Gewalt, Freiheit,
    Vagandentum. Conan verkörpert einen unreflektierten, aber aufrichtigen
    Menschentypus. Sein simples Wertesystem lässt sich auf das Motto
    "Kämpfen und Siegen" reduzieren. Ein sehr bezeichnendes Zitat findet
    man auf der Rückseite des Bandes:


    "Ich lebe und das Leben brennt heiß in mir - ich liebe, ich kämpfe,
    ich bin zufrieden."


    Wie es solche Sätze schon vermuten lassen, sind diese Geschichten von
    einer Blut- und Bodenmythologie geprägt. Conan entstammt dem als zäh
    und ausdauernd geschilderten Barbarengeschlecht der Cimmerier. Howard
    hat eine Vielzahl von Ländern und Völkern erfunden, die allerdings
    relativ eng an echte Länder wie Afghanistan (Afghulistan) und Indien
    (Vendya) angelehnt sind. Seine Welt ist im sogenannten hyborischen
    Zeitalter angesiedelt, und er ist damit einer der ersten, die eine
    solche eigene Phantasiewelt erschaffen hat, wie sie heutzutage in
    hunderten dicker Fantasy-Schmökern Gang und Gäbe ist.



    Conans Leben besteht aus einer endlosen Aneinanderreihung von
    Schlachten, Fluchten, Zweikämpfen, kurzen Liebschaften, Wanderschaften
    und Rückschlägen aller Art. Auf den sechshundert vorliegenden Seiten
    überlebt er diverse Gefangennahmen, Lähmungen durch Zauberkräfte und
    sogar die eigene Kreuzigung. Die Schilderungen sind überaus
    plastisch und verraten ein überragendes erzählerisches
    Talent. Die Detailfülle und die sich überschlagende Erzähllust wird in
    ihren besten Momenten Literatur. Howard kann auf jeden Fall auf eine
    Art und Weise fabulieren, die viele heutige Fantasyautoren blass und
    vor allem langweilig erscheinen lassen.


    Natürlich gibt es Längen und eine gewisse Monotonie in den
    Schlachtenszenen. Es ist Lektüre für kleine Jungs, oder für solche,
    die nicht ganz erwachsen geworden sind. Wer Muskelmänner und Machotypen
    verachtet, wird schon durch das Titelbild gewarnt sein. Für die
    anderen heißt es, Zugreifen und Lesen, wenn sie wieder mal vom eigenen
    Bierbauch, den Pantoffeln unter den Füßen und der nörgelnden Ehefrau
    die Nase voll haben. Frauen haben in Conans Welt jedenfalls nicht viel
    zu sagen, es ist eine Machowelt. Trotzdem: In den stärksten Szenen
    tauchen dann doch plötzlich Frauengestalten auf, die einen eigenen Kopf haben
    und sich durchsetzen können. Howard war ein kluger Kopf, und lässt
    sich nur dann auf einfache Klischees reduzieren, wo er dies auch
    selbst wollte.



    Der Autor ist ohnehin ein interessanter Charakter gewesen. Zeitlebens
    unter Depressionen leidend, hat er seine Heimat Texas nie
    verlassen. Eine starke Muterbindung muss ihn geprägt haben; kurz
    vor dem Ableben der Sterbenskranken schießt er sich in den Kopf und
    stirbt wenige Tage darauf im Alter von nur dreißig Jahren. Ein Conan
    hätte das nicht getan ...

  • Ich hänge mich hier mal mit Band 1 dran.


    Inhalt (Amazon):
    Nur wenigen Figuren aus der Welt der Literatur gelingt es, den engen Rahmen der gedruckten Buchseite zu verlassen und im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu einem festen Begriff zu werden. Sherlock Holmes ist eine solche Figur, Dracula -- und Conan. Vor allem die Verfilmungen mit Arnold Schwarzenegger haben sich vielen Kinogängern und Fernsehzuschauern eingeprägt, und darüber hinaus sind weit über fünfzig erfolgreiche Romane und Sammelbände mit Erzählungen erschienen.
    Mögen manche dieser Bücher und Filme auch ihre eigenen Qualitäten haben -- den eigentlichen Conan sucht man darin vergeblich. Denn der, und das kann man durchaus mit diesem Absolutheitsanspruch sagen, ist nur in den ursprünglichen Erzählungen und Kurzromanen von Robert E. Howard anzutreffen. Howard war, verkürzt ausgedrückt, neben H. P. Lovecraft und Clark Ashton Smith einer der drei großen Autoren, die in den 1930er Jahren mit dem Pulpmagazin Weird Tales groß geworden sind. Aber im Unterschied zu Lovecraft und Smith schrieb Howard nicht nur phantastische Texte, sondern auch Western, Kreuzfahrerabenteuer und Detektivgeschichten, die sich alle durch stilistische Klarheit und eine unbändige Energie auszeichneten.


    Und diese Eigenschaften sind es auch, die seine Conan-Geschichten weit über alle seither verfassten Conan-Verschnitte anderer Autoren hinausheben. Nun liegen diese Geschichten erstmals in einer unbearbeiteten vollständigen Ausgabe vor. Im englischen Original bei Wandering Star und Del Rey erschienen, bringt hierzulande Heyne sämtliche Conan-Texte in einer dreibändigen Ausgabe heraus, in der überarbeiteten Übersetzung von Lore Strassl und mit allen Fragmenten, Einleitungen und Nachworten. Niemand hat nach Howard jemals wieder so überzeugend “Sword & Sorcery” geschrieben, und wenn wir im Augenblick eine kleine Renaissance von Fritz Leibers Erzählungen um Fafhrd und den Grauen Mausling erleben (ebenfalls in einer neuen chronologischen Ausgabe), so ist es nur angemessen, wenn wir uns auch dem Original zuwenden.



    Meine Meinung:
    Conan ist natürlich Kult und ein Urgestein der Fantasy. In jüngeren Jahren habe ich die Conan-Romane geliebt und mit Begeisterung verschlungen.
    Mit dieser Erinnerung im Hinterkopf habe ich mir diesen Sammelband gekauft, der die frühen Kurzgeschichten des Conan-Efinders Robert E Howard enthält. Das Buch ist schön aufgemacht, mit umfangreichen Vorworten und Illustrationen zu jeder der Kurzgeschichten.
    Der Kontinent Hyperborea, Conans Universum, ist zweifellos eine farbenprächtige und exotische Kulisse. Die Geschichten selbst sind solide Fantasy-Kost, die sich um den Barbaren Conan drehen, der sich mit seinem Schwert und einer gehörigen Portion dreister Dickköpfigkeit seinen Weg durch die Welt und selbst auf Königsthrone freihaut.
    Allerdings muss ich gestehen, dass mich die Lektüre bei weitem nicht mehr so fesseln konnte, wie ich das aus Jugendzeiten in Erinnerung hatte. Die Geschichten sind zwar unterhaltsam, aber irgendwo auch sehr vorhersehbar, die meisten der Charaktere typische Fantasy-Archetypen, bei denen jedes Überraschungsmoment entfällt.


    Die originalen Conan-Geschichten sind zweifellos Klassiker und haben ihren Ehrenplatz in der Bibliothek der Fantasy-Geschichte verdient, aber sie erfüllen nach meinem Geschmack nicht ganz den Standard, den man von moderner Unterhaltungsliteratur gewohnt ist.
    Aber das geht ja vielen Klassikern so ;-)

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!