Gerecht wäre es es, wenn es für Rechtsanwälte eine Plus-Minus-Liste geben würde, öffentlich natürlich, so wie bei ebay die Käufer-Verkäufer-Bewertung.
Gerechtigkeit- was ist das?
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Gerechtigkeit ist ebensowenig wie Wahrheit eine Modelliermasse.
Sie ist ebenso weniger Fakt als eher Ziel.
Anders gesagt - ich gehe von einem nicht-subjektiven Begriff der Gerechtigkeit aus. Das bedeutet natürlich, dass ich auch glaube, dass viele Menschen eine falsche Vorstellung von Gerechtigkeit haben, bzw. den Begriff mit anderen Begriffen bedeutungsmäßig verwechseln.Es ist durchaus möglich, gerechte Zustände zu schaffen.
Nehmen wir ein Beispiel, John Rawls:
Du hast zwei Menschen, die sich etwas teilen sollen.
Die bestmögliche Lösung - der eine soll teilen und der andere darf sich sein Stück aussuchen.
Hier kann man auch zeigen, dass objektive Gültigkeit nicht entgegen einem subjektiven Eindruck arbeitet, wie leider heute dank Begriffsrelativismus und Meinungsinflation behauptet wird.Halbes Off-Topic
Gerechtigkeit aber an Güterverteilung zu koppeln, finde ich nicht nur problematisch, sondern auch ignorant. Gerechtigkeit, als durchaus problematischer Begriff, betrifft ebenso Handlungsmöglichkeiten - Entscheidungsfragen.
Wenn man genauer hinsieht, zeigt sich, dass dieser Begriff mit einem Verantwortungsbewusstsein verbunden ist. Des Einzelnen, der Gemeinschaft. Und so verweise ich auf Iris, die bereits auf die Politeia verwiesen hatte.
Gerechtigkeit ist insofern dynamisch, als dass sie stets im Vollzug zum Tragen kommt.Viele Dinge sehen wir derart als selbstverständlich an, gehen von Ansprüchen und Rechtmäßigkeiten aus, so dass kaum auffällt, dass eben diese keineswegs a priori gegeben sind. Nehmen wir die Menschenrechte. Es wäre (philosophisch) naiv zu glauben, Menschenrechte seien per naturam gegeben.
Die Legitimation dieser Werte beruht auf einem Menschenbild, das durchaus anzweifelbar ist...
Leider wird das zu oft vergessen. Vielleicht würden wir sonst auch gedankenvoller mit einer solchen kulturellen Errungenschaft umgehen.Kaleun
Nur so viel- bevor man über "die Herren Philosophen" schimpft, sollte man sie gelesen haben. Sollten dir die "Herren Philosophen" dennoch nicht geistig munden, würde ich dir einfach vorschlagen, zur weiteren Bildung eine Frau zu lesen. Zumindest um Hannah Arendt sollte man dieses Jahr nicht herum kommen. Und sei es im Feuilleton.
Nimm mir die deutliche Wortwahl nicht allzu übel, aber es gibt Geisteshaltungen, aus denen ich das Wort Geist manchmal gerne herausstreichen möchte.Mit freundlichen Grüßen, Waldlaeufer
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Zitat
Original von Kaleun
Ich mache meine Urteile nicht von philosophischen Sprüchen abhängig.Moin Kaleun
So habe ich mit siebzehn auch mal gedacht.
Inzwischen habe ich festgestellt, dass es sich lohnt zu lesen, was andere vor einem gedacht haben.
Ganz ehrlich.
Man hängt damit mitnichten den eigenen Verstand an den Garderobenhaken, sondern man erweitert seinen Horizont ungemein. Und gerade die antiken Philosophen haben nicht umsonst zwei Jahrtausende überdauert ...Probier es ruhig mal aus.
(Abgesehen davon sollte man gelesen haben, worüber man urteilt ... :grin)
@ Topic: Eine verdammt schwere Frage, zu der ich mich lieber nicht näher äußern will
Viele Grüße
Heike -
Gerechtigkeit ist, wenn jeder das kriegt, was er verdient. In jeder Beziehung.
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Zitat
Original von Batcat
Gerechtigkeit ist, wenn jeder das kriegt, was er verdient. In jeder Beziehung.Ja, so sagt der Volksmund, er sagt aber auch:
Man bekommt alles im Leben zurückWenn man das Wort mal auseinanderklabüstert
Gerechtigkeit
Recht
Unrecht
Rache
Gericht
Richter
laut Duden: Prinzip, dass jedem sein Recht zugestanden und verschafft werden muss;Also: gibt es keine Gerechtigkeit, brauch mer garnet drübber redde
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"Gerechtigkeit" ist für mich ein anderes Wort für "Gleichbehandlung" - jeder wird nach den gleichen Grundsätzen behandelt, ohne Ansehen der Person.
Zum Beispiel wäre es für mich "gerecht", wenn jeder vom Staat/ der Gesellschaft so viel "rauskriegen" würde, wie er hineinsteckt. Etwas verkürzt: Wenn jemand viel zum Gemeinwohl beiträgt, steht ihm ein hoher Anteil am gemeinsamen Gut = am Bruttoinlandsprodukt = an Geld zu.
Die Schwierigkeit ist jetzt, festzustellen, was das "Gemeinwohl" ist und wie man dazu beiträgt. Ist "erbrachte Leistung" ein Beitrag, oder reicht schon "Leistungsbereitschaft" oder trägt jeder schon durch seine bloße Existenz zur Gemeinschaft bei? Wie sind verschiedene gemeinschaftsdienliche Leistungen relativ zueinander zu bewerten - die Tätigkeit eines Topp-Managers, die Erziehung von Kindern, eine Taxifahrt, der Einsatz des eigenen Lebens in der Landesverteidigung ...?
Weil das so schwierig ist, wird der Versuch dieser Messung oft von vornherein unterlassen. Leistungen werden eingefordert, ohne dass nach den Gegenleistungen dafür überhaupt nur gefragt wird. Eine Leistungsgewährung ohne Gegenleistung ist aber nicht "gerecht", sondern "gütig" oder "barmherzig" - ein "Almosen". -
Zitat
Original von Bernard
Zum Beispiel wäre es für mich "gerecht", wenn jeder vom Staat/ der Gesellschaft so viel "rauskriegen" würde, wie er hineinsteckt. Etwas verkürzt: Wenn jemand viel zum Gemeinwohl beiträgt, steht ihm ein hoher Anteil am gemeinsamen Gut = am Bruttoinlandsprodukt = an Geld zu.Das hiesse in der Konsequenz, kein Geld vom Staat für Schulabgänger ohne Job- die haben ja noch nie einbezahlt. Es hieße weiter Supermedizin für Reiche, die haben ja sehr viel mehr eingezahlt als der Lehrling. Ausserdem "verbraucht" der Staat eingezahlte Ressourcen, warum lieben wir alle den das Abstraktum "die Beamten" so besonders?
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beowulf ... :write...und das wäre sogar noch nichtmal weit genug gedacht!
Denkt man noch weiter, könnte man sowohl den menschlichen Verstand als auch die Fähigkeit zu Mitgefühl, Mitleid ausmerzen.
Fähigkeiten, die uns in die Lage versetzen, weniger gut gestellte Lebewesen mit durchbringen zu können...in letzter Konsequenz dann den Menschen selbst...denn das stört alles ja nur bei der Rückkehr zu einem Zusammenleben, das nur noch nach Darwinschen Maßstäben abläuft?
Boah, nee... eher würde ich mir wirklich die Kugel geben
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Ich habe ja auch nie behauptet, dass ich "Gerechtigkeit" für "erstrebenswert" halte ...
beowulf : Das mit den Schulabgängern ohne Job ist genau die Frage, was für den Betrachter ein "Beitrag zum Gemeinwohl" ist:
a) nur, wenn man bereits "etwas in eine Kasse eingezahlt hat", oder vielleicht
b) auch schon, "wenn man seine Fähigkeiten soweit ausgebildet hat, dass sie potenziell für die Gemeinschaft nutzbar sind, auch, wenn sie dann (noch) nicht abgerufen werden".
Beide Sichtweisen sind legitim und "gerecht", solange der gleiche Maßstab an alle angelegt wird.Die von Ikarus eingebrachten Begriffe "Mitgefühl" und "Mitleid" halte ich in der Tat für näher an "Güte" und "Barmherzigkeit" als an "Gerechtigkeit".
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Zitat
Original von Ikarus
beowulf ... :write...und das wäre sogar noch nichtmal weit genug gedacht!Denkt man noch weiter, könnte man sowohl den menschlichen Verstand als auch die Fähigkeit zu Mitgefühl, Mitleid ausmerzen.
Fähigkeiten, die uns in die Lage versetzen, weniger gut gestellte Lebewesen mit durchbringen zu können...in letzter Konsequenz dann den Menschen selbst...denn das stört alles ja nur bei der Rückkehr zu einem Zusammenleben, das nur noch nach Darwinschen Maßstäben abläuft?
Boah, nee... eher würde ich mir wirklich die Kugel geben
Beim lesen dieses Teiles merke ich, daß das für mich nichts mit "Gerechtigkeit" zu tun hat.
Gerechtigkeit heißt für mich, jeder wird ohne Ansehen der Person, des Geschlechts, der Hautfarbe gleich behandelt und hat die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen. Und: mit dem gleichen Einsatz kann jeder das gleiche erreichen.Gerechtigkeit hat für mich nichts damit zu tun, daß der Staat den wenigerverdienenden unter die Arme greift und das Geld verteilt. Gerechtigkeit hat für mich nichts damit zu tun, daß ich nach der staatlichen Hilfe und der Hilfsbereitschaft meiner Mitmenschen schreie.
Das ist, wie hier auch schon erwähnt Mitgefühl, Barmherzigkeit, Wohltätigkeit, Güte... aber nicht Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit heißt für mich ganz sicher nicht: jeder soll das gleiche Geld zu hause haben und zugang zu den gleichen Gütern, ganz egal was er dafür tut, ob er dafür arbeitet und sich dafür gebildet hat. Wäre das "gerecht" für euch?Ich halte es da mehr nach dem Prinzip, wie schon erwähnt: "Jeder ist seines Glückes Schmied". Mit Engagement, Fleiß und Ziel am eigenen Leben arbeiten, und nicht immer nach dem Staat dem schreien und sich in die soziale Hängematte legen und vor der Glotze versauern.... das würde so einiges an der Stimmung im Land ändern.
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Liebe Janda...nicht böse sein, bitte...aber Du scheinst mit unserem Ex-Bundeskanzler Schröder einer Meinung zu sein?
Der behauptete ja letztens auch lauthals, die sogenannte "Unterschicht" sei selbst Schuld, wenn sie nicht aufsteige.
Schön, dass es Dir bisher immer gut gegangen zu sein scheint...und es steht nur zu hoffen, dass es
auch so bleibt...*Dirwirklichwünsche*Das hat wirklich nicht jeder. Ich kenne zumindest sehr viele, die über diesen Thread hier bitter lachen würden...womit ich nicht sagen will, dass er nicht notwendig wäre als Augenöffner.
*michwiederzurückzieheaufdaszuschauertreppchen*
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Das würde ich ja nie zu bezweifeln wagen.
Ich achte Philosophen schon gerne und ich mag sie auch in ihrem Wirken, aber ich heilige sie nicht gleich so, dass ich sie vor mir herschieben muss, um mit ihnen zu kokettieren, mich selbst damit rauszuputzen.
Ausserdem hatte ich ja nur eine Frage gestellt. Mag sein, dass sie nicht in 2 Zeilen zu beantworten ist, aber deswegen muss man ja auch nicht gleich so eingeschnappt sein, nur weil ich mich nicht vor der Erwähnung philosophischen Wirkens nicht sofort ehrerbietend in den Staub werfe.
Ich habe sogar ein Buch über politische Philosophen auf dem SuB, eines Tages werde ich es angreifen, danach sicher geläutert sein und werde schwerst demütig vor der Belesenheit anderer hier für den Rest meines Lebens bei Wasser und Brot Buße tun...
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Zitat
Original von Ikarus
Liebe Janda...nicht böse sein, bitte...aber Du scheinst mit unserem Ex-Bundeskanzler Schröder einer Meinung zu sein?
Ich glaube nicht, daß du genug von mir weißt, um das beurteilen zu können. Hr. Schröders Ansicht zeichnet sich genauso wenig durch einen Satz aus, wie meine.ZitatOriginal von Ikarus
Der behauptete ja letztens auch lauthals, die sogenannte "Unterschicht" sei selbst Schuld, wenn sie nicht aufsteige.
Da liest du etwas, was ich nicht gesagt habe.
Für mich ist das Unterschicht-Problem keine Frage der Gerechtigkeit und hat mit meiner Aussage und meiner Einstellung nicht viel damit zu tun. Ich kann da Hr. Wüllenweber in letzter Zeit sehr gut folgen. Weniger Geld in die Sozialhilfe und mehr Geld in die Bildung und vor allem in die frühkindliche Bildung und Grundschulen, damit alle Kinder den gleichen Sockel bekommen, auf dem sie aufbauen können. Gut, OK, ich gebe zu. Hier schlummert so etwas wie fehlende Gerechtigkeit.
Aber mein Eindruck ist auch, daß es viele Haushalte gibt, wo die Eltern mit etwas Engagement ihren Kindern eine bessere Ausgangsbasis für ihr Leben schaffen könnten und daran schlicht kein Interesse haben. Und Engagement heißt nicht: Geld.ZitatOriginal von IkarusSchön, dass es Dir bisher immer gut gegangen zu sein scheint...und es steht nur zu hoffen, dass es
auch so bleibt...*Dirwirklichwünsche*
Ich wiederhole mich. Du kennst weder mein Leben, meine Herkunft, noch mich und mein Leben um dir hierüber ein Urteil zu erlauben.
Ich würde nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und habe mir vieles erkämpfen müssen. Also bitte... erspare mir deine polemischen Urteile über meine Person.Ich finde es schon immer wieder amüsant, daß manche statt sachliche Argumente zu posten, lieber persönlich werden und Urteile über Poster hier abgeben, die ihnen nicht zustehen. Schade, ich dachte, daß so eine Diskusssion hier auch mal anders ablaufen kann.
Nun denn, pflege deine Vorurteile weiter und schlag um dich, statt sachlich zu argumentieren. Ich halte mich von diesem Forumteil wohl wirklich fortan besser fern.
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Um es ganz kurz zu sagen:
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" - das ist eine Form von Gerechtigkeit.
Ob das auch erstrebenswert ist, ist eine ganz andere Frage.
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Bei der Eingangsfrage geht es ja um die soziale Gerechtigkeit.
Eben habe ich ein Zitat von Gottfried Wilhelm von Leibniz entdeckt, welches mir gefällt:
Die Gerechtigkeit ist nichts anderes als die Nächstenliebe des Weisen.
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Wenn jeder für den gleichen Zeitaufwand 100 Euro bekommt, dann ist das gerecht, oder?
Ist es das?
Sind 10 min eines Chirurgen gleich viel wert wie die 10 min eines Lehrers oder die eines Zeitungsverkäufers oder die eines Sekretärs oder die eines Dirigenten?Wenn jeder für eine Sache - z.B. ein Buch - den gleichen Preis zahlt, dann ist das richtig, also gerecht, weil die Arbeit ja dieselbe war, aber dann ist die Ware für manche Leute billig und für manche teuer.
Wenn z.B. jeder 10% von seinem Einkommen abgeben muss, dann ist das das bei 100 eben 10, bei 1000 eben 100 und bei 100,000 eben 10,000.
Ist das gerecht? Oder wäre es gerechter, wenn jemand, der viel schafft, mehr zahlen müsste? Oder wenn jeder nur 10 Euro zahlen müsste?Gerechtigkeit hat nichts mit Sonderbehandlungen zu tun, sondern basiert auf der Annahme, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind (also Justitia). Das ist alles.
Wenn man von staatlichen Geldern ausgeht, die als Wohlfahrt verwendet werden, dann haben sie nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern mit staatlichem Altruismus. Viele Gelder, die in D als Grundrecht verstanden werden, gibt es in dem meisten Ländern nicht, wie z.B. das Arbeitslosengeld.
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Also ich fände es äußerst gerecht, wenn der oder die jenige, welche mich heute durch einen Telefonanruf mit unterdrückter Nummer geweckt hat und dann auch noch die Frechheit besass aufzulegen, sofort und jetzt erst von den Blattern befallen würde und anschließend vom Blitz erschlagen.
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Zitat
Sind 10 min eines Chirurgen gleich viel wert wie die 10 min eines Lehrers oder die eines Zeitungsverkäufers oder die eines Sekretärs oder die eines Dirigenten?
Oder man vergleiche 10min einer Krankenschwester mit 10min des Terrorkom-Chefs.....
Ich glaube, das wäre ein Paradebeispiel für himmelschreiende Ungerechtigkeit, zumal ja Terrorkomcefs hauptsächlich mit dem Polieren
von Börsenfassaden beschäftigt sind anstatt mit dem Erhalt oder Aufbau von Arbeitsplätzen.