Das Leben der Anderen


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    Ost-Berlin, November 1984. Der Stasi-Hauptmann Wiesler erhält den Auftrag, den erfolgreichen Schriftsteller Georg Dreymann und dessen Lebensgefährtin, die bekannte Theaterschauspielerin Christa-Maria Sieland auszuspionieren. Doch was als kühl kalkulierter, karrierefördernder Spitzeldienst geplant war, stürzt Wiesler zusehends in einen schweren moralischen Konflikt: Durch die Beschäftigung mit dem Leben dieser "anderen" Menschen, mit Kunst und Literatur, lernt er Werte wie freies Reden und Denken kennen, die ihm bislang fremd waren. Aber trotz seiner plötzlichen Selbstzweifel sind die Mechanismen des Systems nicht mehr zu stoppen: Wieslers Existenz wird dabei ebenso zerstört wie die Beziehung zwischen Dreymann und Sieland. Als im Jahr 1989 die Mauer fällt, beginnt ein anderes Leben.



    Interview mit dem Regisseur


    Meine Meinung:
    Normalerweise kann man mich ja mit diesen Filmpreisfilmen jagen. Aber gegen zwei Studentinnen der Medienhochschule hatte ich bei der Filmwahl keine Chance, also rein ins Kino und nachdem wir zwei Tüten Popcorn auf dem Boden verteilt hatten gings los.
    Ich langweilte mich nicht, keine einzige Minute. Sogar den Harndrang unterdrückte ich wacker, weil mich der Film so faszinierte. So dichte Charaktere und so große Gefühle sind mir schon sehr lange nicht mehr untergekommen (im Kino).
    Die oben getippte Zusammenfassung ist nicht ganz komplett, aber ich wollte keine ausführlichere reinsetzen, weil sonst wohl einiges von dem Film verloren geht. Wer trotzdem mehr wissen will, sollte bei Wikipedia nachlesen.


    Wikipedia


    Am Ende saß ich im Kinosessel. Im komplett gefüllten Kino bewegte sich niemand. Alles saßen wie gebannt und starrten auf die Leinwand. Mir liefen die Tränen übers Gesicht und meine Freundin (sonst immer sehr kühl und bedächtig) griff plötzlich nach meiner Hand.
    Sowas habe ich wirklich noch nie erlebt. :anbet


    (PS: ich hab den Film wirklich überall gesucht und bin sehr verwundert, daß ich ihn hier nicht gefunden habe, schließlich läuft er schon seit Mai oder März oder so...)


    Ich seh grad der kommt nächsten Monat schon als DVD raus:

  • ARgh.... ich hab extra gesucht... Wolke könntest du wohl bitte?
    Wieso kommt der denn nicht raus? Hab den Filmtitel, Stasi und so als suchwörter eingegeben... :fetch

  • Zitat

    Original von beowulf
    Auch wenn der Film inhaltlich gerade hier nicht unumstritten war, schauspielerisch einfach fantastisch, besonders das Gesicht von Ulrich Mühe.


    Inwiefern?


    Ich hab ihn noch immer nicht gesehen. Aber vielleicht am WE. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Heaven
    Einige prominente Stasiopfer sprachen von "Verniedlichung", davon, dass es so einen "denkenden" und zweifelnden Stasioffizier nie gegeben habe, kritisierten die Tatsache, dass der dargestellte Minister in der Realität diese Art von Macht nie hatte- als unrealistisch wurde auch eingeschätzt, dass der Autor ein Buch dem Mann widmet, der letztlich für den Tod seiner Freundin verantwortlich ist. Es sei also nie so gewesen- was tatsächlich die Gefahr eines jeden so guten Filmes mit realem Hintergrund ist - von Leuten die das nicht erlebt und erlitten haben wird Film mit Realität gleichgesetzt.


    Trotzdem lass ihn dir nicht entgehen- großes KINO und wenn du aufgrund deiner Lebenserfahrung sagst Kino und nicht Realität, so bleibt es großes Kino.

  • Welcher Film, der historische Dinge ins Licht rückt, ist schon identisch? Überall wir beschönigt, übertrieben, umformuliert....


    Mir ist kein Film solcher Machart bekannt, der 1:1 ist. Kennst du einen? ;-)


    Aber ich werde meinen Eindruck berichten wenn ich ihn gesehen habe, versprochen. :-)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Letzte Nacht habe wir ihn nun endlich auf DVD geguckt. :-)


    Er war ganz gut, aber mich schreckte es irgendwi ein wenig ab, dass er so ziemlich im damaligen "Polit-Stil" gedreht ist. Also diese zuweilen langatmige und zugleich manipulierende Art wie früher. Hatte ein ganz komisches Gefühl dabei, irgendwie wie ein DEFA-Propagandafilm. Aber vielleicht sollte es auch so sein.
    Gute gefallen hat mir wie original alles erschien. Die Kleidung, die Sprache, die Wohnungen....sogar die Strasse. habe amüsiert festgestellt, dass ich in genau DIESER Gegend mal wohnte und vor besagtem Künstlerhaus mit dem Kinderwagen damals spazieren ging. :grin Wen es interessiert, es ist rund um die "Weberwiese" gedreht worde. Das allein hat schon einen besonderen historischen Charakter. ;-)



    Nun nochmal zu dir beowulf ;-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Heaven
    Einige prominente Stasiopfer sprachen von "Verniedlichung", davon, dass es so einen "denkenden" und zweifelnden Stasioffizier nie gegeben habe,


    Ich habe den Film mit deinem Anliegen besonders im Auge behalten. Hier meine Gedanken dazu:


    Hast du den Film im Kino gesehen? Vielleicht solltest du dir die DVD angucken, da gibts ganz interessante "Credits" zu dienen Aussagen. ;-)
    Verbniedlichung finde ich etwas weit her geholt. Aber es kommt immer darauf an welche persönlichen Erfahrungen man mit der Stasi hatte. Und die werden von unterschiedlicher Intensität sein und nicht alle in einem Film unterzubringen sein. Hier ist nur ein Bsp. her genommen worden. Ich kann mir gut vorstellen das es so ablief.


    Was den denkenden und zweifelnden Stasi-Offizier angeht: Am Anfang ist er der ja noch nicht. Er glaubt an seinen Verein, an das Gute und den "Schutz" vor Feinden. Aber im Verlauf geraten doch seine Idealvorstellungen ins wanken. Er ist plötzlich verliebt, er spürt nun besonders seine eigene Einsamkeit, wird sensibler als er sicher je werden wollte, sieht wie Vorgesetzte mit einem von ihm angehimmelten Menschen schamlos umgehen um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. NIcht um den Saat zu schützen, nein, niedere menschliche Bedürfnisse sind der Grund. Und er sieht und hört was die von ihm bespitzelten Menschen eigentlich wirklich wollen. DAS lässt ihn wanken.
    Und auch der fieseste Spitzel ist irgendwo Mensch. Nicht alle kamen zum MfS um da was auzuleben, sondern um ihnen vorgegaukelte Ideale zu verteidigen. Er wäre längst nicht der erste gewesen dem die Augen aufgingen. Somit also durchaus möglich. ;-)



    Zitat

    Original von beowulf
    kritisierten die Tatsache, dass der dargestellte Minister in der Realität diese Art von Macht nie hatte-


    Oh doch! Da wusch oft eine Hand die andere, wurde viel Dreck vertuscht und auch durch die Herarchien viel möglich gemacht. Absolut möglich!! Leider!



    Zitat

    Original von beowulf
    als unrealistisch wurde auch eingeschätzt, dass der Autor ein Buch dem Mann widmet, der letztlich für den Tod seiner Freundin verantwortlich ist. Es sei also nie so gewesen- was tatsächlich die Gefahr eines jeden so guten Filmes mit realem Hintergrund ist - von Leuten die das nicht erlebt und erlitten haben wird Film mit Realität gleichgesetzt.
    .


    War er wirklich für den Tod verantwortlich? Mitverantwortlich ganz sicher. Aber am Ende zeichnete sich doch ab



    Grüßle, Heaven :wave

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich liebe es Filme im Kino zu sehen, die ja für dei große Leinwand gedreht werden, insbesondere die schauspielerische Leistung dieses Gesichtes, das mit nonverbaler Kommunikation alles rüberbringt, meine ich passt auf der großen Leinwand besser. Wenn auf der DVD aber Zusatzmaterial enthalten ist, dass das Verständnis für den realen Bezug erhöht- wie das Nachwort eines guten historischen Romans - ist das sicher sinnvoll und ich werde mir die Version mal zulegen.


    Was deine Kritik angeht am Stil (DEFA - mäßig) - ich meine das ist Absicht und Teil der Beklemmung, die so dokumentarisch rüberkommen sollte.


    Teil der Beklemmung für mich als geborener Wessi ist aber auch darüber nachzudenken, ob ich nicht selbst dieser HGW XX/7 hätte sein können, hätte meine Wiege 250 km nach Osten verschoben gestanden. Ulrich Mühe macht nämlich einen Menschen aus seinem Stasioffizier, also aus etwas, dass uns die Medien sonst als abstraktes Maschinenteil darstellen wollen, so als ob keiner von uns Gutmenschen je nur in die Nähe von etwas so Monströsen, der Krake, der Firma gedanklich geraten könnte. (Man darf ja den Leser nicht verschrecken, sonst kauft er nicht mehr!) So wie im Bezug auf den Nationalsozialismus die Darstellung von differenzierten menschlichen Wesen (siehe die Kritik an Bruno Ganz im Film der Untergang) tabuisiert wird, so wird die Stasi tabuisiert als etwas, dass ausserhalb jeder gesellschaftlichen Bezüge stand. Dabei gab es auch bei der Stasi Mitarbeiter, die haben Kartoffeln in der Kantine geschält oder Offiziere in der Gegend herumgefahren oder geheime Bunker gebaut- die hatten mit Bespitzelung oder Überwachung wenig am Hut (auch wenn sie sicher wie Wiesler sicher davon ausgegangen sind, für das richtige Ziel zu arbeiten).

  • Zitat

    Original von Heaven


    ...es kommt immer darauf an welche persönlichen Erfahrungen man mit der Stasi hatte. Und die werden von unterschiedlicher Intensität sein und nicht alle in einem Film unterzubringen sein. Hier ist nur ein Bsp. her genommen worden. Ich kann mir gut vorstellen das es so ablief.


    Ich eigentlich auch.


    Ich wollte aber durchaus auf die Gefahr verweisen, dass ein so guter Film den Realitätsbezug der Nachfahren verändern könnte, aus dem Beispiel den Regelfall machen könnte. Ich denke da an Western, mit der Methode schnell mal den Revolver zu ziehen und auf fünfzig Meter mit einem Schuß zu töten, oder die vielen Revolverduelle - mit der historischen Realität hat das nichts zu tun. Kino und Fernsehen verändert Realität- so kommt es häufig vor, dass Ersttäter sich wundern, dass Staatsanwalt und Verteidiger sich nicht anpöpeln oder setzen sich auf die Zeugenbank- Gerichtsshow läßt grüssen.


    Wenn die DVD da Hintergrundinformationen enthält (wie ein gutes Nachwort für einen historischen Roman) ist das sicher hilfreich.


    Zitat

    Original von Heaven


    Was den denkenden und zweifelnden Stasi-Offizier angeht: Am Anfang ist er der ja noch nicht. Er glaubt an seinen Verein, an das Gute und den "Schutz" vor Feinden. Aber im Verlauf geraten doch seine Idealvorstellungen ins wanken. Er ist plötzlich verliebt, er spürt nun besonders seine eigene Einsamkeit, wird sensibler als er sicher je werden wollte, sieht wie Vorgesetzte mit einem von ihm angehimmelten Menschen schamlos umgehen um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. NIcht um den Saat zu schützen, nein, niedere menschliche Bedürfnisse sind der Grund. Und er sieht und hört was die von ihm bespitzelten Menschen eigentlich wirklich wollen. DAS lässt ihn wanken.
    Und auch der fieseste Spitzel ist irgendwo Mensch. Nicht alle kamen zum MfS um da was auzuleben, sondern um ihnen vorgegaukelte Ideale zu verteidigen. Er wäre längst nicht der erste gewesen dem die Augen aufgingen. Somit also durchaus möglich. ;-)


    Siehe oben- das ist sicher möglich- aber ebenso sicher eher die Ausnahme. Wir kennen auch das aus der geschichtlichen Aufarbeitung der Nazischergen- es gab eine Quasipersönlichkeitsspaltung des KZ- Schergen mit dem lieben Familenvater, Gefühlskälte im Büro- zuhause Schubert am Klavier- die Aufgabe schützt vor Emotionen. Der staatliche Auftrag, Befehl, das edle Ziel vor Augen hilft davor ins Wanken zu geraten.


    Das Gute an diesem Film ist, dass er Täter als Menschen zeigt, was uns die Medien heute vorgauckeln an Firma,an Maschinenteilchen, die ausserhalb der Gesellschaft stehen, ausserhalb von uns selbst, so monströs und funktionierend, dass wir gutmenschlich nie etwas damit zu tun haben können ist grob falsch, verzeichnend (Beunruhigt den Leser als Konsumenten nicht!).


    Das menschliche an Diktaturen wird von den Medien tabuisiert (siehe auch die Kritik am Spiel von Bruno Ganz in der Untergang), die Stasi wird wie die SS als menschenfeindliches (Un-)System dargestellt und damit emotional von uns entfernt.


    Zitat

    Original von beowulf
    kritisierten die Tatsache, dass der dargestellte Minister in der Realität diese Art von Macht nie hatte-


    Zitat

    Original von Heaven
    Oh doch! Da wusch oft eine Hand die andere, wurde viel Dreck vertuscht und auch durch die Herarchien viel möglich gemacht. Absolut möglich!! Leider!


    Viele der Regimekritiker waren ja Kulturschaffende und kannten den konkreten Herrn Minister, da mag es eine Solidarisierung gegeben haben. Der doch nicht. Opfer und Täter verwenden den selben Mechanismus, das Opfer ist ein Untermensch, falsche Rasse, falsche Politik oder ähnliches, der Täter ist ein Monster, ein Unmensch, ein Mensch wird dafür nicht gebraucht, der ein Gesicht hat. Das Opfer oder der Täter darf nicht sein, was die Religion deinen Nächsten nennt- nichts menschliches mehr, das mich dazu bringen müsste ethische Fragen des Verständnisses, des Verzeihens zu prüfen.


    Die Kritik geht für mich auch insoweit am Ziel vorbei, als dieser Minister eben auch nur ein Beispiel ist- auch ein Beispiel dafür, dass Fettaugen oben schwimmen, als Herr EXminister zu Nachwendezeiten erfolgreich war, während Wiesler Prospekte verteilt.


    Zitat

    Original von beowulf
    als unrealistisch wurde auch eingeschätzt, dass der Autor ein Buch dem Mann widmet, der letztlich für den Tod seiner Freundin verantwortlich ist. Es sei also nie so gewesen- was tatsächlich die Gefahr eines jeden so guten Filmes mit realem Hintergrund ist - von Leuten die das nicht erlebt und erlitten haben wird Film mit Realität gleichgesetzt.
    .


    War er wirklich für den Tod verantwortlich? Mitverantwortlich ganz sicher. A]
    [/quote]


    Das sind Fragen, die ein Stasiopfer sicher mit den anderen Augen sieht, Hass und Verwundung sind von einer Tiefe, die Verzeihung nicht zulässt. Es kann kein Grau geben. Schwarz ist schwarz und weis ist weis. Die Figur des Schriftstellers im Film ist sich aber der positiven Farbigkeit seines Lebens in der DDR bewußt und der Grautöne im System.

  • :wave


    Ich habe mir den Film auf DVD gekauft und war sehr beeindruckt. Wenn man ihn sieht (vor allem als Wessi), wird einem klar, wie bedrückend doch der Überwachungsstaat DDR gewesen sein muss. Das vergisst man bei Filmen wie "Goodbye, Lenin" mal ganz gern.


    Ein großes Lob :anbet für die Darsteller Ulrich Mühe, der den Stasi-Mann, dessen Leben sich durch einen Abhörauftrag völlig wandelt, spielt, für Sebastian Koch, Ulrich Tukur, Martina Gedeck und die anderen wunderbaren Darsteller.


    Und das Ende ist wirklich ergreifend.


    Liebe Grüße,
    Bücherfrau

  • Wir haben uns den Film nun gestern als Ausleih-DVD angeschaut und ich muß sagen, Ulrich Mühe hat mich wieder einmal tief beeindruckt und der Filminhalt als solches sowieso.


    Mit einer warmen Decke und gutem Essen im Bauch macht es wirklich Mühe, sich klar zu machen, was Menschen sich durch diese Bespitzelungen u.ä. antun konnten und ja wohl immer noch können :-(


    Den Film muß man ganz einfach gesehen haben damit man nicht vergißt, was Freiheit wirklich bedeutet!


    Hoffentlich kommt noch einmal ein ungeschwärztes Buch zum Film heraus.


    :wave
    Ikarus

  • Ich habe den Film vor kurzem gesehen und mir hat er sehr gut gefallen. Ich habe gerade ein Interview mit Martina Gedeck auf stern.de gelesen und sie meinte (wohl eher negativ), dass der Film einen durchaus amerikanischen Plot hat (nicht inhaltlich, sondern von der Struktur her), weshalb er wohl auch gerade dort gefällt. Ich kann dem durchaus zustimmen, sehe das aber nur positiv. Das ist wirklich sehr gutes Story-Telling.


    Insofern glaube ich auch nicht, dass hier wirklich eine 1:1 Darstellung beabsichtigt war.