Es handelt sich um ein kleines rororo-Band aus der Reihe 50 Jahre Rowolth Rotations Romane (ISBN: 3499220741, 1996 erschienen, bei Amazon nicht enthalten)
Die enthaltenen Texte sind dem Band Maskenscherz: Die frühen Erzählungen entnommen. Ich gebe daher alternativ die ISBN von Maskenscherz an, da das noch erhältlich ist.
Klappentext:
Klaus Manns Erzählungen sind Geschichten von Menschen, die auf der Suche sind: nach der Liebe, nach dem Abenteuer, nach einem Sinn in ihrem Leben. Ungeschminkt spiegelt diese Prosa die Sehnsüchte der verlorenen Generation der zwanziger Jahre.
Über den Autor: Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Mann
Meine Meinung:
Klaus Mann ist der Sohn von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann. Sein bekanntester Roman ist Mephisto. Auch die autobiografischen Texte (z.B. der Wendepunkt) von ihm und die Reisebücher, die er teilweise mit seiner Schwester Erika Mann schrieb, sind ziemlich anerkannt.
Diese frühe Erzählung (wahrscheinlich 1926 oder früher) hat den Konflikt zum Vater als Hintergrund. Wie auch die Protagonistin Kunigunde, konnte Klaus Mann dem Vater nicht alles recht machen und nicht an ihn heranreichen. Daher schildert Klaus Mann den Vater in dieser Novelle als biederen und phantasielosen Ministerialrat, der seine Tochter zu Unrecht kritisiert. Der Ministerialrat und seine Empfindungen der Tochter gegenüber stehen im Mittelpunkt, Kunigunde agiert mehr. Die Wutausbrüche Kunigundes gegenüber ihren Vater hat sich Klaus Mann wohl nie erlaubt und musste sie hier verarbeiten. Klaus Mann will mit dieser Erzählung in erster Line den Vater treffen, was dazu führt, dass ich als Leser mich wie ein Voyeur fühle. Wie Thomas Mann damals auf diese Erzählung reagierte, ist mir nicht bekannt. Ein ungutes Gefühl lässt sich nicht vermeiden. Immerhin konnte Klaus Mann seine Emotionen gut transportieren.
Hinzu kommt, dass die Erzählung stilistisch einfach grottenschlecht ist.
Die Sätze wirken umständlich und altmodisch, eher von Heinrich Mann, seinem Onkel, beeinflusst als von Thomas Mann.
Der Tiefpunkt dieser Novelle sind die geschlechtsspezifischen Spielereien des bekennend homosexuellen Klaus Mann. Kunigunde wird als kleines Mädchen als kränklicher Junge dargestellt. Am Schluss folgen sogar noch inzestuöse Szenen. Diese Szenen sind leider auch unreif geschildert. Klaus Mann war beim Verfassen der Novelle wohl literarisch noch zu unerfahren.
Problematisch ist, wenn ein Autor einen Text nur schreibt, um einen anderen, hier den Vater, damit zu treffen und sich bei ihm für die Erzählung „Unordnung und frühes Leid“ zu rächen, in dem Thomas Mann seine Familie porträtierte. Ein reiferer Autor als Klaus Mann fügt wenigstens weitere Komponenten hinzu.
Klaus Mann tat dies in seinem Meisterwerk, dem Theaterroman Mephisto, den ich sehr empfehlen kann. Aber auch dort lässt er seine Enttäuschung und Hass auf seinem Ex-Schwager Gustaf Gründgens freien Lauf.
Der fromme Tanz, sein erster Roman, ist auch nicht frei von literarischen Schwächen, aber dort wird das Berliner Nachtleben der zwanziger detailliert gezeigt.
In Der Vater lacht fehlt einiges.
Als Beigabe enthält dieses Erzählungsband die weniger bedeutenden Kurzgeschichten Vor dem leben, Gegenüber von China und Rut und Ken.
Ich empfehle von Klaus Mann Kind dieser Zeit, Mephisto oder Der Vulkan. Roman unter Emigranten, mit Abstrichen auch Der fromme Tanz und Flucht in den Norden, aber nicht Der Vater lacht.