
'Mein Leben mit Mitsu' - Sommer mit Schafen
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Zitat
Original von Doc Hollywood
Was für ein durchtriebener Schachzug, Marcel!Schön wärs ... die unveröffentlichte Geschichte entstand nach Mitsu und vor den Schafen.
Ich bin unschuldig
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Jetzt habe ich die Geschichte zum dritten Mal gelesen - diesmal auf dem Bildschirm - und ich muß zugeben, sie gefällt mir immer besser.
Vielleicht sollte man die Geschichte von vornherein sowieso nicht ausdrucken, sondern auf dem Bildschirm lesen. Irgendwie liest sie sich dadurch anders. Ehrlich! -
Mir gefiel Sommer mit Schafen genauso gut wie die meisten Episoden aus Mein Leben mit Mitsu. In modifizierter Form hätte es sogar in Mein Leben mit Mitsu integriert werden können, da Stil und Niveau so ähnlich sind.
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Ich scheine eine Ausnahme zu sein. Mir gefallen die Schafe noch ein klein bisschen besser als Mitsu
Und das liegt nicht zuletzt daran, dass ich Milena einfach Klasse finde. Der Kontrast zwischen den beiden Hauptfiguren ist zu herrlich.
Da kann ich es auch verschmerzen, dass Marcel an zwei Stellen zu etwas älteren Gags greift ("Können Sie Isländisch?" - "Nein, ist es schwierig?" - "Ich glaub nicht, schon die ganz kleinen Kinder können es" und "Denken Sie einfach überhaupt nicht, ok? Sie sind doch ein Mann, das wird Ihnen nicht schwer fallen").
Unzählig dagegen die gedanklichen und sprachlichen Kostbarkeiten. Gleich zu Beginn eine meine Lieblingsstellen: "Nun kommen Sie schon, ich bin wirklich hübsch, wenn ich nackt bin." Da steigt doch selbst der verträumteste Delphinreligionssucherlangschläferautor ein. Dass das Wetter nicht immer so wie jetzt ist, sondern immer ein bisschen anders, kommt ebenso überzeugend rüber wie der Wunsch des Träumers, verlassene Gegenden zu trösten.
Fantastisch die Klarheit in der Argumentationsstruktur Milenas, von der sich manche Eule etwas abschneiden könnte ("Nun haben Sie sich nicht so. Sie sind lieb, ich bin lieb. Sie schlafen oben im Turm und ich unten im Bett und wenn wir uns näher kennen, können Sie vielleicht auch mal bei mir im Bett schlafen. Ich kann Ihnen zeigen, wie ich nackt aussehe und vielleicht dürfen Sie mich sogar anfassen. Ist das nichts?")
Doch, das ist etwas. Etwas Skurilles und Verrücktes. Etwas Geniales.
Dass es die laute, fluchende Milena mit ihrem starken Kaffee schaffte, dass der Protagonist sich dann doch vom Schlaf verabschiedete, finde ich aus bestimmten Gründen besonders charmant
"Sie könen auch ihr ganzes Leben verschlafen", Herr Schriftsteller ...
Einerseits ist es ja gut, dass er "beim Sex nicht so ein komisches Gesicht" macht, andererseits schade, dass sie "lieber alleine lebt und abends tanzen geht oder sich betrinkt oder beides zusammen".
Einer, der sich ausgezeichnet langweilen kann und jeden Ehrgeiz, zu gewinnen, verloren hat, weil Milena sich immer so darüber freut, ist trotz oder wegen seiner Schrullen einfach süß. Der einen tollen Kugelschreiber hat, der auch Buchstaben schreiben kann, die es gar nicht gibt. Ein Typ, der eine Landschaft in sich trägt und auf der Welt sucht, wo er sie finden kann, der keinen Fürerschein hat, obwohl er aus Deutschland kommt und der einsieht, dass, wenn er sowieso nicht tanzen kann, es auch egal ist, zu welcher Musik er es nicht kann ...
Und auf einmal kommt dann die Sprachlosigkeit, und selbst die Frage, ob einer, der verheiratet ist, glücklich sein kann, bleibt unbeantwortet. Schließlich ist derjenige, der verheiratet war und den er kannte, schon tot.
Nicht mal für einen Kuss reicht es am Ende. Und das tut genauso weh, wie es sie und mich vorher glücklich machte, als sie Golf und anderes spielten.
Und so bleiben nur die Decken, die einen davor bewahren, nachts ins Weltall hinauszufallen.
Eine wunderschöne, tief frohmachende traurige Geschichte.
Danke.
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Mir hat es der Blick, der blau-grün-transparent angezogen war, besonders angetan, die Schafe, die sich in weiße, wuschelige Pullover verwandelten, die 20 Kugelschreiber, die auch Buchstaben schreiben, die es gar nicht gibt und die Decken, die davor bewahren, ins Weltall hinauszufallen.
Sehr schön, sehr traurig! -
Churchill, Deine Rezi ist einfach klasse.
@ Marcel: An Deiner Stelle würde ich ihn fragen, ob Du damit Werbung machen darfst für Sommer mit Schafen. Ernst gemeint.
Dieses kleine Büchlein hat mir sehr gut gefallen, wieder eine bittersüße Geschichte, die ein klein wenig melancholisch macht, aber nicht traurig, denn alles ist ein wenig anders als vorher.
An manchen Stellen habe ich geschmunzelt, schon die Einleitung mit dem Glühwürmchen war süß. Der Einstieg, die Begrüßung von Milena ließen mich ein wenig Stirn runzeln, denn schon wieder ist Sex eins der zentralen Themen. (Hat mich bei Mitsu schon etwas gestört, dass er auf dem Bahnhof eine Frau kennenlernen wollte, mit der er Sex haben könnte). Aber irgendwie ist diese Anmache, wenn sie von einer Frau kommt, witzig(er).
Die Sätze "ich mag einfach Gegenden, die verlassen werden. Ich will sie trösten." sind für mich typisch Marcel Magis, trockener Humor mit Melancholie und mit Pfiff. Klassse *daumenhoch*
Durch die Bilder von Island, die Stimmung, die im Text rüberkommt, kam ich mir sehr gut integriert vor, in diese kühle Gegend mit ihren kirren Bewohnern. Da möchte ich gern mal hinfahren.
Hier wieder so ein Dialog, der mir gut gefallen hat: "Es sind 107 Treppenstufen. Aber das ist unwichtig" - "Finde ich nicht." - "Ich weiß, deshalb hab ich`s Ihnen auch gesagt." Wieder so ein Dialog, der anders ist, der einen besonderen Witz in sich hat. Super.
Oder her noch ein besonders Schöner: "Die Dunkelheit war wie ein Stein auf den Tag gefallen." So möchte ich schreiben können *seufz* Der ganze Absatz mit gerechten Gewittern, toll.
Die Sache mit dem Kind ging mir ein wenig schnell, das dauert doch eine Weile, bis man das feststellt. Da war ein Zeitsprung.
und hier wieder so ein trockener Humor: "Wenn Du nicht tanzen kannst, ist es doch egal, zu welcher Musik du das nicht kannst." Das ganze Buch besteht aus zitierwürdigen Sätzen.
Alles in allem hat mir dieses ein wenig besser als Mitsu gefallen, weil es in sich (ab)geschlossen(er) war, Mitsu hatte durch den 2. Teil bei mir (kleine) Minuspunkte bekommen, da es nur Fragmente waren, die ich teilweise seltsam fand.
Vielen Dank für "Sommer mit Schafen", Marcel. ich freu mich darauf, mehr von Dir zu lesen
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Endlich wieder in Berlin
Noch mal eine große Entschuldigung - die letzten Tage waren weit anstrengender, als ich dachte, und meine Internetzeit war sehr beschränkt. Dazu kommt, dass ich einfach nicht weiß, wie ich mich "richtig" verhalten soll. Es sind so viele wunderbare Dinge geschrieben worden, dass ich mich gerade wie eine Maus fühle.Geli, dein Vorschlag ist grandios. Churchill, darf ich deine Rezi als Werbung verwenden? *liebbitte*
Aber man darf natürlich den Erzähler nicht mit dem Autor verwechseln, auch wenn beide gerne ausschlafen ...
Marcel -
Für eine Werbung sollte man doch kurze, knappe Texte und einen bekannten Namen verwenden
Aber bitte
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Zitat
Original von geli73
Der Einstieg, die Begrüßung von Milena ließen mich ein wenig Stirn runzeln, denn schon wieder ist Sex eins der zentralen Themen. (Hat mich bei Mitsu schon etwas gestört, dass er auf dem Bahnhof eine Frau kennenlernen wollte, mit der er Sex haben könnte).
Ja, damit hatte ich auch Probleme. Vielleicht ist das ja gerade der Grund warum mir Milena letztendlich so unsympathisch war?
Aber ich habs dann, sowohl bei Mitsu als auch bei den Schafen, einfach 'überlesen' und mich mehr auf einzelne Sätze konzentriert die mich begeistert haben.Edit: Früh morgens macht die Rechtschreibung noch nicht so mit. ^^;
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Anfänglich war ich auch nicht so sehr angetan von Milena, allerdings lebt sie ja in Island und die Isländer "sind alle ein wenig kirre"
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[quote]Original von Nudelsuppe
Dazu kommt, dass ich einfach nicht weiß, wie ich mich "richtig" verhalten soll. Es sind so viele wunderbare Dinge geschrieben worden, dass ich mich gerade wie eine Maus fühle.Sollte das nicht genau umgekehrt sein, wenn man nette, liebe und anerkennende Worte bekommt?
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Original von sonja
Sollte das nicht genau umgekehrt sein, wenn man nette, liebe und anerkennende Worte bekommt?Manch einer nimmt sich die Komplimente, atmet sie ein, plustert sich mit ihnen auf und wird zum Elefanten.
Ein anderer spürt die Komplimente auf sich herunterregnen, sucht einen Schirm und findet keinen, duckt sich, macht sich klein wie eine Maus, schaut vorsichtig nach oben und staunt, weil es immer weiter regnet.
Marcel zählt eindeutig zur zweiten Gruppe.
Schön -
...dann bin ich jetzt mal ganz still, damit er schnell wieder raus kommt!!
Für deine These spricht, das wir uns hier darüber unterhalten, er online ist, aber sich ganz ruhig verhält und nichts dazu sagt!
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Er sitzt ganz gewiss mit einem Glas Tuckenwasser vorm PC und dampft eine Ziggi nach der anderen.
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*g*
Das mit den Ziggis stimmt *röchel*.
Aber soooo online bin ich nicht, ich schufte hier gerade unter Zeitdruck am Rechner, aber linse hier natürlich ab und zu rein.
Churchill hat das so wunderbar erklärt ...
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Gestern Abend hab ich es endlich geschafft und "Sommer mit Schafen" gelesen. Nur: Ich glaube, ich war viel zu müde, um die Sätze richtig wirken zu lassen. Nachdem ich eben all eure Kommentare gelesen habe, bin ich sogar sicher, ich war viel zu müde.
Mein erster Eindruck war: nett, witzig und unterhaltsam, aber nicht so poetisch und hintergründig wie Mitsu. Ich werde die Geschichte ein zweites Mal lesen. Ich glaube, mir sind ein paar wichtige Stellen entgangen, und es wäre ja schade drum...
Es ist mein erstes "E-Book" und die Aufmachung ist wunderschön. Die Fotos sind klasse, irritiert hat mich nur die fotoalbenmäßige Ortsangabe unter den Bildern, denn die Geschichte nennt keine Orte. Mir hätte es genügt zu wissen, dass diese Fotos Island zeigen - und vielleicht ein paar Schauplätze der Geschichte.
Milena ist eine interessante Persönlichkeit, ihre herausfordernde Art gefällt mir - allerdings habe ich sie nicht so plastisch vor Augen wie Mitsu. (Weil sie kein sichtbares Zahnfleisch und keine Kühltasche hat? Ich weiß es nicht.)
Egal, ich werde die Geschichte ein zweites Mal lesen und noch einmal auf mich wirken lassen.
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Es tut mir leid, ich komme einfach nicht zum Lesen... seufz... ich mach es aber noch, ganz bestimmt.
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Ja, BJ, wenn man die Grausamkeiten de Sades der zarten Poesie isländischer Begegnungen vorzieht...
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Ich war gestern in einer Ausstellung, in der u.a auch Bilder aus Island präsentiert wurden. Habe ich als Island - Profi ansatzlos erkannt