Wie man Fanatiker kuriert – Amos Oz

  • 2004 in der Edition Suhrkamp erschienen.


    Klappentext:
    Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, genauer zwischen Israelis und Palästinensern, bildet den Hintergrund, vor dem Amos Oz im Januar 2002 seine Vorlesungen in Tübingen hielt. Hier schildert er, der bereits seit Mitte der sechziger Jahre für zwei unabhängige Staaten auf israelisch-palästinensischem Territorium plädierte, wie er zum Schriftsteller wurde. In der zweiten Vorlesung wendet sich der "Fanatismusexperte" Amos Oz dem Thema zu, das wie ein roter Faden sein gesamtes literarisches wie essayistisch-publizistisches Werk durchzieht: Ursachen und Konsequenzen des Fanatismus. Und um ein praktisches Beispiel sowohl für Nicht-Fanatismus wie für das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern zu geben, hat Amos Oz den palästinensischen Schriftsteller Izzat Ghazzawi gebeten, über die Bedeutung von Kultur und Literatur in Konfliktgebieten zu reden. In dieser Weise wirft vorliegender Band ein Schlaglicht auf die Situation und setzt ein kleines optimistisches Zeichen, nämlich dass Koexistenz zwischen beiden Völkern möglich ist.


    Zum Autor:
    Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem ist Schriftsteller und Mitbegründer der israelischen Friedensbewegung Peace Now.


    Weitere Werke:
    • Plötzlich tief im Wald
    • Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. (Roman)
    •• Allein das Meer. (Roman)
    • Ein anderer Ort. (Roman)
    • Sumchi. Eine wahre Geschichte über Liebe und Abenteuer.
    • Das Schweigen des Himmels.
    • So fangen die Geschichten an.
    • Dem Tod entgegen.
    • Herr Levi. (Erzählung)
    • Nenn die Nacht nicht Nacht. (Roman)
    • Die Hügel des Libanon. (Politische Essays)
    • Sehnsucht. (Erzählungen)
    • Der Berg des bösen Rates.
    • Der dritte Zustand. (Roman)
    • Bericht zur Lage des Staates Israel.
    • Eine Frau erkennen. (Roman)
    • Black Box. (Roman)
    • Mein Michael. (Roman)
    • Der perfekte Frieden. (Roman)
    • Keiner bleibt allein (Roman)
    • Im Lande Israel.
    Amos Oz ist unter anderem Preisträger des Israel-Preises, des Corinne-Literaturpreis, des Goethe-Preises und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels



    Meine Meinung:
    Eine Poetik-Dozentur finde ich immer interessant. In diesem Fall kommt natürlich eine politische Komponente hinzu, die obwohl von 2002 stammend immer noch Gültigkeit hat.


    Amos Oz hielt in Tübingen in seinem bekannten Stil, der sowohl kritisch als auch human und politisch ist, 3 Vorlesungen, die ich absolut spannend und trotz des Themas auch unterhaltend finde.


    In der ersten Vorlesung spricht Oz über sein persönliches Schreiben und seiner Freude daran Geschichten zu erzählen. Ein Analysiseren seiner Texte lehnt er ab, aber ausgehend von seiner Kindheit, seinen Eltern und der besonderen politischen Situation erfährt man viel über Israel und warum Oz Schriftsteller wurde. Sein familiärer Hintergrund, der für ihn in diesem Zusammenhang wichtig ist, wird erwähnt. Es erinnert an sein autobiographisches Meisterwerk „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“, dass Oz in diesem Zeitraum schrieb.


    In der zweiten Vorlesung wird Oz noch politischer und konzentriert sich auf die Frage, die auch den Titel des Buches gibt. Oz zeigt die Wurzeln und Wesen des Fanatismus gerne an Beispielen, Abschweifungen, wie er sagt. Aber gerade diese Abschweifungen sind sehr unterhaltsam. Vor Publikum wird Oz auch gerne zum Entertainer im positiven Sinne, wie ich erleben durfte, als Amos Oz bei einer Vorlesung der Heidelberger Poetik-Dozentur von Ulla Berkewicz als Gastdozent auftrat.
    Wie Oz nun eine Lösung für die Frage, wie man Fanatiker kuriert, werde ich nicht verraten. Das sollte jeder lieber selber lesen, um auch den kleinen Fanatiker in uns allen zu kurieren. :grin


    In der dritten Vorlesung stellt Amos Oz seinen palästinensischen Schriftstellerkollegen Izzat Ghazzawi vor und spricht über Meinungsverschiedenheiten und mögliche Kompromisse zwischen Israel und Palästina. Er erwähnt auch kurz die israelische Friedensbewegung Peace now, deren Mitbegründer er ist und erläutert den Hintergrund seiner bekannten Aussage Make Peace Not Love.


    Abschließend folgt noch die Vorlesung in diesem Rahmen von Izzat Ghazzai, der am Ende noch einige wichtige Dichter und Schriftsteller wie David Grossman, Mahmoud Darwish und Amos Oz.