Ian Hacking veröffentlichte dieses Buch im Jahre 1995 in den USA. Bei uns ist es ein Jahr später erschienen. Er hat die "multiplen Persönlichkeiten" zum Ausgangspunkt seiner Arbeit gemacht. Dabei nimmt er Fragen auf, wie z.B. die gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Hintergründe dieser Krankheit (?) dargestellt werden. Gibt es da Bezugspunkte, oder ist es nur ein Problem des Zeitgeistes und der sich schneller drehenden Welt?
Multiple Persönlichkeiten sind "Menschen, die spontan oder unter therapeutischer Anleitung in sich mehrere, meist ganz verschiedene Persönlichkeiten entdecken. Erwachsene sprechen plötzlich mit der Stimme von Kindern, wechseln zwischen Persönlichkeiten von verschiedenen Charakteren, Geschlecht, sexueller Neigung und Alter. Als Ursache dieser verblüffenden Dissoziationen des Ich werden traumatische Erfahrungen in der Kindheit angesehen, fast immer solche sexuellen Mißbrauchs."
Hacking verfolgt genau den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Syndroms und dem sexuellen Mißbrauch der Person (für mich zu einfach theoretisiert). Er recherchierte auf dem Gebiet sehr genau und kann seine Hypothesen auch genau darlegen, beschreibt z.B. warum genau jene Person, diese oder jene zweite (dritte, vierte) in sich trägt.
Das Buch ist wie eine Art "Roman" aufgebaut, es hat nicht von hochwissenschaftlicher Literatur an sich, deshalb ist es gut für Neueinsteiger in diesem Thema geeignet. Allerdings sollte jeder schon einmal etwas von Schizophrenie oder multipler Persönlichkeit gehört haben, denn eine Definiton dafür ist nicht zu erwarten.
Außerdem ist es keine Lektüre für jemanden, der glaubt an dieser Krankheit zu leiden, denn das hat dann eine selbsterfüllende Prophezeiung als Resultat. Ich lese etwas, ich denke das bin ich, also bin ich krank. Falls das so sein soll, geht lieber zu einem Arzt, der kann euch besser beraten, als daß ihr euch in den Teufelskreis der Selbstdiagnostik begebt.