Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

  • Na, das nenne ich ja mal eine geteiltes Meinungsbild. :grin


    Habe ich hier noch nicht so oft erlebt, daß die einzelnen Einschätzungen so weit auseinanderdriften.


    Ich für meinen Teil fand das Buch wunderschön. Sowohl sprachlich, als auch inhaltlich.


    Es beleuchtet m.E. die ganz tiefen Abgründe von verschiedenen menschlichen Seelen. Dabei werden auch die Auswirkungen von kindlichen Erfahrungen auf das heutige Tun analysiert.


    Was mich immer ein wenig irritiert hat, daß Kundera die Auflösung der von ihm verwendeten Bilder selbst gebracht hat. Er hat damit dem Leser die Interpretation scheinbar abgenommen.


    Aber alles zu offenkundige macht mich immer skeptisch, so daß ich mir zu diesem - und bisher einzigem - Buch Sekundärliteratur beigezogen habe.


    Meine Empfehlung ist also: unbedingt lesen. :-)


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Bei mir ist die Lektüre schon so lange her, dass ich mich gerade noch an das sehr positive Gefühl beim Lesen erinnere. Sprachlich fand ich es sehr schön, und für mich war es damals die erste bewusste Auseinandersetzung mit der Tschechoslowakei und dem Prager Frühling.


    Wäre der SuB nicht so hoch, würde ich es doch glatt jetzt hervorkramen...

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Hallo,


    also, ich hab das Buch auch erst vor einiger Zeit gelesen und obwohl ich es eigentlich nur so "dazwischen geschoben" hab, hat es bei mir auch einen sehr postitiven nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
    Kundera schreibt sehr angenehm, was mich überrascht hat, da ich anfangs etwas Respekt vor dem Buch hatte, weil ich dachte, es sei zu literarisch geschrieben.
    Auf jeden Fall eine sehr schöne Geschichte, die sich einem sicher beim ersten Lesen noch nicht in ihrer gesamten Fülle eröffnet, dafür mit jedem neuen Lesen sicher etwas mehr :-)


    Viele Grüße,Eure SUB-Priesterin :wave


    "Der Kopf ist rund, damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können" (Picabia)


    Zur Zeit lese ich gerade: Jane Bowles - Zwei sehr ernsthafte Damen

  • jetz muss ich hier doch nochmal eine Frage an diejenigen stellen, die das Buch gelesen haben (im Leserundenarchiv gehts etwas unter) :


    Also, die Szene auf dem Laurenziberg: Teresa wird von Tomas dorthin geschickt



    Wie habt Ihr das aufgefasst? Traum oder Realität?


    Also, erst war ich überzeugt, dass es eine Traumsequenz ist. Dann wunderte ich mich, dass in realen Szenen immer wieder gedanklich Bezug darauf genommen wird. Also war ich dann der Meinung, war wohl doch Realität - obwohl ich Tomas diese Kaltblütigkeit nicht zutraue und mich das doch arg verwundern würde. Einige Kapitel später beginnt eine neue Passage damit, dass Teresa aufwacht. ?(


    Wie habt Ihr das aufgefasst?


    Habe etwas recherchiert, in einigen Interpretationen wurde es als Traum gedeutet. Dennoch bin ich mir nicht mehr sicher - aber irgendwie hängt mein Eindruck des Buches sehr von der Klärung dieser Frage ab :grin


    Wohler fühlen würde ich mich damit, dass es ein Traum war :grin

  • Mina, das hab ich mich auch gefragt. Das Buch war ja insgesamt nicht so mein Geschmack und es war ja auch öfter so, dass man nicht sicher war, was Traum und was Realität sein sollte.


    Ich glaube aber eher, dass es Realität war. Tomas war sich wahrscheinlich sicher, dass sie doch einen Rückzieher machen wird.

    Nun, Junge, willst du wirklich lernen und die tiefsten Geheimnisse von Raum und Zeit in Erfahrung bringen?
    »Ja, Herr. Ich glaube schon, Herr.«
    Gut. Der Stall befindet sich hinter dem Haus, und die Schaufel hängt direkt neben der Tür.

  • ich glaube, die Sache, ob Traum oder Realität hat sich geklärt. Im siebten Teil findet sich ein Satz, der meiner Meinung nach die Begebenheiten auf dem Laurenziberg als Traum klarstellt:


    ".., und die Geschichte mit dem Ingenieur verschmolz in ihrer Erinnerung mit der Episode auf dem Laurenziberg, so dass sie Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten konnte."


    Genauso empfand ich auch damals die Umschreibungen Laurenziberg/Ingenieur: Verwischung von Realität (Ingenieur) mit dem Traum (Laurenziberg). Also, das hat Kundera schon ziemlich genial zu Papier gebracht :anbet


    Ich fand das Buch toll zu lesen, weil es sehr mitreißend ist. Im mittleren Teil hatte ich manchmal Schwierigkeiten mit den vielen politischen Vorgängen..hm...naja, das liegt sonst nicht so in meinem Interessenbereich. :grin


    Dieses Buch werde ich ganz sicher nach einer Weile nochmal zur Hand nehmen und lesen. Ich ahne, dass da noch viele Schichten ganz unangekratzt geblieben sind.


    Ich find das Buch meisterklasse. Kriegt von mir 10 Punkte

  • Schönes und poetisches Buch! :-]
    Die philosphischen Gedanken haben mir gut gefallen und haben mich ganz schön zum Nachdenken gebracht, z.B. das Leichte und das Schwere. Toll waren auch die Metaphern, wie "das Kind aus dem pechbestrichenen Körbchen" oder "die Frau der sechs Zufälle" (so oder so ähnlich).
    Irgendwie war es ein Buch voller Kontraste, als bestes Beispiel fallen mir dafür die unverstandenen Worte von Sabina und Franz ein :grin
    Am besten haben mir die Kapitel mit Tomas und Teresa gefallen. Ich finde, Tomas ist ganz schön egoistisch und benimmt sich Teresa gegenüber teilweise gleichgültig. Das zeigt die Szene mit dem Laurenziberg (von der ich eigentlich dachte, dass sie real war) oder dass er nicht aufhört mit anderen Frauen zu schlafen, obwohl er sieht wie Teresa, seine große Liebe, daran zerbricht.
    Teresa ist vom Chrakter her einfach zu schwach. Sie lässt Tomas zwar merken, dass es sie kränkt durch die Träume oder auch das typische Bild dafür waren ihre zitternden Hände, dennoch konfrontiert sie ihn nicht direkt. Sie liebt ihn einfach zu sehr, als dass sie sich von ihm trennen könnte...
    Haaaaach, trauuurig :cry

  • Zitat

    Original von geli73
    Bei mir subt es auch schon eine ganze Weile, aber ich glaube, ich muss es mal nach vorn ziehen.


    Das solltest du ganz dringend tun... :-]

  • Hab das Buch mal zum Geburtstag bekommen aber noch nie ganz durchgelesen. Der Film gefiel mir gut auch wenn er total traurig macht. Beim buch konnte ich mich nicht überwinden, weil die Person Tomas mich ganz wütend macht durch seine Ignoranz und weil er Teresa so leiden lässt. Das kann ich nicht nachvollziehen.

  • Das Buch an sich fand ich eigentlich ganz schön, aber das letzte Kapitel ist echt grässlich. Ich empfehle zu dem Buch immer es wegzulassen. Und den Film fand ich relativ unbeindruckend - ich kann mich zwar erinnern ihn gesehen zu haben, aber ein Bild dazu habe ich nicht mehr im Kopf.

  • Wieso denn grässlich?:wow
    Ich finde das Buch durchgehend wirklich zauberhaft... und die Schlußszene wunderschön. Man blättert die letzte Seite um und ist irgendwie traurig, und berührt, und so... ermattet.
    Ich würde es noch zig Mal lesen, nur für dieses Gefühl.

  • so, habe das buch gestern beendet...


    von mir 6 punkte...


    eine schöne liebesgeschichte in schönen leichten worten beschrieben...


    ist jetzt nichts, was ich so schnell noch einmal lesen müsste, aber für meinen ersten klassiker nicht schlecht, auf jeden fall ein guter einstieg - und es kann weiter gehen... :anfeuer

  • irgendwie fand ich keinen zugang zu diesem buch.
    aber das geht mir oft so bei büchern, die mir vorher als "MUST" ans herz gelegt wurden.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Die poetische Sprache und die philosophischen Gedanken haben mich über das eigentliche Lesen hinaus beschäftigt.
    Allein schon der Titel:
    Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
    Tauschte man Leichtigkeit gegen Schwere aus - darüber nachzudenken, motiviert einen zum Philosophieren, bevor man überhaupt mit dem Lesen begonnen hat.

  • @ Corinna Luedtke


    Kennst du dieses Buch?


    Milan Kundera entwirft ein Bild Europas und der Welt durch die großen Romane der Weltliteratur. Die Liebesgeschichte der Anna Karenina und die habsburgerische Bürokratie bei Kafka und Stifter, das Paris von Flaubert und das von Proust - ein Buch voller Anekdoten und Analysen, Szenen und Bilder, in denen die Romane der Weltliteratur lebendiger als die Wirklichkeit selbst werden. Dargestellt mit der kritischen Ironie eines bedeutenden Erzählers.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von Tjorvensmum
    @ Corinna Luedtke


    Kennst du dieses Buch?


    Milan Kundera entwirft ein Bild Europas und der Welt durch die großen Romane der Weltliteratur. Die Liebesgeschichte der Anna Karenina und die habsburgerische Bürokratie bei Kafka und Stifter, das Paris von Flaubert und das von Proust - ein Buch voller Anekdoten und Analysen, Szenen und Bilder, in denen die Romane der Weltliteratur lebendiger als die Wirklichkeit selbst werden. Dargestellt mit der kritischen Ironie eines bedeutenden Erzählers.


    Hallo Tjorvensmum,


    habe aufgrund deines Tipps die Produktbeschreibung bei amazon gelesen - liest sich wirklich vielversprechend und ist so gut wie bestellt. Genau mein Geschmack.
    Vielen Dank!


    Corinna

  • Dieses Buch gehört zu meinen Lieblingen, die ich auch gerne immer wieder lesen würde...


    Besonders die etwas bedrückende, aber tiefgründige Atmosphäre und die poetische, dennoch analytische Schreibweise haben es mir angetan.


    Den Film habe ich auch gesehen und fand ihn sehr gut umgesetzt. Die Darsteller waren sehr gut ausgewählt, nur das Ende war ein wenig abgewandelt.


    Liebe Grüße,
    Aimée