Nummer sechs - Veronique Olmi

  • Kurzinhalt (von der Verlagshomepage):


    Die Geschichte einer lebenserfüllenden und doch ganz und gar aussichtslosen Liebe.


    Fanny ist die Jüngste in der Familie, die „Nummer sechs“, wie der Vater sie gerne nennt. Der geliebte, stets anderweitig beschäftigte Vater, um dessen Anerkennung sie ein Leben lang kämpft. Als Mädchen ist sie krank geworden, einmal ist sie sogar ins Meer gegangen, damit er sich um sie kümmert. Als Erwachsene hat sie vergeblich versucht, ihn zur Rede zu stellen. Jetzt ist er alt, der Platz an seiner Seite ist mit dem Tod der Mutter freigeworden. Aber lässt sich die Vergangenheit zurückholen?


    Über die Autorin:


    Veronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt heute mit ihren zwei Töchtern in Arles. Sie zählt in Frankreich zu den bekanntesten Jungen Theaterautorinnen. Ihre Stücke werden auch in Deutschland un der Schweiz gespielt.


    Meine Meinung:


    Ein Buch von huntert Seiten- und ehrlich weder groß geschrieben und auch viel Lücken- eine Stunde- warum soll man für so ein Buch sieben Euro ausgeben- sollte man? Ja, weil das Buch etwas beschreibt, dass wir alle einmal durchdacht haben- das Verhältnis zu Eltern und Geschwistern und das auf eine Art und Weise, dass dem Leser (zumindestens mir ging es so) warm wird ums Herz, ein Funke Sentimentalität, ein kleines Lächeln aus einem kleinen Buch.

  • "Nummer sechs" habe ich mir letzt aus der Bibliothek mirgebracht, nur weil die Bibliothkarin es mir sehr ans Herz gelegt hat. Eigentlich mag ich solch dünne Bücher nicht. Als ich es dann zu Hause aufschlug und feststellte, der Text hätte auch auf 50 Seiten gepasst, wanderte es umgehend zurück in die Tasche. Vielleicht habe ich dem Buch Unrecht getan. Nach deiner Vorstellung, danke dafür, Beowulf, werde ich dem Buch meine Aufmerksamkeit schenken. Nun bin ich doch neugierig geworden.

  • Meine Meinung
    Fanny ist der Nachzügler der Familie. Sie ist die Nummer sechs, die Ungewollte. Inzwischen ist sie 50 Jahre alt. Der Vater, für den sie innige Liebe empfindet, sie aber nicht erwidert fühlt, wurde vor kurzer Zeit 100. Ihr Leben lang kämpft Fanny um die Liebe und Anerkennung des Vaters. Die ständigen Zurückweisungen durch den Vater prägen sie und ihr ganzes Leben. Als die Mutter, ihre ewige Konkurrentin, starb, sah sie den Moment gekommen, die Nummer eins an seiner Seite zu werden. Sie kümmert sich um ihn, pflegt ihn. Die anderen Geschwister haben sich aus ihrer Verantwortung gekauft. Fanny liest die Briefe, die der Vater aus dem Krieg an seine Eltern schrieb, versucht mehr über ihn zu erfahren, sie will ihm einfach nahe sein.
    In kurzen, knappen Sätzen, fast schon stakkatoartig erzählt Véronique Olmi diese Geschichte. Begebenheiten aus der Gegenwart und Gedanken, Ereignisse und Briefe aus der Vergangenheit lassen den Leser die seelische Not von Fanny hautnah erleben. Vieles reißt die Autorin nur kurz an. Das regt zum Nachdenken an, aber nicht nur bei diesem Buch bleiben die Gedanken, sie wandern ab ins eigene Leben. Was weiß man selbst von seinen Eltern? Was weiß ich alles nicht?
    Beim Lesen machte sich etwas Melancholie breit. Resignation dagegen spürte ich nie, nur eine gewisse Traurigkeit im Kampf um Liebe und Anerkennung. „Nummer sechs“ ist ein sehr kurzes Buch, aber es ist von beeindruckender Intensität und Tiefe geprägt. Mich hat es sehr berührt, es hallt immer noch in mir nach.


    Auf dem Cover meiner Ausgabe steht folgendes Zitat von Senta Berger. „Das ist ein Buch über Versäumnisse, über Dinge, die man nicht mehr nachholen kann. Es hat mich so berührt.“ Sie spricht mir aus dem Herzen.


    Ich habe diesem kleinen Buch mit meinem voran gegangenen Post sehr Unrecht getan. In den 100 Seiten entfalten sich so viele Gefühle und Tiefe, die mancher Wälzer nicht bieten kann. Und, ja, die 7 EUR sind gut angelegt.

  • Ich habe dieses Buch vor ca. 3 Jahren als Leseexemplar gehabt und ich kann mich nicht mehr an den Inhalt erinnern... :wow Scheint mich nicht sehr beeindruckt oder mir gefallen zu haben...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    ...ich kann mich nicht mehr an den Inhalt erinnern... :wow Scheint mich nicht sehr beeindruckt oder mir gefallen zu haben...


    Da geht es mir ähnlich. Ich glaube, ich fand es schon recht gut, allerdings war ich froh, es nur geborgt und nicht gekauft zu haben.

  • Ein ganz wunderbares Buch, in dem auf 100 Seiten so viel gesagt wird - und doch so wenig. Ein Buch, das den Leser nach der (zugegebenermaßen sehr kurzen) Lesezeit noch lange nicht loslässt.


    Es gibt etwas was die beiden - Fanny und ihren Vater - verbindet. Die Schatten der Vergangenheit. Bei Fanny ist es das Gefühl des Ungeliebtseins, der Abweisung, der Demütigung von seiten der Eltern während ihrer Kindheit, beim Vater sind es die furchtbaren Erlebnisse des Krieges. Jeder der beiden muss mit der Vergangenheit leben und versuchen, sie zu bewältigen.
    Während der Vater es versucht zu verdrängen (er will den Schein wahren, keine Schwäche zugeben), stellt sich Fanny ihren Gefühlen.


    Ein bisschen hat mich das Buch - von Stil, Umfang und Aufbau, und vielleicht auch ein bisschen von der Thematik her - an Diane Broeckhoven - Ein Tag mit Herrn Jules erinnert.


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