'Werte' - Leben und Sinn

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ist das nicht sehr pessimistisch gedacht?


    Also wenn ich mich betrachte dann, kann ich sagen:


    Stufe 1 Grundbedürfnisse (Nahrung, Wohnung, Kleidung, etc. sind vorhanden)


    @Babyjane, ich weiss nicht, ob du wirklich repräsentativ bist. :-)
    Einige bemühen sich schon um Stufe 1 und dann ist oft Schluß.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Geltung kann ich für mich nicht wirklich definieren, was versteht ihr darunter??)


    Ich würde gefühlsmäßig sagen, nahe verwandt mit Anerkennung, aber eher noch, dass deine Persönlichkeit und Meinung eine Rolle spielt, die geachtet wird und sich dadurch mehr durchsetzt. Deine Worte gelten auch dann noch, wenn andere keine Rolle mehr spielen.

  • Eli lach nicht. :lache


    @ Palomar
    Nun ich bin vom gemeinen Mitteleuropäer ausgegangen.... da würde ich sagen, bis zur Stufe 3/4 schafft es da jeder, der nicht grad an Armut oder Hartz4 leidet. :grin

  • Von diesem Kapitel Leben und Sinn kannte ich zwar sehr viele Texte, dennoch ergibt schon die Zusammenstellung zusätzliche Anregungen.


    Frage an Peter Prange:
    Es gibt zu den Themen Leben und Sinn zweifellos noch viele weitere Texte und sichere standen auch noch weitere im Fokus des Autoren-Teams. Warum habt ihr Euch gerade für diese entschieden? Wie können wir uns vorstellen, lief die Entscheidungsfindung ab?


    Für mich vollkommen neu war u. a. in diesem Kapitel der Text von Victor Frankl, der mich sehr erstaunte, weil er genau meine innere Einstellung und meine bisherigen Gedanken zu dem Thema trifft, ohne daß ich bisher von ihm überhaupt gehört hätte. Das gibt natürlich Anlaß zu recherchieren bzw. weiteres zu lesen, um das was bisher eher unstrukturiert in meinem Denken war, zu erfassen und zu durchdringen.


    P.S.: Die "Scheu" das Buch nicht mit Markierungen zu verunzieren war bei mir auf der zweiten Seite schon weg. Ich werde dieses Kapitel zweifellos auch nochmals lesen.


    BJ, ich komme in diesem Buch auch langsam voran, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, ich will doch die Anregungen, die es mir gibt, auskosten und abgesehen vom Lesen auch darüber Nachdenken!

  • Antwort an Pelican: Warum wir uns genau für diese Texte in Leben und Sinn entschieden haben?


    Eine Mischung von Intuition und Reflexion. Im Zweifelsfall entscheidet aber erstetes. Hier wie in auch in den übrigen Kapiteln kommen vor allem die Texte vor, die in meinem eigenen Leben eine große Rolle spielten. Ich schreibe ja zu Beginn eines jeden Kapitels zuerst den Einleitungsessay, um das Thema ganz subjektiv und aus meinem persönlichen Erleben heraus zu erkunden. Dass ich dabei solche Texte herbei zitiere, die für mich selber mal eine Bedeutung hatten, ist vielleicht nicht gerade sehr wissenschaftlich, hat aber den Vorteil, dass ich aus eigener Erfahrung von der Wirkung dieser Texte weiß. - Ansonsten s. zur Textauswahl "Fragen an den Autor". Dort habe ich Herrn Palomar zu dem Thema eine allgemeine Antwort gegeben.

  • Nochmals zur Sinnfrage in unserem Leben:
    Was ist der Sinn des Lebens, gibt es darauf überhaupt eine Antwort?
    Ich glaube, es muß ein jeder für sich selbst seinen Lebenssinn suchen und auch selbst finden. Der eine sieht Sinn in der Lehre, der andere darin, zu lieben, wieder ein anderer findet Sinn im Sport, engagiert sich in Hilfsorganisationen, in der Pflege, in der Arbeit, in der Familie, Künstler versuchen sich durch ihre Werke auszudrücken.
    Und (fast) immer im Kampf gegen Windmühlen! Und genau hier sehe ich einen Ansatz und versuche mich dem Thema so zu nähern und behaupte, daß jeder, der eine Aufgabe findet und hat, auch glücklich sein kann und einen Sinn in seinem Leben hat.


    Ich gehe also noch einen Schritt weiter als Gabi Mayer und sage, Sisyphos scheint glücklich, vielleicht nicht nur, weil er seine Aufgabe kennt sondern weil er eine hat.
    Wir kennen alle das Phänomen, daß Menschen, die sich ihr Leben lang auf die Pension gefreut und vorbereitet haben, kaum ist es soweit, plötzlich sterben. In diesem luftleeren Raum könnte auch ein Ansatz zur Sinnfrage verborgen sein, was um himmels willen soll ich jetzt machen und für was, für wen, wozu, ja das habe ich mir alles ganz anders vorgestellt....
    Arbeitslosigkeit, Krankheit, schwere Schiksalsschläge, Katastrophen zwingen uns immer wieder, die Frage nach dem Sinn aus neue zu beantworten, neue Antworten zu finden. Solange aber noch ein Stein gerollt werden muß, gibt es auch den Gipfel und das damit verbundene Ziel – von dem wir nicht wissen, ob es nicht doch eines Tages gelingt, dieses zu erreichen – vor Augen.

  • Eigenartigerweise stellt sich die Sinn-Frage fast immer wenn es einem schlecht geht.
    Hat schon mal jemand in guten Zeiten nach dem Sinn des Lebens gefragt?
    Das Gute wird schlicht hingenommen.


    ---


    Weiter glaube ich, dass ich die Texte, Faust, Schopenhauer usw. hier im Buch anders gelesen habe als damals in der Schule.
    Aber auch im Theater ist die Aufführung ja unterschiedlich, je nachdem wie der Regisseur das Stück interpretiert.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Eli


    Ich gehe also noch einen Schritt weiter als Gabi Mayer und sage, Sisyphos scheint glücklich, vielleicht nicht nur, weil er seine Aufgabe kennt sondern weil er eine hat.


    :gruebel Der Gedanke klingt logisch und scheint mir auch die einzig mögliche Interpretation der Sisyphosgeschichte, um zu dem Ergebnis zu kommen.
    Womit ich mit Camus Interpretation vor allem Probleme habe ist, dass ich seine Aufgabe nicht als Aufgabe sehen kann, sondern als eine große, sinnfreie Strafe.

  • Zitat

    Original von Eli
    Solange aber noch ein Stein gerollt werden muß, gibt es auch den Gipfel und das damit verbundene Ziel – von dem wir nicht wissen, ob es nicht doch eines Tages gelingt, dieses zu erreichen – vor Augen.


    Ja, aber wenn sich das vermeintliche Ziel auch nach dem 256352. Mal als nicht erreicht bzw. nicht anhaltend herausstellt (bei Sisyphos: der Stein bleibt oben), hat dann die Tätigkeit AN SICH (das Heraufrollen) wirklich einen Sinn? Für mich nicht, denn es führt zu nichts, außer zu Frustration, Verzweiflung, Ärger, Trauer, etc. über den erneuten vergeblichen Versuch. Wo also liegt der Sinn? In der SUCHE nach ihm? Also bei Camus, im Gang zurück an den Fuß des Berges? Ich sehe weder in ihm noch in der mühseligen ewigen Tat, die Sisyphos durchführen muss, weder Sinn noch Glück. :gruebel

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Eigenartigerweise stellt sich die Sinn-Frage fast immer wenn es einem schlecht geht.
    Hat schon mal jemand in guten Zeiten nach dem Sinn des Lebens gefragt?
    Das Gute wird schlicht hingenommen.


    Das sehe ich nicht so- ja es haben viele in Zeiten des Glücks nach dem Sinn des Lebens gefragt - und ich meine das sehr konkret z.B. der Schauspieler Karlheinz Böhm, der sicher nicht in einer LEbenskrise war, als er seine Hilfsaktion gründete und das ist nur ein Beispiel- Franz von Assisi ein älteres.

  • Und was, wenn es beim 256353 igsten Mal doch klappt und der Stein bleibt liegen? Die Ungewißheit bleibt. Nachträglich bedauern und beklagen wir ja eigentlich nur die Dinge, die wir unversucht gelassen haben und nicht die, die nicht erfolgreich waren.

  • Dann hat man Glück gehabt *g*. Nein, Spaß beiseite, selbst WENN er oben bleibt - was hat ein oben gebliebener Stein überhaupt für einen Sinn? Außer dass er dann nicht mehr hochgerollt werden muss? Die Tätigkeit an sich ist doch total sinnlos, oder kapier ich da etwas nicht? :help

  • Der obenliegende Stein symbolisiert die Zielerfüllung und das was danach kommt kann Leere sein, größere Leeere als es nochmal versuchen zu müssen, oder kann ein neues, vielleicht größeres Ziel sein.

  • Einmal eine kleine Zwischenfrage zur Sisyphosgeschichte: Ich hab die Geschichte so in Erinnerung, dass er weiß, dass es ihm nie gelingen kann, da ja eine Strafe der Götter und damit der Stein immer runterrollen wird. Stimmt das so?


    Wenn das nämlich so wäre, dann würde die Möglichkeit des Erfolgs ja gleich null sein.


    Vielleicht eignet sich daher Sisyphos gar nicht so sehr um diese Erkenntnis zum Ausdruck zu bringen. Wäre es ein Mensch, der vergeblich versucht den Stein auf einen Berg zu rollen, aber aus eigenem Antrieb heraus und nicht als Strafe, dann wäre es für mich stimmiger.

  • Zitat

    Einmal eine kleine Zwischenfrage zur Sisyphosgeschichte: Ich hab die Geschichte so in Erinnerung, dass er weiß, dass es ihm nie gelingen kann, da ja eine Strafe der Götter und damit der Stein immer runterrollen wird. Stimmt das so?


    Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das so.
    Er weiß, daß er tun kann was er will, sein Ziel (nämlich den Stein oben zu lassen) wird er nicht erreichen.

  • Wird nicht einfacher…
    Lasst es uns einmal umdrehen.
    Wäre es möglich, daß der Mensch in so einer (erfolglosen) Situation eigenen Antrieb entwickeln muß, um zu überleben?

    Was läßt todkranke Menschen bis zuletzt weitermachen, hoffen, aus eigenen Stücken heraus noch einen Funken an Lebensfreude zu versprühen (natürlich nicht alle)


    :wow, eigenlich geht es uns doch allen so! Wir wissen, daß wir alle irgendwann sterben werden und trotzdem leben wir unser Leben weiter! Niemand ist davon ausgenommen - am Ende steht der Tod.
    Den Zeithorizont dazwischen kennen weder Sisyphos noch wir.
    Wir sind Sisyphos, leben in dem Bewußtsein, daß wir sterben werden, egal, was wir alles gemacht oder nicht gemacht haben, wir werden unser Leben nicht überleben und trotzdem finden wir Sinn in der Zeitspanne, die zwischen Geburt und Tod liegt.

  • Sisyphos ist ja schon in der Unterwelt, der wird das Steinchen also noch ein bisschen länger auf den Berg rollen müssen.


    Das am Ende der Tod steht ist klar, aber das macht das Leben davor nicht sinnlos ( vgl. Senecatext).
    Aber in dieser Zeitspanne ist bei Sisyphos (warum ich diesen Namen beim ersten Versuch immer falsch schreiben muss :fetch) [falls es diese bei ihm gibt. mMn ist er schon tot und wird den Stein immer noch raufkugeln] eine absolut sinnlose Aufgabe bzw eine vom ihm nicht frei gewählte Aufgabe. Ich glaube nicht, dass man das wirklich mit unserem modernen Leben vergleichen kann.