Hier kann zu den Kapiteln "Arbeit und Musse" geschrieben werden.
'Werte' - Arbeit und Musse
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Arbeit und Musse ist in Thema, dass auch mich immer wieder sehr beschäftigt, da entweder das oder das andere immer zu kurz kommt.
Peter Pranges beschriebener Zustand der Arbeit am Computer kommt mir auch besonders bekannt vor. Wenn nichts mehr geht, betrüge ich mich selbst durch Themenflucht.Hams Sachs Schlaraffenland war mir igendwie als Märchen aus meiner frühen Kindheit bekannt. Kann das sein, das es auch eine Märchenfassung davon gibt?
Karl Marx lese ich allerdings nicht!
Oblomow habe ich in meiner russischen Phase gleich nach Dostojewski, Turgenjew und Gogol mit Vergnügen gelesen. Die Figur des Oblomow ist so bekannt, dass der Autor Iwan A. Gontscharow etwas in den Hintergrund gerät, obwohl er Oblomows Figur gerade in diesen Ausschnitt so detailreich beschreibt. Die Einleitung zu dem Text (Oblomow ein Prototyp der gesellschaftlichen Klasse … etc.) halte ich für sehr treffend.
Mit Emile Zola konnte ich nie viel anfangen und daran ändert auch dieser Ausschnitt aus dem immerhin sozial wichtigen „Germinal“ nicht viel. Warum, kann ich nicht genau sagen, aber es wird wohl an der völligen humorfreiheit des Autors liegen.
Bertrand Russells Lob des Müßiggangs gefällt mir sehr gut, aber ich halte es in unseren Zeiten für eine schöne Illusion.
Auch Adam Smith Theorie der Arbeitsteilung funktioniert heutzutage nicht mehr so gut, da es zum fehlenden Überblick über das gesamte Arbeitsergebnis und zur Kompetenzbeschränkung des Einzelnen mit Folge des Motivationsmangels führt. Bei Beginn des Industriezeitalters war die Arbeitsteilung hingegen wohl sinnvoll aufgrund der überwiegend fehlenden Qualifikationen. -
Zitat
Original von Herr Palomar
Arbeit und Musse ist in Thema, dass auch mich immer wieder sehr beschäftigt.
...und auf das ich mich schon sehr freue! -
So, heute habe ich mich mal in das Kapitel Arbeit und Muße geschlichen. Fertig bin ich damit noch lange nicht, aber um Euer schlechtes Gewissen ein wenig zu wecken und damit Peter nicht denkt, wir hätten seine Leserunde vollends vergessen, möchte ich einfach schon mal meine ersten Eindrücke schildern.
Erst einmal ganz allgemein: In der letzte Zeit kam ich - wie wohl auch einige andere - aufgrund privat/beruflich sehr stressiger Zeiten kaum dazu, einen Blick in das Buch zu werfen, was ich sehr schade finde.
Aber - und da sind wir uns sicher alle einig - die "Werte" sind ein Buch, das keine Kompromisse zuläßt. Ganz oder gar nicht lautet die Devise. Die letzte Zeit also leider gar nicht. Dennoch hat mich das Buch auch abseits vom Lesen beschäftigt, habe dazu auch schon Diskussionen im privaten Umfeld geführt mit Leuten, die das Buch gar nicht gelesen haben...
Jetzt schon mal ein "Zwischenfazit": Ein Buch, das einen weit über die Lektüre hinaus beschäftigt.
Jetzt aber zu Arbeit und Muße. Der erste Satz ist schon mal klasse. "Eigentlich bin ich ein fauler Hund". Ich frage mich... woher kennt mich der Autor? Aber in den weiteren Sätzen zeigt sich, er kennt mich doch nicht.
Herr Palomar hat ja bereits ein interessantes und zutreffendes Statement in den Raum geworfen: Arbeit und Musse ist in Thema, dass auch mich immer wieder sehr beschäftigt, da entweder das oder das andere immer zu kurz kommt. Das Problem kenne ich. Ich frage mich auch oft, woran das liegt. Denn obwohl ich schon darauf achte, daß beides immer ausgewogen ist, und daß vor allem auch die Mußestunden nicht zu kurz kommen, habe ich oft das Gefühl, daß die Arbeit durch die klassische Mehrbelastung überwiegt.
Andererseits: Ganz ohne "Arbeit" würde ich auch nicht wollen. Nur "Muße" wäre mir zuwenig Erfüllung. Ein spannender Konflikt.
Ich bin gespannt, was uns Peter Prange mit seiner Textauswahl dazu zu sagen hat und werde nun tiefer in dieses Kapitel eintauchen. Ich hoffe, die Auswahl der Texte macht die Lektüre eher zu einer Mußestunde denn zu Arbeit.
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Zitat
Original von Batcat
Ich bin gespannt, was uns Peter Prange mit seiner Textauswahl dazu zu sagen hat
Ja, ich auch! -
Na, dann fangen wir doch einfach mal an...
Benedikt von Nursia und ich werden wohl keine Freunde werden. Sein Credo ist „Der Müßiggang ist ein Feind der Seele“. Das kann ich so nicht bestätigen. Für Benedikt von Nursia ist es wichtig, daß die Mönche stets beschäftigt sind, sei es mit Arbeit, sei es durch Lesungen oder Andachten.
Ich finde jedoch, daß Mußestunden gerade in unserem heutzutage oft sehr stressigen und durchgeplanten Alltag sehr wichtig sind, um wieder neue Kraft zu schöpfen. Um es bildlich auszudrücken: irgendwann ist der Akku einfach leer und muß wieder aufgetankt werden.
Guillaume de Lorris beschreibt die Sorglosigkeit zwar sehr schön, aber dieser Text sagt mir persönlich nichts.
Erasmus von Rotterdam.... weise Worte über die Wahl eines Herrschers. Doch auch hier heißt es: „Der Abschaum aller Staaten entsteht aus dem Müßiggang“.
Das Schlaraffenland von Hans Sachs kenne ich natürlich.... aber wir haben es seinerzeit in der Schule durchgenommen und das ist ja nun schon mindestens drölf Jahre her. Wenn nicht sogar noch länger. Zu Beginn hört sich das Schlaraffenland ja noch nach einem bereisenswerten Ziel an. Doch je weiter man im Text fortschreitet, desto ungastlicher wirkt dieser Ort. Dort möchte man dann doch nicht hin – und dennoch wird einem ein Spiegel vorgehalten, in dem man sich hoffentlich nicht erblickt.
Mehr schaffe ich heute leider nicht mehr - aber heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage!
Und jetzt ihr.
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Seit ihr wirklich der Meinung ora et labora sei beides Arbeit? Meinte Benedict von Nursia nicht nur sinnlose Tätigkeit solle man bleiben lassen- lesen und Psalmen lernen, beten als Meditationsübung ist ja zu schwerer körperlicher Arbeit ein klarer Gegensatz. Darüberhinaus muß man sehen, dass der Regelstifter mit dem Problem der Völlerei und des Müßiggangs in Klöstern konfrontiert war- wie später noch viele nach ihm.
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Zitat
Original von Batcat
Andererseits: Ganz ohne "Arbeit" würde ich auch nicht wollen. Nur "Muße" wäre mir zuwenig Erfüllung. Ein spannender Konflikt.
Und kurioserweise gibt es selten eine wirklich empfundene Balance, entweder überwiegt subjektiv deutlich das eine oder andere. Wobei ein Mangel an Arbeit hatte ich schon lange nicht mehr zu beklagen...von Rotterdam
Interessanter Ansatz, vor allem der letzte Teil, den Batty schon zitiert hat. "Wenn sie einmal an ihn [Müßiggang] gewöhnt sind und das fehlt, wodurch sie ihn erhalten können, nehmen sie zu Untaten ihre Zuflucht." (S. 224) Ist doch eigentlich nichts anderes, als wenn arbeitslose Jugendliche (aus Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit?) zu Gelegenheitskriminellen werden....Smith
Hier kann ich Herrn Palomar zustimmen - Arbeitsteilung (nach individuellen Fähigkeiten) ist zwar sinnvoll und effektiv, aber nur im Rahmen der Arbeitszufriedenheit und -motivation!Marx
Als langjährige Einwohnerin Triers ist es ja fast peinlich, noch nie Marx gelesen zu haben, aber nach diesem Text weiß ich auch wieder, warum ich das bislang gelassen habe... Puh, schreibt der Mann kompliziert!Gontscharow
Auf Oblomow bin ich dank der Rezension von mina hier im Forum aufmerksam geworden, aber nach diesem Textausschnitt.... Nee danke, ich würde durchdrehen bei dieser detaillierten SchreibeRussell
Ein sehr schöner Text Dabei war Russell selbst ja selbst keineswegs ein Müßiggänger. Zusammen mit Einstein verfasste er das so genannte "Russell-Einstein-Manifest", das zur Verantwortung in Wissenschaft und Forschung aufruft und die Pugwash-Konferenzen nach sich zog, in denen Themen wie globale Sicherheit und atomare Bedrohung diskutiert werden.Von Russell hatte ich schon häufiger mal dieses Buch hier im Auge, aber bei den amazon-Rezensionen scheiden sich hier die Geister.... Gibt es Eulen-Meinungen dazu?