Hier kann zu den Kapiteln "Glück und Askese" geschrieben werden.
'Werte' - Glück und Askese
-
-
Glück und Askese - die Kombination dieser Werte/Worte als Gegensätze fand ich ungewohnt, denn versucht nicht auch der Asket durch seine Lebensweise und sein Verhalten Glück zu erlangen / verspüren?
Dass es unterschiedliche Formen der Askese gab, war mir ebenfalls nicht bewusst, unterschiedliche Definitionen des Glücks und Ratschläge oder Theorien darüber, wie man es (er)hält schon Trotzdem sehr interessant, hier noch einmal verschiedene Positionen versammelt zu sehen: Aristoteles, Epikur, Seneca. Ihren Definitionen gemeinsam ist die in Glück enthaltene Unabhängigkeit: Aristoteles sieht Glück als Unabhängigkeit von dem Zweck einer Tätigkeit, Epikur als Unabhängigkeit von dem Wunsch nach Unsterblichkeit, Seneca als Unabhängigkeit von dem Schicksal.
Wünsche spielen bei vielen Texten hier eine große Rolle, doch mit verschiedenen Vorzeichen: Während Seneca die Wunschlosigkeit als Glück propagiert, warnt Chaucer vor der Erfüllung der Wünsche. Würde man beide befolgen, dürfte man also am besten keine Wünsche haben. Ist nur leider nicht realistisch wobei ich das in der Einleitung beschriebene schale Gefühl bei einem erfüllten Wunsch schon nachvollziehen kann. Vorfreude ist eben manchmal doch die schönste Freude! Wünsche alleine ist ein absolut spannendes Diskussionsthema
P.S.: Senecas Argumentation hat mich köstlich amüsiert: "Um dich nun nicht auf Umwege zu führen, will ich die Meinungen der anderen übergehen - sie aufzuzählen und zu widerlegen würde zu weit führen -; stelle dich einfach auf unseren Standpunkt!" Das muss ich mir merken!
Defoe
Robinson Crusoe muss ich wirklich bald mal lesen; die Gegenüberstellung von Negativem und Positivem - selbst in einer solch ausweglosen Situation - sollte einem selbst als Beispiel dienen, wir meckern viel zu oft über belanglose Dinge, jawohl!Montesquieu
Seine Definition von Glück hat mir besonders gut gefallen, deshalb zitiere ich sie an dieser Stelle noch einmal: Glück besteht nicht "in einer Vielzahl bestimmter glücklicher Augenblicke im Leben. Es besteht mehr in der Fähigkeit, diese glücklichen Augenblicke aufzunehmen. Es besteht nicht in der Freude, sondern in der spielend leichten Fähigkeit, Freude zu empfangen, in der begründeten Hoffnung, sie zu finden, wann immer man will, in der Erfahrung, dass man keinen allgemeinen Überdruss empfindet an den Dingen, die das Glück der anderen ausmachen."Kross
Das Ende dieses Textes hat mich nachdenklich gemacht und ich bin bislang zu keinem Schluss gekommen - Glück trotz einer Umgebung voller Leid, Elend, Krieg und Tod zu empfinden, ist das verwerflich? Ist es nicht vielmehr der unbewusste Lebenswille, all dem Bösen zu trotzen und sich nicht unterkriegen zu lassen? Doch DARF man das? Eine schwierige Frage, die absolut diskussionswürdig ist! -
Oh, Mist.... milla prescht voran und setzt mich unter Druck!
Aber ich habe schon mit dem Kapitel angefangen. Ich werde Deine Kommentare kommentieren und meine Kommentare sobald möglich hinzufügen!
-
Eigentlich ist mir der Inhalt dieses Kapitels nur durch obige Zusammenfassung klarer geworden.
ZitatOriginal von milla
Wünsche spielen bei vielen Texten hier eine große Rolle, doch mit verschiedenen Vorzeichen: Während Seneca die Wunschlosigkeit als Glück propagiert, warnt Chaucer vor der Erfüllung der Wünsche. Würde man beide befolgen, dürfte man also am besten keine Wünsche haben. Ist nur leider nicht realistisch wobei ich das in der Einleitung beschriebene schale Gefühl bei einem erfüllten Wunsch schon nachvollziehen kann. Vorfreude ist eben manchmal doch die schönste Freude! Wünsche alleine ist ein absolut spannendes DiskussionsthemaIch denke, es ist ein großes Thema und die unterschiedlichen Ansichten sind kaum zu vereinbaren.
Ich gebe Seneca insofern Recht, das es besser ist keine Wünsche zu haben, da der Schmerz über die Nichterfüllung von Wünschen manchmal in keinen Verhältnis zum Glücksgefühl bei Wunscherfüllung steht.Aber keine Wünsche zu haben wäre nicht menschlich.
Als Mittelweg stände die Möglichkeit sich nur kleine, leicht erfüllbare Wünsche zu erlauben und die großen Wünsche tief im Inneren zu vergraben. Das hat natürlich den Nachteil, dass man sich keine ehrgeizigen Ziele steckt.Anscheinend gibt es keine einfache Lösung.
ZitatOriginal von milla
Defoe
Robinson Crusoe muss ich wirklich bald mal lesen; die Gegenüberstellung von Negativem und Positivem - selbst in einer solch ausweglosen Situation - sollte einem selbst als Beispiel dienen, wir meckern viel zu oft über belanglose Dinge, jawohl!Daniel Dafoes Roman war mir früher immer aufgrund der Freitag-Darstellung suspekt. Es gab viele Meinungen, dass diese Darstellung latent rassistisch wäre.
Aber in Zeiten der "political incorrectness" geht alles, oder sollte wenigstens anders gewertet werden?
ZitatOriginal von milla
Kross
Das Ende dieses Textes hat mich nachdenklich gemacht und ich bin bislang zu keinem Schluss gekommen - Glück trotz einer Umgebung voller Leid, Elend, Krieg und Tod zu empfinden, ist das verwerflich? Ist es nicht vielmehr der unbewusste Lebenswille, all dem Bösen zu trotzen und sich nicht unterkriegen zu lassen? Doch DARF man das? Eine schwierige Frage, die absolut diskussionswürdig ist!Das erinnert mich an Imre Kertesz Roman eines Schicksallosen. Der Roman ist autobiographisch, Kertesz schildert darin die Glücksgefühle die ein Junge hat, obwohl er sich im KZ befindet. Er bleibt menschlich, also empfindet er trotz unmenschlicher Verhältnisse auch Glück.
Über den Roman wurde auch viel diskutiert: Darf der Autor so empfinden und so schreiben? Letztendlich hat Imre Kertesz dafür den Nobelpreis gewonnen, also durfte er wohl.
Ich glaube, ohne Glücksgefühle endet menschenwürdiges dasein.
Definiert sich Menschsein dann wirklich über die Fähigkeit Glück zu empfinden?
-
Zitat
Original von Batcat
Oh, Mist.... milla prescht voran und setzt mich unter Druck!
*gg* Na mir fehlen jetzt noch 3 Kapitel und der Plan war, die bis Ende Januar gelesen zu haben, macht also für jedes Kapitel noch 1 WocheZitatOriginal von Herr Palomar
Daniel Dafoes Roman war mir früher immer aufgrund der Freitag-Darstellung suspekt. Es gab viele Meinungen, dass diese Darstellung latent rassistisch wäre.Aber in Zeiten der "political incorrectness" geht alles, oder sollte wenigstens anders gewertet werden?
Von dem Vorwurf habe ich auch gehört, kann es aber nicht beurteilen - ich denke allerdings schon, dass man den gesellschaftlich-politischen Hintergrund der Entsehungszeit eines Buches bis zu einem gewissen Grad berücksichtigen kann, wird es allzu heftig, kann ich persönlich aber auch nicht alles damit gutheißen! - Allerdings käme ich nie auf die Idee, Robinson Crusoe deshalb nicht einmal zu lesen, dazu bin ich viel zu neugierigZitatOriginal von Herr Palomar
Das erinnert mich an Imre Kertesz Roman eines Schicksallosen. Der Roman ist autobiographisch, Kertesz schildert darin die Glücksgefühle die ein Junge hat, obwohl er sich im KZ befindet. Er bleibt menschlich, also empfindet er trotz unmenschlicher Verhältnisse auch Glück.Über den Roman wurde auch viel diskutiert: Darf der Autor so empfinden und so schreiben? Letztendlich hat Imre Kertesz dafür den Nobelpreis gewonnen, also durfte er wohl.
Danke, dass du den Roman eines Schicksallosen erwähnst - er steht auf meiner Wunschliste und wird in seiner Dringlichkeitsstufe direkt mal erhöht Allerdings muss ich dafür Muße haben, es ist bestimmt keine leichte Kost!ZitatOriginal von Herr Palomar
Definiert sich Menschsein dann wirklich über die Fähigkeit Glück zu empfinden?
Letztendlich ist Glück eine Emotion, zugegeben die einzige positive Emotion der sogenannten Grundemotionen. Lässt man diesen Unterschied jedoch außer Acht, könnte man deine Frage erweitern: Definiert sich Menschsein über die Fähigkeit Emotionen zu empfinden? Wenn ja, spricht man Tieren diese Emotionen ab und Menschen, die (zeitweise) keine oder nicht alle Emotionen empfinden (können) das Menschsein. Ist das zulässig? Höchst spannende Fragestellung! -
Manche Romanausschnitte sind mir fast zu kurz, selbst wenn Peter es auf mit einer Seite schafft, das wesentliche zum Thema zu filtern.
Babettes Gastmahl ist auch ein so kleines Apettithäppchen.
Ich habe mir das Buch von Tania Blixen daher jetzt bestellt.
Die Novelle wurde unter dem Titel "Babettes Fest" auch verfilmt. -
Auf den ersten Blick ein eigenartiges Begriffspaar. Was sollen Glück und Askese miteinander zu tun haben? Ist das nicht widersprüchlich? Glück mit Askese? Glück durch Askese? Oder lieber ohne Askese glücklich sein? Nachdem mich bereits die Überschrift schon mal grübeln ließ, bin ich um so gespannter, was uns der Autor hierzu zu sagen hat.
Und nachdem Milla ja schon vorangeprescht ist, muß ich doch auch nachziehen..
Dabei muß ich gestehen, die ersten Beiträge diagonal gelesen zu haben. Ich habe keinen Zugang zu ihnen gefunden, auch beim zweiten Anlauf nicht. Ein schlechtes Gewissen habe ich deswegen aber nicht. Man möge mir in diesem Kapitel also gewisse Lücken verzeihen.
Daniel Defoe ist auch einer der Autoren, die ich mal wieder lesen müßte. Vor 25 Jahren oder so habe ich zwar schon mal das Leben des Robinson Crusoe gelesen – aber eigentlich kann man dieses Buch durchaus auch noch ein zweites Mal lesen.
P.S. Oh, ich lese gerade, milla will es ebenfalls lesen... Milla, wie ist das eigentlich... ist Deine TO READ-Liste auch schon ins Unermeßliche angewachsen?
Zur Sache mit der political correctness. Hm – ich kann mich nicht mehr genug an das Buch erinnern, um dies beantworten zu können. Aber andererseits: Das Buch ist schon uralt. Heute gelten andere Anschauungen und andere Werte. Soll man das Buch deswegen einfach vergessen? Damit würde man Daniel Defoe Unrecht tun. Man sollte es (und andere Bücher, auf die dies möglicherweise auch zutrifft) lesen, aber eben bei der Lektüre nicht vergessen, daß zur Zeit der Entstehung des Romans einfach eine andere Zeit und andere Sitten herrschten.
Über die Liste „Übel / Gut“ habe ich mich insgeheim amüsiert.... denn ich gehöre auch zu den Menschen, die in Krisensituation geistige Pro/Kontra-Listen anlegen.
Montesquieu kann ich insofern zustimmen: „Jeder muß sich im Leben soviel glückliche Augenblicke verschaffen wie möglich“. Sehr weise. Allerdings: Wenn ich meine Umgebung so ansehe, scheinen einige davon eher am Gegenteil zu arbeiten. Der Abschnitt, den milla schon zitiert hat, kann ich ebenso nur mit unterschreiben!
-
Zitat
Original von Batcat
P.S. Oh, ich lese gerade, milla will es ebenfalls lesen... Milla, wie ist das eigentlich... ist Deine TO READ-Liste auch schon ins Unermeßliche angewachsen?
Öhm Ich sag mal so, Wunschliste (die ehrlich gesagt nicht vollständig ist *hüstel*) und SUB würden Jahre füllen... deshalb bin ich so froh über die Klassiker-LeserundenZitatOriginal von Batcat
Über die Liste „Übel / Gut“ habe ich mich insgeheim amüsiert.... denn ich gehöre auch zu den Menschen, die in Krisensituation geistige Pro/Kontra-Listen anlegen.
Oh, ich kannte das bislang nur in Entscheidungssituationen - aber in Krisensituationen bietet es sich natürlich auch an! -
Zitat
Original von milla
Oh, ich kannte das bislang nur in Entscheidungssituationen - aber in Krisensituationen bietet es sich natürlich auch an!Nun ja, so manche Krise fordert ja auch eine Entscheidung und so pawsst es dann wieder zusammen!
-
Babettes Gastmahl von Tania Blixen habe ich jetzt ganz gelesen. Eine schöne, ruhige und bewegende Novelle, die mir zwar namentlich bekannt war, die ich aber ohne „Werte“ wohl nie gelesen hätte. Hat sich gelohnt. Obwohl der Ausschnitt für das Kapitel Glück und Askese gut gewählt war, würde die Novelle andere Themen bietet: z.B. Heimatverlust, Respekt, Kunst
Ich frage mich, ob der Film Chocolat (bzw. die Romanvorlage von Joanne Harris) von Tania Blixens Novelle beeinflusst war.
Babettes Gastmahl ist eine von 5 Geschichten des Bandes Schicksalsanekdoten.