Ariane Grundies - Am Ende ich

  • Titel: Am Ende ich
    Autorin: Ariane Grundies
    Seitenzahl: 160
    Verlag: Kein & Aber
    Erschienen: September 2006
    ISBN: 3036951725
    Preis: 16.90 EUR


    Inhalt:
    Max und Lutz, Lutz und Max. Zwillinge - gleich und doch verschieden. Vereint stehen sie am Krankenbett der Mutter, der einstigen Rubensfrau, die, von einem Bus angefahren, im Koma liegt und nicht mehr erwachen wird. Wer trägt die Schuld daran? Wer wird sie erlösen? Wird es eine Erlösung sein? Vor allem Lutz, aus dessen Perspektive der größte Teil des Romans geschildert wird, umtreiben diese Gedanken. Da ist die Nähe und gleichzeitige Distanz nicht nur zur Mutter, sondern auch zu seinem Bruder, die zwei Herzen in seiner Brust. Da gilt es Eingeständnisse hervor zu locken und einen Platz im Leben zu finden, wenn alte Muster wegfallen. Ariane Grundies erzählt in ihrem Roman von eingespielten Erwartungen an den anderen, von Verrat und von Schuldzuweisungen, die sich immer wieder als Trugschlüsse entpuppen können. Es geht um Kommunikation, die eigentlich keine mehr ist, die teils absurde Züge aufweist, teils aus Floskeln besteht und die Lücken mit Worten wie Kommunismus und Revolution schließt; und darum, wie durch den Tod die Dinge, Geschichten und Beziehungen in einer Familie wieder in Bewegung kommen und sich neu sortieren. Pointiert, mit leichter Hand und mit Geschick für überraschende Wendungen berichtet sie von Rennradmädchen, anhänglichen Tanten und Wünschen, die anders als erwartet in Erfüllung gehen.


    Autorin:
    Ariane Grundies wurde 1979 in Stralsund geboren und studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Ihre Erzählungen erschienen in verschiedenen Anthologien und in dem Erzählband „Schön sind immer die anderen“. Sie wurde 2002 auf dem „Open Mike“ in Berlin ausgezeichnet, der mittlerweile als renommiertester deutschsprachiger Nachwuchswettbewerb für junge Literaten gilt. Sie lebt in Berlin.


    Meine Meinung:
    Wenn es so etwas wie eine „neue deutsche Literatur“ gibt und wenn dieses Buch dazuzurechnen ist, dann braucht man keine Angst um unsere Literatur haben. Ariane Grundies hat ein wirklich phantastisches Buch geschrieben. Ihre Sprache ist erfrischend klar, sie ergötzt sich nicht an ihren eigenen Sätzen, sie liefert wirklich ein Buch ab, das sich so herrlich von all dem Unsinn abgrenzt, der uns immer wieder als „große“ Literatur verkauft wird. Man kann nur hoffen, dass sich ihre Unbeschwertheit bewahrt und sich nicht verbiegen lässt. Sie hat es geschafft, ihren Personen „Leben einzuhauchen“, so dass sie uns sehr schnell vertraut sind. Skurriles wird bei ihr zur Normalität. Sie erzählt aus einer gewissen Distanz, ist aber stets trotzdem dich am Geschehen. Die Geschichte wird von dem einen der Zwillinge, von Lutz, erzählt. So wie er erzählt, möchte man ihn manchmal schütteln und ihn anbrüllen „....Junge, wach endlich auf....“. Seine Sicht geht manchmal um Ecken, auch da, wo gar keine Ecken da sind. Man kann sich dieser Autorin bedenkenlos anvertrauen und sich von ihr einfach mit durch die Geschichte nehmen zu lassen. Ein echtes Lesevergnügen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Großartig, wie die Autorin die Welt des jungen Erwachsenen (ist er schon erwachsen? - Eher nicht) Lutz einfängt, wie er sich "seine" Welt zusammenreimt und zurechtlegt. Getrieben von Schuldgefühlen, aber auch von Besserwisserei, von nach außen gezeigter "Coolness" und innerer Einsamkeit, Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit.
    Vieles ließe sich verhindern, würde man einfach mehr miteinander reden. Jugendliche brauchen mehr als ein Dach über den Kopf und ein Essen auf dem Tisch! Diese "Binsenweisheit" wird von Ariane Grundies aber sehr lakonisch, mit skurrilen Elementen und großem Einfühlungsvermögen vermittelt!


    Ich hoffe, von dieser Autorin noch öfter zu hören