Herrin der Lüge - Kai Meyer

  • Kurzbeschreibung:
    1210. Eine neue Heilige zieht durch das Land und ruft zum Kreuzzug der Jungfrauen. Niemand weiß, wer sie wirklich ist, doch jeder flüstert ihren Namen: die Magdalena. Sie ist jung, und sie besitzt eine teuflische Gabe: Sie spricht mit Engelszungen. Sie ist die beste Lügnerin der Welt - und erkennt doch selbst nicht die Wahrheit: Denn auch sie und die fünftausend Mädchen, die ihr folgen, sind nur Opfer im grausamen Ränkespiel der Kirche. Sie sollen sterben, um die größte Verschwörung der Christenheit zu vertuschen. Bis die Heilige gegen Papst und Fürsten aufbegehrt - und droht, die Welt ins Chaos zu stürzen...


    Über den Autor:
    gibt es bei uns im Forum HIER ein Autorenportrait!


    Meine Meinung:
    Die junge Saga und ihr Zwillingsbruder Faun versuchen mit ihren akrobatischen Kunststücken zum Lebensunterhalt ihrer Gauklerfamilie beizutragen. Doch mehr noch als die waghalsigen Drahtseilakte fasziniert die Zuschauer Sagas Gabe, so zu lügen, dass ihr alle glauben. Sie ist die Herrin der Lüge und Sensation jedes Auftritts der Familie, bis Faun einmal zu viel die Finger lang macht und von der Gräfin Violante von Lerch gefangen genommen wird. Saga versucht ihren Bruder zu befreien und gerät mitten in ein lebensgefährliches Abenteuer, das sie weit über die Grenzen des Landes und ihres eigenen Willens hinausbringt.
    Kai Meyer gelingt mit Herrin der Lüge ein atemberaubender Roman über die Intrigen des Mittelalters, die Machtkämpfe zwischen Kirche und Kaiser, die Kreuzzüge und das traurige Leben der unzähligen „kleinen“ Leute. Der Leser begleitet abwechselnd Saga und Faun in deren Schicksal und fiebert bei allen Gefahren und Bedrohungen mit, denen sie ausgesetzt sind. Farbenfroh und zugleich düster wie das Mittelalter selbst setzt Kai Meyer seine Figuren in Szene und verliert dabei weder den Blick für das Detail noch für die großen politischen Zusammenhänge, in denen Sagas Geschichte spielt. Die Einbindung historischer Persönlichkeiten in Verbindung mit den einfachen Gauklerkindern machen Herrin der Lüge zu einem faszinierenden und spannenden Roman, den man erst nach der letzten Seite atemlos zuklappen kann.


    Die gemeinsame Leserunde mit Kai Meyer zu diesem Buch findet ihr HIER in unserem Forum.

  • Historischer Roman, Herbstzeit, Kai Meyer - kann da was schiefgehen? Nööö...es ist wirklich ein tolles Buch, dessen einziger Nachteil ist, dass es mit 822 Seiten noch zu kurz ist. Man vergisst beim Schmökern völligst die Zeit, man fiebert mit Saga, Tiessa, Faun, Zinder und Jorinde mit, will wissen, was passiert, wie es weitergeht. Das Buch bietet ganz viel Platz für Spekulationen, die immer wieder neu überdacht werden muss, da es diverse Wendungen gibt, die dem Buch die nötige Spannung verleihen.
    Die Beschreibung der Via mala ist grandios, die Einwebung historischer Personen und Geschehnisse in eine fiktive Geschichte gelingt Kai Meyer wieder hervorragend.
    "Herrin der Lüge" ist genau das richtige Buch für kalte Herbstabende, einfach unter die Decke kuscheln und lesen...


    Ich sehe es genauso wie milla, würde "Herrin der Lüge" als historischen Roman einstufen.

  • Ich habe es schon vor längerer Zeit (d.h. irgendwann im Sommer - Leseexemplar :-] ) gelesen - es ist wirklich ein tolles Buch. Man fiebert voll mit den Personen mit und hängt richtig mit drin - es liest sich leicht und flüssig, man gerät nicht ins stocken, wie bei manch anderen Büchern, wo man manche Passagen nochmals lesen muß. Ich fand es einen grandiosen Schmöker!!
    Für alle die historisches mögen, ein MUß, wie ich finde!! :wave

  • Eine Gegenstimme.


    Mir hat das Buch nicht sonderlich gut gefallen. Es hat nett und vielversprechend angefangen und hat sich zunächst auch praktisch von selbst gelesen. Aber irgendwann wurde ich skeptisch.


    Die Figuren sind für mich kaum zum Leben erwacht. Da ich bei ihnen wenig Charakter feststellen konnte, konnte ich sie nur nach ihren Taten beurteilen und die fand ich meist sehr fragwürdig und sinnlos.
    Die beiden Hauptthemen, der Kreuzzug und das Geheimnis, haben sich für mich nicht nur nicht schön oder irgendwie zusammengefügt, sie erschienen mir beide komplett sinnlos.
    Der Kreuzzug ist schon inhaltlich betrachtet sinnlos, was aber grundsätzlich noch kein Fehler sein muß, hätte Meyer etwas daraus gemacht. Was er für mich aber nicht getan hat. Es läuft einfach so vor sich hin, ohne daß die Besonderheiten eines solchen Zugs anders als kurz im Vorbeigehen geschildert wurden.
    Das Geheimnis gibt für mich wenig Sinn. Vielleicht übersehe ich etwas, aber ich hätte es nett gefunden, wenn der offensichtliche Widerspruch mal angesprochen worden wäre. Vielleicht liege ich ja falsch, aber woher soll ich wissen, worauf Meyer eigentlich hinauswollte, wenn er nie darauf eingeht?


    Ich würde genau umgekehrt sagen, daß das genau kein Buch für jemanden ist, der gezielt einen historischen Roman über diese Zeit und diese Themen sucht. Sicher nicht für den Club der Cleinlichen (siehe all die Diskussionen darüber, ob und wie authentisch historische Romane sein sollen oder auch nicht).
    Ich denke, es ist eher eines für Leser, die nach einem schönen, dicken Schmöker suchen, der sie an exotischen Handlungen teilhaben läßt, unabhängig von Zeit und Ort.


    Aber gut, für wen oder was, das weiß man erst, wenn man es liest.


    PS: Jetzt weiß ich, warum mein Buch so lange nicht gekommen ist. Die haben das bei Lübbe vorausgeahnt. :lache

  • Mein Besuch ist weg, endlich hab ich Zeit für meine Meinung. ;-)


    Meine Meinung


    Vor „Herrin der Lüge“ hatte ich erst ein Buch von Kai Meyer gelesen, von dem ich mäßig begeistert war. Daher ging ich an diese Neuerscheinung mit Skepsis heran und war sehr verwundert, wie spannend der Roman von der ersten Seite an ist.


    Der Prolog baut durch seine düstere, bedrohliche Atmosphäre schon nach den ersten Zeilen eine unheimliche Spannung auf, die durch den Cliffhanger und ein ominöses Geheimnis am Ende noch verstärkt wird.
    Das erste Kapitel beginnt sechs Jahre später, an einem anderen Ort und neuen, uns bisher unbekannten Figuren. Hier begegnet man auch das erste Mal Saga, einer der Hauptfiguren, die uns durch den ganzen Roman - teilweise in verschiedenen Handlungssträngen - begleiten werden.


    Kai Meyer gibt sich unheimlich viel Mühe mit seinem Spannungsaufbau. Die meiste Zeit war ich bis zum Zerreißen (an)gespannt. Nicht nur durch seine verschiedenen Handlungsstränge und seinem Talent, Kapitel so zu beenden, dass mehr Fragen dazu gekommen sind als beantwortet wurden, sondern vor allem durch seine sehr realistische, körperlich spürbare, Furcht der einzelnen Figuren. Die Geheimnisse die Kai Meyer einstreut werden in der ersten Hälfte des Roman stetig mehr, anstatt sie zu lösen, kommen immerzu neue hinzu, so dass man nicht nur sehr gespannt, sondern auch am Spekulieren und Theorien entwerfen ist.
    Leider bekommt der Roman auf den letzten 200 Seiten einige kleine Durststrecken und wirken manchmal ein wenig ‚dünn’, was an meinem Gesamteindruck aber nicht viel geändert hat.


    Ob es phantastische Elemente in diesem Roman gibt, ist vermutlich Auslegungssache. Das einzig Fantasy-Element, das als solches gesehen werden kann, könnte man auch als ‚normal’ interpretieren, je nach Sichtweise. Für mich persönlich, war es eher phantastisch, da es mir zu abstrakt und nicht erklärbar ist. Allerdings hat mich dieser Punkt nur kurzweilig gestört, da er zwar sehr wichtig, aber nicht vorrangig ist.


    Die Charaktere. Diese sind in diesem Buch ein etwas heikles Thema. Saga z.B., eine der wichtigsten Figuren, bleibt leider ein wenig fern und zu blass. Man kann nicht in sie eindringen, versteht sie nicht hundertprozentig, allerdings ist sie nie unsympathisch.
    Bei anderen Figuren hat der Autor es allerdings geschafft, so viel Leben in sie einzuhauchen, dass man sie sich nicht nur wunderbar vorstellen kann, sondern auch in sie eindringt, sie vielleicht sogar selbst ein Stück weit lebt. Viele der wichtigen Nebenfiguren sind viel facettereicher geworden als so manche Hauptfigur, was leider ein wenig schade ist.
    Allerdings fand ich es beim Lesen großartig, mal so wunderbare Nebencharaktere zu erleben.


    Sprachlich und stilistisch gibt es hier nichts auszusetzen.
    An manchen Stellen finden sich kleine Logikfehler, über die ein nicht so pedantischer Leser gut hinwegsehen kann. Vereinzelte Ereignisse hätten vielleicht näherer Erklärung bedurft
    Aber selbst diese kleinen Schwächen haben das Buch nicht sehr geschwächt. Die unglaubliche Spannung, die ihresgleichen sucht, hebt für mich fast alles auf.


    Meine Bewertung


  • Hi,


    ich froh, dass ich hier Meinungen und Rezensionen zu dem Buch gefunden habe.


    Ich finde es erstaunlich, dass bei Amazon noch keine einzige Wertung zu dem Buch abgegeben wurde und frage mich, woran das liegen mag.


    Kai Meyer ist ja nun wirklich kein unbekannter Autor und das Buch selbst ist schon vier Wochen im Handel.


    Ob sich da keiner ran traut?


    Viele Grüße


    Anke


  • Bei uns wurde es auch ganz aktuell in einer Leserunde mit dem Autor.
    Sonst wären es auch nicht so viele nach so kurzer Zeit!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • ups, nur drei Sterne?


    Ich hab bei Amazon noch eine Geschenkguthaben und überlege die ganze Zeit, ob ich es mir bestellen soll. Kai Mayer sehe ich immer mit gemischten Gefühlen.
    Das Buch von Eden habe ich regelrecht verschlungen. Das Gelübde habe ich zur Seite gelegt...

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    ups, nur drei Sterne?


    Ich hab bei Amazon noch eine Geschenkguthaben und überlege die ganze Zeit, ob ich es mir bestellen soll. Kai Mayer sehe ich immer mit gemischten Gefühlen.
    Das Buch von Eden habe ich regelrecht verschlungen. Das Gelübde habe ich zur Seite gelegt...


    Wenn dir Das Buch von Eden gefallen hat, dann wird dir Herrin der Lüge auch gefallen.
    Kai Meyer entwirft tolle Charaktere, die tiefgründig sind und die man sofort in's Herz schließt. Er gibt sich auch für Nebencharaktere große Mühe und es gelingt ihm selbst "unwichtigen" Personen Leben einzuhauchen.


    Die Geschichte an sich fand ich sehr spannend ...ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen.
    Meine Begeisterung von der Geschichte, dem Erzählstil und den Personen hat mich auch über kleine Logikfehler hinwegsehen lassen.


    Ich kann das Buch also wirklich weiter empfehlen. Allerdings mal wieder eingeschränkt - nicht unbedingt denen, die einen reinen historischen Roman erwarten

  • Bei Roman neige ich auch eher zu der Ansicht, dass man sich nicht immer an alle Details halten muss und manches ein wenig umändern kann, nur sind dem Grenzen gesetzt. Ein Roman muss nicht die Ansprüche eines Sachbuches erfüllen, es sollte sich aber an den Ansprüchen des Lebens messen lassen. Sprich man sollte nicht alles, auch wenn es für die Geschichte dienlich ist, anders machen als in der Realität.


    Bei einem Buch gilt das Sprichwort: "Der Weg ist das Ziel!" Ich will als Leser nicht nur zu einem bestimmten Ergebnis hingebracht werden, sondern ich will dorthin auch einen vernünftigen, glaubhaften Weg erzählt bekommen. Bei mir ist ein wenig der Eindruck entstanden, dass die Geschichte zu einem gewissen Ziel gebracht werden sollte und dann erst die einzelnen Elemente dazu zusammengetragen wurden. Es erscheint mir oft nicht als ein homogenes Ganzes. Dadurch ergaben sich dann einige Ungereimtheiten.


    Dazu kommt, dass gerade die Hauptfigur Saga ziemlich blass bleibt. Einige interessante Nebenfiguren, die zuerst spannend aufgebaut wurden, verschwinden ziemlich rasch von der Bildfläche.


    Die Geschichte ist gut erzählt, nur waren mir die Dialoge zwischendurch in einer zu modernen Sprache gehalten.


    Ich klau mir noch schnell die Idee von Cait mit dem Schildsmiley.

  • Ich habe das Buch nun auch zu Ende gelesen.


    Mir hat es (wie schon in der Leserunde erwähnt) ganz gut gefallen, aber es gibt einfach bessere Bücher. Mich hat die Story nicht so sehr in den Bann gezogen wie manch andere hier.


    lg primavera

  • Hi,
    ich wollte mal fragen: Ist das ein Erwachsenenbuch?
    Wenn ja meint ihr, dass man es auch als Jugendlicher gut lesen kann oder ist das dann eher nichts?
    Lg