Inhalt:
Der junge Taron von Gratenbach träumt davon, als Novize im Tempel der Göttin Rondra aufgenommen zu werden. Doch bald muss Taron erkennen, dass die Weihe nicht die einzige Prüfung der grimmigen Göttin des Kampfes und Krieges ist. Tief in ihm gärt eine Wut, die ihn zwischen Pflichterfüllung und Leidenschaft zerreisst. Als er einen seiner Waffenbrüder im Streit erschlägt, wendet er sich von Rondra ab und flieht. Sich einem ungewissen, ehrlosen Schicksal überlassend, treibt der Geweihte auf der Suche nach einem raschen Tod fernab seines Tempels durchs Land. Nach Jahren der Abenteuer und innerer Unruhe, scheint Taron schließlich seine Bestimmung im Kampf gegen eine übermenschliche Bedrohung zu finden, die alles in Finsternis zu stürzen droht.
Autorin:
Heike Wolf, Jahrgang 1977, hat bisher hauptsächlich für das Rollenspielsystem "Das schwarze Auge" geschrieben und veröffentlicht. Neben dem hier vorgestellten "Spielsteine der Götter" hat sie als Co-Autorin beim Roman "Rabengeflüster" und bei diversen Abenteuer- und Hintergrundbänden für DSA mitgewirkt. Zur Zeit schreibt sie an ihrem ersten großen Roman außerhalb des DSA-Hintergrunds.
Die kurze Inhaltsbeschreibung kann nur unzureichend wiedergeben, wie vielschichtig der Roman tatsächlich ist. Der Leser begleitet Taron auf der Suche nach sich selbst und seinem Platz im Leben. Sein zerrissener Charakter und seine Unbestimmtheit machen ihm durch all die Jahre hindurch immer wieder schwer zu schaffen. Die Geschichte umreisst dabei über zwanzig Jahre seines Lebens, das von Heike Wolf nicht nur dramatisch, sondern auch tiefgründig beleuchtet wird. Taron ist wohltuender Weise nicht einmal ansatzweise ein typischer Fantasyheld in strahlender Rüstung und poliertem Schwert. Stattdessen zeigt uns die Autorin einen Menschen, der nicht weiß wohin er gehört, der mit sich, seinem Glauben und den wenigen Menschen hadert, die ihm in seinem Leben etwas zu bedeuten scheinen.
Der Roman quillt über vor interessanten Figuren und Wendungen. Marga, eine Halbelfe, die weder in die Welt der Menschen gehört, noch von ihrem eigenen Volk angenommen wird - ein Spiegelbild Tarons, das eine andere, eine pragmatische Möglichkeit aufzeigt, wie man mit den Unbillen einer zerrissenen Existenz umgehen kann. Nuriama, eine Waldelfe, die mühelos in Tarons Herz blickt. Waffengefährten, die kommen und gehen. Und zwischen all diesen Begegnungen haben ebenso die kleinen, leisen Momente ihren Platz, wie unrühmlicher Verrat und unausweichlicher Kampf. Doch selbst in einer Schlacht gibt es bei Heike Wolf keine strahlenden Sieger, keinen ruhmreichen Helden. Schmerz und Furcht werden eindringlich geschildert, nicht von außen, sondern hautnah.
Meine einzigen kritischen Anmerkungen liegen alle im Umfang des Buches begründet. Auf knapp 340 Seiten ist es schwierig so vielen, eigentlich tiefen Charakteren entsprechend Raum zu geben. Viele Figuren müssen dabei zwangsläufig zu kurz kommen, ebenso manche Nebenhandlungsstränge, die nur angedeutet werden, statt sie zu erzählen. Die Geschichte hätte gut und gerne weitere 200 Seiten vertragen, um die eine oder andere überhastet wirkende Beschreibung zu vermeiden und die Motivationen einiger Figuren deutlicher herauszuarbeiten.
"Spielsteine der Götter" ist mitreissend. Wer sich darauf einlässt, wird das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen wollen. Der DSA-Hintergrund ist eine nette Dreingabe für Fans des gleichnamigen Rollenspiels (Das schwarze Auge), mehr aber auch nicht. Der Roman funktioniert auch völlig ohne Kenntnis des Spielsystems. Ein Personenverzeichnis und ein Glossar runden das Ganze gelungen ab.
Großartige Fantasy, unbedingt lesen!
Gruss,
Doc