Paula Köhler - Malzkaffee und Zwetschenhonig

  • Über die Autorin
    Die Autorin ist eigentlich keine „richtige“ Autorin. Es ist eine hessische Bauersfrau, geb. 1906, die hier in Rückblicken von ihrem beschwerlichen und doch schönen Leben erzählt.


    Amazon-Kurzbeschreibung
    Eine schon fast vergessene Welt ist es, die in den Erinnerungen der Autorin - einer hessischen Bäuerin - wieder lebendig wird. Das Leben in der dörflichen Gemeinschaft ersteht vor unseren Augen - so wie es vor noch gar nicht so langer Zeit üblich war; in all seiner Kargheit, der harten und schweren Arbeit. Aber Paula Köhler berichtet auch von den Freuden dieses Lebens. Von der Kirmes im Dorf, vom Schlachtfest, von der 'Spinnstube', den Hochzeitsfesten . . . Bescheiden anmutende Höhepunkte eines einfachen Lebens, das gleichwohl erfüllt war von Zufriedenheit, das sich in der Dorfgemeinschaft aufgehoben, geborgen wußte, in dem die Menschen bereit waren, Zeit füreinander aufzubringen. Doch nicht eine in der Rückschau verklärte dörfliche Idylle beschwört die Autorin, sie möchte vielmehr zum Innehalten in der Hetze unserer Tage bewegen. Zum Besinnen und vielleicht Nachdenken darüber ob unser modernes Leben tatsächlich in allen Punkten so erstrebenswert und vollkommen ist


    Meine Meinung
    Das es sich hier um die „Erinnerungen einer Landfrau“ und nicht um einen „fundiert recherchierten, zeitgeschichtlichen Roman“ handelt, muß man natürlich schon leichte stilistische Abstriche machen. Was mich persönlich manchmal gestört hat, waren z.B. die kurzen Dialoge im Dialekt, die zwar in Klammern in ein verständliches Deutsch übersetzt wurden, mich aber gestört haben. Hätte man meiner Meinung nach weglassen können, da schon ab dem ersten Dialog klar war, dass in dem kleinen Dorf ein schier unverständlicher Dialekt gesprochen wurde ;-)


    Das Buch selbst war jedoch interessant, da unsere Generation ja überhaupt keine Ahnung davon hat, was es heißt, ohne Strom zu leben und jeden Eimer Wasser von draußen zu holen. Ich kenne diese Geschichten noch von meinen Großeltern und war immer fasziniert, wenn ich von der großen Wäsche hörte, was für ein Aufwand das war. Wenn zweimal im Jahr ein Schwein geschlachtet wurde. Vom Zusammenhalt der Dörfler. Daß jede Kartoffel und jeder Krautkopf, den man irgendwann einmal isst, selbst und von Hand gepflanzt, gehegt und geerntet wurde. Von den dörflichen Vergnügungen... und auch, wie Schritt für Schritt der Fortschritt auch in die entlegensten Ecken Einzug hält. Leider geht auch der Lauf der Geschichte an diesem Dorf nicht vorbei und so erleben wir mit der Autorin ebenfalls das 1000-jährige Reich im Dorf mit.


    Ein schlichtes Buch mit einem interessanten Bildteil, das von einem Leben erzählt, das wir verwöhnten Menschen uns heutzutage gar nicht mehr vorstellen können und wollen. Ein Leben ohne TV, Waschmaschine, Strom, moderne Geräte. Ein schwierigeres Leben – aber deswegen ein unglücklicheres Leben? Die Autorin verneint dies und nach Lektüre des Buches kann man sie verstehen. Mir hat es gut gefallen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ein schwierigeres Leben – aber deswegen ein unglücklicheres Leben? Die Autorin verneint dies und nach Lektüre des Buches kann man sie verstehen. Mir hat es gut gefallen.


    :write


    Das Buch hat mir ebenso gut gefallen wie Batcat, sie hat eigentlich schon alles dazu gesagt, was ich mir notiert habe.
    Zum hessischen Dialekt: So tun die hier uffm Dorffe bi uss a no schnuddeln, wobei der Vogelsbergdialekt schon noch a bisschen anners is als de nordhessische. Hier sind ja Frauen auch immer ein Neutrum "Och gucke, es hän die Fenster wieda schee gputzt" :fetch


    Es ist ein Buch, das uns zeigt, wie gut wir es doch haben, wie schwierig das Leben früher war und dass die Menschen auch ohne Strom, Fernsehen, Internet, Spülmaschine zu leben wussten.