Ein Kind ist tot

  • Zitat

    Das Jugendamt kann nicht immer und überall sein und die Feuerwehr für die nicht mehr funktionierende Keimzelle Familie spielen. Das ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Die Mitarbeiter sind in aller Regel mehr als ausgelastet mit dem ihnen bekannten Klientel. Sicher machen sie auch Fehler und reagieren gar nicht, oder zu spät. Es wird aber ganz sicher nicht machbar sein, eine Art Ideallösung zu finden. Helfen würde schon ein wenig mehr Zivilcourage des Umfeldes. Ich werde das Gefühl nicht lös, dass oft gerade diejenigen aufs Jugendamt eindreschen, die es vorziehen, sich eben nicht einzumischen.


    :write

  • richtig...jetzt guckt Deutschland mal kurz auf die Jugenämter, die machen jetzt sehr wahrscheinlich öfters voreilige SChritte, nehmen Kinder prophylaktisch aus Familien heraus, wo es evtl. nicht nötig wäre
    Und dennoch verhindert NIEMAND, nicht das Jugenamt, nicht die Politik, nicht die Nachbarschaft, dass so etwas jederzeit und überall passiert :-(

  • Hallo, Oemchenli.


    Zitat

    Ich habe auch das Gefühl das sich das jetzt wieder sehr häuft.


    Mal darauf achten: Wenn von einem Unwetter in irgendeiner Region berichtet wird, endet die Nachricht immer damit, daß darauf verwiesen wird, daß "die Meteorologen für die nächste Zeit weitere Niederschläge/Stürme/usw. erwarten". Es kommt der Sensationsgier und -erwartung der Zuschauer/Zuhörer/Leser entgegen, daß alles immer noch schlimmer, wenigstens nicht besser wird. Solange es sie nicht selbst betrifft.


    Wer wissen will, was Menschen einander antun, pausenlos und auch zwischen den BILD-Schlagzeilen, mag sich für ein paar Wochen in den Zuschauerraum eines Amts- oder Landgerichts setzen. Mißhandlung ist an der Tagesordnung, aber sie läßt sich nur in gewissen Abständen publikumswirksam als Schlagzeile gebrauchen. Der Leser benötigt eine gewisse Zeit der Rekonvaleszenz, um wieder mit einem Thema konfrontiert zu werden.

  • Zitat

    Original von Tom
    Der Leser benötigt eine gewisse Zeit der Rekonvaleszenz, um wieder mit einem Thema konfrontiert zu werden.


    Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. Der Zeitpunkt ist jetzt und die nächsten 2 Wochen günstig, danach verprellt man als Chefredakteur seiner Leser mit der Überfütterung derartiger Schlagzeilen nur.

  • Wären hier Kinderkrippen ab dem 45ten Lebenstag und ganztägige Betreuung von Kleinkindern nicht günstig, um dabei Verhaltensauffälligkeiten von Eltern und Kinder und ggf. sogar Blessuren oder Mutilationen registrieren zu können und dahingehend richtig zu reagieren?

  • Zitat

    Original von Oryx
    Wären hier Kinderkrippen ab dem 45ten Lebenstag und ganztägige Betreuung von Kleinkindern nicht günstig, um dabei Verhaltensauffälligkeiten von Eltern und Kinder und ggf. sogar Blessuren oder Mutilationen registrieren zu können und dahingehend richtig zu reagieren?


    So in der Art wird immer wieder angedacht. In Berlin sind viele Kitas ab dem 3. Monat bis zum Schulalter. Kinder auffälliger Eltern werden vom Jugenamt mit so ner Art "Zwangseinweisung" belegt. Wirklich geht es nicht, aber einigen kann man es einreden. ;-) Kitaplätze werden für Sozialschwache oft finanziert. Ärgerlich nur, wenn das Geld den Eltern überwiesen wird, die es aber dann anderweitig um die Ecke bringen und die Plätze dann wieder wegen hoher Schulden gestrichen werden. :fetch

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Wie blöd ist der Staat eigentlich?
    Das Geld solchen Leuten in die Finger zu geben?? :fetch


    Ach so, es würde ja schon reichen, Pflichtuntersuchungen einzuführen..als diese "U"
    Ist ja alles freiwillig in D.


    "Ordentliche" Leute bringen ihre Kinder eh zu diesen Untersuchungen, und auf die "anderen" hätte man dann verstärkt ein AUge

  • Hallo Oryx,
    Du musst bedenken, dass es hierzulande zumindest im ländlichen Bereiceh keine allzugroße Nachfrage nach Hortplätzen für unter 3jährige gibt. Die Anzahl der Elternteile (meist Mütter), die nach der Geburt ihrer Kinder in den ersten 3 Lebensjahren nicht berufstätig sind, ist noch immer im EU-Vergleich ziemlich hoch.


    Ich denke aber, dass ein gut funktionierendes Netzwerk aus aufmerksamen Fachleuten in den Kindertageseinrichtungen und bei den Ärzten und Schulen ein gutes Stück dazu beitragen kann, vorbeugend einzugreifen.

  • Warum stellt der Staat nicht das Geld den Einrichtungen zur Verfügung - je nach Anzahl der Kinder?


    Neben meinem Büro ist ein Kindergarten der Arbeiterkrankenkasse. Da sind die Kids von 45 Tage bis 6 Jahre ganztags (von 8 bis 19 Uhr), damit die Mütter auch in Ruhe arbeiten gehen können. Sieht sehr ordentlich und die Kinder zufrieden aus.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Wie blöd ist der Staat eigentlich?


    Halte die bitte nicht komplett für blöd. Der Regelfall ist doch eine Befreiung von der Zahlung, oder aber das Jugendamt überweist das Geld direkt. Die sind auch nicht immer mit dem Klammerbeutel gepudert, sondern in der Regel Fachkräfte, die ihre Klientel schon ganz gut kennen. Zumindest, wenn es um die kreative Geldausgabe ihrer Kunden geht.

  • Befremdlich, daß hier so lautstark nach "dem Staat" gerufen wird. Die damit verbundene "Sicherheit" ist trügerisch, davon abgesehen m.E. die falsche Antwort - und ein mächtiger Schritt auf dem Weg zum kontrollierten Bürger.


    BJ hat weiter oben geschrieben: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das klingt zwar überaus zynisch, ist aber nichts weiter als ein Verweis darauf, daß um lebbare Kompromisse zwischen Eigenverantwortung (!) und Freiheit einerseits und dem Schutz anderer andererseits geht. Das Autofahren ist ein gutes Beispiel dafür. Die KFZ-Bauer können noch so viel Technik in ihre Vehikel schrauben, bis hin zur Wegfahrsperre, die einen automatischen Alkotest durchführt, hundertprozentige Sicherheit oder wenigstens neunzigprozentige ist so nicht zu erreichen. Schlimmer noch: Sie wird gleichzeitig vorgegaukelt. Die Menschen werden, dem Bild entsprechend, in Sicherheit gewogen und eingelullt. Dennoch wird es Verkehrstote geben, weil sich das größte Sicherheitsrisiko einfach nicht minimieren läßt: Der Mensch am Steuer. Ebensolches gilt für den Nachwuchs. Daß dem Staat immer mehr Kontrolle zugebilligt wird (oder er sie an sich zieht), aus unseren Bildungsinstituten Erziehungseinrichtungen geworden sind, gibt mehr und mehr Eltern das Gefühl, sie müßten sich einen Scheiß um ihre Scheißbären kümmern. Und das tun sie dann auch. Irgendein Autobauer hat so ein Rüttelsystem auf den Markt gebracht, das einen vermeintlich eingeschlafenen Fahrer aufweckt, wenn er die Randlinie der Straße überfährt. Die Menschen neigen dazu, im Umkehrschluß anzunehmen, sie müßten nicht mehr selbst aufpassen.


    Mehr Eigenverantwortung, Subsidiarität und Achtsamkeit im Umgang mit anderen, auch außerhalb der eigenen Familie, das sind die richtigen Antworten. Und nicht der Schrei nach noch mehr Staat. Ganz im Gegenteil: Weniger Staat. Er ist nicht die Übermutter für alle. Dieses Denken führt in eine völlig verkehrte Richtung.

  • Hallo Alex,
    nicht alle Sozialhilfeempfänger vernachlässigen ihre Kinder. Nicht alle versaufen die Kohle bis zum 5. des Monats und wissen dann nicht mehr weiter. Aber denen, die dazu neigen, haut ein gewissenhafter Sachbearbeiter in den Sozialämtern so gut er kann auf die Finger. Leider gelingt das nicht immer.


    Um das einigermaßen hinzukriegen, müsste jede Problemfamilie ihren eigenen Sozialfuzzi hingestellt bekommen, der mit ihnen einkaufen geht, die Kohle vorzählt und dafür sorgt, dass vor dem Kippenkauf erst mal genug Pampers und Lebensmittel im Regal liegen. Das kostet Geld! Im Ernstfall will doch dafür keiner einen zusätzlichen Steuergroschen bezahlen. Oder?

  • Danke Tom... du hast mal wieder bessere Worte gefunden, um das auszudrücken, was ich sagen wollte, ich hab da manchmal eine Kopf/Sprach-Blockade, sprich ich weiß, was ich denke, aber ich weiß nicht wie ich es rüber bringen soll.

    Zitat


    Im Ernstfall will doch dafür keiner einen zusätzlichen Steuergroschen bezahlen. Oder?


    Idgie, da hast du Recht, denn ich sehe ganz und gar nicht ein, für Hilfestellung anderer bezahlen zu müssen und zwar weil sie diese Hilfestellung nicht benötigen, sondern weil sie asozial sind.

  • Idgie..hab ich was von ALLE geschrieben?
    Ich meine natürlich ein ganz bestimmtes Klientel
    Und wo Sozialhilfe gezahlt wird, kommt auch ab und ein Mitarbeiter vorbei, oder?


    Natürlich kann der Staat nicht alles richten, hab ich doch weiter oben auch schon geschrieben...NIEMAND kann so etwas verhindern, das ist klar!
    Aber man könnte an gewissen Stellen ansetzten, dass das nicht flächendeckend geht ist auch klar..und das der Arzt, der gerade mal sein Kind tot geschlagen hat, auch nicht unter dieses Klientel fällt, ist auch klar.

  • Tom, ich denke auch, dass der Staat nicht die Pflicht hat sich um den Nachwuchs zu kümmern, aber wenn er schon dabei ist, Geld nach dem Gieskannenprinzip auszuschenken, dann ist Geld bei Kinderstätten besser aufgehoben als auf dem Konto der Eltern, die es als Zusatz sehen, aber nicht immer zweckgebunden ausgeben. Kindergeld sollte u.U. vielleicht als Gutschein ausgegeben werden - so wie wir hier einen Teil des Gehalts als Gutscheine bekommen, die nur in Restaurants oder Supermärkten für Essen ausgegeben werden können.


    Man muss sich als Vater die Frage stellen "Kann und will ich Kinder haben und versorgen und für sie verantwortlich sein?".