ZitatAlles anzeigenOriginal von Ikarus
Hi,
mal noch ein ernsthafterer Beitrag zum Film "Das Parfum" von mir
Ich fand das Buch nämlich nicht besonders gut umgesetzt, die Thematik, von der ich denke, dass sie angesprochen werden sollte, nicht besonders gelungen vermittelt. Wäre vielleicht durch einen anderen Regisseur besser geworden, mag sein.
Um mal eine Diskussion in Gang zu bringen (einen eigenen Thread dafür wollte ich nun nicht dafür aufmachen), eine Frage an Euch:
Was, glaubt ihr, soll denn eigentlich die Aussage des Films sein...abgesehen von einem reinen Unterhaltungswert natürlich?!
Ich finde nämlich, dass die Intention des Filmes ist, den Zuschauer darüber nachdenken zu lassen, ob es Menschen gibt, die quasi gefühllos geboren werden...oder ob ein Mensch grundsätzlich immer ein Produkt seiner Umwelt ist.
Was ich damit fragen will: hätte der Protagonist des Buches, des Filmes, des Hörbuches eine Chance gehabt, kein Mörder zu werden...und ein einigermaßen normales Leben zu führen?
Ich meine, ja...hätte er...mehrmals!
Bin aber gespannt, was ihr meint.
Ikarus
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Moin moin Ikarus.
Ziehe mal meine Antwort, die ich dir im Film-SEktor gegeben habe mit rüber.
"Um noch auf Ikarus Diskussionsanstoß einzugehen, der zu schade wäre, um ihn in Vergessenheit geraten zu lassen:
Die Aussage des Buches auf Gefühllosigkeit oder eine Mörder-Problematik zu beschneiden, widerspricht meinem persönlichen Leseerlebnis. Es spiegelt sich für mich vielmehr die Suche nach sich selbst, die Frage, wer man ist und was das Wesen von Menschen sein könnte, wider. Nicht umsonst scheitert Grenouille an der Erkenntnis, keinen Geruch zu besitzen, ein Niemand zu sein und nichts weiter über sich erfahren zu können. Die Verfilmung ist sehr dicht dran am Buch, was leider meist die Gefahr birgt, blutleer zu werden. Hier wurde jedoch zum Glück der Protagonist nicht einfach übernommen, sondern eine eigene Interpretation der Thematik vorgenommen, die ich sehr spannend fand. Der Film-Grenouille verzweifelt an der Vergänglichkeit der Schönheit, die er mit allen Mitteln versucht festzuhalten, zu konservieren. Beide Figuren (Film wie Buch) verbindet die eigentliche Frage nach Liebe, denn keiner von beiden hatte sie erfahren und konnte sie später geben. Deshalb fand ich bei der Hinrichtungsorgie das Einspielen der Mirabellen gelungen, hier wird Grenouille bewusst, was ihm fehlt, was er getan hat. Im Buch steht dazu das endgültige Begreifen, sich nicht finden zu können, am eigenen geruchlosen Nebel zu ersticken.
Unterhaltungswert mag dabei für manchen geneigten Zuschauer so herauskommen, eine bildgewaltige Umsetzung menschlicher Existenzfragen dabei für den anderen. Was genau also durch einen anderen Regisseur wirklich hätte besser statt einfach nur anders werden können, überlasse ich den Teilzeit-Filmkritikern. Wichtig für mich war eigentlich, dass Tykwer sich traute, nicht in die (allgemein gern verwendete) neue deutsche Schnoddrigkeit von Film, Buch und Kunst einzufallen und ein wenig mit metaphysischer Konnotation zu spielen wie auch Märchenhaftes mit einzubringen.
Ist wohl Geschmacksfrage.Freundlichen Gruß vom Waldläufer"
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...hat Waldlaeufer schon selbst hierher gezogen
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Hi Waldlaeufer
habe die beiden Beiträge jetzt doch mal in einen eigen Thread gepackt...vielleicht möchte ja doch jemand mitdiskutieren.
Zu Deinem obigen Beitrag:
Ich fand manche Szenen zu übertrieben und aufgesetzt...wie mit einem Hammer vor den Kopf geschlagen. Kann mich nicht erinnern, das beim Hörbuch so empfunden zu haben.Wir gehen konform, dass das Fehlen des Geruchs nur ein Symbol sein soll?
Und, was ich eigentlich wissen wollte, steht oben in der Überschrift.
Ich meine nämlich: ja, man kann immer seinem Leben eine andere Wendung geben als die, die oft so vorgezeichnet aussehen mag.
Ikarus