Das Paradies ist nebenan – Cees Nooteboom

  • Originaltitel: Philip en de anderen


    Klappentext:
    Die Bücher des meisterhaft erzählenden Niederländers Cees Nooteboom finden bei Kritikern und Lesern höchste Anerkennung. Seit Die folgende Geschichte und Rituale ist man sich einig, dass es Nooteboom auf höchstem literarischen Niveau gelungen ist, seinen Thema, dem reisen, gültige Form zu verleihen.
    Auch sein erster Roman handelt von Reisen. Er ist nicht nur in den Niederlanden zum Kultbuch einer jungen Generation geworden. Erzählt werden die Erlebnisse eines jungen Mannes, der per Anhalter durch Europa reist, viele Menschen kennen lernt und erfährt, dass man sich mit der gemeinhin akzeptierten Realität allein nicht abfinden kann – ist doch das Paradies stets nebenan.


    Über den Autor:
    Siehe Portrait auf der Suhrkamp-Seite: http://www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=3525



    Meine Meinung:

    Unter dem Titel Philip und die anderen wurde Cees Nootebooms Debütroman „Das Paradies ist nebenan“ von 1955 in einer Neuübersetzung noch einmal veröffentlicht. Ich kann die Übersetzung nicht beurteilen, aber die alte Fassung kommt mir weder holprig noch problematisch vor, so dass ich „Das Paradies ist nebenan“ empfehlen kann.


    Einige Leser meinen zu diesen Roman: seltsam und werde nicht schlau draus.
    Dem stimme ich zu und trotzdem ist dieser kurze Roman irgendwie schön und berührend.
    Die kaum vorhandene Handlung beschreibt in der Ich-Form das Leben von Philip im Alter von 10, 16 und vermutlich 18 bis Anfang 20, der als Kind seinen Onkel besucht, später bei ihm lebt und dann auf der Suche nach einem imaginären Mädchen mit einem chinesischen Gesicht durch Europa trampt. Dadurch ist der erste Schritt zu dem berühmten Reiseschriftsteller gelegt. Ansonsten unterscheidet sich dieser Text von der späteren, genau beobachtenden Autor, hier sind die Betrachtungen noch verträumt, aber schon immer intelligent.


    Wer Wert auf eine spannende Handlung und einer überschaubaren Struktur legt, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.
    Für die, die einen poetischen, oft rätselhaften und atmosphärischen Erzählton mögen, genau das richtige.

  • (Ich schiebe ein paar Bücher hoch, die ich gern habe :-) )


    Meine Ausgabe hat gerade mal 138 Seiten, trotzdem habe ich eine Weile mit dem Buch verbracht. Es ist ein leises, schönes, seltsames, wehmütiges Buch, das einen mit geheimnisvollen Personen und Orten bekannt macht.


    Er ist rührend, wenn Philipps Onkel Antonin Alexander mit ihm singt:


    "... ich sang:
    'Où allez-vous?'
    Und er antwortete voll drängenden Eifers:
    'Au Paradis!'
    'Si vous allez au Paradis, je vais aussi'"


    oder wenn der Onkel zu dem imaginären Herrn Johann Sebastian Bach sagt: "'Und das ist Philipp, Philipp Emanuel.'" und der Erzähler darauf erklärt: "Ich wusste nicht, daß ich auch den Vornamen Emanuel trug;" - kurz darauf stellt er sich einem Mädchen dann mit dem "neu gewonnenen" Namen vor - wunderbar.


    Und dann muss der Erzähler los, raus in die Welt - man nimmt schweren Herzens Abschied vom Onkel, aber bald schon wird man mit neuen Charakteren und Ereignissen konfrontiert, die einen in ihren Bann ziehen.