Mein Leben, meine Freiheit - Ayaan Hirsi Ali

  • Mein Leben, meine Freiheit - Ayaan Hirsi Ali


    Kurzbeschreibung
    Sie ist Abgeordnete, Bestsellerautorin, »Europäerin des Jahres 2006«, wurde zu einer der wichtigsten Frauen der Welt gewählt - aber vor allem ist Ayaan Hirsi Ali eine Frau, die für die Rechte der muslimischen Frauen, für die westlichen Werte und für die Freiheit kämpft. Das hat seinen Preis: Jeden Tag muß sie damit rechnen, daß islamische Fanatiker sie töten wollen, nie kann sie einen Schritt ohne Bewachung tun. Jetzt erzählt sie, wie aus einem Flüchtling aus Afrika eine »politisch-intellektuelle Kämpferin mit den Looks eines Pariser Models und der Schärfe einer Anklägerin vor dem Haager Strafgerichtshof« (Werner A. Perger, Die Zeit) wurde. Streng muslimisch erzogen, beginnt sie früh aufzubegehren: dagegen, daß es ihr einziges Lebensziel sein soll, Söhne zu gebären, daß sie jeden Abend für den Tod aller Juden beten muß, gegen die Zwangsheirat.


    Über die Autorin
    Ayaan Hirsi Ali wurde 1969 in Mogadischu/Somalia geboren. Als sie sechs Jahre alt war, folgte ihre Familie dem Vater ins politische Asyl nach Saudi Arabien, Äthiopien und schließlich nach Kenia. Obwohl sie von ihren strenggläubigen Eltern zu einer "guten Muslima" erzogen wurde, verweigerte sie sich im Alter von 23 Jahren einer Zwangsehe. Sie flüchtete in die Niederlande, wo sie sich zunächst als Putzfrau, Dolmetscherin und Sozialarbeiterin durchschlug. Seit 2002 Parlamentsabgeordnete, war sie eine der wichtigsten und beachtetsten Politikerinnen in den Niederlanden. Nach einem letztlich gescheiterten Versuch, ihr die niederländlische Staatsbürgerschaft zu entziehen, übersiedelte sie 2006 in die USA. Ihr Buch "Ich klage an" stand auf Platz 1 der deutschen Bestsellerlisten.


    Meine Meinung
    Ich finde es ein wenig schwierig, eine Autobiographie zu lesen, in der gleich im ersten Satz eine Jahreszahl falsch ist, das erhöht nicht unbedingt das Lesevergnügen bzw. das Vertrauen in die Lektüre. So wurde meine Vorfreude auf das Buch gleich zu Beginn ziemlich geschmälert. Nachdem ich an der Preisverleihung "Glas der Vernunft" teilnehmen konnte, nachdem ich "Ich klage an" gelesen hatte und nachdem ich ebenfalls viele Vorträge zu Ehrverbrechen sowie weiblicher Genitalverstümmelung gehalten habe, war ich mächtig gespannt auf dies Buch. Im ersten Teil "Mein Leben" geht es um ihr Leben, bevor sie nach Holland kam. Hier lernt man viel über den somalischen Krieg, über Leben im Exil. Ayaan´s Vater war bekannt, er sprach die Dinge aus, die niemand anders angefasst hat, er war von der Regierung gehasst und musste politisches Asyl suchen. Hirsi Ali macht heute nichts anderes als ihr Vater - sie spricht die Dinge an, die niemand anders ausspricht, sie kritisiert ihre Religion, sie tritt ein für die Rechte von Frauen und klärt auf über Sinn und Zweck von weiblicher Genitalverstümmelung und Ehrenmorden.
    Der zweite Teil "Meine Freiheit" handelt von ihrem Leben in Europa, sie kam ja über Deutschland nach Holland, wo sie anerkannte Asylantin wurde und sich, dank ihres großen Willens, schnell hochgekämpft hat. Ihr Traum war ein Studium der Politikwissenschaft und so tat sie alles dafür, diesen Traum verwirklich zu können. Sie half anderen Somalis mit Übersetzungen und machte sich so schnell einen guten Namen in den Niederlanden.
    Ayaan Hirsi Ali stellte in Europa fest, dass in ihrer Religion vieles einfach nur so hingenommen wird, nicht nachgefragt wird und begann (allerdings schon in Afrika) Religion kritisch zu betrachten. Nach langen Überlegungen äußert sie sich kritisch über den Islam, belegt ihre Äußerungen immer anhand von Koranversen oder ähnlichem. Sie prangert die Missstände an, von denen sie in zahlreichen Übersetzungen erfahren hat und schafft sich so zahlreiche Feinde. Ihr Freund Theo van Gogh lässt sich nicht abschrecken mit ihr einen islamkritischen Film zu machen, da er bereits seit 15 Jahren stets und ständig bedroht würde, er nimmt alle Warnungen auf die leichte Schulter. Kurz nach Ausstrahlung des Kurzfilmes wird Theo auf offener Straße ermordet, eine Morddrohung an Ayaan steckt an einem Messer in Theos Brust. Ayaan muss fliehen, ohne Leibwächter kann und darf sie keinen Schritt mehr tun - das ist so kein Leben mehr!


    Es ist ein aufschlussreiches Buch, das ermuntert, sich kritisch mit Fragen zur Religion zu befassen. Es zeigt auf, wie das Leben im Exil ist, wie furchtbar das Leben im Zeugenschutz ist. Es zeigt auf, dass sich in unserer Gesellschaft etwas ändern muss.
    Interessant war zu sehen, dass Holland in etwa die gleichen Probleme wie Deutschland hat, hier sollte vielleicht gemeinsam gearbeitet werden, um wirklich effektiv zu sein.


    Trotz des Fehlers im ersten Satz ist dies Buch wirklich lesenswert, es ist aufschlussreich, es ist flüssig zu lesen, wenn auch im ersten Teil 50 Seiten weniger gut getan hätten.


    Bibi

  • Ich muß ganz offen sagen, daß ich gerade Ayaan Hirsi Ali etwas schwierig finde als Galeonsfigur der 'Freiheit-für-islamische-Frauen'- Bewegung.
    Immerhin stolperte eine niederländische Ministerin so sehr über den Fall, daß es Neuwahlen geben mußte.
    Die Probleme mit ihrer Staatsbürgerschaft entstanden nicht, weil sie eine Frau ist und verfolgt war, sondern weil sie falsche Angaben gemacht hat. Sie hat sich nicht nur 'einen guten Namen gemacht'.
    Manches in ihren Auftritten in den Niederlanden ist diskussionsbedürftig. Ob das muslimischen Frauen nützt, sei dahingestellt.
    Diskussionsbedürftig ist auch die Verbindung mit Theo van Gogh und damit den hochkonservativen katholischen Kreisen, denen er angehörte. Dazu gehört auch die Universität Limburg, an er und die ehemalige Ministerin Verdonk studiert haben.


    Ich habe große Probleme, das Ganze einzuschätzen. Daß die Informationen darüber fast ausschließlich auf niederländisch sind, macht es nicht einfacher.


    edit wegen Verschreibung 'Leiden' statt richtig 'Limburg'. Meine Entschuldigung geht an Leiden, daß ich die Uni mit extremem Katholizismus in Verbindung gebracht habe. Sowie deutlich machen, daß 'beide' sich auf die Ministerin bezieht, die über Hirsan Ali gestolpert ist.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Hm....dann wird das Buch erst recht interessant für mich. Etwas einfach Einzuschätzendes wird immer weniger etwas für mich...seltsam eigentlich.


    Hast Du dann noch einen guten anderen Buchtipp, Magali?

  • Zitat

    Original von magali
    Ich muß ganz offen sagen, daß ich gerade Ayaan Hirsi Ali etwas schwierig finde als Galeonsfigur der 'Freiheit-für-islamische-Frauen'- Bewegung.


    Damit habe ich auch Schwierigkeiten.
    Ich muß zugeben, daß ich sie anfangs (vor Jahren) für ihren Mut und ihr Auftreten fast bewundert habe, obwohl sie der "verkehrten" Partei angehörte. Im Laufe der Zeit ist das Bugbild jedoch immer mehr abgebröckelt, nicht zuletzt wegen ihrer Verbindung mit van Gogh.
    Manchmal fand ich es einfach zu übertrieben, wie sie sich gegen den Islam kehrte und ich gewann den Eindruck, daß es ihr mehr um "Auffallen um jeden Preis" ging.
    Die Beschuldigungen von ihrer Parteigenossin Fremden-Minister Verdonk, die ihr beinahe die niederländische Staatsbürgerschaft kostete, machte sie mir fast schon wieder sympathisch. Vielleicht auch wegen meiner immensen Apathie gegen Verdonk, die ich das schlimmste seit Pim Fortuin finde, was die Niederlande überkommen könnte.

  • Zitat

    Original von magali
    Ich muß ganz offen sagen, daß ich gerade Ayaan Hirsi Ali etwas schwierig finde als Galeonsfigur der 'Freiheit-für-islamische-Frauen'- Bewegung.


    Sicher ist Ayaan Hirsi Ali nicht DIE Gallionsfigur, aber irgendjemand muss ja damit mal anfangen :-)


    Zitat

    Original von magali
    Die Probleme mit ihrer Staatsbürgerschaft entstanden nicht, weil sie eine Frau ist und verfolgt war, sondern weil sie falsche Angaben gemacht hat.


    Die sie aber niemals verheimlicht hat, vor ihrer Wahl wusste jeder ihrer Kollegen davon.


    Zitat

    Original von magali
    Manches in ihren Auftritten in den Niederlanden ist diskussionsbedürftig. Ob das muslimischen Frauen nützt, sei dahingestellt.


    Nicht nur die Auftritte in Holland sind diskussionsbedürftig, ich würde sämtliche ihrer Aussagen gern zur Diskussion stellen, auch ihr Buch "Ich klage an" wäre einer Diskussion würdig.
    Ich denke schon, dass es einigen muslimischen Frauen nutzt, was sie (und auch andere) tun und getan haben, gerade in Bezug auf die weibliche Genitalverstümmelung sind hier doch erhebliche Verbesserungen zu nennen und auch im Bereich der Rechtssprechung im Bezug auf Zwangsheiraten hat es in Deutschland Verbesserungen gegeben, inwieweit man damit jetzt die betroffenen Frauen wirklich erreicht, ist natürlich noch ein anderes Thema. Aber es gab schon Verurteilungen in Deutschland aufgrund des geänderten Paragraphen.


    Ich möchte aber auch nochmal betonen, dass ich Ayaan Hirsi Ali als Figur sehe, die vor jeglichem religiösen Fanatismus warnt, denn auch der aktuelle christliche Fundamentalismus ist nicht zu unterschätzen - daher habe ich auch in meiner Rezi statt "islamisch" meist religiös geschrieben. Zumal Zwangsheiraten, Ehrenmorde, Genitalverstümmelung kein islamisches Phänomen sind, dort kommen sie verstärkt vor ja, sind aber weltweit bekannt und leider auch noch angewandt.


    Und natürlich muss man die Dinge gerade in solchen Debatten immer ganz genau betrachten, da es hier um die persönliche Religion geht, Ayaan Hirsi Ali hat nicht immer alles richtig gemacht, genauso wenig wie Seyran Ates, Necla Kelek, Fatma Bläser oder Serap Cileli. Man muss diese Geschichten genauestens kennen und von beiden Seiten betrachten.


    In der Autobiographie von Hirsi Ali gelingt ihr dies eigentlich sehr gut, auch sie war ja eine zeitlang sehr religiös und so beschreibt sie gelungen beide Seiten, beleuchtet Begründungen und Werte. Daher finde ich dieses Buch schon sehr wichtig für die aktuellen Diskussionen.

  • Mein Problem ist, daß es nicht um Religion geht, sondern um Politik.
    Die 'Religion' ist ein Vehikel für bestimmte politische Richtungswechsel, die ich bedenklich finde.


    Wilma
    Die Verbindung Verdonk-Hirsan Ali ist eines der Dinge, die mir quer kommen.


    Ikarus


    nein, leider nicht. Ich bin selber nur durchs wilde Surfen im Netz auf das Problem gestoßen. Ich wollte einfach mehr Information über die ganze Sache.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @Magali...die Frage ist eh, ob man Religion überhaupt von Politik je trennen konnte und je können wird.


    Hm...dann kauf ich mir wohl erstmal das Buch (oder leih`s mir aus) ...irgendwo muß man ja schließlich anfangen. Ich hab mit der muslimischen/islamischen Kultur und Religion bisher nicht allzu viel Erfahrung (zugeben muß)...aber aus privaten Gründen kommen wir da wohl nicht mehr dran vorbei.


    Danke trotzdem, Magali :-)