Alles ist erleuchtet -- Jonathan Safran Foer

  • Alles ist erleuchtet -- Jonathan Safran Foer


    Klappentext:
    Ein junger Amerikaner reist durch die Ukraine. Lebt die noch, die Frau, die seinem jüdischen Großvater während der Nazizeit das Leben gerettet hat? In einem klapprigen Auto macht er sich auf die Suche nach einer gespenstischen Vergangenheit. Seine Reiseführer sind ein alter Ukrainer und dessen Enkel Alex, der ein herrlich verrücktes Englisch spricht. Ein wundersames Roadmovie, ein unwiderstehlich verspieltes Buch: Herzzereißend, komisch und tieftraurig.


    Der Autor:
    Jonathan Safran Foer wurde 1977 geboren und studierte in Princeton Philosophie und Literatur. Sein erster Roman "Alles ist erleuchtet" war ein sensationeller Erfolg und wurde in mehr als 20 Ländern verkauft. Foer lebt und arbeitet in New York. Sein zweiter Roman "Extrem laut und unglaublich nah" erschien 2005.


    Originaltitel: Everything is illuminated


    Meine Meinung:
    Es fällt mir ziemlich schwer, meine Meinung zu diesem Buch in Worte zu fassen. Wie habe ich es empfunden? Das Buch war verrückt, übertrieben, durchgedreht, komisch. Wirklich lustig war vorallem die Sprache von Alex, der versucht englisch zu schreiben, was ihm auch gelingt bis auf sehr witzige und originelle Fehler. Jedenfalls waren sie in der deutschen Übersetzung witzig und originell. ;-)
    An vielen Stellen hat es mich vom Stil und Inhalt her an Isabel Allende's Bücher erinnert. Es hat oft eine ganz ähnliche Grundstimmung. Würde mich nicht wundern, wenn der Autor ihre Bücher gelesen hat...
    Passagen zwischendrin waren auch mal eher langweilig zu lesen. Das lag auch daran, dass das Buch immer zwischen zwei Geschichten hin und her springt und man sich dann immer erst wieder kurz in die andere Erzählperspektive einfinden muss.
    Und naja, der Autor hat ein seltsames Verhältnis zu Sex :pille. Manchmal ist es lustig, oft genug ziemlich verrückt und manchmal nervt es auch.
    Das Buch war aber auch noch mehr. Es ist tiefsinnig und vorallem am Ende unendlich traurig. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mich gefühlsmäßig so mitgenommen hat.

  • Hi Leilani,
    jaaa und ich bin schon sehr gespannt auf unseren Filmeabend!!! Wobei ich sehr sehr skeptisch bin, ob man dieses Buch so verfilmen kann, dass es nicht irgendwie dumm oder lächerlich wirkt. Wir werden sehen. :-]

  • Jeanne , dem Filmabend steht nichts mehr im Weg.


    Ich hab das Buch jetzt auch gelesen und kann mich deiner Meinung anschließen. Es ist unglaublich schwierig was zu formulieren, das meine ganzen Gefühle, die ich während des Lesens hatte, umfasst.
    Anfangs hat mich das gebrochene Englisch genervt. Aber mit der Zeit hab ich Sascha mit seiner Sprache lieb gewonnen und öfters entstanden dadurch sehr lustige Fehler.
    Es gab wirklich seltsame Passagen, die ich sehr konfus fand (dazu gehören auch einige Sexszenen

    . An anderen Stellen musste ich lachen, weil Saschas Opa und Sascha Figuren sind, die einen zum Lachen bringen. (obwohl sie das ja nicht immer beabsichtigen) Und dann gab es aber auch Passagen, die wirklich traurig waren...
    Ich denke nicht, dass ich alle Verwandtschaftbeziehungen und das,was mir der Autor in manchen Abschnitten sagen wollte (falls er das wollte) verstanden habe...
    Das Buch ist ganz anders als viele Bücher, die ich sonst gelesen hab. Ich kann es weiterempfehlen, weil es einen ganz anders als andere Bücher berührt.
    Vielleicht lese ich es auch irgendwann noch mal, in der Hoffnung beim zweiten Mal lesen mehr zu verstehen...


    Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie es im Film umgesetzt wurde

  • Hallo!


    Ich lese das Buch gerade, bin zwar erst bei Seite 100, kann Euch aber beipflichten, dass es ein sehr eigenwilliges Buch ist! Einerseits völlig abgedreht, mit absurden Szenen und richtig "amerikanischen" Dialogen, doch der Hintergrund ist doch ein tieftrauriger.


    Ich wäre sehr neugierig, wie es sich im Original liest, kann mir aber vorstellen, dass dies (aufgrund des gebrochenen Englisch von Alex) sehr schwierig sein muss.
    Ich denke doch, die Übersetzung ist sehr gelungen, kann dies aber natürlich nicht beurteilen ohne ins Original "hineingelesen" zu haben.


    Den Film habe ich mir auch schon organisiert, aber zuerst werde ich das Buch zu Ende lesen.


    Mit meinem Schlussfazit melde ich mich hier an dieser Stelle wieder! :wave

  • Jersey
    Ich hatte die englische Ausgabe aus der Bücherei und wollte es erst auf englisch lesen, hab dann aber wieder aufgegeben. Es ist wirklich schwer, aber mir ist ehrlich gesagt nicht aufgefallen, das etwas falsch ist. Daher bin ich froh, dass ich doch auf deutsch umgestellt habe, sonst wäre mir vieles entgangen!

  • So, ich bin jetzt auch durch! :-]


    Es ist gar nicht so leicht, die Eindrücke zu diesem Buch halbwegs vernünftig zusammen zu fassen. Es liest sich wie ein Schelmenroman, die unglaubliche Reise der drei Kreaturen in ihrem klapprigen Gefährt lässt eine vergnügliche Abenteuerfahrt erahnen, wäre der Hintergrund nicht so traurig. Die Geschichte ist voller Situationskomik, Wort- und Irrwitz und fast schon Absurdigkeiten, dennoch wird das Schicksal der osteuropäischen Juden während des 2. Weltkrieges sehr berührend und bedrückend geschildert, ohne zu verharmlosen. „…weil humorvoll die einzige wahrheitliche Art ist, eine traurige Geschichte zu erzählen“ (S.81) – dieser Satz liegt dem Buch zu Grunde, das Jonathan Safran schreibt.


    Einen besonderen Charme machen die "Dolmetschkünste" des jungen Alex aus. Seine Übersetzungen sind in Bezug auf Wortwahl und Grammatik sehr erstaunlich! Hier ist wohl ein Lob dem Übersetzer des Romanes (Dirk van Gunsteren) auszusprechen.


    Durch den Aufbau der Geschichte – das Buch besteht aus drei abwechselnd erzählten Handlungsstränge, ist der Leser natürlich gefordert, den Überblick zu bewahren.
    Zum einen wird die Reise des Jonathan Safran durch die Ukraine – auf den Spuren seiner Familie – im Jahr 1997 geschildert. Im Zuge dieser Reise schreibt er einen surrealen Roman über das Leben der Juden in Osteuropa, am Beispiel des Schtetls Trachimbrod und verarbeitet darin seine familären Wurzeln.
    Zum anderen wird diese 2-tägige Reise von Alex kommentiert, der mit seinem Großvater Alexander den amerikanischen Juden auf dieser Reise begleitet und als Dolmetsch fungiert.
    Der 3. Strang behandelt den Briefwechsel zwischen Alex und Jonathan Safran. Jonathan Safran schickt Alex immer wieder Kapitel seines Buches zum Korrigieren, Übersetzen bzw. eigentlich auch zur Beurteilung. Alexander antwortet ihm und versorgt ihn auch gleich mit den Neuigkeiten aus seiner Familie.


    Langsam verweben sich die Stränge, Zusammenhänge lassen sich erahnen und auch der Eindruck, dass Alex’ Großvater ein Geheimnis zu verbergen hat, verhärtet sich…


    Alles in allem ein sehr beeindruckender Roman des jungen Schriftstellers Foer. Ich habe von ihm bereits „Extrem laut und unglaublich nah“ gelesen, doch „Alles ist erleuchtet“ hat mich nun wirklich überzeugt!


    Das Buch wurde 2005 verfilmt.
    Der Film liegt bereit, ich werde ihn mir in den nächsten Tagen ansehen und mich hier an dieser Stelle wieder melden

  • In der Zwischenzeit habe ich auch den Film gesehen und kann diesen ebenfalls sehr empfehlen.


    Es ist ein recht ruhiger, stimmiger Film, der von Eindrücken, Gesten, Mimik, Landschaftsaufnahmen und einer sehr eigenwilligen aber angenehmen Hintergrundmusik geprägt ist.


    Allerdings halte ich es schon für wichtig, das Buch vorher zu lesen, denn ansonsten findet man wohl nicht so richtig in den Film hinein bzw. versteht wohl auch nicht alle Vorgänge. Aber als Ergänzung und Abrundung absolut empfehlenswert!

  • Gestern habe ich den Film gesehen!
    Bei all den Filmen, die ich so sehe, ein wahres Kleinod!
    Skurril und gefühlvoll! ( Ich habe herzlich gelacht und auch geweint!)


    Dank der Rezensionen hier, bin ich sicher, das Buch könnte mir um so mehr gefallen! Deshalb werde ich es mir gleich mal bestellen!

  • Der Anfang von "Everything is illuminated" fiel mir etwas schwer, weil er mit Alexander Perchovs seltsamem Englisch beginnt. Seine Teile des Romans sind aufgrund der seltsamen Grammatik und falschen Wortwahl sehr humorvoll und voller Situationskomik, aber auch sehr verquer.


    Das "Problem" ist, dass ich seine Sätze lese, dann versuche, sie in korrektes Englisch zu übersetzen, um danach noch die Übersetzung ins Deutsche vorzunehmen. Nach diversen Kapiteln in seiner abstrusen Sprache lachte ich mich nur noch weg! Mein neuer Lieblingssatz (nachdem er Jonathan kennenlernt) ist: "I was underwhelmed to the maximum." (In einer deutschsprachigen Rezension habe ich gelesen, dass es folgendermaßen übersetzt wurde: "Ich war total unterwältigt.")


    Interessanterweise verbessert sich sein Englisch im Verlauf der Berichte zunehmend (sicher bedingt durch seinen regen Austausch mit Jonathan nach der Reise) und ab einem bestimmten Punkt entspricht die Stimmung seiner Berichte der allgemeinen Atmosphäre.


    Zudem hat es auch etwas gedauert, bis ich verstanden habe, dass es drei verschiedene Erzählebenen gibt:


    Alexanders Briefe
    die Geschichte von Trachimbrod
    die Reise von Alexander und Jonathan



    Die Geschichten sind allesamt harter Tobak! Zum Lesen nebenbei eindeutig nicht geeignet, aber wenn man sich die Zeit und Muße nimmt, die Bewohner von Trachimbrod und Kolki kennenzulernen, leidet man mit ihnen, lacht mit ihnen über die skurrilen Persönlichkeiten, die in jeder Epoche auftreten und versucht mit ihnen, die Liebe zu ergründen.


    Bei der Lebensgeschichte von Yankl, der in Trachimbrod lebt, bin ich von Ton und Grundstimmung an Leo Gursky aus "Geschichte der Liebe" (Nicole Krauss)erinnert. Eine wunderschön-melancholische Atmosphäre, zwischen Traurigkeit und Hoffnung.


    Kurze Zeit nach der Lektüre habe ich auch den Film gesehen und finde ihn sehr gut! Er fängt die Stimmung gut ein - wunderschöne Bilder, melancholische und kraftvolle Musikuntermalung sowie vordergründig einfache Unterhaltungen mit viel Aussagekraft transportieren die Geschiche in einfacher klarer Weise! Die Geschichte des "Shtetls" Trachimbrod wird auf ein Minimum reduziert, aber das schadet dem Film in keinster Weise. Die Kombination von Leiden und Galgenhumor werden jeweils wundervoll transportiert und rühren ans Herz!


    PS: Wer den Roman im Original lesen möchte, sollte schon sehr gute Sprachkenntnisse haben, um nicht völlig zu verzweifeln!

  • Das Erstlingswerk von Jonathan Safran Foer ist ein eigenwilliges, teils sperriges, ungemein kreatives und sowohl tieftrauriges als auch immer wieder sehr komisches Buch, das mich emotional ziemlich mitgenommen hat und ein Gefühl hinterläßt, das schwer zu beschreiben ist. Die drei Erzählperspektiven, die der Autor gewählt hat, unterscheiden sich stark voneinander und fügen sich doch zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen, in dem vordergründiger Humor mit Melancholie und Traurigkeit vermischt sind.
    An einigen Stellen der erfundenen Familiengeschichte seiner Vorfahren in Trachimbrod übertreibt es der Autor für mich mit der Phantasie, und bei den Geschichten über die bizarren sexuellen Eskapaden des Großvaters Safran fühlte ich mich stark an John Irvings Romane erinnert. Die Figurenzeichnung hingegen ist durchgehend großartig, sowohl was die Einwohner Trachimbrods betrifft als auch den anfangs großmäuligen Alex, bei dem ich nie das Gefühl hatte, er wäre konstruiert oder überzeichnet. Auch Alex´ Großvater ist eine beeindruckende Figur, vor allem gegen Ende hin nimmt er eine wichtige, zentrale Stellung ein.
    Ob das Debut von Jonathan Safran Foer besser ist als "Extrem laut und unglaublich nah", kann ich nicht wirklich sagen; die Bücher sind doch sehr verschieden. Gemeinsam haben sie eine ungemeine Kreativität, große Beherrschung der Sprache und das Auslösen von Emotionen beim Leser. "Alles ist erleuchtet" ist für mich zumindest das intensivere Buch, das emotional mehr mitnimmt und trotz einiger Schwächen eine starke Sogwirkung entfaltet. Lesenswert sind sie alle beide, sofern man Interesse hat an Literatur abseits der ausgetretenen Pfade.

  • Eine der besten Filmumsetzungen, die ich je gesehen habe. In den Roman selbst bin ich nicht sehr gut reingekommen, aber der Film hat mich letztendlich überzeugt und er ist einer der wenigen, den ich mir immer und immer wieder anschauen kann. Ein Stück Zeitgeschichte, von der jeder was hat.


    Denn wir alle wollen doch wissen, wo unsere Wurzeln liegen.


    :wave Ruhrmaus

  • Ich habe das Buch am Wochenende ausgelesen, und kann mich im wesentlichen der Stimmung hier anschließen.
    Das Buch ist... anders. Was aber durchaus positiv gemeint ist. Die Passagen aus der Sicht von Alex fand ich großartig... bei der Vegetarierszene habe ich so schmunzeln müssen, herrlich! Diese ganze Grundsituation der Reisegesellschaft ist so abstrus: den Dolmetscher mit dem verqueren Englisch, der Großvater, der sich für blind hält, aber dennoch als Fahrer fungiert und kein Wort englisch spricht, seine gestörte Blindenhündin, die einen Narren an dem Amerikaner gefressen hat, der wiederrum ein eher gespaltenes Verhältnis zur Hundewelt pflegt... und alle zusammen in das Auto gepfercht auf der suche nach einer Frau und einem Dörfchen.


    Die Rückblenden in das Städchen Trachimbrod haben mich zunächst wenig fesseln können.. das war mir zum Teil zu langatmig und ergab zuerst wenig Sinn für mich. Erst etwas später fand ich auch in diesen Handlungsstrang hinein. Gerade dort war sehr viel deutlichere Fiktion dabei, die zwar komplett überzogen war, aber dennoch irgendwie so hingenommen werden konnte von mir, und mir auf ihre unglaubwürdige Weise auch gut gefallen hat.


    Beeindruckt hat mich sehr, wie Foer den Leser fast schwerelos durch diverse Stimmungswechsel geführt hat, ohne dabei ins Krampfige hineinzurutschen oder die Verbindung zum Leser zu verlieren.
    Im einen Moment war man emotional berührt, im nächsten konnte man schon wieder schmunzeln.


    Bei mir bekam das Buch gute 8 von 10 Punkten. Lesenswert!

  • Ich habe das Buch gerade beendet, allerdings im Original, weswegen ich es stellenweise ziemlich anstrengend fand. In den Kapiteln, in denen Alex erzählt, habe ich mich zu sehr darauf konzentriert, den Wortwitz zu verstehen, weswegen ich ein wenig länger als üblich zum Lesen gebraucht habe. Trotzdem wird mir sicher einiges entgangen sein. ;-)
    Eine richtige Beschreibung fällt mir auch schwer, aber im Großen und Ganzen kann ich mich dem Grundtenor hier anschließen. Eine sehr berührende Geschichte, humorvoll, streckenweise ein wenig abgedreht und seltsam, und auch mich haben die Eskapaden von Jonathans Großvater ein wenig... irritiert, um es einmal vorsichtig auszudrücken. :grin
    Vielleicht werde ich es noch einmal auf Deutsch lesen, vor allem, weil es mich interessiert, wie Alex' Schreibstil hier aussieht und was ich alles überlesen habe.