Die Weimarer Republik. Eine unvollendete Demokratie - Horst Möller

  • Amazon Kurzbeschreibung
    Die erste deutsche Republik wurde 1918 nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ausgerufen und stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Alleinschuld am Krieg und die harten Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles waren eine schwere Hypothek; autoritäre, nationalistische und links- wie rechtsradikale Strömungen untergruben das Vertrauen in den demokratischen Staat ebenso wie Wirtschaftskrisen, Inflation und Arbeitslosigkeit. Horst Möller schildert anschaulich die Entwicklung von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und - in einem neuen Kapitel – Kultur in der Weimarer Republik. Sein Fazit: »Der Staat von Weimar konnte das nicht leisten, was die Deutschen von ihm erwarteten und leistete doch viel mehr, als unter den extremen Bedingungen seiner Existenz erwartet werden konnte.«


    Meine Meinung:
    Das Buch ist ein Muss, wenn es um politische Bildung geht. Der Autor beschreibt anschaulich die Hintergründe vieler politischer und letztlich auch militärischer Entscheidungen vor denen die Regierung der Weimarer Republik stand. Die Staatsbildung Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg bzw. bereits während dessen absehbaren Ende ist ein Lehrstück der Demokratie, und der Autor versteht es den Berg an Schwierigkeiten, den solche Menschen wie Friedrich Ebert bewältigen mussten, klar und verständlich für den Leser aufzubereiten.
    Schnell wird deutlich, dass nicht nur die unzumutbaren Forderungen der Siegermächte an das besiegte Deutschland an den Grundfesten der jungen Demokratie rüttelten, sondern das der Widerstand durchaus auch aus den Reihen kommunistischer und monarchistischer Gruppierungen eine erhebliche Hypothek war. Hin- und hergerissen zwischen inflationärer Geldentwertung, einer Gerichtsbarkeit, die politische Morde nur unzureichend verfolgte, einer Reichswehr, deren Position zur Regierung alles andere als gefestigt war und jeder Menge politischer und militärischer Auseinandersetzungen im Inneren, wird deutlich, wie schwer und letztlich auch folgenreich so manche Entscheidung und mancher Wahlausgang für diese Demokratie war, wie z. B. die Wahl Hindenburgs nach Eberts plötzlichem Tod.


    Geschichte wird hier lebendig und greifbar gemacht. Wer wissen will, warum es die NSDAP und ihre Gefolgschaft Anfang der 30er Jahre bis an die Spitze der Macht geschafft hat, der sollte wissen, was lange vorher zum Scheitern der Weimarer Republik geführt hat, und welche Fehler gemacht wurden, die aus heutiger Sicht vielleicht vermeidbar gewesen wären. Lesen!


    Gruss,


    Doc


    edit: Tippfehler

  • Vielen Dank für die Rezension, Doc! Ich glaube, du hattest das Buch kürzlich schon irgend wo hier erwähnt und seit dem steht es ganz oben auf meiner Liste. Nun werde ich es tatsächlich so bald wie möglich bestellen. Daran wird mit Sicherheit auch Herr Ronja Interesse haben. :grin

  • Das hört sich alles sehr interessant an. Ich beschäftige mich in letzter Zeit sehr mit der Geschichte Deutschlands, angefangen bei Bismarck bis hin zum Anfang des zweiten Weltkrieges. Da kommt mir dieses Buch zur richtigen Zeit.


    Doc Hollywood :


    Eine Frage hätte ich allerdings: Wie ist dieses Buch aufgebaut? Ist es in Kapitel unterteilt, die Sinn machen (manche, meist billige, Sachbücher sind nicht sehr sinnvoll gegliedert)? Und hat dieses Sachbuch irgendwelche Abbildungen/Schaubilder? Ich finde es immer sehr hilfreich, wenn man den Aufbau einer Verfassung o.ä. als Bild sieht und nicht in einem zusammenhängenden Text vorgelegt bekommt.

  • @Coyote
    Nach einer Einführung ins Thema gliedert sich das Buch in drei große Bereiche:
    I. Zwei Reichspräsidenten - Chance und Scheitern
    II. Entstehung und Bewährungsproben - 1919-30
    III. Krisensymptome und Auflösung


    Jeder dieser drei Bereiche gliedert sich nochmals in mehrere einzelne Kapitel, die meist chronologisch die ganzen Ereignisse und Entscheidungen beinhalten. Natürlich lässt sich eine strenge zeitliche Abfolge nicht immer durchhalten, da der Autor verständlicherweise zur Erläuterung manchmal vorgreifen muss oder einen kurzen Rückblick einstreut, um Sachverhalte deutlich zu machen.


    Es gibt keine Schaubilder und auch keine Fotos, was mich allerdings nicht gestört hat. Ein umfassender Quellennachweis am Ende rundet das Ganze umfasssend ab.


    Gruss,


    Doc