Sanktionen gegen Österreich: Waren Sie gerechtfertigt?

  • Nun sind sie ja schon einige Jahre her: Die EU-Sanktionen gegen das kleine Österreich.


    Nachdem die neue Regierung Schwarz-Blau von BP Klestil angelobt wurden, gingen die Wogen in der EU hoch. Es wurden Sanktionen beschlossen, die 3 Weisen (spezielle Abgeordnete) wurden nach Österreich gesendet um zu klären, ob Österreich nun ein gefährliches Land ist oder nicht.
    Österreich wurde monatelang wie Luft behandelt, im EU-Parlament sprach man mit keinem Abgeordneten oder höheren Politiker, der irgendetwas mit dem Alpenland zu tun hatte.
    Gerade die deutschen Politiker zeichneten sich durch die Ausgrenzungspolitik aus, sagte doch Herr Fischer einst, ob er sich eines Tages dafür entschuldigen würde, "Einen Teufel werd ich tun".
    Bald darauf wurden die Sanktionen beendet.


    So meine Diskussionsfrage: Waren für euch die EU-Sanktionen gerechtfertigt?
    Waren sie sinnvoll?


    mfg

  • Zumindest hat ein grosser Teil der Bevölkerung (zumindest der europäischen) plötzlich Kenntnis davon genommen, dass da was passiert ist, dass Aufmerksamkeit verdient. Insofern fand ich es richtig mit drastischen Mitteln auf solche bedenklichen Entwicklungen hinzuweisen.


    Über die tatsächliche Gefahr, die von Österreich ausgehen könnte, unterhalten wir uns, wenn ihr euren ersten Flugzeugträger gebaut habt. :-)


    Grundsätzlich bin ich natürlich für Sanktionen gegen Österreich: ich sach' nur moderne Wegelagerei. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Zumindest hat ein grosser Teil der Bevölkerung (zumindest der europäischen) plötzlich Kenntnis davon genommen, dass da was passiert ist, dass Aufmerksamkeit verdient. Insofern fand ich es richtig mit drastischen Mitteln auf solche bedenklichen Entwicklungen hinzuweisen.




    Ich zähle mal ähnliche Entwicklungen auf, die von der EU nicht mit Sanktionen belegt wurden:


    • In Belgien verzeichnet der rechte Vlams Blok große Zuläufe
    • Ich nenne Charles Pasqua, dem noch größere Erfolge zugetraut werden, als einst dem Front National Jean-Marie Le Pens
    • In Dänemark verzeichnet die fremdenfeindliche Volkspartei unter Pia Kjaersgard riesige Erfolge
    • In Norwegen ist die rechte Fortschrittspartei zweitstärkste Kraft im Parlament
    • In Italien titelt das Zentralorgan der Lega Nord Umberto Bossis: "Haider und Lega, Wahlverwandtschaften".
    • Der deutsche Innenminister Otto Schily fordert einen Zuzugsstopp für Ausländer
    • Tony Blair in Großbritannien tritt für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber jugendlichen Straftätern ein


    Ich bin absolut gegen Herrn Haider, aber ich finde, dass man hier mit zweierlei Maß misst.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Du hast Recht Alice. Eine so tiefgreifende Einmischung in Belange eines souveränen Landes sind einfach nicht richtig. Sicher, wenn die Österreicher plötzlich auf die Idee kämen, Bayern zu annektieren (da würde ich vielleicht sogar noch den Österreichern einen Orden zuerkennen) oder wenn sie wirklich eine echte Bedrohung für den Weltfrieden wären, dann wären solche Sanktionen angebracht.
    Übrigens, Doc, als ich damals die Nase von dem Nepp voll hatte, verlegte ich mein Urlaubsdomizil von da an aus Tirol in den Schwarzwald. So einfach geht das.
    Also nochmal klar gesagt: eine solche Einmischung ist unfair und nicht tragbar.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Sicher, wenn die Österreicher plötzlich auf die Idee kämen, Bayern zu annektieren (da würde ich vielleicht sogar noch den Österreichern einen Orden zuerkennen)


    Aber nur, wenn wir Franken bleiben dürfen! Ich sag nur:
    " frei - statt Bayern!" :-]

  • Hi!


    Sie waren nicht gerechtfertigt. Ich könnte hier Romane über das Thema schreiben, weil mir schon bei der bloßen Erinnerung daran der Hut hochgeht. Aber nur soviel: Die FPÖ war eine legitim gewählte Partei. Und - ganz nebenbei - eine die zu dem Zeitpunkt schon einige Jahre Vertreter im Europäischen Parlament hatte. Selbst wenn wir Ösis so blöd - oder böse - wären, eine gefährliche Partei im Parlament zu haben, sollte man doch von den allwissenden EU-Wächtern erwarten, daß sie eine solche niemals im EU-Parlament geduldet hätten.
    Und ich werde einen Teufel tun, jemals anderer Meinung zu sein, als diese Sanktionen für eine Riesensauerei zu halten, die unser Land zu Unrecht in den Dreck gezogen hat.
    Basta.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo,


    ich fand die ganzen Sanktionen einfach nur lächerlich.


    Es kann nicht sein, dass ein Land nach einer normalen demokratischen Wahl boykottiert wird. Auch wenn Haider zweifelhafte Aussagen gemacht hat - auch wenn in der FPö einige dabei sind, die man am liebsten weggesperren sollte - die FPÖ ist schon langjährig eine anerkannte, demokratische Partei. Ich würde sie nie wählen, und habe gegen die Äußerungen Haiders protestiert.


    Doch kann ich ironischerweise hinzufügen, als in der FPÖ noch Rieß-Passer die Zügel in der Hand hatte (die FPÖ war plötzlich gar nicht mehr Rechts sondern in der Mitte, aber nur ganz kurz unter Passer und Grasser), war Österreich in der Wirtschaftslage den Deutschen hoch überlegen, es wurden sogar einige gute neue Gesetze eingeführt, die selbst Teile der Opposition lobten ... ;-)


    Wären Männer mit Fahnen aufmarschiert und hätten Sieg Heil geschrien, ich wäre für die Sanktionen gewesen.


    Hätte man Auslander benachteiligt, oder gar verfolgt, ich wäre für die Sanktionen gewesen.


    Hätte die FPÖ zweifelhafte Ideologien in Gesetze umgewandelt, ich wäre für Sanktionen gewesen.


    Absolut nichts ist passiert?!


    Währenddessen ganz Europa auf Österreich prügelte, sind in einigen großen Ländern Gruppen aufmarschiert, rechte Politiker feierten Erfolge, zum Teil wurde die Medien und Pressefreiheit eingeschränkt (Berlusconi), in Frankreich kommen über die Hälfte der antisemitischen Übergriffe in Europa vor, aber nein, hauen wir doch einfach auf Österreich drauf ...


    Ich bin noch immer unfassbar entsetzt, wenn ich an die Sanktionszeit denke. Seitdem ist ein Politiker Fischer bei mir unten durch.


    mfg

  • Als die Sanktionen verhängt wurden, war ich, blauäugig wie ich bin, der Meinung, dass ein Zeichen gegen Rechts gesetzt werden sollte. Inzwischen ist einiges Wasser die Isar und auch die Donau hinab geflossen und ich frage mich mittlerweile, ob ich in den falschen Film oder gar in ein Horrorkabinett geraten bin.


    Österreich wurde geprügelt, als eine Rechtspartei mit die Regierung bildete.
    Doch wer noch?
    In Italien gehören inzwischen die Lega Nord und die Neofaschisten zur Regierung. Den europäischen Proteststurm muss ich irgendwie überhört haben.
    In den Niederlanden waren die Rechtsradikalen zwischenzeitlich auch mal mit in der Regierung. Auch da muss ich die Reaktion Europas verschlafen haben. Ebenso bei der neuen dänischen Regierung.


    Irgendwie bleibt da ein komisches Gefühl im Bauch, und die Frage, ob hier mit zweierlei Maß gemessen wurde, oder war das Mascherlkabinett in Wien so viel gefährlicher für den Weltfrieden als die anderen nach rechts gedrifteten europäischen Staaten?


    Diese Ungleichbehandlung macht es einem nicht leicht, besonderes Vertrauen in die europäischen Politiker zu setzen. Der Grundsatz "Was schert mich mein Geschwätz von Gestern" scheint hier wohl alle Programme zu ersetzen.