Kiran Desai: Erbin des verlorenen Landes

  • Mir hat Kiran Desais Roman sehr gut gefallen. Sowohl der deutsche Titel, als auch der Klappentext sind jedoch vollkommen irreführend und daher kann ich verstehen, wenn viele Leser enttäuscht werden. Die Liebesgeschichte, die im Klappentext so hervorgehoben wird, ist nur eine Teilgeschichte unter vielen und ihre Protagonisten sicherlich nicht die Hauptpersonen im Roman. Sehr beeindruckt war ich, wie es Desai gelingt die vielen verschiedenen Konfliktlinien in der indischen Gesellschaft darzustellen, ohne das Buch vollkommen zu überladen.
    Leichte Kost ist es allerdings nicht, es ist nicht nur traurig, sondern an einigen Stellen auch sehr brutal.


    P.S. Kiran Desai beweist einmal mehr die Qualität der indischen Literatur. Als nächstes liegt "The White Tiger" von Aravind Adiga auf meinem Stapel.

  • Ich habe wahrscheinlich einen etwas verklärten Blick auf das Buch, aber ich werde trotzdem meine Meinung posten.


    Mir hat es sehr gut gefallen, es ist ein langsames Buch, d.h. man kann es nicht einfach so weg lesen und es ist deshalb bestimmt auch nicht für jeden etwas. Die Sprache ist wunderschön bildhaft bzw. auch geruchhaft und die Geschichte fügt sich erst nach und nach zu einem logischen Puzzle zusammen; das Ende ist relativ offen.


    Für alle die leise bis melacholische Töne und blumige (nicht im kitschigen Sinne) Sprache mögen unbedingt empfehlenswert.

  • Ein klarer Einblick in die Verhältnisse des Indiens der 80er-Jahre. Kein Hauch von Romantik, keine Verherrlichung der Landschaft, Liebe und anderer Zustände. Man muss sich ein bisschen in den Schreibstil einlesen aber es lohnt sich; und es ist eine kompakte Geschichte.


    Kein Stück Bollywood, kein Stück oberflächlich, dafür gibt es von mir 8 Punkte.


    Und Indien interessiert mich nach wie vor brennend, aber mit diesem Buch ist meine Überzeugung gewachsen, dass ich wohl niemals dorthin reisen werde.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“