Katja,
dein Bild mit dem Tee ist sehr unwahrscheinlich, denn Tee kannte man damals in Leipzig noch nicht. Es gab nur Kräutertränke, die wir heute zwar als Kräutertees kennen und trinken, aber das Wort hat halt damals noch gefehlt.
Mir schien es übrigens nicht verwunderlich, dass Margarete so kurz nach dem Missbrauch schon an Kinder denkt. Der Umgang mit solchen Vorfällen war ein ganz anderer. Erst in der jüngsten Zeit hat sich ja die Psychotherapie etabliert und damit die Aufarbeitung solcher Dinge. Zu Margaretes Zeit gab es nur zwei Sachen: Die Heilung der körperlichen Wunden und danach eine möglichst schnelle Verdrängung. Wie gesagt, der Umgang mit Missbrauch und Vergewaltigung war ein ganz anderer. Damals gehörten solche Geschichten schon fast zur Normalität.
Warum hat sich Priska nicht zu ihrer Schwester bekannt? Hmmm, vielleicht hat sie es. Vielleicht wird sie es noch tun. Für mich als Schreiberin zählt bei solchen Dingen nur eines: Ist das Outing für die Handlung, für die eigentliche Geschichte wichtig oder nicht. In diesem Falle habe ich mich für nicht so wichtig entschieden und überlasse ganz einfach den Leser/innen die Entscheidung, ob Priska sich als Schwester zu erkennen gibt oder nicht. Was würde ein Outing denn ändern? Eigentlich nicht viel, oder?